• Unglücklich Verliebt
    von Kleenebaby


    Es regnet, trotzdem gehe ich raus, zu dem garb meiner freundin. Heut vor
    einem jahr ist sie von uns gegangen.
    ihr leben endete zu früh, 15 war sie. ihr glattes braunes haar leuchtete in
    der sonne auf, ihre katzengrünen augen waren gespenstisch, fast schon
    unheimlich. ihr lachen und ihre stimme sind in meinen kopf befestigt. sie
    trug oft sommerliche kleidung, sie war kein kind der trauigkeit. sie war
    immer froh, obwohl sie nicht viel redete, viel lieber hörte sie sich meine
    probleme an. deshalb verstehe ich nicht, warum sie so schrecklich starb. sie
    ist vor sich hin weggetiert.
    alles begann vor drei jahren, als sie ben kennenlernte. er hatte totalen
    einfluss auf sie, er trennte sich nach ein paar monaten von ihr. seine
    begründung, du bist zu fett, obwohl sie schon damals dünn war. sie nahm ab,
    früh trank sie mineralwasser, in der schule aß sie nichts, abends obst oder
    gemüse, das war ihr tagesmenü. sie nahm fast täglich ab, da sie sehr viel
    sport neben bei trieb. doch bald war sie für den sport zu schwach, in die
    schule kam sie schon lange nicht mehr. sie wog nicht mal mehr 40 kg, ihr
    früheres gewicht war 56 kg. ich erzählte ihr immer wieder, sie müsse langsam
    wieder anfangen zu essen, doch sie aß dann immer sehr viel und ging wieder
    und wieder auf's klo. zwei jahre waren vergangen, sie wog knapp 35 kg, ihre
    fünf jahre jüngere schwester wog hingengen mehr als sie. ihr lachen war
    schon lange vergangen, und redet, das war viel zu anstrengend. die letzten
    monate war sie im krankenhaus, sie musste künstlich ernährt werden. ihr
    letzte wunsch war ben nochmals zu sehen, den erfüllte ich ihr. ich suchte
    ihn und fand ihn auch. doch dieser meinte nur,: ich habe sie nicht wegen
    ihrem gewicht verlassen, sondern wegen einer anderen.
    ein tag später starb sie an den folgen der magersucht
    sie wollte aus dem teufelskreis raus kommen, doch sie war zu schwach, udn
    alles wegen einem idioten.

    Sprich nie ein hartes Wort, womit Du jemanden kränkst. Du triffst vielleicht sein Herz, viel tiefer als Du denkst .

  • Bobby und er hat es doch geschafft !


    Das Leben übernimmt manchmal grausame Regie im Leben eines Menschen . Meine Mutter starb als ich sechs Jahre war , heutzutage mit dem jetzigen Stand der Technik wäre diese Operation ein Eingriff gewesen der wahrscheinlich in ein oder zwei Wochen ausgestanden gewesen wäre . Ich frage mich heute manchmal wie wäre mein Leben wohl verlaufen . Ich konnte leider nie erfahren wie Sie wirklich wahr , wie schön es sein muss mit einer Mutter aufzuwachsen . Meinen Vater kannte ich bis zum Tod meiner Mutter nichteinmal , anscheinend hat er all die Jahre vergessen das er ein Kind hatte , da niemand sonst da war der mich aufnehmen konnte oder wollte , kam ich damals zu meiner Großmutter und somit weg von meiner gewohnten Umgebung und meinen Freunden . Wenn ich so zurückdenke , erlebe ich meine sogenannte Kindheit , wie in einem schlechten Film bei dem ich mit Sicherheit umschalten würde wenn ich die Möglichkeit dazu hätte. Damals lernte ich Bobby kennen , er war ein Junge aus den Nachbarhäusern . Für mich war es schön und wichtig wieder einen Freund gefunden zu haben . Bobby sein richtiger Name war eigentlich Robert ich weiss bis heute nicht warum ihm der Name Bobby so gut gefiel , war ein ganz normaler Junge so empfand wenigstens ich das damals. Sein einziges Handikap war sein Sprachfehler , er war starker Stotterer , und hatte öfters große Mühe das was er sagen wollte , so zu formulieren ohne das sich gleich alle wieder von Ihm abwendeten , weil Sie die Geduld verloren hatten , Ihm zuzuhören .Aber vielleicht war gerade diese Tatsache , das was uns so zusammen geschweisst hatte. Das Größte war für mich damals , als wir zusammen in die Schule kamen . Für Bobby begann ab diesen Zeitpunkt ein noch traurigerer Weg als den , den er schon kennengelernt hatte . Die Verspottungen der Kinder machten Ihn immer stiller und er sprach mit der Zeit fast kein Wort mehr in der Schule .Als wir die Volksschule hinter uns hatten , und die Hauptschulzeit begann wurde es immer schlimmer für Bobby . Er galt nur mehr als Trottel , einer der nie was schaffen wird , weil er ja nicht einmal richtig sprechen kann , einer der doch für alles zu blöd ist . In dieser Zeit starb meine Großmutter , meine Schwester war damals verheiratet , und da Sie die einzige war , die mich aufnehmen konnte und wollte , kam ich zu Ihr . Sie lebte in einer anderen Stadt , und so mußte ich die Schule wechseln . Der Abschied von Bobby viel mir damals sehr schwer . Wir beschlossen uns natürlich immer zu besuchen , aber für zwei zwölfjährige ist dieses Versprechen sehr schwer einzuhalten . Besonders wenn Sie in zwei verschiedenen Städten leben , auch wenn diese nicht sehr weit voneinander entfernt liegen. Wir sahen uns immer seltener und verloren uns schließlich ganz aus den Augen . Als ich mit der Schule fertig war ,begann ich eine Lehre als Betriebsschlosser . Seit damals sind nunmehr siebzehn Jahre vergangen .Vor einiger Zeit ich war gerade in einem Einkaufszentrum um etwas zu besorgen , sprach mich jemand mit dieser vertrauten stotterten Stimme an die ich so viele Jahre vermisst habe . Ich konnte es nicht glauben , es war wirklich Bobby , mein Freund Bobby ich konnte im ersten Moment gar nichts sagen , am liebsten hätte ich geschrien vor Freude .
    Wir verbrachten Stunden miteinander , er erzählte mir von seinem Leben , das er geheiratet hat und das er demnächst Beamter wird . Ich mußte an die Zeit zurückdenken , als wir Kinder waren , an die Zeit in der er so viel Spott und Hohn über sich ergehen lassen mußte . Und er hat es doch geschafft , dachte ich zu mir , als wir uns in einem stillen Moment gegenübersaßen .

    Sprich nie ein hartes Wort, womit Du jemanden kränkst. Du triffst vielleicht sein Herz, viel tiefer als Du denkst .

  • Ein spannender Nachmittag


    Es war bereit´s Mittag als Daniel´s Vater aufgestanden ist , er hatte den Vormittag genützt um ein bisschen Schlaf zu bekommen , denn um genügend Geld für die Familie zu haben arbeitet Daniel´s Vater im Schichtdienst .
    Das Mittagessen war fertig angerichtet , und so konnte die Familie noch etwas Zeit miteinander verbringen ehe Daniel´s Mutter Ihren Dienst antreten musste . Nachdem Sie gegangen war , überlegten sich die beiden was sie wohl unternehmen könnten , doch keinem viel so richtig was ein .Zum Glück war an diesem Tag der Weltspartag , und so schnappten sich die beiden die Sparbüchse von Daniel , die ohnehin schon bis zum Rand gefüllt war und nur mehr auf´s ausleeren gewartet hatte , und gingen in die Sparkasse um ein kleines Geschenk für Daniel´s Spareinlagen abzustauben .
    Dieses Jahr gab es tolle Sachen zum aussuchen , Autos - Farbstifte - Wasserfarben - Malhefte lustige Sparbüchsen usw. Das tollste Geschenk , fand Daniel aber erst am Schluss , ein supertoller , megacooler absoluter Wahnsinnsrucksack .Und so viel Ihm die Entscheidung nicht mehr schwer , obwohl Ihm die anderen Dinge auch viel Spass gemacht hätten . Daniel´s Hund Senta war auch mitgekommen , Sie ist eine kleine Mischlingshündin , die immer richtig glücklich ist wenn Sie die beiden begleiten darf .Und nachdem noch niemand so richtig mit Senta an diesem Tag spazieren war , machten sich die drei auf den Weg um ein bisschen durch die Gegend zu streifen .
    Vorbei gings an Häusern , Straßenlaternen , Sträuchern , und so manches Gestrüpp . Alle paar Meter mussten Sie stoppen , weil Senta wieder etwas neues gerochen hatte , und sich nicht davon abbringen lies , diesen neuen Geruch erst einmal so richtig zu beschnüffeln . Aber nur auf den Gehwegen zu laufen , war mit der Zeit auch langweilig , und so beschlossen die beiden den wild verwachsenen Weg zu nehmen , den Sie entdeckt hatten .Es war gar nicht so leicht dort durchzukommen , da alles stark verwuchert war .Aber echte Männer lassen sich doch nicht vor so ein bisschen Gestrüpp unterkriegen waren sich die beiden einig , und so kämpften sie sich weiter , bis sie an eine merkwürdige Stelle kamen .
    Mitten in dieser wild umwucherten Gegend , entdeckten Daniel und sein Vater einen verfallenen Gartenzaun , die beiden wunderten sich doch sehr , nachdem sie in dieser Gegend mit viel gerechnet hatten , aber mit so etwas bestimmt nicht . Daniél´s Vater fand ein Schlupfloch , wo sie gefahrlos durch den verfallenen Gartenzaun durchkommen konnten , und ihre Entdeckungsreise fortführten .Es wurde immer seltsamer , gleich nachdem sie den Gartenzaun überquert hatten , fand Daniel eine verrostete Gieskanne , ein kleines Stück weiter lag ein alter Rechen , der Stiel war abgebrochen und schon vermodert , fast jeden Meter den sie weitergingen entdeckten die beiden immer mehr Dinge die Ihre Neugierde steigen lies .
    Nach einiger Zeit trauten die beiden ihren Augen nicht , sie standen vor einer Gartenhütte . Sie konnten es einfach nicht glauben , mitten in dieser unwirklichen Gegend stand dicht verwachsen eine alte verlassene Gartenhütte . Die Fenster waren zwar zerschlagen , dem Dach fehlten einige Schindeln , und die Farbe in dem die alte Hütte einmal gestrichen wurde , war auch schon sehr von der Witterung in Mitleidenschaft gezogen worden .Aber sonst wirkte die alte Hütte auf die beiden , als wollte sie sagen , endlich hat mich wieder jemand entdeckt , kommt macht mich wieder schön , lasst mich wieder so strahlend aussehen wie ich früher einmal war . Daniel konnte sich vor Begeisterung kaum noch halten , so einen spannenden Nachmittag hatte er ja schon lange nicht mehr erlebt , er wollte gar nicht mehr nach Hause gehen . Am liebsten wäre es ihm gewesen , sie hätten gleich in seiner neu entdeckten Hütte übernachtet . Aber das konnte sein Vater natürlich nicht zulassen , obwohl er Daniel´s Begeisterung verstehen konnte . Von nun an besuchten die beiden jedesmal ihre Hütte , wenn sie mit ihrer Hündin spazieren gingen . Sie nahmen Nägel , Farbe und Werkzeug mit , und schon nach kurzer Zeit wurde aus der alten kleinen Hütte wieder ein schönes Gartenhäuschen . Bis jetzt haben die beiden niemanden etwas erzählt von ihrer Entdeckung , den es soll ihr Geheimniss bleiben , ihr eigenes kleines Männerhaus , wo nur die beiden die Chef´s sind .

