• Bitterer Kampf


    Beide sitzen in seinem Zimmer. Seine Blicke voller Hoffnung, ihre voller Schmerz. Er schaut sie an ,lange ,doch sie entweicht seinen Blicken ,ist wie hypnotisiert von der Zimmerwand ,so scheint es für ihn. Doch in Wirklichkeit kämpft sie mit sich, versucht die tränen zurückzuhalten ,das misslingt ,eine nach der anderen rinnen sie an ihrem Gesicht hinab.
    Der Kampf in ihr wurde entfacht durch Wut ,Trauer und Verzweiflung. Was sollte sie nun tun? Sie sah ihn an ,doch dies brachte auch keinen Aufschluss und als sich ihre beiden Augenpaare trafen war das alles andere als erleichternd für sie ,vielmehr ließ es sie verzweifeln.
    Die Entscheidung die sie treffen musste würde ihr Leben verändern .Entweder war sie einmal in ihrem Leben stark und brach endlich aus dem Gefängnis ,was er ihr geschaffen hatte aus, oder sie war schwach und blieb bei ihm.
    Er stand auf ,setzte sich vor seinen Computer und schaltete die Musik ein. Ein Lied nach dem Anderen erhellte den Raum ,doch plötzlich sackte sie in sich zusammen und gab ihren Gefühlen nach.
    Sie weinte ,weinte bitterlich und lange. Als er bemerkte was dort eben geschehen war ,legte er sich zu ihr ,versuchte sie zu beruhigen ,doch plötzlich schien auch ihn die Gegenwart einzuholen ,und er gab sich seinen Tränen hin, und nun weinten sie gemeinsam.
    Es waren schreckliche Minuten ,geprägt von Gefühlen stärkster Art ,Liebe und Hass! Sie wollte und konnte sich einfach nicht beruhigen. Ihr Kopf sagte sie solle endlich einen Schlussstrich ziehen ,aber ihr Herz konnte ihn einfach nicht loslassen .Zuviel Schönes hatten sie zusammen erlebt ,und dies alles wegzuwerfen ,dazu fehlte ihr die Kraft .Aber was war wenn es immer so weiter gehen würde ,sie würde niemals glücklich werden.
    Er streichelte sanft ihr Gesicht ,ihre Augen trafen sich ,seine Lippen bebten Tränen rannen an ihm hinab. In diesem Moment wollte er ihre Entscheidung hören...
    Sie entschied sich dafür was ihr Kopf sagte ,ließ aber dennoch ihr Herz sprechen – und wieder war sie schwach gewesen, schwächer als sonst. Sie bereute es ihrem Herzen nachgegeben zu haben .Doch er schien von der Reue in ihr nichts zu bemerken.
    Nun hob er sacht ihren Kopf und ihre Lippen trafen sich zu einem innigen Kuss ,und wie durch ein Wunder, erwachten plötzlich diese Schmetterlinge in ihrem Bauch ,die sie schon bei ihrem ersten Kuss mit ihm hatte, wieder.
    Doch wirklich glücklich war sie in den nächsten Stunden nicht ,immer wieder musste sie weinen. Es war bittere Liebe die sie empfand. Jedoch wußte sie das diese bittere Liebe- die man mit einem erlischenden Streichholz vergleichen könnte –sich wieder zu einem flammenden Inferno entwickeln würde ,zumindest hoffte sie das.


    Christin Müller

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    Alles, was ich tue und was ich nicht tue, ist Öffentlichkeitsarbeit.
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  • Von Schönheit geblendet


