Ich war eine Betroffene !

  • Ich war auch drei Monate lang ein "Schweizer Kind".
    Die Schuhfirma Bally hat damals für die Kinder ihrer Wiener Angestellten ein Personal- Ferienhaus in Brunnen am Vierwaldstädtersee zur Verfügung gestellt.
    War eine tolle Zeit, und wir sind derart aufgepäppelt worden, dass so manche Mutter ihr Kind bei der Rückkehr gar nicht gleich erkannt hat.
    Wir wurden aber auch von Kopf bis Fuß neu eingekleidet, haben unglaublich schönes Spielzeug und jede Menge Schulsachen bekommen, und weil wir über Weihnachten dort waren, durfte jedes Kind einen Wunschbrief an das Christkind schreiben. Und wir Kinder waren total platt, als alle, aber auch wirklich alle Wünsche erfüllt wurden.
    Die ganze Aktion war eine wirklich tolle Geste von den Schweizern.

  • Tja außer das ich lange am Bodensee gewohnt habe, habe ich leider keine so schöne Begebenheit zu erzählen. Einfach nur schön :blinkh:


    :feechen:

  • Liebe Edith! so wie du war ich auch 3 Monate ein Schweizer Kind und so liebevoll behandelt bin ich worden ,alles habe ich bekommen was ich wollte.Ich war eine Vollwaise mit 7 Jahren und lebte nach dem Tod meiner Eltern bei meinen Großeltern in Wien und diese netten Pflegeeltern wollten mich Adoptieren... Gott sei dank haben meine Großeltern nicht eingewilligt, denn da hätte ich zu viel Heimweh gehabt, obwohl ich alles hatte...arm waren die ja nicht- hatten eine Schuhfabrick. Wir hatten noch lange Kontakt mit ihnen und ich habe noch jahrelang große Pakete feinste Schweizer Schokolade bekommen. Ich erinnere mich noch gerne an diese Zeit!

  • Ja, liebe Trude, das sind wunderschöne Erinnerungen an die Schweiz, gell?
    Und ich freue mich, dass wir eine so schöne Erinnerung teilen können.


    Ich hatte zwar meine Mutter (den Vater nicht mehr), aber die Zeit war wirklich schlecht, wir hatten nichts und ich war halb verhungert. In der Schweiz habe ich, weil es ja Winter war, zuerst einmal warme Kleidung bekommen. Und es gab nichts, wo ich hineingepasst hätte. Mir war alles zu groß. Sogar die gestrickten Strümpfe sind an meinen dünnen Wadeln heruntergerutscht.
    Ich erinnere mich noch an viele Details von damals, aber am besten daran, dass ich drei Monate lang gegessen, gegessen und gegessen habe. Und dann bin ich so kugelrund gewesen, dass meine Mutter mich, wie ich am Bahnhof angekommen bin, gar nicht erkannt hat
    :argl:

  • Ach jee - Trudchen und Brennnessel - ich bin ganz gerührt von euren Berichten *schnüff*


    Heute könnte man sich gar nicht mehr vorstellen, dass Kinder eben mal drei Monate in einem anderen Land leben ..
    Aber die Zeiten damals und der Hunger machten den Abschied wohl einfacher.


    Mein Vater hat die Zeit in der er immer Hunger hatte nie vergessen und oft davon erzählt.
    Schlimm ..


    @ Trudchen: wie kam es (wenn ich überhaupt fragen darf) dass du schon mit 7 Jahren Waise warst? :binweg:

  • Ja ich erinner mich auch sehr gerne an diese Zeit.
    :engel7:es war Krieg mein Vater fiel in Riga an der Front meine Mutter war OP Schester im Krankenhaus Linz und hat sich bei einer OP infiziert und war in 3Tagen Tot- meine Großeltern musssten unsere 4 Zimmerwohnug binnen 4 Tagen räumen und einen Lastwagen konnten sie nach Wien mitnehmen. die beiden alten Leutchen hatten es nicht leicht - besonderes auch nicht mit mir ,denn ich war ein sehr schlimmes Kind :binweg: denke davon ist noch jetzt im Alter was über :argl: :argl:
    Unvorstellbar diese Armut und dieser Hunger :ka:
    ich wünsche mir für die heutigen Jungen das sie so was nie erleben müssen!

  • Mahh da seh ich erst, wie gut ichs als Kind hatte, da fehlte mir nichts und ich kannte auch keinen Hunger, aber die schlechten Zeiten kamen später auch für mich - ACHT Jahre strengstes Klosterinternat, ausgeliefert einer sadistischen Nonne :versohlen:
    Trudchen :knuddeln2: :kiss3: vom :spinnchen:

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