    Sprich nie ein hartes Wort, womit Du jemanden kränkst. Du triffst vielleicht sein Herz, viel tiefer als Du denkst .

  • Eine kleine Geschichte
    Eines Tages, ich war gerade das erste Jahr auf der High School,
    sah ich ein Kind aus meiner Klasse nach Hause gehen. Sein Name war Kyle.
    Es sah so aus,als würde er alle seine Bücher mit sich tragen. Ich dachte
    mir: "Warum bringt wohl jemand seine ganzen Bücher an einem Freitag nach
    Hause?Das muss ja ein richtiger Dummkopf sein.Mein Wochenende hatte ich
    schon verplant (Partys und ein Fußballspiel mit meinen Freunden morgen
    Nachmittag), also zuckte ich mit den Schultern und ging weiter. Als ich weiter ging,
    sah ich ein Gruppe Kinder in seine Richtung laufen. Sie rempelten ihn an,
    schlugen ihm seine Bücher aus den Armen und schubsten ihn, so dass er in den
    Schmutz fiel. Seine Brille flog durch die Luft, und ich beobachtete, wie sie etwa
    drei Meter neben ihm im Gras landete. Er schaute auf und ich sah diese
    schreckliche Traurigkeit in seinen Augen. Mein Herz wurde weich. Ich ging zu ihm
    rüber, er kroch am Boden umher und suchte seine Brille, und sah Tränen in
    seinen Augen.Als ich ihm seine Brille gab, sagte ich: "Diese Typen sind
    Blödmänner." Er schaute zu mir auf und sagte:"Danke!" Ein großes Lächeln zierte sein
    Gesicht. Es war eines jenes Lächeln, die wirkliche Dankbarkeit zeigten. Ich
    half ihm seine Bücher aufzuheben und fragte ihn wo er wohnt. Es stellte sich
    heraus, dass er in meiner Nähe wohnt, also fragte ich ihn, warum ich ihn vorher
    nie gesehe habe. Er erzählte mir, dass er zuvor auf eine Privatschule ging.
    Ich hätte mich nie mit einem Privat-Schul-Kind abgeben. Den ganzen
    Nachhauseweg unterhielten wir uns; und ich trug seine Bücher. Er war eigentlich ein
    richtig cooler Kerl. Ich fragte ihn, ob er Lust hätte mit mir und meinen Freunden
    am Samstag Fußball zu spielen. Er sagte zu.Wir verbrachten das ganze
    Wochenende zusammen, und je mehr ich Kyle kennen lernte, desto mehr mochte ich ihn.
    Und meine Freunde dachten genauso über ihn.Es begann der Montag Morgen, und
    auch Kyle mit dem riesigen Bücherstapel war wieder da. Ich stoppte ihn und
    sagte: "Oh man, mit diesen ganzen Büchern wirst du eines Tages noch mal richtige
    Muskeln bekommen."Er lachte und gab mir einen Teil der Bücher.Während der
    nächsten vier Jahre wurden Kyle und ich richtig gute Freunde.Als wir älter
    wurden, dachten wir übers College nach. Kyle entschied sich für Georgetown, und
    ich mich für Duke.Ich wusste, dass wir immer Freunde sein werden, und diese
    Kilometer zwischen uns niemals ein Problem darstellen würden. Er wollte Arzt
    werden und ich hatte vor eine Fußballer-Karriere zu machen. Kyle war
    Abschiedsredner unserer Klasse. Ich neckte ihn die ganze Zeit, indem ich sagte, er sei
    ein Dummkopf. Er musste eine Rede für den Schulabschluss vorbereiten.Ich war
    so froh, dass ich nicht derjenige war, der sprechen musste.Abschlusstag, ich
    sah Kyle. Er sah großartig aus. Er war einer von denen, die während der High
    School zu sich selber finden und ihren eigenen Stil entwickeln. Er hatte mehr
    Verabredungen als ich und alle Mädchen mochten ihn. Man, manchmal war ich
    richtig neidisch auf ihn.Heute war einer dieser Tage.Ich konnte sehen, dass er
    wegen seiner Rede sehr nervös war. Ich gab ihm einen Klaps auf den Hintern
    und sagte:"Hey, großer Junge, du wirst großartig sein!"Er sah mich mit einem
    jener Blicke(die wirklich dankbaren) an und lächelte."Danke," sagte er.Als er
    seine Rede begann, räusperte er sich kurz und fing an "Der
    Abschluss ist eine Zeit, um denen zu danken, die dir halfen, diese schweren
    Jahre zu überstehen. Deinen Eltern, Deinen Lehrern, Deinen Geschwistern,
    vielleicht einem Trainer... aber am meisten Deinen Freunden.
    Ich sage euch, dass beste Geschenk, das ihr jemandem geben könnt, ist eure
    Freundschaft.Lasst mich euch eine Geschichte erzählen." Ich schaute meinen
    Freund etwas ungläubig an, als er von dem Tag erzählte, an dem wir uns das
    erste mal trafen. Er hatte geplant, sich an diesem Wochenende umzubringen. Er
    erzählte weiter, dass er seinen Schrank in der Schule ausgeräumt hat, so
    dass seine Mutter es später nicht tun müsste, und trug sein Zeug nach Hause.
    Er schaute mich an und lächelte "Gott sei Dank, ich wurde gerettet. Mein
    Freund hat mich von dieser unsäglichen Sache bewahrt."Ich konnte spüren, wie die
    Masse den Atem anhielt als dieser gutaussehende, beliebte Junge uns von
    seinem schwächsten Augenblick im Leben erzählte.Ich bemerkte wie seine Mutter und
    sein Vater lächelnd zu mir herüber sahen, genau das selbe, dankbare Lächeln.
    Niemals zuvor spürte ich solch eine tiefe Verbundenheit.Unterschätze niemals
    die Macht Deines Handelns.Durch eine kleine Geste kannst du das Leben einer
    Person ändern.Zum Guten oder zum Bösen. Gott setzt uns alle ins Leben des
    anderen, um uns gegenseitig zu beeinflussen, auf jede Art und Weise.
    Sieh' das Gute in anderen.

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    Alles, was ich tue und was ich nicht tue, ist Öffentlichkeitsarbeit.
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  • Eines Tages bat eine Lehrerin ihre Schüler, die Namen aller anderen
    Schüler in der Klasse auf ein Blatt Papier zu schreiben und ein wenig
    Platz neben den Namen zu lassen. Dann sagte sie zu den Schülern, sie
    sollten überlegen, was das Netteste ist, das sie über jeden ihrer
    Klassenkameraden sagen können und das sollte sie neben die Namen
    schreiben.
    Es dauerte die ganze Stunde, bis jeder fertig war und bevor sie den
    Klassenraum verließen, gaben sie ihre Blätter der Lehrerin. Am
    Wochenende
    schrieb die Lehrerin jeden Schülernamen auf ein Blatt Papier und
    daneben die Liste der netten Bemerkungen, die ihre Mitschüler über
    den einzelnen aufgeschrieben hatten.


    Am Montag gab sie jedem Schüler seine oder ihre Liste. Schon nach
    kurzer Zeit lächelten alle.
    "Wirklich?" hörte man flüstern.
    "Ich wusste gar nicht, dass ich irgend jemandem was bedeute!" und "Ich
    wusste nicht, dass mich andere so mögen" waren die Kommentare. Niemand
    erwähnte danach die Listen wieder.

    Die Lehrerin wusste nicht, ob die Schüler sie untereinander oder mit
    ihren Eltern diskutiert hatten, aber das machte nichts aus. Die Übung hatte
    ihren Zweck erfüllt. Die Schüler waren glücklich mit sich und mit
    den
    anderen.
    Einige Jahre später war einer der Schüler in Vietnam gefallen
    und die Lehrerin ging zum Begräbnis dieses Schülers. Sie hatte noch
    nie einen Soldaten in einem Sarg gesehen - er sah so stolz aus, so
    erwachsen.
    Die Kirche war überfüllt mit vielen Freunden.

    Einer nach dem anderen, der den jungen Mann geliebt hatte, ging am
    Sarg vorbei und erteilte ihm die letzte Ehre. Die Lehrerin ging als
    letzte und betete vor dem Sarg. Als sie dort stand, sagte einer der Soldaten,
    die den Sarg trugen zu ihr: "Waren Sie Marks Mathe-Lehrerin?"
    Sie nickte: "Ja".
    Dann sagte er: "Mark hat sehr oft von Ihnen gesprochen."