    Es war einmal vor vielen Jahren eine junge wunderschöne Prinzessin. Sie lebte in einem Königreich dessen Grenzen erst weit hinter dem Horizont endeten. Sie war so schön, dass jeder Mensch der sie anschaute sein Augenlicht verlor, ausgenommen ihrer Familie. Der König liebte seine Tochter über alles ,war jedoch auch todtraurig über die Tatsache wahrscheinlich nie Enkelkinder in den Armen zu halten. Mit dieser Traurigkeit stand er nicht allein da ,die Prinzessin wurde von Mal zu Mal trauriger, wenn wieder ein Mensch durch ihr Aussehen sein Augenlicht verlor. Sie brach innerlich fast zusammen .Sie stellte sich immer öfter die Frage, warum das Schicksal gerade sie so bestrafen musste.
    Irgendwann kam sie auf die Idee sich selbst zu verschandeln, sie nahm eine Schere und schnitt sich ihre wundervollen goldenen Haare ab, doch wie aus wunderhand wuchsen diese im Handumdrehen nach. Sie probierte es wieder und wieder, doch nichts konnte sie entstellen.
    Eines Tages packte sie einige Sachen zusammen ,nahm sich ein Pferd aus dem Stall und ritt davon. Sie ritt ganze 17 Tage und Nächte ,getragen von Traurigkeit und Verzweiflung. Sie wollte einfach nur fort ,doch vor ihrer Schönheit konnte sie nicht entfliehen.
    Wie sie so durch die Wälder ritt ,bemerkte sie nicht wie sich die Landschaft ringsum sie veränderte .Es war ein Gewirr aus Farben ,die Flüsse färbten sich Purpur und der Himmel wurde durch einen goldenen Schleier benetzt. Müde von der langen Reise ,hielt sie nahe einer Quelle an ,und ließ sich auf den Boden sinken. Dort saß sie nun und weinte und weinte. Irgendwann verfiel sie in einen tiefen Schlaf. Sie träumte die verwirrendsten Träume ,von Kobolden ,Hexen und Zauberern .Auf einmal wurden ihre Träume klarer .Sie befand sich nahe einer tiefen Schlucht. Sie hörte einen Hilfeschrei ,und tatsächlich da sah sie eine Hand an der Klippe. Sie blickte runter ,und bekam einen furchtbaren Schreck ,vor sich sah sie eine grausig aussehende Gestalt ,bei dessen Anblick sich ihr Mark und Bein umdrehten .Die Gestalt blickte sie flehend an, und die Prinzessin nahm die Hand der Kreatur ,und zog sie hoch. Plötzlich drehte sich wieder alles ,und anstatt der grausig aussehenden Kreatur stand eine prachtvoll gekleidete Frau. „Du hast mir die Hand gegeben und dich nicht von meinem Aussehen täuschen lassen ,dir will ich einen Wunsch erfüllen.“ „ Ich wünsche mir nichts sehnlicher als dass niemand mehr durch mein Aussehen sein Augenlicht zu verlieren.“
    „ Dein Wunsch sei dir erfüllt.“ sprach die Fee.
    Alles drehte sich wieder um die Prinzessin ,und sie wurde zurück durch den Sog gezogen. Doch als sie die Augen aufmachte lag sie in ihrem Gemach. Der König hatte nach ihr gesucht und sie schließlich bewusstlos nahe einer Quelle gefunden.
    Mit der Prinzessin war jedoch eine Veränderung geschehen, niemand verlor mehr durch ihr Antlitz sein Augenlicht. Es dauerte auch nicht lange bis sie einen Prinzen fand, und den lang ersehnten Kinderwunsch ihres Vaters erfüllte. Zusammen lebten sie glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende.


    Christin Müller

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    Alles, was ich tue und was ich nicht tue, ist Öffentlichkeitsarbeit.
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  • Doch das Leben geht weiter


    Als man mir mitteilte, dass ich nur noch einen Tag zu leben hatte, brach eine Welt für mich zusammen. Ein Tag, 24 Stunden, plötzlich kam mir mein ganzes voriges Leben nutzlos, verschwendet und leer vor. 16 Jahre lang hatte ich mehr oder weniger sorglos vor mich hingelebt und nun sollte alles binnen einem Tag zu Ende gehen. Ein ungeheurer Druck lastete jetzt auf mir ,ich wollte die letzten 24 Stunden nicht genauso verschwenden wie mein Leben davor. Leben?- Konnte man das überhaupt Leben nennen? Die Bezeichnung " Dahinvegetieren" trifft es wohl eher. Und nun? Wie soll es weitergehen? Ich entschließe mich dazu einfach nur noch dass zu tun worauf ich Lust habe. Morgen gehe ich erstmal wieder wie gewohnt in die Schule, aber niemand soll wissen dass es mein letzter Schultag ist.
    Es ist 7 Uhr, ich habe soeben gefrühstückt und mich angezogen, gleich werde ich mich auf den Weg zur Schule machen.
    Der Weg kommt mir heute viel länger und ungewohnter vor, ich bemerke Dinge die ich vorher nicht beachtet hatte ,wie zum Beispiel das quitschgelbe Haus an der Straßenecke. Ich frage mich wieso es mir früher nicht ins Auge gefallen ist.
    Ich betrete die Schule ,alles ist wie immer ,dort stehen die Raucher und dort sitzen die 7-klässler auf einem Haufen .Sie erinnern mich irgendwie an Hühner ,Hühner die auf der Stange sitzen und vor sich hin gackern. Ich gehe die Treppe nach oben und zähle die Stufen ,ganze 192 an der Zahl sind es , ich betrete den Flur in dem sich die Klassenräume befinden, 9.1 ,10.2 ,ah da ist sie die 10.3 , der gewöhnliche Geräuschpegel schwebt vor den Klassenzimmern umher . Ich lege meine Hand auf die Klinke meines Klassenraumes , atme tief durch und drücke sie langsam nach unten, ich ziehe die Tür auf ,und betrete ,wie in Trance, das Klassenzimmer. Alle Köpfe erheben sich, um zu sehen ,wer dort grade über die Schwelle getreten ist. "Morgen" sage ich und setzte mich auf meinen Platz vorne in der ersten Reihe. "Na Süße, wie war dein Wochenende?" Ich drehe mich um , da steht Sylvi vor mir "Danke, gut" ,antworte ich mit nicht grade überschäumendem Enthusiasmus. Sie setzt sich vor mir auf den Tisch, und beginnt zu erzählen was sie wundervolles erlebt hat. Ich höre ihr überhaupt nicht zu, ab und zu ein Nicken und ein Lächeln, und sie glaubt sie hätte meine Aufmerksamkeit. Immer mehr Leute quatschen mich mit ihren Problemen voll, aber ich höre ihnen ein letztes Mal zu ,bevor ich ihnen allen ,anhand eines Briefes meine Meinung über sie unter die Nase reibe. Aber nicht nur meine Klassenkameraden bekommen solch einen Brief ,auch mein meist gehasster Lehrer ist im Besitz eines solchen. Der restliche Schultag verläuft normal ,um 1 Uhr nehme ich zum Abschied meine Freunde in den Arm und drücke sie. Ob sie mich wohl vermissen werden? Ich gehe nach Hause, esse ein bisschen was ,hole eine Tasche hervor ,und verstaue darin meine Tagebücher. Damit gehe ich nun zu meiner besten Freundin ,ich habe zu ihr am Meisten vertrauen, sie wundert sich zwar wieso ich ihr die Tasche gebe , aber nimmt sie dennoch an sich. In einem der Tagebücher ist ein Brief , nur für sie geschrieben ,in dem ich ihr dafür danke ,dass sie immer für mich da war . In der Tasche befindet sich auch der Teddy ,den ich schon immer über alles geliebt hab, und um den sie mich schon immer beneidet hatte. Ich verbringe noch ein paar schöne Stunden bei ihr. Um vier Uhr fahre ich dann nach Hause ,wo mich mein Freund schon sehnlichst erwartet . Ohje, er weis ja auch nicht was los ist. Ich überlege ob ich es ihm sagen sollte , und entschließe mich schließlich dafür. Nach ca. 1 Stunde liegen wir uns weinend in den Armen ,ich fühle dass ich mich langsam von meinem irdischem Dasein löse ,die Minuten verstreichen ,ich fühle mich so leer. Ich gebe ihm einen Kuss, einen Innigen ,einen Letzten , dann fallen mir die Augen zu. Alles dreht sich ,ich sehe mich plötzlich im Bett liegen ,in den Armen meines Freundes , der sich über mich gebeugt hat. Über sein Gesicht laufen Tränen ,Tränen der Verzweiflung. Er ruft meine Eltern ,sie kommen , versuchen meinem leblosen Körper wieder Leben einzuhauchen .Ein Arzt kommt , fühlt den Puls und schüttelt den Kopf.
    Meine Mutter fällt meinem Vater in die Arm ,ein Meer aus Tränen entsteht. Plötzlich klingelt es ,meine beste Freundin steht mit Tränen in den Augen in der Tür ,sie hat wohl den Brief gefunden. Sie hetzt in mein Zimmer, bei meinem Anblick bricht sie zusammen.
    Alles scheint still zu stehen ,die Zeit hält an ,vollkommene Ruhe ,nichts. Doch das Leben geht weiter.


