Aus alten Zeiten - Dies und Das

  • Geschichte der Dauerwelle
    Jahr
    Ereignis

    18. Jhd.
    Bereits im 18. Jahrhundert kannte man die Möglichkeit in sog. Postichhaar, also im Perückenhaar eine relativ haltbare Dauerkrause zu erzeugen. Dabei kochte man die Perücken ca. 8 Stunden lang in alkalischen Boraxwasser.


    Allerdings konnte diese Methode aus naheliegenden Gründen nicht am lebenden Objekt angewandt werden.

    1872
    Marcel Grateau entwickelt die nach ihm benannte Marcel-Ondulation. Diese auch als Wasserwelle bekannte Form der Haarumformung war nur wenig haltbar, da nur die Wasserstoff- und Salzbrücken geöffnet werden. Bereits bei hoher Luftfeuchtigkeit oder gar bei Regen war die ganze Pracht bedroht.

    1906
    Karl Nessler, der sich später, als er nach Paris zog Karl Nestlé nannte, erfindet die erste Heißwelle. Dabei wurden die mit einer alkalischen Lösung getränkten Haare spiralförmig auf Metallstäbe aufgewickelt (Spiralwicklung). Dann wurden diese Stäbe mit heißen Metallzangen stark erhitzt.



    Diese Methode hatte einige Nachteile. Zum Einen war diese Methode sehr langwierig (ca. 5 h) und zum Anderen blieben die ersten 4 cm am Kopf ungewellt. Die Prozedur war mit einer großen Unfallgefahr behaftet. Verbrennungen und Verätzungen durch zu starke alkalische Medien waren keine Seltenheit. Schließlich war die ganze Angelegenheit für die Haare schädlich, so dass das Ergebnis mitunter für die betreffenden Kundinnen mehr als enttäuschend war (meiner Meinung nach wirkt die Dame in der Abbildung ebenfalls etwas gequält).
    Lockende Pracht
    Auf dem Friseurstuhl sitzend schrie Katharina Laible aus vollem Hals – aber nicht vor Freude, nicht vor Entsetzen, sondern vor Schmerzen. Für die Erfindung ihres Mannes musste die tapfere Gattin ihren Kopf hinhalten – und bekam dafür die erste aller Dauerwellen.



    Hamburg – Nur als ihr die versengten Haare ausfielen, wurde die Frau etwas ungeduldig, heißt es. Aber da hatte sie die rund sechs Stunden andauernde Prozedur auch schon hinter sich. Inspiriert von der Natur, in der sich Gräser und Blumen bei herannahendem Regen zusammenziehen, aber nach zwei bis drei Stunden wieder ihre ursprüngliche Struktur zurückerlangen, hatte Karl Ludwig Nessler eine Mission: Glattes Haar sollte gewellt werden, und zwar dauerhaft.





    Jahrelang tüftelte der Friseur aus dem Schwarzwald an seiner Erfindung. Und so mussten die Frauen in seinem Umfeld leiden. Nesslers Schwester und seine spätere Frau Katharina Laible waren die Versuchsmodelle, deren Köpfe der Schustersohn immer und immer wieder mit verschiedenen chemischen Mixturen und heißen Zangen quälte. Häufig fielen die Haare seiner Probandinnen aus, zahlreiche Brandblasen überzogen ihre Kopfhaut.



    Am 8. Oktober 1906 war es nach langen Jahren der schmerzvollen Experimente so weit: Vor Kollegen in London präsentierte Nessler seine Erfindung. Die Haarsträhnen wurden um einen Metallstab geschlungen und mit einer in stinkenden Chemikalien getränkten Binde umwickelt. Eine Spezialzange wurde dann auf einer Gasflamme erhitzt, über die Konstruktion gestülpt und das Haar anschließend gekocht. Drei Jahre später verringerte sich das Risiko einer Dauerwelle deutlich: Elektrische Heizpatronen ersetzten die Zangen.




    Die «dauerhafte Haarwelle am lebenden Kopfe» war in den USA der letzte Schrei. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs zog Nessler nach New York, wo er in den folgenden Jahren zahlreiche Salons eröffnete und sogar Ehrungen von Frauenorganisationen erhielt.