    Nach dem Begräbnis waren die meisten von Marks früheren
    Schulfreunden
    versammelt. Marks Eltern waren auch da und sie warteten offenbar
    sehnsüchtig darauf, mit der Lehrerin zu sprechen. "Wir wollen Ihnen
    etwas zeigen", sagte der Vater und zog eine Geldbörse aus seiner
    Tasche.
    "Das wurde gefunden, als Mark gefallen ist. Wir dachten, Sie würden es
    erkennen." Aus der Geldbörse zog er ein stark abgenutztes Blatt, das
    offensichtlich zusammengeklebt, viele Male gefaltet und
    auseinandergefaltet worden war.

    Die Lehrerin wusste ohne hinzusehen, dass dies eines der Blätter war,
    auf denen die netten Dinge standen, die seine Klassenkameraden über
    Mark geschrieben hatten. "Wir möchten Ihnen so sehr dafür danken, dass
    Sie das gemacht haben" sagte Marks Mutter.
    "Wie Sie sehen können, hat Mark das sehr geschätzt." Alle früheren
    Schüler versammelten sich um die Lehrerin.
    Charlie lächelte ein bisschen und sagte, "Ich habe meine Liste auch
    noch. Sie ist in der obersten Lade in meinem Schreibtisch".
    Chucks Frau sagte, "Chuck bat mich, die Liste in unser Hochzeitsalbum
    zu kleben."
    "Ich habe meine auch noch" sagte Marilyn. "Sie ist in meinem
    Tagebuch."
    Dann griff Vicki, eine andere Mitschülerin, in ihren Taschenkalender
    und zeigte ihre abgegriffene und ausgefranste Liste den anderen. "Ich
    trage sie immer bei mir", sagte Vicki und meinte dann ohne mit der
    Wimper zu
    zucken: "Ich glaube, wir haben alle die Listen aufbewahrt."
    Die Lehrerin war so gerührt, dass sie sich setzen musste und weinte.

    Sie weinte um Mark und für alle seine Freunde, die ihn nie mehr sehen
    würden.
    Im Zusammenleben mit unseren Mitmenschen vergessen wir oft,
    dass jedes Leben eines Tages endet. Und dass wir nicht wissen, wann
    dieser Tag sein wird. Deshalb sollte man den Menschen, die man liebt und um die
    man sich sorgt, sagen, dass sie etwas Besonderes und Wichtiges sind.

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    Alles, was ich tue und was ich nicht tue, ist Öffentlichkeitsarbeit.
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  • Ein wohlbekannter Sprecher startete sein Seminar indem er einen
    Scheck von 40 EURO hoch hielt. In dem Raum saßen insgesamt 200 Leute. Er
    fragte: Wer möchte diesen Scheck haben? Alle Hände gingen hoch. Er
    sagte: Ich werde diesen 40 EURO Scheck einem von euch geben, aber
    zuerst lasst mich eins tun. Er zerknitterte den Scheck. Dann fragte
    er, möchte ihn immer noch einer haben? Die Hände waren immer noch alle
    oben. Also, erwiderte er, was ist wenn ich das tue? Er warf es zu
    Boden und rieb es mit seinen Schuhen am dreckigen Untergrund. Er hob
    den Scheck auf, zerknittert und völlig dreckig. Nun, wer möchte ihn
    immer noch haben? Es waren immer noch alle Arme in der Luft.
    Liebe Freunde, wir haben soeben eine sehr wertvolle Lektion gelernt.
    Was auch immer mit dem Geld geschah, ihr wolltet es immer noch, weil es
    nie an seinem Wert verloren hat. Es war immer noch und stets 40 EURO
    wert. Es passiert oft in unserem Leben das wir abgestoßen, zu Boden
    geworfen, zerknittert, und in den Dreck geschmissen werden. Das sind
    Tatsachen aus dem alltäglichen Leben. Wir fühlen uns als ob wir
    wertlos wären. Aber egal was passiert ist oder was passieren wird, DU
    wirst niemals an Wert verlieren. Schmutzig oder Sauber, zerknittert
    oder fein gebügelt, DU bist immer noch unbezahlbar für die, die dich
    über alles lieben. Der Wert unseres Lebens wird nicht gewertet bei dem
    was wir tun oder die wir kennen sondern bei dem WER DU BIST.
    Du bist was besonderes - vergiss das NIEMALS!

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    Alles, was ich tue und was ich nicht tue, ist Öffentlichkeitsarbeit.
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  • Eine kleine Geschichte


    Einfach zum nachdenken...



    Lies dies und lass es auf dich einwirken. Dann wähle selbst, wie du den morgigen Tag beginnen willst.


    Michael war so eine Art Typ, der dich wirklich wahnsinnig machen konnte. Erwar immer guter Laune und hatte immer was Positives zu sagen. Wenn ihn jemand fragte, wie es ihm ginge antwortete er: „Wenn’s besser gehen würde, wäre ich zweimal vorhanden.“ Er war der geborene Optimist. Hatte einer seiner Angestellten mal einen schlechten Tag, meinte Michael zu ihm, er solle die positive Seite der Situation sehen. Seine Art machte mich wirklich derart neugierig, dass ich eines Tages auf ihn zuging und zu ihm sagte: „ Das kann ich einfach nicht verstehen. Du kannst doch nicht ständig ein positiv denkender Mensch sein, wie machst du denn das?“


    Michael entgegnete: „Wenn ich am Morgen aufwache, sage ich mir: „Du hast zwei Möglichkeiten. Du kannst wählen, ob du guter oder schlechter Laune sein willst“. Und ich will eben guter Laune sein. Jedes mal, wenn etwas passiert, kann ich selbst wählen, ob ich der Leidtragende einer Situation sein oder ob ich etwas daraus lernen will. Jedes mal, wenn jemand zu mir kommt, um sich zu beklagen, kann ich sein Klagen akzeptieren oder ich kann auf die positive Seite des Lebens hinweisen. Ich Hab die positive Seite gewählt.“ „Ja gut, aber das ist nicht so einfach“ ,war mein Einwand, „Doch, das ist einfach“ ,meinte Michael, „das leben besteht aus lauter Auswahlmöglichkeiten. Du entscheidest, wie du auf gewisse Situationen reagieren willst. Du kannst wählen wie die Leute deine Laune beeinflussen. Dein Motto ist: Du kannst darüber entscheiden wie du dein leben führen willst. Ich dachte darüber nachgesagt hatte. Kurze Zeit später verließ ich Tower Industrie, um mich selbstständig zu machen. Wir verloren uns aus den Augen, aber ich dachte oft an ihn, wenn ich mich für das Leben entschied, satt darauf zu reagieren. Einige Jahre später erfuhr ich, dass Michael in einen schweren Unfall verwickelt war. Er stürzte etwa 18 Meter von einem Fernmeldeturm. Nacht 15 Stunden im OP und Wochen intensiver Pflege, wurde Michael mit Metallstützen in seinem Rücken aus dem Krankenhaus entlassen. Als ich ihn fragte, wie es ihm ginge, erwiderte er: „Wenn es mir besser ginge, wäre ich zwei mal vorhanden. Möchtest du meine Operationsnarben sehen?“ Ich verzichte, fragte ihn aber, was in ihm vorgegangen sei im Augenblick des Unfalls. „Nun erste, was mir durch den Kopf ging war, ob es meiner Tochter, die bald zur Welt kommen sollte, gut ging. Als ich dann so am Boden lag, erinnerte ich mich, dass ich zwei Möglichkeiten hatte: ich konnte wählen, ob ich leben oder sterben wollte.“ „Hattest du Angst? Hast du das Bewusstsein verloren?“ Wollte ich wissen. Michael fuhr fort: „Die Sanitäter haben wirklich gute Arbeit geleistet. Die hörten nicht auf, mir zu sagen, dass es mir gut ginge. Aber als sie mich in die Notaufnahme rollten, sah ich den Gesichtsausdruck der Ärzte und Schwestern, die sagten: „Er ist ein toter Mann.“ Und ich wusste, dass ich die Initiative ergreifen musste.“ „Was hast du denn getan?“ Fragte ich ihn. Nun, als mich so ein Ungetüm von Aufnahmeschwester mit lauter Stimme befragte und wissen wollte, ob ich auf irgend etwas allergisch sei, bejahte ich. Die Ärzte und Schwestern hielten inne und warteten auf mein Antwort. Ich atmete tief und brüllte zurück: „Auf Schwerkraft!!“ Während das ganze Team lachte, erklärte ich ihm: Ich entscheide mich zu leben. Also operieren sie mich, als wäre ich lebendig und nicht tot. „Michael überlebte dank der Fähigkeit seiner Ärzte, aber auch wegen seiner bewundernswerten Einstellung. Von ihm lernte ich, dass wir jeden Tag die Wahl haben, in vollen Zügen zu leben. Die Einstellung ist schließlich alles. Deshalb sorg dich nicht um das, was morgen sein wird. Jeden Tag gibt es genug, um das was man sich Sorgen muss. Und das heute ist das Morgen, über das du dir gestern Sorgen gemacht hast.