    Christin Müller

    Sprich nie ein hartes Wort, womit Du jemanden kränkst. Du triffst vielleicht sein Herz, viel tiefer als Du denkst .

  • Doch das Leben geht weiter (Fortsetzung: Anna)


    Bis vor kurzem ähnelte mein Leben einem Sonnenstrahl ,hell und glücklich war es , doch seit drei Tagen bedecken dunkle Schatten mein hiesiges Dasein. Was passiert ist? Vor drei Tagen stand meine beste Freundin ,völlig unerwartet ,bei mir in der Türschwelle. Sie hatte eine Tasche in der Hand, und wollte von mir ,dass ich sie gut aufbewahren solle ,ich wunderte mich zwar ,nahm aber dennoch die Tasche an mich. Dann machten wir es uns auf dem Sofa gemütlich und schauten unser Lieblingsvideo. Wir waren genauso gut drauf wie immer. Gegen 4 Uhr fuhr sie dann nach Hause ,weil dort ihr Freund Tim schon auf sie wartete , ich nahm sie also in den Arm und verabschiedete mich von ihr- ich hätte sie nicht loslassen sollen .Um 5 Uhr packte mich die Neugierde ,was wohl in der Tasche drin war? Als erstes viel mir ein rotes Buch in die Hand, eines ihrer Tagebücher ,nun wußte ich dass irgendwas nicht stimmte .
    Sogleich viel mir ein Brief entgegen ,als Empfängername stand dort „Anna“ ja, das war wohl ich. Ich faltete den Brief auseinander und begann zu lesen ,die Worte schwirren mir immer noch im Kopf herum.
    Liebe Anna,
    ich hoffe du findest diesen Brief ,denn dieser ist es, der dir Lebewohl von mir sagt. Du weißt doch sicherlich dass ich seit geraumer Zeit immer wieder starke Schmerzen hatte, oder? Ich war jedenfalls gestern beim Spezialisten, und er teilte mir mit, dass ich unter einer Krankheit leide, die in den nächsten 24 Stunden von meinem ganzen Körper Besitz ergreifen ,und einen tiefen grauen Schleier über mich werfen wird. Daher verabschiede ich mich hiermit von dir ,ich konnte es dir vorher einfach nicht sagen ,ich wollte ,dass du mich so in Erinnerung behältst wie ich war ,glücklich und zufrieden. Ich vertraue dir hier meine Tagebücher und meinen Teddy, den ich über alles geliebt habe ,an. Ich denke du wirst dies alles am besten verwahren können. Vielen ,vielen Dank dass du immer für mich da warst als ich dich gebraucht hab. Du bist die beste Freundin von der ganzen Welt ,ich hab dich furchtbar dolle lieb .Ich hoffe du denkst ab und zu mal an mich.
    Leb wohl
    Deine Sabrina