    In Deutschland waren Dauerwell-Apparate seit 1943 von den Nazis verboten: Die eingesetzten Chemikalien wurden für die Kriegsproduktion benötigt. Ein englischer Professor entwickelte indes einen neuen Wellstoff, der es ermöglichte, die Haare ohne Hitzezufuhr zu formen. Bei Kriegsende setzt sich die Kaltwelle weltweit durch.



    In den siebziger und achtziger Jahren folgte die Blütezeit der gewellten Pracht. Auftoupierte Mähnen à la «Dallas» oder «Denver» waren ebenso wie die Miniplies einiger Fußballer der Trend schlechthin. Seither, so heißt es, habe man die Produkte erheblich verbessert.



    1924
    Josef Mayer löst zumindest das Problem des ungewellten Haaransatzes. Er erfindet die sogenannte Flachwicklung. Immerhin wurde bei diesem Verfahren auch auf die heißen Zangen verzichtet. Die Erhitzung erfolgt hier durch elektrischen Strom.





    Die Unfallgefahr wurde zwar ein wenig reduziert, war aber immer noch vorhanden. Allerdings hörte man nach Einführung dieser Technik auch von Unfällen durch elektrischen Schlag, was ja nicht unbedingt das ist, was man von einem Friseurbesuch erwartet.

    1948
    Eine Neuerung stellte die sog. Kaltwelle dar, bei der niedrige Temperaturen benutzt wurden. Zwar entfielen bei dieser Methode die Unfälle durch Verbrennungen, aber die verwendeten Chemikalien waren immer noch sehr aggressiv.

    1952
    Die sog. Thermwelle, stellte eine Art Kompromiss zwischen der Heiß- und der Kaltwelle dar. Die Temperaturen waren moderat, die Chemikalien weniger schädlich.

    1957
    Die saure Dauerwelle wurde als haltbare und sehr haarschonende Methode eingeführt. Bedauerlicherweise erwiesen sich die Wellmittel als allergen und hautunverträglich. Die saure Dauerwelle darf sein Anfang der 90iger Jahre nicht mehr benutzt werden.

    1961
    Eine wirklich sowohl für Haut und Haar schonende Methode war die Enzymdauerwelle. Sie setzte sich allerdings nicht durch, da sie nur wenig haltbar war.

    heute
    Heutzutage wird in den Salons die alkalische und mild alkalische Dauerwelle verwendet. Im asiatischen Raum ist noch die Cysteindauerwelle von Bedeutung (siehe Versuch 4)

    Zukunft
    Die Zukunft stellt nach Aussagen der Firma Wella die sog „intelligente“ oder „Hair-Scan“-Dauerwelle dar. Bei dieser Art der Wellung soll durch bestimmte Polymere garantiert werden, dass jeder Haarabschnitt genau die Menge an Wirksubstanzen erhält, die zur Wellung benötigt wird. Dadurch soll eine große Haarschonung und eine einheitliche Haarstruktur erreicht werden. Man darf also gespannt sein.


    so schaut es heute aus


    Sprich nie ein hartes Wort, womit Du jemanden kränkst. Du triffst vielleicht sein Herz, viel tiefer als Du denkst .

  • Zitat

    Geschichte der Dauerwelle
    Jahr
    Ereignis


    18. Jhd.
    Bereits im 18. Jahrhundert kannte man die Möglichkeit in sog. Postichhaar, also im Perückenhaar eine relativ haltbare Dauerkrause zu erzeugen. Dabei kochte man die Perücken ca. 8 Stunden lang in alkalischen Boraxwasser.


    Allerdings konnte diese Methode aus naheliegenden Gründen nicht am lebenden Objekt angewandt werden.


    toll Elviralein :heart: ich kann mich noch gut erinnern :totl:

  • Von meiner früheren Chefin weiß ich das bei der heißen Dauerwelle die Verbrennungsgefahr nicht nur für die Kundin bestand. Auch sie hatte oft verbrannte Finger. Bin ich froh das ich das nicht erlebte.
    Wobei auch einige meiner Mitschülrinnen damals die Ausbildung abbrechen mussten weil sie die Chemikalien nicht vertrugen.


    Gruß und Danke für die tollen alten Sachen, sei es in Bild oder Textform

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    Alles, was ich tue und was ich nicht tue, ist Öffentlichkeitsarbeit.
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