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    Alles, was ich tue und was ich nicht tue, ist Öffentlichkeitsarbeit.
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  • Sonntagstalk



    "Aber klar, rief er durch die offene Tür, "das mache ich sofort, direkt nachdem ich damit fertig bin, das Rote Meer zu teilen."
    Na die Sprüche kannte ich ja schon, nichts würde passieren, wie immer.
    Erneut dachte ich resigniert darüber nach, ob Nieten mein unabänderliches Schicksal sein und bleiben würden, solche, die außer tollem Wortgeklingel nichts drauf hatten und dem schon gar keine Taten folgen ließen.
    Womit er diesmal beschäftigt war, konnte ich deutlich aus dem Nebenzimmer hören, auch wenn er den Sportkanal ziemlich leise gestellt hatte.
    "Gehst Du schon mal auf Friedhöfe?" Ich stellte mich in den Türrahmen und setzte mein harmlosestes Gesicht auf.
    "Und ist Dir da auf Familiengräber noch nie aufgefallen, welche erstaunlichen Schlüsse man aus Sterbedaten ziehen kann?
    Stirbt der Mann zuerst, dann lebt die Frau sehr oft noch lange Zeit danach, manchmal sogar Jahrzehnte.
    Stirbt aber die Frau zuerst, dann liegen zwischen den Sterbedaten sehr oft nicht mehr als zwei Jahre."
    Aufgeschreckt sah er mich an. " Geht’s Dir nicht gut?"
    Und dann mit einem beruhigten Blick auf meine offensichtliche Unversehrtheit; " Du bist mal wieder so ausgelassen, wie bei der Abschlussveranstaltung des Sanitätsfachhandels, Deine Witze verlieren Niveau".
    "Witze? Dem ist so Kerlchen, darüber darfst Du jetzt mal Betrachtungen anstellen, es kann durchaus sein, dass die damit enden, Dich von Deinem Knackarsch zu erheben und endlich den Garten winterfest zu machen, bevor die Maiglöckchen drücken.
    Denn merke, Bewegung ist das A und O eines sportlich gesunden Lebens."
    Mein Lebensabschnittsgefährte lag hingegossen auf dem Sofa, und verströmte Attraktivität und Glamour der Preisklasse häuslicher Penner.
    Er trug einen schlabberigen Jogginganzug , mit ausgeleierten Bündchen an Hose und Ärmel, sein Kinn hatte schon mehr als drei Tage keine Klinge mehr gesehen und seinen Bauchansatz der Kategorie *trainiert* zuzuordnen, hätte mehr Fantasie erfordert, als ich gerade aufbringen konnte. Seit er sich bei mir einquartiert hatte, sah ich ihn kaum anders.
    " Ich habe andere Stärken", sagte er und sah mich mit dem lüsternen Sonntagnachmittag-Blick an, der zu eindeutig war, um noch Vermutungen auszulösen.
    "Aber ja," ich war nicht gesonnen mich ablenken zu lassen. "Deine Genialität ist sprichwörtlich, leider passiert damit nur nie etwas, außer dass sie Dir aberkannt wird.
    Wars nicht erst gestern das Finanzamt, dass Deine Steuerklärung in die Sparte außergalaktische Projekte eingeordnet hat?"
    Er gähnte ausgiebig. " Es kann einem nicht alles im Leben gelingen.
    Man soll das Jahr nicht mit Programmen beladen wie ein krankes Pferd.
    Wenn man es allzu sehr beschwert, bricht es zu guter Letzt zusammen." dozierte er und sah aus, als sei der Kästner-Spruch zu seiner Lebensphilosophie geworden, einer, die er sich keinesfalls ausreden ließe, es sei denn durch ein sonntägliches Schäferstündchen.
    Meine Absichten allerdings, die würden an diesem schönen Sonntag ganz gewiss nicht mit seinen übereinstimmen.
    Es gab nichts mehr, dass mich zu Stürmen des Begehrens hingerissen hätte.
    In meinem Fall wurde dieses Gefühl wohl doch mehr vom Kopf als von den Hormonen gesteuert, denn ich war gerade dabei ihn in seine intellektuellen Bestandteile zu zerlegen und das Ergebnis war niederschmetternd.
    Ich hatte den mir unbekannten, gutaussehenden Mann maßlos bewundert, als er in einem politischen Gesprächskreis das nervige Gelaber irgendwelcher Politprofis einfach mit dem Satz unterbrach, das umstrittene Land existiere seit Jahrmillionen, darüber zu streiten, wem es gehöre, sei ungefähr so sinnvoll, als stritten sich zwei Flöhe darüber, wem der Hund gehöre, auf dem sie gerade sitzen.
    Natürlich hatte er die Lacher auf seiner Seite.
    Die bereits gelangweilte Zuhörerschaft – mich eingeschlossen – hätte in dem Moment jedem begeistert zugehört, der die Dinge so leicht auf den Punkt zu bringen vermochte.
    Wer kann sich schon allen Ernstes der Tatsache verschließen, dass bilaterale Kämpfe um Landbesitz, bei denen keine der beiden Seiten je siegen wird, schon immer idiotisch waren.
    In der Folge lernte ich ihn als einen aufgeschlossenen und ungeheuer schlagfertigen Mann kennen und verliebte mich Hals über Kopf in die Leichtigkeit, mit der er das Leben zu meistern schien.
    Es dauerte, bis mir klar wurde, dass der Mann, den ich mir da ins Haus geholt hatte, ein intellektueller Trockenpisser der Sonderklasse war. Er hatte einfach nur ein gutes Gedächtnis und das ließ ihn zu allen Situationen des täglichen Lebens irgendwelche Sprüche absondern, die aber alle nicht auf seinem geistigen Humus gewachsen waren.
    Er adoptierte sie für passende – leider auch unpassende – Situationen und streute sie dann mit leichter Hand ins Gespräch.
    Absolut hinreißend in einer Runde, in der Unterhaltung und Amüsement gefragt waren, aber tödlich dann, wenn es darum ging, diesen Sätzen Überlegungen folgen zu lassen, die zu Problemlösungen beigetragen hätten.
    Dann war der schöne Leo nicht zuständig, er wurde fast unsichtbar in solchen Gesprächsrunden und sprach ihn jemand direkt an, kam nicht selten der Satz ; " vergiß Deine Frage nicht, ich bin gleich wieder da".
    Weg war er, und wenn er wieder auftauchte, war das Gespräch entweder weitergerollt, oder aber er gab ihm geschickt eine neue Wendung.
    Leo war also nicht dumm und...er kannte auch seine Fähigkeiten, wusste, dass er die weltpolitischen Zusammenhänge weder kannte, noch sich je dafür interessiert hatte und so war es mit vielen, zu vielen, anderen Themen ebenfalls.
    Darüber, wie er in die Führungsetage einer Großbank gekommen war, gab es unterschiedliche Versionen, aber keine davon bescheinigte ihm außergewöhnlichen Fleiß, oder ein bemerkenswertes Talent, wirtschaftliche Zusammenhänge zu erkennen und sie umsetzen zu können.
    Aber Leo Herbstreit hatte einen Blick für Könner auf diesem Gebiet und Dank seiner außerordentlichen Gabe auf dem gesellschaftlichen Parkett gewann er diese Leute für sich und musste nun nur noch darauf achten, dass sie in allen wichtigen Geschäften seine Berater blieben.
    Ich weiß nicht, wie lange es dauerte, bis ich erkannte, dass er ein echter Schmarotzer war und dazu auch noch einer von der hartnäckigen Sorte, er ließ sich nicht abschütteln.
    Zumindest dann nicht, wenn der Nutzen, den er aus seiner Hartnäckigkeit zog, größer war als der zu erwartende Ärger.
    Er war also auch nicht gesonnen, meine immer deutlicher werdende Kritik ernst zu nehmen.
    Ich deckte unter seinen Bedürfnissen die Sparte Sexualität ab, das reichte ihm, eine Trennung gar nicht erst ins Auge zu fassen.
    Für mich wurde er immer mehr zum unliebsamen Kostenfaktor, ich zahlte für ETWAS, das ich schon lange nicht mehr bekam, eigentlich, die rosaroten trügerischen Anfangsphasen unserer Bekanntschaft ausgenommen, auch nie bekommen hatte.
    Meine sexuelle Verweigerung war zwar erst jüngeren Datums, aber wenn ich daraus nicht eine Endlosschleife machen wollte, musste ich stärkeres Geschütz auffahren, Leo reagierte auf Entwicklungen, die nicht in seinem Sinne verliefen selten bis nie.
    " Wieso hast Du Dich denn so in Schale geschmissen".
    Er sah mich bewundernd an.
    " Du siehst aus, als hättest Du vor die Party der Saison zu besuchen, Desdemona?
    Komm her, ich zeige Dir, wie Leidenschaft ein Partyoutfit verändert, fünf Minuten und Dein Othello macht Dich mal wieder zur willenlosen Sklavin."
    Ich unterdrückte einen jähen Lachreiz.
    Er hatte sich aus seiner liegenden Stellung aufgerichtet, versuchte vergebens meine Hände zu erhaschen und über seine ausgeleierte Hose quoll der weißliche Speckrand eines ehemaligen Waschbrettbauches.
    Es musste sein, jeder Zweifel, ob das, was ich ihm nun antun würde, nicht doch zutiefst boshaft war, verließ mich.
    Es klingelte langanhaltend an der Tür.
    " Du hast allenfalls noch 30 Sekunden, Dich entweder in Sicherheit zu bringen Leo, oder die Flucht nach vorne anzutreten.
    Ich besuche nicht nur die Party der Saison, sondern ich veranstalte sie gerade.
    Die ersten Gäste sind schon da mein Bester, Du kannst sie gern begrüßen, Dein Boß und seine Gattin werden sicher höchst erfreut sein, festzustellen, wie relaxed Deine Sonntag-Nachmittage aussehen.".
    Ich öffnete weit die Flügeltür zur Diele und warf Leo den Löwen der VIP-Elite unserer Stadt zum Fraße vor.

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    Alles, was ich tue und was ich nicht tue, ist Öffentlichkeitsarbeit.
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  • Von der grossen Eiche am Wiesenrand fiel das Laub. Es fiel von allen Bäumen.

    Ein Ast der Eiche stand hoch über den anderen Zweigen und langte weit hinaus zur Wiese. An seinem äussersten Ende sassen zwei Blätter zusammen.