    Als ich diesen Brief zu Ende gelesen hatte ,packte mich die Angst. Ich hatte das Bedürfnis jetzt bei ihr zu sein .Ich zog mir eine Jacke über ,stolperte die Treppe hinunter und stürzte aus dem Haus. Mit meinem Fahrrad fuhr ich, so schnell ich konnte ,zu ihr. Als ich bei ihr vor der Tür stand ,und mir ihr Vater die Tür öffnete, bemerkte ich seinen, von Trauer geprägten , Gesichtsausdruck . Ich rannte in ihr Zimmer . Ein Schwall von Trauer schwappte auf mich über als ich ihren leblosen Körper in den Armen von Tim liegen sah .Alles um mich drehte sich ,ich verlor die Kontrolle und kippte um .Was dann geschah weis ich nicht ,ich wachte am nächsten Morgen in meinem Bett auf ,total verwirrt. Die nächsten 2Tage und Nächte weinte ich nur , weinte und fragte mich warum es grade sie sein musste ,und heut sitze ich hier ,in meinem schwarzen Kleid und bereite mich auf den Abschied vor .
    Heute verabschieden wir sie alle ,heute am 5 Mai ,3 Tage vor ihrem 17ten Geburtstag ,am 5 Mai um 10.00 Uhr


    Christin Müller

    Sprich nie ein hartes Wort, womit Du jemanden kränkst. Du triffst vielleicht sein Herz, viel tiefer als Du denkst .

  • Doch das Leben geht weiter / Fortsetzung2: Ein Freund


    Es ist kurz vor zehn , die Kapelle ist gefüllt mit Menschen ,ich bin hier nur einer ,einer von vielen ,die um jenes Mädchen trauern , deren Seele vor 3 Tagen die Welt verlassen hat.
    Die Orgel spielt , weinende Augenpaar umringen mich. Vorn sitzen ihre Eltern und Verwandten ,dahinter ihre Freunde .Freund ,ja, dass war ich für sie ,ein guter Freund , aber niemals mehr. Ich liebte dieses Mädchen ,doch sie hatte nur Augen für diesen Tim , ja, Tim ,an seiner Stelle möchte ich jetzt auch nicht sein , obwohl ich denke ,nein weis, ich fühle genauso wie er. Vollkommene Verzweiflung .
    Für dieses Mädchen hätte ich mein Leben geopfert ,warum bestraft das Schicksal grade sie so hart? Sie hatte Ausstrahlung, und das bezauberndste Lächeln der Welt ,aber eingebildet ,nein eingebildet war sie nie gewesen .Sie war sich nie über ihre Schönheit bewusst .Sie war immer sehr verschlossen und zurückhaltend ,hatte dennoch einen großen Freundeskreis . Und nun liegt sie dort hinter der Glaswand ,wunderschön wie immer , aber leblos .
    Wie kann so etwas nur geschehen ,wie konnte das höhere Wesen nur solche eine Ungerechtigkeit walten lassen? Mir laufen Tränen am Gesicht herunter .
    Ich liebe dich ! Ruhe in Frieden.


    Christin Müller

    Sprich nie ein hartes Wort, womit Du jemanden kränkst. Du triffst vielleicht sein Herz, viel tiefer als Du denkst .

  • Doch das Leben geht weiter / Fortsetzung3: Ihr Freund Tim


    Alles zittert ,alles ist dunkel ,ich fühle Trauer und Leere . Ich habe die wichtigste Person meines Lebens an den Tod verloren ,ich liebte sie so sehr . Warum ? Immer wieder frage ich mich warum grade sie .Was ist das für eine Welt ,ist es gerecht dass man mir mein ein und alles entreißt?
    Das Orgelspiel setzt ein . Der Sarg wird geschlossen ,Männer heben ihn an und tragen ihn hinaus. Alle erheben sich und folgen dem Zug ,dem Zug der Trauer ,dem Zug ins Nirgendwo.
    Dort ist er, der Platz wo sie eingebettet wird ,unter einer Linde , Sonnenstrahlen scheinen durch die Blätter. Alles weint ,Sie wird niedergelassen .NEIN !Nehmt ihr nicht die Luft , laßt sie bei mir . Blumen ,Blumen eine nach der anderen bedecken die weiße Kiste ,auch ich halte eine in der Hand ,ihre Lieblingsblume ,eine Rose. Ich werfe die hinein und breche zusammen .Ich möchte sie wiederhaben. Gebt sie mir wieder!!! Plötzlich fängt jemand an ihr Lieblingslied zu singen ,es ist Anna ,ihre beste Freundin . Alle stimmen mit ein . Hört auf ,hört doch bitte auf . Besingt ihr sie zum Abschied, was soll das bringen ,sie ist tot ,tot versteht ihr ,nichts macht sie mehr lebendig. Ich will hier weg ,ich will nicht sehen wie sie verschüttet wird, wie meine große Liebe vergraben daliegt. Möchte fort von hier ,doch meiner Traurigkeit kann ich nicht entfliehen .
    Hat mein Leben noch Sinn ohne sie? Nein, es hat keinen Sinn mehr .Ich greife in meine Jackentasche ,ja ,da ist sie . ich hole sie raus ,halte sie mir an meine Schläfe und betätige den Abzug.


