Weihnachtsbäume

  • Weihnachtsbäume
    (Nach einer wahren Gegebenheit)


    Der Kinder meistgeträumte Träume
    betreffen bunte Weihnachtsbäume.
    So sieht man vor den Feiertagen
    die Väter durch die Gegend jagen,
    um noch mit einem möglichst raschen
    und flotten Entspurt zu erhaschen,
    was Leute, eifrig wie die Raben,
    noch gnädigst steh‘n gelassen haben.
    So schleppen sie die Stachelstauden
    mit vielen Ächz- und Klagelauten
    nach Hause, um mit stolzem Zieren
    der Hausfrau nun zu präsentieren,
    was sie mit großen Mühn und Plagen
    soeben hinters Haus getragen.
    Doch siehe, statt ihn froh zu loben,
    fängt sie womöglich an zu toben,
    dass dieser Busch doch nie und nimmer
    wird aufgestellt im besten Zimmer,
    weil er, das denkt ja jeder sich,
    entschieden viel zu kümmerlich.
    So schultert denn die Axt der Recke,
    fährt mit dem Auto eine Strecke,
    läuft durch des Waldes Sumpfmorast
    und sucht sich einen Baum der passt.
    Der wird gefällt in aller Eile
    mit einem viel zu stumpfen Beile,
    der Schweiß rinnt triefend von der Stirne,
    dem Vater schwindelts in der Birne.
    Doch schon entstehen neue Plagen.
    Man muß das Ding zum Auto tragen,
    verschmutzt sich gar den Kofferraum
    mit dem verflixten Nadelbaum.
    Der Vater will nun stolz entweichen,
    da tönt es eben aus den Eichen:
    "Bleib schleunigst stehen, sapperlot,
    sonst pumpe ich dich voller Schrot."
    Es ist der Forst- und Waldungsmeister,
    den irgendwelche bösen Geister
    herbeigeführt mit leisem Laute,
    dieweil der Vater Bäume klaute.
    Nun will er, dieses bald ergibt sich,
    der Euro sechzig oder siebzig
    als Strafe für den armen Fiskus.
    Der Schmerz reicht bis in den Meniskus.
    Er zückt den Beutel resigniert
    und zahlt, dieweil er sich geniert.
    Doch eins kann Vater jetzt nicht fassen,
    man hat ihm seinen Baum gelassen.
    So führt mit halberfreutem Herz
    sein Auto er nun heimatwärts.
    In Unkenntnis, was vorgefallen,
    lässt nun auch hohes Lob erschallen
    die Hausfrau in der Kemenate
    und zieht die Kinderschar zu Rate,
    um nunmehr gründlich zu erhellen,
    wohin das Nadelholz zu stellen.
    Kaum ist das Werk vereint vollbracht,
    als man sich schon Gedanken macht,
    denn ein ganz ekelhafter Duft
    verpestet nun die Zimmerluft.
    Man prüft, ob etwa in der Küche
    entstehn die schrecklichen Gerüche,
    beziehungsweise ob die Katze
    verschmuddelt hat die Bettmatratze.
    Doch schließlich weiß man unbedingt,
    dass es der Baum ist, der so stinkt.
    Nun muss der Vater offenbaren,
    was ihm im Walde widerfahren,
    und jedem wird auf einmal klar,
    dass der Besitzer offenbar
    die Bäume sorgsam präpariert,
    damit man schnell die Lust verliert,
    sobald die lauen Zimmerlüfte
    erweichen die gefrorenen Düfte.
    Für die genannte Stinkepflanze
    bricht nunmehr niemand eine Lanze,
    so dass sie, wie man schnell geregelt,
    im Bogen aus dem Fenster segelt.
    Kaum ist der teure Baum entschwunden,
    als man sogleich nun unumwunden
    den mickrigen, der erst verachtet,
    schnell in das Wohnzimmer verfrachtet,
    wo er alsbald und auf der Stelle
    erstrahlt in seiner Kerzen Helle.
    :schneefall:

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