    "Es ist nicht mehr wie früher," sagte das eine Blatt zum anderen.
    "Nein," erwiderte das andere. "Heute Nacht sind wieder so viele von uns davon ... Wir sind beinahe schon die einzigen hier auf unserem Ast."
    "Man weiss nicht, wen es trifft," sagte das Erste. "Als es noch warm war und die Sonne noch Hitze gab, kam manchmal ein Sturm oder ein Wolkenbruch, und viele von uns wurden damals schon weggerissen, obgleich sie noch jung waren. Man weiss nicht, wen es trifft."
    "Jetzt scheint die Sonne nur selten," seufzte das zweite Blatt, "und wenn sie scheint, gibt sie keine Kraft. Man müsste neue Kräfte haben."
    "Ob es wahr ist," meinte das Erste, "ob es wohl wahr ist, dass an unserer Stelle andere kommen, wenn wir fort sind, und dann wieder andere und immer wieder....?"
    "Es ist sicher wahr," flüsterete das Zweite. "Man kann es gar nicht ausdenken..... Es geht über unsere Begriffe...."
    "Und man wird auch zu traurig davon," fügte das Erste hinzu.
    Sie schwiegen einige Zeit.
    Dann sagte das Erste still vor sich hin: "Warum wir weg müssen....?"
    Das Zweite fragte: "Was geschieht mit uns, wenn wir abfallen.......?"
    "Wir sinken hinunter......"
    "Was ist da unten?"
    Das Erste antwortete: "Ich weiss es nicht. Der eine sagt dies, der andere sagt das.....
    Aber niemand weiss es."
    Das Zweite fragte: "Ob man noch etwas fühlt, ob man noch etwas von sich weiss, wenn man dort unten ist?"
    Das Erste erwiderte: "Wer kann das sagen? Es ist noch keines von denen, die hinunter sind, jemals zurück gekommen, um davon zu erzählen."
    Wieder schwiegen sie.
    Dann redete das erste Blatt zärtlich zum anderen: "Gräme dich nicht zu sehr! Du zitterst ja!"
    "Lass nur," antwortete das Zweite, "ich zittere jetzt so leicht; man fühlt sich eben nicht mehr so fest an seiner Stelle."
    "Wir wollen nicht mehr von solchen Dingen sprechen," sagte das erste Blatt.
    Das andere entgegnete: "Nein.... Wir wollen es lassen..... Aber wovon sollen wir denn sonst sprechen....?" Es schwieg.
    "Damit hat es noch Zeit," beschwichtigte das Erste. "Erinnern wir uns jetzt lieber , wie schön es war, wie wunderbar schön! Wenn die Sonne kam und uns so heiss brannte, dass man zu schwellen glaubte vor Gesundheit. Weisst du noch? Und dann der Tau in den Morgenstunden... und die linden, herrlichen Nächte....."
    "Jetzt sind die Nächte furchtbar," jammerte das Zweite, "und sie nehmen kein Ende!"
    "Wir dürfen uns nicht beklagen," sagte das Erste mild, "wir haben länger gelebt als viele, viele andere."
    "Ich bin wohl sehr verändert?" erkundigte sich das zweite Blatt schüchtern, aber dringend.
    "Keine Spur!" beteuerte das Erste, "du glaubst wohl, weil ich so gelb und hässlich geworden bin? Nein, bei mir ist das etwas anderes...."
    "Ach geh!" wehrte das Zweite ab.
    "Nein, wahrhaftig!" wiederholte das Erste voll Eifer," glaub mir doch! Du bist so schön, wie am ersten Tage. Hier und dort vielleicht ein gelber Streifen, kaum zu merken, und er macht dich nur noch schöner. Glaub mir doch!"
    "Ich danke dir," flüsterte das zweite Blatt gerührt. "Ich glaube dir nicht...nicht ganz...aber ich danke dir, weil du so gut bist..... Du bist immer so gut zu mir gewesen.... Ich begreife es jetzt erst ganz, wie gut du warst."
    "Schweig doch!" sagte das Erste und verstummte selbst, denn es konnte vor Kummer nicht mehr reden.
    Nun schwiegen sie beide. Die Stunden vergingen. Ein nasser Wind strich kalt und feindselig durch die Baumwipfel.
    "Ach....jetzt...!" sagte das zweite Blatt. "Ich...."
    Da brach ihm die Stimme. Es war sanft von seinem Platz gelöst und schwebte nieder. Nun war es Winter.

  • Gefährliche Liebe
    von Spike



    Es kam ihm vor wie ein Albtraum. Nachdem Alex das Praxisbuch über die
    vierfache Gehirnüberlappung gelesen hatte, stand die Diagnose fest. Selbst
    der Arzt hatte es ihm gesagt. Er würde sterben. Lange hatte er gehofft, es
    wäre ein Missverständis. Doch es war mehr die Angst, die ihn hoffen ließ.
    Alex war allein. Das Einzige was ihn an sein Leben band, war seine große
    Liebe, Brad. Beide waren schon seit der Kindheit zusammen. Er war der
    Einzige, der Alex die Liebe gab, die er brauchte. Doch ihm sagen zu müssen,
    dass er starb, das konnte er nicht. Er wollte Brad nicht verletzen. Er
    wollte den 2. Frühling, den er mit Brad erlebt hatte, nicht zerstören.
    Jedoch wusste Alex, dass er es ihm sagen musste. Die Stunden vergingen und
    die Sonne verabschiedete sich langsam hinter dem Horizont. Nicht mehr lange
    und Brad würde nach Hause kommen. Also machte Alex sich daran ein Festmahl
    für seinen Freund zu kochen. Als alles fertig war, bemerkte er, dass der
    Wein für das Abendessen fehlte. Er machte sich rasch auf den Weg in den
    Laden nebenan. An der Kasser warf Alex noch einen Blick auf die Zeitung. Der
    Titel verhieß: "Sex-Skandal um Bundeskanzler Schröder". Alex fing laut an zu
    lachen und den Kopf zu schütteln. Kunden als auch Verkäufer drehten sich
    nach ihm um und fingen daraufhin an an laut zu tuscheln. Wutentbrannt
    knallte Alex das abgezählte Geld auf die Ladentheke und verließ das Geschäft
    unmittelbar. Ohne richtig hinzusehen lief er über die Straße. Da geschah es
    auch schon. Ein Auto erfasste Alex. Mindestens drei Meter wurde er
    geschleudert, bis er hart auf die Staße schlug und liegen blieb. Das Auto
    kam zum Stehen. Ein junger Mann stieg aus dem Wagen und eilte zu Alex.
    Dieser lag am Boden und war total blutverschmiert. Der junge Mann rannte
    zurück zu seinem Auto. Er holte sein Handy aus der Arbeitstasche und rief
    einen Krankenwagen. Dann ging er wieder zu Alex und sorgte dafür, dass
    dieser bei Bewusstsein blieb. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis der
    Krankenwagen endlich eintraf. Noch länger dauerte die Fahrt zum Krankenhaus.
    Dort angekommen, wurde Alex umgehend von einem Arzt untersucht. Alex war
    sehr schwach, verlangte jedoch nach seinem Freund. Der Arzt versprach ihm,
    diesen sofort zu benachrichtigen. Nach nicht einmal dreißig Minuten öffnete
    sich die Tür zum Krankenzimmer. Brad trat ein. Er nahm sich einen Stuhl und
    setzte sich an das Bett seines Freundes. "Brad..." "Alex, es tut mir leid.
    Ich kann nicht lange bleiben." Alex sah Brad tief in die Augen, welche sich
    mit Tränen füllten. "Ich verlasse dich. Das Ganze, was wir machen, hat für
    mich keinen Sinn mehr. Und... ich habe einen Neuen. Alex, es tut mir
    wirklich leid. Ich..." Alex hielt seine Hand vor den Mund von Brad. "Es ist
    in Ordnung, Brad. Mach dir bitte keine Vorwürfe... Wurde er wenigstens unter
    einem besserem Sternzeichen geboren?" Brad fing an zu weinen. Alex strich
    ihm mit seiner Hand übers Gesicht und nahm anschließend die Hände von Brad.
    Es trat eine lange Stille ein. Beide schauten sich lange und innig in die
    Augen. Auf einmal brach Alex in Tränen aus. Brad nahm ihn in den Arm. Dann
    fing Alex an zu schluchzen: "Brad... Ich sterbe."

  • Die Hilfe der Sophie
    von Staub, Pit



    " Deine Frau geht fremd!" Der kleine, knorrig - dürr wirkende Mann mit dem
    zerklüfteten Raubvogelgesicht, grinst unverhohlen." Die, mein lieber
    Hermann, betrügt dich. Verarscht dich, nach Strich und Faden. Deine von dir
    heissgeliebt, und hochverehrte Gattin Sophie, setzt dir mächtige Hörner auf.
    So Riesengrosse, dass du darüber stolpern solltest. Und du, du Dummkopf
    merkst das nicht - wie du nie etwas zu bemerken vermagst. Ja Mensch, wo
    lebst du denn. Bist du noch zu retten. Alle wissen es, die ganze Stadt lacht
    über dich, nur - sagen tut dir das niemand. Saubere Freunde hast du. Seit du
    den Job in dieser mickrigen, in Konkurs abgesackten Immobilienfirma,
    verloren hast, interessiert dich nichts, und niemand mehr. Du benimmst dich,
    wie eine umnebelte Memme - bereit zum kampflosen Abdriften in ein
    rabenschwarzes, gähnendes Loch. Ich aber, du ahnungsloses Rindvieh, bin
    nicht gewillt, untätig mit an zu sehen, wie du - mein Freund - ausgenutzt,
    betrogen und zum Gespött gemacht wirst. Ich vermeine zu sehen, dass du alles
    unternimmst, dich selbst aufzugeben!"
    Der knorrige Raubvogelgesichtmann wirkt erregt, hustet trocken, spuckt
    einige Tabakkrümel aus, verstummt, und mustert seinen Gegenüber auf eine
    seltsame Weise. Hermann sitzt da. Regungslos, als ginge ihn das alles nichts
    an. Mein Gott, denkt er, oh mein Gott, was tust du mir an. Seine Kehle ist
    trocken, sein Herz hämmert. Er riecht den herb - säuerlichen Geruch des
    Mannes, ekelt sich. Als ob das wichtig wäre, in solch einer Situation, denkt
    er, und warum erzählt mir dieser Mann, ein offensichtlich Abartiger, der
    behauptet mein Freund zu sein, diese unselige Geschichte? Ist denn der total
    übergeschnappt, hat der möglicherweise eine Schraube locker, oder einen
    Sprung in der Schüssel. Wahrscheinlich ist der scharf auf meine Sophie!
    Noch vermag Hermann nicht zu erahnen, was da noch auf ihn zukommen sollte.
    :vollstern: :vollstern:
    Heiss ist es, stickig und verraucht, in dieser Vorstadtkneippe zu Zürich.
    Die Beiden trinken Weisswein. Den mögen sie. Möglichst kühl, möglichst
    trocken, und vor allem in reichlichen Mengen. Hermann bestellt eine weitere
    Flasche, versinkt in dumpfes Grübeln. Was wohl, habe ich falsch gemacht, was
    findet Sophie plötzlich wieder an fremden Männern. Was um Himmels Willen ist
    mir da aus dem Ruder gelaufen. " He Mann, komm schon, erzähle weiter, spuck
    es aus. Wer zum Teufel ist diese Wurzelsau, dieser Kretin? Den gedenke ich
    fertig zu machen, wenn es denn sein muss, den ruiniere ich. Ihm in die Eier
    zu treten wird mir ein Vergnügen sein. Der wird nie mehr fremde Frauen
    besteigen. Na los, wie heisst dieser Furz?" Herman verstummt. Sein Kopf ,
    tomatenrot angelaufen, pendelt wild hin und her. Speichel läuft ihm aus dem
    Mund, und seine Finger verkrallen sich, als ob ein Menschenhals in ihnen
    stecken würde.