    Schreie ,Schreie des Entsetzens ,doch ich nehme sie nicht mehr wahr .
    Ich komme zu dir mein Schatz ,ich komme.


    Christin Müller

    Sprich nie ein hartes Wort, womit Du jemanden kränkst. Du triffst vielleicht sein Herz, viel tiefer als Du denkst .

  • Eine kleine Geschichte


    Beim Frühstück las ich folgende kleine Geschichte in einem Buch, das zu meinen "Schätzen" gehört. Erzählt hat sie Swami Vivekananda, einer der größten spirituellen Lehrer zur Wende des 19./20. Jahrhunderts:

    "Ein Brahmane lies seine Witwe mit einem sehr kleinen Kinde, einem Knaben, ganz arm zurück. Als Sohn eines Brahmanen sollte dieser eine gute Erziehung erhalten; aber wie konnte man dies ermöglichen ? Es gab keinen Lehrer hier in dem Dorfe, in welchem die arme Witwe lebte, und so mußte der Junge, weil die Mutter so arm war, zum Unterricht in das benachbarte Dorf zu Fuß gehen. Zwischen den beiden Dörfern war ein kleiner Wald, durch den der Knabe gehen mußte. Wie in allen heißen Ländern, so auch in Indien, wird der Unterricht in den Morgen- und Abendstunden erteilt. In der Tageshitze wird nicht gearbeitet. So war es immer dunkel, wenn der Kleine zur Schule ging und wenn er heimkehrte. In meiner Heimat ist der Religionsunterricht für die, die nicht zahlen können, frei. So konnte auch der kleine Knabe zu seinem Lehrer ohne Bezahlung; aber er mußte allein durch den Wald und er fürchtete sich sehr. Da ging er zu seiner Mutter und sagte: » Immer muss ich allein durch den schrecklichen Wald, und ich fürchte mich so! Andere Knaben haben Diener, die mit ihnen gehen und sie beschützen - warum habe ich nicht auch einen ?« Seine Mutter sagte: »Ach, mein Kind, ich bin zu arm; ich kann Dich von keinem Diener begleiten lassen!« - »Was kann ich nur tun?« fragte der kleine Knabe. »Ich will es Dir sagen «, antwortete die Mutter. » Tue dies: Im Walde ist Krishna, der Hirt, dein Bruder (Krischna ist in Indien auch als Hirtengott bekannt); rufe ihn, dann wird er kommen und Dich beschützen, und Du wirst nicht mehr allein sein.« Als der Knabe am nächsten Tage durch den Wald ging, rief er: » Bruder Schafhirt, Bruder Schafhirt, bist Du da ?« Da hörte er eine Stimme: » Ja, ich bin hier.« Und der Knabe war getröstet und fürchtete sich nicht mehr. Ab und zu traf er, wenn er aus dem Walde kam, einen Knaben seines Alters, der mir ihm spielte und ihn eine Strecke weit begleitete. So war der Knabe glücklich. Nach einiger Zeit starb der Vater des Lehrers, und es war eine große Feier (wie es in Indien bei solchen Gelegenheiten üblich ist). Da alle Schüler ihrem Lehrer ein Geschenk machten, bat der kleine Knabe seine Mutter, ihm ach eines zu kaufen. Aber seine Mutter war zu arm. Da weinte er und sagte: » Was soll ich nur tun?« Die Mutter antwortete: »Geh zum Bruder Schafhirt und frage ihn.« So ging er in den Wald und rief: »Bruder Schafhirt, Bruder Schafhirt, kannst Du mir ein Geschenk für meinen Lehrer geben?« Da erschien vor ihm ein kleiner Krug mit Milch. Dankbar nahm er den Krug und ging zum Hause des Lehrers. Dort stellte er sich in eine Ecke und wartete, bis der Diener seine Gabe dem Lehrer bringen würde. Die andern Geschenke aber waren so viel großartiger und schöner, daß die Diener auf sein Geschenk nicht achteten. Da sagte er: »Lehrer, hier ist das Geschenk, das ich Dir mitgebracht habe.« Der Lehrer sah herab auf die lächerliche, kleine Gabe, die er verachtete; doch sagte er zum Diener: »Da er so viel Aufhebens davon macht, nehmt den Topf, gießt die Milch in ein Glas und laßt ihn gehen.« Der Diener nahm den Krug und goß die Milch in eine Tasse; so viel Milch er herausgoß, so viel füllte sich im Krug wieder nach, und er konnte nicht geleert werden. Jedermann staunte und fragte: »Was bedeutet dies - woher hast Du diesen Krug?« Der kleine Knabe sagte: »Bruder Schafhirt gab ihn mir im Walde.« - »Was«, riefen sie alle, »Du hast Krischna geschaut? Krischna gab Dir das?« - »Ja«, sagte der Kleine, »und jeden Tag spielt er mit mir und begleitet mich, wenn ich zur Schule gehe.« - »Wie«, riefen sie alle, »du gehst mit Krishna, spielst mit Krischna?« Und der Lehrer sagte: »Kannst du uns mitnehmen und ihn uns zeigen?« Und der Knabe antwortete: »Ja, das kann ich; kommt nur mit mir.« Der Lehrer und das Kind gingen zusammen in den Wald, und der Kleine begann, wie immer, zu rufen: »Bruder Schafhirt, Bruder Schafhirt, mein Lehrer ist zu dir gekommen - wo bist du?« Aber niemand antwortete. Wieder und wieder rief der Kleine; aber keine Antwort kam. Da weinte er und sagte: »Bruder Schafhirt, bitte, komm; sonst werden sie mich Lügner schelten.« Da kam eine Stimme von weither und sagte: »Zu dir komme ich, denn du bist rein und deine Zeit ist gekommen; doch dein Lehrer hat noch durch viele, viele Geburten zu gehen, bevor er mich schauen wird.« "

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  • DER KLEINE GRASHALM


    Es war einmal ein kleiner Grashalm auf einem Hügel, der sich vergnügt im Winde wiegte und sich seines Daseins freute. Als er hungrig wurde, griff er im Erdreich nach einem Molekül und erklärte ihm:


    "Gib acht, ich werde dich jetzt essen, denn ich bin hungrig . . .Andererseits tust du mir herzlich leid, denn du bist sehr schön in
    deiner Vollkommenheit, du kleines Molekül! Wie egoistisch von mir, deinem Dasein nun ein Ende zu bereiten, damit ich leben
    kann . . . Je länger ich dich betrachte, desto unschlüssiger werde ich . . . Sollte ich dir nicht deine Freiheit lassen in der Erde,
    in deinem Reich?"


    Da sprach das Molekül:
    "Nichts verstehst du! Bedenke doch, dass ich hier nicht mehr bin als nur ein Molekül. Wenn du mich aber zu dir ziehst und mich verspeist, dann werde ich lebendig, denn ich werde eine Zelle, ich werde du! Und das genau will ich schon, solange ich denken kann. Ich will sein wie du, ein lebendiger Grashalm, tänzelnd in Wind und Sonne und kein vergrabenes Molekül in dunkler Erde. Kannst du das verstehen? . . . Bitte, nimm mich auf!''


    Der kleine Grashalm hatte es verstanden, saugte das Molekül in sich hinein und ließ noch viele weitere folgen. Das Molekül war jetzt wohl als Molekül gestorben, aber als lebendige Zelle war es auferstanden in diesem Grashalm und ein Teil von ihm.
    Da sprang ein kleines weißes Schäfchen daher und kletterte auf diesen Hügel. Es sah den Grashalm und bekam Appetit, gleich
    wollte es ihn aus der Erde rupfen. Doch plötzlich hielt es ein, tat einen Sprung zurück und sagte sich:


    "Ganz unmöglich! Ich kann es nicht! Wie egoistisch von mir, dem Leben dieses glücklichen Grashalms hier in der Natur ein
    Ende zu bereiten . . . " Da sah der kleine Grashalm das Schäfchen bittend an und sprach: "Komm näher! Ich weiß, du hast Appetit auf mich, aber zugleich hast du auch Hemmungen, mich zu verspeisen, nicht wahr? Du irrst! Bedenke doch, dass ich nur ein kleines Pflänzchen bin, unbeweglich stehe ich im Erdreich eingewurzelt . . . Wenn du mich aber frisst, dann werde ich in Fleisch und Blut verwandelt, ich werde Leben, ich werde du, und ich kann durchs Grüne springen, tanzen und spielen. Sieh doch, wie ich festgehalten werde in der Erde . . ."


    Das kleine weiße Schäfchen hatte es verstanden, nahm den Halm und fraß ihn auf. So war der kleine Grashalm als Pflänzchen
    wohl gestorben, aber er lebte fort als jenes Schäfchen, das freudig über das Land sprang. Gegen Abend lief das kleine weiße Schäfchen zurück zum Stall und traf dort den Sohn des Hauses, einen kleinen Buben, der es in seine Arme schloss und weinte. "Weshalb weinst du denn?'' fragte das Schäfchen, und der Bub zog es noch fester an sein Herz und sagte: "Morgen feiern wir ein Fest. Papa hat gesagt, dass man dich töten wird und wir dich alle essen werden."


    Da sah das kleine weiße Schäfchen den Buben mit großen Augen an und sprach: "Und deshalb weinst du? Aber du verstehst ja gar nicht, worum es geht, mein Kind! Bitte nimm mich, bring mich zu deinem Papa, und feiert morgen euer Fest mit mir, indem ihr alle von mir esst. Schau, jetzt bin ich nur ein kleiner Vierbeiner vom Reich der Tiere. Wenn du mich aber nimmst und isst, dann werde ich zum F e s t , dann werde ich w i e ihr und dann werde ich du , ich dringe in dich ein, um endlich das zu werden, wovon ich immer träumte EIN MENSCH."


    Der Bub verstand. Er nahm das kleine weiße Schäfchen und brachte es dem Vater. Am nächsten Tag feierten die Menschen ein Fest mit dem kleinen weißen Schäfchen. Es war jetzt wohl tot als Schäfchen, durch seinen Tod jedoch verwandelt worden in menschliche Feststimmung und Freude, in Liebe und Kommunion unter den Menschen. (Henri Boulad)


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    Sprich nie ein hartes Wort, womit Du jemanden kränkst. Du triffst vielleicht sein Herz, viel tiefer als Du denkst .