    " Zuerst", erwidert ihm der Raubvogelmann, " Zuerst einmal beruhige dich.
    Das Pikante an der Sache ist, sie betrügt dich nicht mit einem Mann allein.
    Vielmehr, halt jetzt Hermann - ich bitte dich- die Luft an - vielmehr deine
    tolle Sophie arbeitet wieder - wie gehabt - in einem Puff. Verstehst du!"
    Hermann reisst die Augen auf, verschluckt sich am Wein, und knallt das leere
    Glas auf den Tisch. " Wie denn, wo denn, was denn - dieses Miststück, welch
    eine Schlampe! Gütiger Gott warum nur, warum muss ich das noch einmal
    durchstehen!"
    Jetzt weint Hermann.
    :vollstern::vollstern:
    " Lass gut sein, beruhige dich, reiss dich am Riemen!" Die Stimme des "
    Knorrigen" wirkt hart, unpersönlich, zynisch. " Schliesslich bist du an
    diesem Scheiss nicht ganz unschuldig. Geht der in ein Freudenhaus, bumst und
    geniesst, was durchaus nachvollziehbar ist. Dass du aber diese Frau gleich
    heiraten musstest, vermochte in uns - deinen Freunden - schon damals,
    schieres, wenn nicht gar blankes Entsetzen auszulösen. Ich aber, Hermann,
    versuche jetzt zu retten, was noch zu retten ist. Dir zu helfen erachte ich
    als meine verdammte Pflicht. Das bin ich dir schuldig. Du unternimmst nun
    folgendes: Gehe nach Hause - unverzüglich - und schmeisse deine Sophie,
    falls die gerade greifbar ist, aus deiner Wohnung. Und zwar ohne Wenn und
    Aber. Lasse dich keinesfalls auf Sentimentalitäten, Heucheleien,
    aberwitziges Anflehen oder gar Tränen ein. Auf etwaige Versöhnungsversuche
    reagierst du mit Hohn, Spott und eiskalter Ablehnung. Züchtige sie nicht,
    fasse sie nicht an. Das könnte gegen dich verwendet werden. Denkbar wäre
    ihre Luderklamotten aus dem Fenster zu werfen. Ein deftiges, wenn nicht gar
    säuisches Schimpfwort mit auf den Weg, erachte ich als angebracht und
    vonnöten. Diese Sprache wird die verstehen. Das der, der Arsch auf Grundeis
    geht, ist so sicher wie der Ostersegen des Pontifex. Los, hau schon ab mein
    Freund!"


    Hermann tut sich schwer zu verstehen, was da mit ihm passiert. Er will das
    nicht. Er sitzt da und kann nicht begreifen, dass plötzlich Alles seinen
    Sinn verlieren soll. Hat seine Sophie, diese wunderschöne Frau mit den
    sanften Augen, den zart - fordernden Händen, dem exorbitanten Busen, ihm
    nicht die ewige Treue versprochen. Dass sie niemals zuvor in ihrem bewegten
    Leben, einen Mann so selbstlos, und tief - innig geliebt habe. Hat sie nicht
    bei jeder Gelegenheit erklärt, dass nur er im Stande sei, bei ihr intensiv -
    heftige Glücks und Lustgefühle hervorzurufen. Auch hätte sie einen
    erlösenden Orgasmus früher nur vom Hörensagen gekannt. Das Leben das sie
    damals geführt habe, sei so sehr verwerflich gewesen, und dass sie das
    zutiefst bedaure.


    Hermann friert jetzt, trotz der schwülen, dumpfen Hitze in dieser Züricher
    Kneippe. Er steht auf, wirft einen verächtlichen Blick auf den " Knorrigen"
    und verlässt das Lokal. Das Grinsen des Anderen vermag er nicht mehr zu
    sehen. Wie sollte er auch.
    :vollstern::vollstern:
    Dunkle, drohend - schwarze Gewitterwolken hängen tief über dem Zürichersee,
    über der seit Tagen unter der enormen Hitze leidenden Stadt. Es wird Regen
    geben, sagen die Leute, und freuen sich.
    Hermann lässt seinen Wagen stehen, besteigt eine Strassenbahn - irgendeine -
    und fährt ziellos durch die Stadt. Was - bloss - soll ich tun, denkt er, und
    überhaupt ist das alles wirklich wahr? Will mich dieser vorsichhinstinkende
    Kretin möglicherweise verarschen. Für kurze Zeit keimt Hoffnung in ihm auf.
    Der steht auf meine Frau, ist scharf auf meine Sophie, der will sich
    möglicherweise in ihr verströmen. Gewiss, das wird es sein. Doch dann kommen
    sie wieder, die Zweifel, die nagende Ungewissheit. Ihm wird übel, und er hat
    Angst, Angst sein Ein und Alles zu verlieren.
    :vollstern::vollstern:
    " Spät kommst du, Schatzerl!" Sophie, mit bald 36 Jahren immer noch eine
    wunderschöne und begehrenswerte Frau, begrüsst ihren Hermann mit einem
    flüchtigen, doch zärtlichen Küsschen. " Ich , mein Süsser, habe mit dir zu
    reden. Mithin dir eine Mitteilung zu machen. Aber komm - bitte - zu mir ins
    Bett. Ich brauche nun vorerst deine Wärme, deinen starken Körper, deine
    zarten Hände, die mich stets zu erregen vermögen. Kurz, ich will mich dir
    hemmungslos hingeben, dich verwöhnen, dir tiefe Glückseligkeit verschaffen.


    Hermann schweigt. Während er sich, wie um Zeit zu schinden, langsam, fast
    widerwillig entkleidet denkt er daran, wie viel sie ihm bedeutet. Er ahnt,
    dass er von dieser warmherzigen, sinnlichen Frau niemals loskommen kann.
    Abstürze, Alkoholexzesse, schwerste Depressionen würden folgen. Sein Leben
    geriete ihm dann, wie schon vor einigen Jahren, völlig aus dem Ruder. Er
    erinnert sich plötzlich an Episoden, die sie ihm erzählt hat, aus ihrer
    Jungmädchenzeit, auch an die späteren, harten, bisweilen gnadenlosen Jahre,
    die ihr Leben so sehr zu prägen vermochten.
    In einem Bauerndorf, in der österreichischen Steiermark, als Sophia -
    Katharina Litten aufgewachsen, war sie schon früh, die Begierde der
    männlichen Dorfjugend gewesen. Auch ältere Männer, bis hin zum Greis, waren,
    was kein Wunder war, scharf auf sie. Ihr hübsches Gesicht, ihr offenes und
    zutrauliches Wesen, im Einklang mit einem wohlgeformten Körper, sowie ihr
    damals schon üppiger Busen, vermochte Landauf, Landab für Unruhe und nicht
    selten für Verwirrung und raue Raufhändel zu sorgen. Der Örtliche, sich
    derb - bieder gebende Fleischermeister, sprach aus was alle dachten: "
    Sophia Litten hat wohl im Dorf die grössten Titten." Sophia selbst aber
    machte sich nichts aus solchen Sprüchen. Schon früh begann sie ihren Körper
    zu erahnen, zu erforschen, ja auch zu lieben. Keine Frage, Sex, den
    möglichst häufig und mit viel Fantasie, vermochte sie ungemein zu erfreuen.
    Nach einer abgebrochenen Frisösinnen Lehre " erbarmte" sich ein dubioser,
    schleimiger, zumeist stenzenhaft gekleideter Akt, oder eben Pornofotograf -
    ihrer. Der war, wie sich später heraus stellte, ein skrupelloser
    Mädchenhändler, ein Zuhälter, eine abartige Sittensau. Sophia vermeinte
    diesen Kretin zu lieben, und folgte ihm, zumal er ihr die Heirat versprochen
    hatte, nach Wien. Was sie dort erwartete war die Hölle. Ausgenutzt,
    gedemütigt, geschlagen. Gezwungen auf den Strich zu gehen, und täglich
    anzuschaffen, überkamen sie immer häufiger schwerste Depressionen.
    Exzessiver Alkoholgenuss und Röhrchenweise Tabletten führten zwangsläufig zu
    einem längeren Aufenthalt in der Psychiatrie. Eines schönen Tages verschwand
    sie dort, so zu sagen bei Nacht und Nebel.
    Sie fuhr nach München, arbeitete, da sie sehr schnell, sehr viel Geld
    verdienen wollte, einige Monate unter dem Namen Sophie Mayr als Bedienung,
    in einer Absteige. Wieder trat ein schräger Vogel in ihr Leben. Der Kreis
    war geschlossen,.... das Milieu hatte sie wieder. Der Kerl verliess sie,
    nach gut einem Jahr - sie verliess München.


    Ihre sprichwörtliche Gutmütigkeit, ihr nach wie vor intakter Glaube an das
    Gute im Menschen, liess sie in der Folge immer, und immer wieder zum
    Spielball fieser, gieriger und perverser Elemente werden. Das war in
    Stuttgart so, in Frankfurt und Hamburg. Sie schien damals das Böse förmlich
    anzuziehen. Mittlerweile 30 Jahre alt, hatten aber all das Widerwärtige, die
    Unbill und Schmach, die Schande, und der zuweilen grenzenlose Schmerz, ihrer
    Grandezza nichts anhaben können. Sie war eine reife, schöne Frau geworden.