  • Aus und vorbei



    Und nun war es wirklich vorbei. Der Schmerz würde zwar noch lange andauern aber darüber würde sie hinwegkommen. Irgendwann.
    Er hatte sie sitzen lassen. Einfach von heute auf morgen einen Schlussstrich gezogen, der nun nicht mehr zu radieren war.
    In der Schule lächelte er hin und wieder zu ihr herüber. Sie nahm seine Blicke auf und erhoffte sich damit die Zeit anzuhalten, einfach die Arme auszustrecken und sie fest zuhalten aber da war sie schon wieder fort. Die Pausenglocke riss sie aus den Träumen.
    Nun lief sie mit all den anderen den Flur entlang. Langsam fing sie sich wieder und versuchte sich auf andere Dinge zu konzentrieren wie z. B. auf die Mathearbeit die gerade vor ihr lag. Nein. Sie konnte nicht. Sie stand auf, legte ein leeres Blatt auf den Lehrertisch und verließ mit einem gemurmelten: „Mir ist heute nicht so gut“, den Raum.
    Stufe für Stufe ging sie die Treppe herunter. Da bemerkte sie die Träne die über ihre Wange lief, und auch die zweite, und als sie sich darüber im klaren war, dass ihre Wimperntusche all dem nicht Stand halten würde, begann all ihr Missverständnis, ihre Trauer und ihre Wut in leises Schluchzen auszuarten.
    Sie blickte auf. Und sah ihn. Sie sah ihm dabei zu wie er sie beobachtete. Er begann seine Lippen zu verformen, denn er wollte etwas sagen aber er lies es doch.
    Aber nun verstand sie es endlich, denn es schien als hätten sie sich nichts zu sagen, obwohl sie sich schon solange Zeit kannten.
    Bevor sie sich ihm abwandte, nickte sie ihm zu und ging dann die Treppe hoch...



    Sophia Büchner

    Sprich nie ein hartes Wort, womit Du jemanden kränkst. Du triffst vielleicht sein Herz, viel tiefer als Du denkst .

  • Ein Engel im Internet


    Eine Berührung feinster Art auf unmöglichem Wege.
    Engel im Internet, wer hält das für möglich? Nur ein Verrückter würde auf den Gedanken kommen, dort nach den Engeln zu suchen. Engel sind nicht nur diese Wesen mit Flügeln, wie wir sie aus der jüdisch-christlichen Tradition her kennen, die in irgendwelchen verstaubten himmlischen Reichen wohnen. Sie sind auch keine Toten, denen plötzlich Flügel wachsen. Ich bin davon überzeugt, dass sich Engel auf der Erde bewegen, genau wie du und ich. Darum bin ich fest davon überzeugt, dass es Engel gibt und dass sie unser Leben retten, wenn wir sie rufen. Es kann durchaus sein, dass du und ich dazugehören, den jeder von uns hat engelhafte Fähigkeiten, die nur darauf warten, freigelegt zu werden. Und wenn wir erst erkennen, wer ein Engel ist, dann wird das Leben plötzlich zu einem wunderbaren Abenteuer und die Menschen denen wir begegnen, sind keine gesichtslosen Fremden mehr, sondern Ware Glücksbringer.


    Mein ganzes Leben lang habe ich um einen Engel gebeten, doch unter falscher Vorstellung habe ich keinen getroffen. Es war für mich kein leichtes Leben, denn ich führte viele Kämpfe um ein Ziel nach dem anderen zu erreichen. Sehr oft bat ich den lieben Gott um Hilfe, doch meine Belastung nicht so schwer sein zu lassen. Immer wieder hat er mir auf wundervolle Weise geholfen, immer dann wenn es nicht mehr weiter ging und ich so verzweifelt war, zeigte er sich. So hatte ich immer die nötige Energie meine Probleme zu lösen. Zum richtigen Zeitpunkt traf ich immer wieder Menschen, die mir halfen, den Weg zu sehen, den ich gehen musste. Es handelt sich um Menschen, die aber nicht lange um mich waren. Einige von ihnen gehören heute zu meinen besten Freunden. Sie traten in mein Leben, ganz unscheinbar und gaben mir ein Stück Mut, oder eine Idee wie man es besser macht und die meisten gingen ihres Weges weiter. Erst heute ist mir bewusst, dass es sich um Menschen mit engelhaften Fähigkeiten handelte.
    Engel sind rund um die Uhr im Dienst, sie beobachten uns, sie sehen unser Handeln und wissen wie es um uns steht. Ob wir es glauben oder nicht, sie wissen was wir denken und sie empfinden unsere Traurigkeit. Unbewusst rufen wir sie, in dem wir sagen: Oh` Gott, hilf mir! In dieser Verzweiflung können wir uns nicht vorstellen, dass uns überhaupt jemand hört. Wir fühlen uns völlig alleine und sind mit Angst erfüllt.
    Vor einigen Wochen als eine, für mich sehr wertvolle Beziehung in die Brüche ging, brach in mir eine Welt zusammen. Der Schmerz lähmte meinen Verstand und ich fühlte nur noch das Stechen in meinem Herzen. Es schien so, als hätte der Mann der mein Liebster war, ein Stück meiner Seele mitgenommen. Es begannen grauenhafte Tage, an denen ich viel zu viel weinte und meinen Tränenverlust mit Wein auffühlte. Ich konnte keinen vernünftigen Gedanken mehr fassen, ich empfand nur noch blinde Wut und die Angst, in der Zukunft alleine Leben zu müssen. Ich hatte keine Ahnung wie ich weiterleben sollte, ohne diesen Mann, den ich immer noch so sehr liebte? Jede Nacht war er mein letzter Gedanke und jeden Morgen der erste. Ich sehnte mich so nach seiner Nähe und nach allem, was er mir in der ganzen Zeit unserer Beziehung gab. Wie er mich liebte und behandelte war mein geworden, so wie ich es mir mein ganzes Leben gewünscht habe und ich war unendlich glücklich mit ihm. Er aber konnte mir nichts mehr geben und wollte seinen Weg gehen und ich konnte ihn nicht aufhalten.