    Zwei Jahre später, lernte sie - an einer Hotelbar - einen gutaussehenden,
    nicht unvermögenden Schweizer Geschäftsmann kennen. Der nahm sie mit in die
    Schweiz, nach Basel, was sie zu Freudensprüngen veranlasste. Endlich, dachte
    sie, endlich hat der liebe Gott ein Einsehen. Endlich vermag auch ich einen
    Zipfel des Glückes zu erhaschen. Sie erinnerte sich religiöser Werte,
    spendete reichlich Geld einer Institution für gefallene Mädchen, trat dem
    Kirchenchor und dem Gemeinnützigen Verein bei. Sie fühlte sich, nach vielen
    Jahren zum ersten Mal , als vollwertiges und geachtetes Mitglied der
    Gesellschaft. Bis zu jenem unheilvollen Tag, als sie nach einer Messe im
    Basler Münster, sowie einem anschliessenden Stadtbummel, mit einem goldenen
    Halskettchen für Max, ihren Mann, unerwartet früh nach Hause kam. Max und
    ein blutjunger, braungebrannter Schönling lagen, eng umschlungen, stöhnend
    und nackt auf dem monströsen Ehebett. Die Beiden hatten sie nicht kommen
    hören
    Die Welt der Sophie schien nun endgültig einzustürzen. Tagelang wohnte sie
    in einem Frauenheim, sass auf einem zerwühlten Bett, stierte in' s Leere und
    sprach kein Wort. Sie fasste den Entschluss ihr Leben ihrem Schöpfer
    zurückzugeben. Pater Ambrosius, ein österreichischer Kapuziner vermochte sie
    dann, so zu sagen in letzter Minute, davon abzubringen.


    Erneut wurde sie in eine psychiatrische Klinik eingeliefert. Nachdem ihr
    dort ein Hilfspfleger versucht hatte, an die Wäsche zu gehen, entliess man
    sie umgehend als geheilt. Es wurde ihr ein Job in einem Kaufhaus in Aussicht
    gestellt. Nur kein Aufsehen, hatte es geheissen.


    Die Arbeit, die sie dann tatsächlich erhielt gefiel ihr, und
    ................. das Leben hatte sie wieder. Vorerst , und wenngleich,
    nicht ohne weitere, tiefe Spuren zu hinterlassen. Das Weinen Nachts
    allerdings, vermochte niemand zu hören.


    Durch Einen, für sie damals, eher glücklichen Zufall, lernte sie einige
    Wochen später Madame Beatrice kennen. Eine Dame aus allerbesten Kreisen,
    eine echte Lady mit Charme, Esprit, einem messerscharfen Verstand und vor
    allem mit einem guten Herzen. Die beiden Frauen fanden sich auf Anhieb
    sympatisch. Lady Beatrice besass, oder eben besitzt mehrere Swinger - Clubs,
    Nachtbars und Amüsierbetriebe im Inn und Ausland. Diese grossartige, überaus
    menschliche Frau, nahm fortan die Sophie unter ihre Flügel. Gluckenhaft so
    zu sagen.
    Und dort, in einer dieser Bars, fügte eines Abends das Schicksal Regie.


    Ich vermochte in kurzer Zeit, tiefe Zuneigung zu dieser Sophie zu empfinden.
    Schon bald erkannte ich, dass ich ihr nicht gleichgültig war. Ich lebte zu
    dieser Zeit bisweilen in einem Märchentraum. Meine Besuche in dieser Bar und
    später auch bei ihr zu Hause wurden für uns zu etwas Grossem. Etwas was wir
    beide bis zur Stunde nur vom Hörensagen gekannt hatten. Wir wurden Eins in
    völliger Harmonie. Es war die wahre, die ganz grosse Liebe.
    :vollstern: :vollstern:
    Während Hermann nun versucht seine gedankliche Zeitreise abzubrechen, zu
    vergessen was er am Nachmittag hatte hören müssen , kriecht er zu Sophie -
    in ihre weitgeöffneten Arme. Sie merkt mit fraulichem Instinkt, dass etwas
    vorgefallen sein musste. Irgend etwas war da vorgefallen, sie spürt, dass er
    von der Geschichte weiss. Und das ist gut so, denkt sie, sehr gut, und dass,
    das Spiel jetzt beginnen kann. Das dieses Spiel - möglicherweise - mit
    fatalen Folgen für einen, wenn nicht gar mehreren Beteiligte enden könnte,
    vermag sie nicht zu erkennen. Noch nicht. " Mein lieber Hermann," zärtlich
    nimmt sie sein blasses, gutgeschnittenes Gesicht in ihre Hände, zieht ihn an
    ihre vollen Brüste: " Oh du mein grosses, starkes Bärchen." Sie spricht mit
    ihrer seltsam rauchigen, tiefen Stimme, die er an ihr so mag." Ahnst du, wie
    sehr, wie tief und auch inbrünstig, ich dich zu lieben vermag. Du bist mein
    stolzer Ritter, mein Fels in der Brandung, und nur du bist der Held all
    meiner Träume." Hermann beginnt zu weinen, leise erst, dann hemmungslos. "
    Ist ja gut, ist ja gut Schatzerl", flüstert sie, und beginnt seine Tränen zu
    trocknen. " Dringe nun ein, in mich. Ich bin bereit dir - uns - höchste
    Wohllust und Glückseligkeit zu verschaffen. Jetzt gleich - wenn du - das
    auch willst.
    Hermann will.
    :vollstern: :vollstern:
    Ja wollen tut er, der Hermann. Doch trotz den enormen, lasziven, teils
    zärtlich, teils wild - animalischen Bemühungen der Sophie - ihr " Spatzerl"
    versagt kläglich. Zu tief vermag der Schock der letzten Stunden, die Schmach
    und die ohnmächtige Hilflosigkeit in ihm nachzuhallen. " Es tut mir so leid
    Sophie," beginnt er mit kleinlauter Stimme: " Ich weiss wirklich nicht, was
    mit mir los ist - heute. Vielleicht die Sache mit dem Job, ich fühle mich -
    gelinde gesagt beschissen. Man hat mich benutzt, ausgenutzt und weggeworfen,
    wie eine Tüte mit faulem Obst. Das Wissen aber, um deine doch wohl
    ewigwährende Liebe zu mir - mein Engel - lässt mich hoffen, hoffen auf viele
    weitere Jahre der innig - harmonischen Zweisamkeit und Verbundenheit, in
    guten wie in schlechten Tagen. Du, meine Teure, denkst bestimmt genau so -
    oder?" Hermann verstummt. Er mustert seine Frau verstohlen, fast lauernd,
    und was er zu sehen vermag, gefällt ihn nicht - gefällt ihm durchaus nicht.
    Sophie wirkt plötzlich verschlossen, ihre vollen Lippen verziehen sich -
    spöttisch wie im scheint - ihr Blick irritiert ihn - masslos. Er vermeint
    Kälte in ihren Augen zu sehen - Kälte und Abweisung, und denkt, dass er das
    nicht verdient hat. Das Selbstmitleid packt ihn erneut.


    " Jetzt, Hermann - ich bitte - dich, lege einen alten Elvis auf - etwa Love
    me Tender - dann mache mir - uns - einen Drink. Drei Daumenbreit
    eingeschenkt - mindestens - dazu viel Eis. Den wirst du brauchen können. Der
    wird dir helfen, das zu verstehen, was ich dir nun umgehend gewillt bin, zu
    erklären. Noch etwas, mein Lieber. Dieses Gespräch gedenke ich als Monolog
    zu führen - also - ich bitte dich - unterbrich mich nicht. Was ich nun von
    dir will: Zuhören, Vertrauen, Zustimmen, und................... Akzeptieren!
    Du hast - denke ich - keine Wahl. Verstehst du?"


    Hermann nickt traurig. Noch vermag er nicht zu ahnen, dass das
    Vermeintliche, so und in dieser Form, nicht auf ihn zukommen wird. Vielmehr
    wird er einer Situation entgegen sehen müssen, mit der er niemals rechnen
    konnte. Wie sollte er.
    :vollstern: :vollstern:
    " Ich, Hermann, biete Hilfe an. Ich bin gewillt das für dich - für uns - zu
    tun. Uneigennützig und selbstlos - so zu sagen. Beatrice, meine ehemalige
    Chefin, und eben auch liebste Freundin, weilt seit einigen Tagen zur Kur.
    Sie hat mich gebeten, für sie - stellvertretend - während einiger Wochen,
    zwei ihrer Nachtbetriebe und einen Massagesalon zu überwachen, zu
    kontrollieren, das Inkasso zu machen, die Mädchen zu betreuen, und so
    weiter. Etwelche Freier selbst bedienen, muss ich nicht - würde aber
    möglicherweise gerne gesehen. Ich lasse mich da überraschen. Nun ja, da habe
    ich völlig freie Hand. Auch wird mir der " Heisse Rico" - du erinnerst
    dich - der mit der herb - männlichen Ausstrahlung, den Versace Klamotten,
    und dem tollen Ferrari, zur Seite gestellt. Mithin als Leibwächter und
    Beschützer. Mit dem fühle ich mich sicher - in eben diesen Zeiten."


    Hermann sitzt da, den Kopf in seinen Händen vergraben, und bringt kein Wort
    hervor. Warum auch. Er weiss, dass Sophie tut was sie will, und vielleicht
    auch, was sie nicht lassen kann. Erneut überfällt ihn tiefes, heftiges
    Selbstmitleid, und er denkt, dass der Raubvogelmann die Wahrheit gesagt hat,
    und er tatsächlich ein Versager sei. Hermann ist plötzlich müde -entsetzlich
    müde.
    " Weißt du mein Lieber," fährt Sophie fort: " Weißt du auch, dass uns,
    verursacht durch deine Willenschwäche, dein Unvermögen in deinem Job, dem
    darausfolgenden Rausschmiss, ein finanzielles Debakel droht. Ich bin nicht
    gewillt, untätig zusehen zu müssen - die Hände im Schoss - wie wir langsam
    aber sicher den Bach runter gehen. Diese Gelegenheit, jetzt Geld - in
    beachtlicher Menge - zu schaufeln, werde ich wahrnehmen. Ob dir das nun
    passt oder nicht. Willst du etwa auf Urlaub in Marbella und St. Moritz,
    vielleicht auf deinen tollen Wagen verzichten? Willst du zusehen, wie aus
    mir aus mir eine alte, frustriert - verbitterte, lustlose, unzufriedene Frau
    wird? Nein mein Guter. Soweit werde ich das nicht kommen lassen - ich
    nicht - niemals!"


    Hermann ist zu tiefst verletzt, verzweifelt. Er möchte schreien, und bringt
    keinen Ton hervor. Das kann nicht sein, denkt er, und dass er seine Frau
    verlieren wird. Ihm wird klar, dass seine Sophie ihn nicht wirklich liebt.
    Würde sie denn sonst so etwas tun. Ist das seine wahre Liebe, die geschworen
    hat - mit ihm durch dick und dünn zu gehen. In guten und in schlechten
    Zeiten? Er ahnt, dass seine Frau sich wieder anderen Männern hingeben wird.
    Und auch, dass es ihr dabei Spass machen wird. Die Katze lässt das Mausen
    nicht, denkt er, und die Vorstellung von nackten, gierigen, verschwitzen
    Freiern, die sich in seiner Sophie völlig enthemmt verströmen, macht ihn
    wahnsinnig.
    Sophie merkt, dass sie Hermann schwer getroffen hat. Sie vermag unmerklich
    zu schmunzeln, bemüht sich aber unverzüglich, flirrende Sinnlichkeit
    auszustrahlen. Ihre Hände beginnen, sanft - fordernd, nach ihm zu tasten. "
    Du, mein Spatzerl verstehst das nicht - mithin du siehst das zu eng. Du
    vermagst meine Hilfe nicht zu würdigen. Ich tue, was ich tun muss, um mich -
    uns - aus diesem Schlammassel herauszuholen. Wenn dabei - in gewisser
    Weise - auch etwas auf der Strecke zu bleiben vermag - nun ja, umsonst gibt
    es nichts, auf eben dieser Welt! Komm jetzt mein Süsser, dringe noch einmal
    ein - in mich - ich wünsche das!"
    Hermann steht auf - wortlos - sein Gesicht ist leichenblass. Er schüttelt
    den Kopf und verlässt das Zimmer.
    Hermann weint.
    :vollstern: :vollstern:
    Während nun Sophie, nach gut einer Stunde mit einem " Pfüa Gott Hermännche"
    die Wohnung verlässt, vermag sie nicht zu ahnen, dass der Aufzug, zum wohl
    letzten und leidvollsten Akt ihres Lebens, begonnen hat.


    Im Fürstensaal eines Züricher Nobelhotels wird sie erwartet. Madame
    Beatrice, Rico der Beschützer, und der Raubvogelmann begrüssen sie
    überschwänglich, und in aufgeräumter Stimmung, mit Küsschen und Champagner.
    " Welch ein Tag, liebe Sophie, welch ein Tag und welch ein Plan," Madame
    Beatrice schmunzelt zweideutig und kokett in die Runde." Was wir da
    ausgeklügelt, um nicht zu sagen, ausgeheckt haben, sucht seinesgleichen. Wir
    werden nun sehen, wie, und auf welche Art und Weise, dein guter Hermann zu
    reagieren vermag!"
    Erwartungsfrohes Lachen kommt auf, in diesem kleinen Fürstensaal, in diesem
    noblen Hotel zu Zürich.
    Rico der Beschützer bestellt Lachs auf Toast, und eine weiter Flasche
    Champagner.
    Es ist Mitternacht.


    " Ich gedenke nun - liebe Freunde - meinen Hermann anzurufen." Sophie wirkt
    plötzlich nervös. " Irgendwie tut der mir leid. Was wir ihm da zumuten, ist
    doch wohl eher " scharfes Geschütz." Ich hoffe der steht diese ungemein
    harte Probe durch. Ich hoffe aber auch, dass der schlussendlich nicht an
    meiner Liebe zweifelt, und merkt, dass, was ihm da widerfährt, bloss eine
    Probe ist. Eine Prüfung so zu sagen, die es zu bestehen gilt. Allerdings,
    mein Gott, wie sollte der auch ahnen können, dass nichts, aber auch gar
    nichts wahr ist, von all dem was ich - wir - ihm erzählt haben. Dass, du
    liebe Beatrice und ich, tatsächlich bloss für einige Wochen zur Kur fahren,
    mithin mit reinem Herzen und gutem Gewissen. Ich bete zu Gott, dass er
    weiss, dass mich nichts, aber auch gar nichts mehr dazu bringen könnte,
    meinen Körper nochmals zu verkaufen! Und was, frage ich mich jetzt
    Allenernstes, was zum Teufel gibt uns überhaupt das Recht, den guten, stets
    treusorgenden, hilfsbereiten Hermann auf solche eine grobe, wenn nicht gar
    höchst fahrlässige, ja himmeltraurige Art und Weise zu erniedrigen. Welch
    ein düsteres Szenario haben wir da heraufbeschworen. Ich - wir sollten uns
    schämen.
    Heilige Mutter Gottes, hoffentlich sind wir da nicht zu weit gegangen!"


    Sophie verstummt, und während sie versucht Hermann zu erreichen, beschleicht
    sie ein ungutes Gefühl. Eine unbekannte Angst steigt in ihr hoch. Sie
    versucht es - immer und immer wieder. Hermann meldet sich nicht.
    Sophie sitzt da, wie versteinert - ihr wird übel.
    :vollstern: :vollstern:
    Hermann tut, was er vermeint, tun zu müssen. Er trinkt. Whisky. Den jetzt
    ohne Eis und aus der Flasche. Er hört das Telefon, laut, erbarmungslos. Er
    bleibt sitzen und denkt, dass er nichts mehr zu sagen habe, und dass sowieso
    alles egal sei. Er trinkt weiter, schnell, gierig, hemmungslos, er fühlt
    sich gedemütigt, in den Dreck gezogen, beschissen wie noch nie. Dann kotzt
    er.


    Hermann wirft sich angezogen auf das grosse, extravagante Ehebett, versucht
    etwas zu schlafen. Krampfhaft schliesst er die Augen. Vergeblich - zu sehr
    kreisen seine Gedanken um seine Sophie. Sie scheint ihm zu zulächeln,
    während sie einem stöhnenden Freier, der wie wild ihre schweren Brüste
    knetet, höchste Lust verschafft.
    Langsam und schwerfällig erhebt er sich wieder, taumelt unter die Dusche und
    beschliesst seinen Freund Gilbert Klein im lothringischen Phalsbourg
    anzurufen. Der würde ihm helfen. Der immer. Gilbert' s Ratschläge waren
    stets Gold wert gewesen.
    :vollstern::vollstern:
    Das Schicksal mischt nun zum letzten Mal die Karten.
    Sein Freund Gilbert, der prächtige, stets gutgelaunte Franzose aus dem
    Departement Moselle, fackelt nicht lange: " Komme - mon Ami Hermann - für
    einige Tage, nach Lothringen. Besuche mich, und dann - du wirst sehen -
    finden wir eine Lösung. Wir zusammen, wir immer. Vergiss - vorerst - deine
    Sophie. Die wird sich Sorgen machen um dich, du wirst sehen. Dass die dann
    wieder angekrochen kommt, reumütig so zu sagen, erachte ich als so sicher,
    wie das Amen in der Kirche. Also Kopf hoch, und fahr los."


    Hermann packt etwas Wäsche in eine Tasche, lässt die angebrochene
    Whiskyflasche in seinen Sakko gleiten, und verlässt die Wohnung.
    Es ist kurz vor neun Uhr an diesem regnerischen Morgen. Abgekühlt hat es,
    konstatiert Hermann, und überlegt, wo er seinen Wagen abgestellt hat. Ein
    Taxi bringt ihn schliesslich zu der Vorstadtkneippe wo sein Flitzer steht.
    Ein grosses Glas Weisswein, denkt Hermann und betritt die Schenke, wird mich
    erfrischen und hält mich zudem wach, was ich jetzt ja wohl brauche. Er fühlt
    sich hundemüde, wie gerädert. Was wohl Sophie macht, jetzt um diese Zeit,
    denkt er, und bestellt ein zweites Glas.
    Ach was, Scheiss drauf! Hermann bezahlt und verlässt mit unsicheren
    Schritten das Lokal. Die besorgten Blicke der Bedienung vermag er nicht mehr
    zu sehen.


    Trotz des mittlerweile strömenden Regens rast Hermann in seinem Wagen, mit
    horrendem Tempo dahin. Auf der Autobahn - Richtung Basel - Richtung
    Frankreich - Richtung Gilbert.
    Gegen 11 Uhr passiert er die Grenze bei St. Louis. Niemandem vermag der
    schwer angetrunkene Mann aufzufallen.


    Er fährt weiter nach Rixheim. Da trinkt er an einer Hotelbar zwei Pastis,
    wechselt Geld, kotzt sich auf der Toilette noch einmal aus, und fährt dann
    weiter auf der Route Il Napoleon. Vergeblich hatte der Chef de Bar versucht
    ihn aufzuhalten. Halt die Klappe, hatte Hermann beleidigt gerufen.


    Der Wind peitscht den Regen gegen die Frontscheibe seines dahinjagenden
    Wagens. Sintflutartig, denkt Hermann, als wäre der Zorn Gottes
    herabgestiegen.
    Er fühlt sich plötzlich euphorisch, so frei, beschützt, geborgen, ein
    unbeschreibliches Glücksgefühl erfasst ihn. Er beginnt, wie erlöst, zu
    weinen, streckt beide Hände von sich - himmelwärts.
    Hermann sieht vor sich ein gelb - gleissendes Licht von ungeheurer
    Intensität.
    Doch dann ist da Nacht - tiefe Nacht.


    :vollstern::vollstern::vollstern:


    EPILOG


    Ob Hermann sich bei diesem grässlichen Autounfall, der Tote und Verletzte
    forderte, das Leben nehmen wollte, ist nicht bekannt. Der genaue Hergang
    dieser Katastrophe wurde niemals restlos aufgeklärt. Er selbst - körperlich
    völlig genesen - spricht seit jenem Tage nicht mehr.


    Hermann wurde in die geschlossene Abteilung einer Nervenheilanstalt
    gebracht, wo er bei Patienten und dem Personal sehr beliebt ist. Zuweilen
    vermeint er der Wilhelm Tell zu sein. Das vermag die Leute dort fröhlich zu
    stimmen.
    Hermann lächelt dann Für eine Weile zumindest.


    Sophia - Maria, oder eben Sophie, arbeitet wieder bei Madame Beatrice. Sie
    führt zwei Nachtclubs in Deutschland.
    Tagsüber weint sie. Für eine Weile zumindest.

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