    Eine schwere Zeit begann, in der ich für mich dringend einen Engel gebraucht hätte, der mich rettet. Doch an einen Engel, konnte ich in dieser Situation nicht denken. Ich dachte nur daran, wie ich mich an der Männerwelt rächen kann. Mit meiner ganzen Energie wollte ich jeden Mann der mir begegnet eine Lektion erteilen und mir dass nehmen was mir zusteht. Blind von dem Verlustschmerz verlor ich den Glauben an die Beziehung. Ich konnte mir nicht vorstellen, jemals wieder anders zu denken. In dieser Situation lernte ich einen nach dem anderen über das Internet kennen, es schien für mich ganz gut zu laufen, so das ich mein Schmerzempfinden etwas betäuben konnte.
    An manchen Tagen hatte ich vor meiner Art Angst, denn so ging ich noch nie auf Menschen los. Trotz dieser Angst, machte ich weiter und hatte regen Gefallen daran, mit Männern zu spielen.
    Für mich war klar, Männer sind dumm, sie haben ein kleines Gehirn und sie schreien danach, von Frauen schlecht behandelt zu werden. Sie wollen doch nur ihren Spaß haben und das am besten ohne Gefühle. Damit meine ich, sie sind froh, wenn es ohne Liebe und Verantwortung abläuft. Zu der Zeit schien sich wohl kein Engel in meine Nähe zu trauen, denn mein Gefühl war getränkt mit Verbitterung. Eines ganz normalen Tages bekam ich ein Email von David, er war verheiratet und suchte eine diskrete Frau, für ein aufregendes Abenteuer.
    Sein erstes Schreiben an mich war nicht schmeichelnd, sondern es war eher plump und taktlos. Obwohl es ganz und gar nicht nach meinem Geschmack war, beantwortete ich Davids Schreiben.
    Ich bat ihn darum, sich etwas genauer zu beschreiben und mir mitzuteilen, wie er sich den ein Treffen mit mir vorstellt. Er schrieb mir, wie er aussieht, was er so macht, dass er ein saubere und gepflegter Mann ist. Fantasievoll hat er ausgemalt, wie er mich verwöhnen würde. Es gingen mir wirklich schöne Gefühle durch den Körper, beim lesen dieser Mail. Es inspirierte mich so sehr, das dieses Spiel beginnen konnte. Ich lies ihm, eine ganze Menge meiner Fantasie zukommen, um ihn somit richtig in Fahrt kommen zu lassen, denn ich wollte das ihm heiß wird. So heiß, das er nicht mehr schlafen konnte und pausenlos an mich; an mein Spiel denken musste. Es machte mir sehr viel Spaß und auch mir wurde ganz heiß, bei dem Gedanken daran, dass wirklich tun zu wollen was ich da schrieb. Teilweise konnte ich das Geschriebene fühlen, total erregt legte ich mich in mein Bett. In dieser Nacht schlief ich mit meiner Fantasie ein, begleitet von einem schönen Traum.
    In diesem Traum traf ich David, er war groß und sehr gut gebaut, sein breiter Oberkörper wirkte einladend auf mich, ich hatte nur noch den Wunsch in seinen Armen zu liegen.
    Wir gingen in eine gemütliche kleine Weinstube, in der jeder Tisch mit Kerzenschein beleuchtet war, die Wände waren mit Holz vertäfelt und der Boden knarrte beim darüberlaufen. Wir fanden dort eine kuschelige Ecke, in der wir völlig ungestört waren. Beide waren wir froh, als wir endlich saßen, damit unsere Aufregung nachlassen konnte. Wir saßen an diesem schönen Tisch, bei Kerzen Schein und ich war gierig darauf in die Augen zu blicken. Wie sehr ich es liebe, einen Mann in die Augen zu schauen, um durch seine Augen, seine Gedanken zu lesen. Augen sagen sehr viel über einen Menschen aus, man sagt, sie sind der Spiegel der Seele. Das natürliche Licht schimmerte sehr schön in seinen von Freude erfüllten Augen, so das dieses Leuchten auch meine Augen zum funkeln brachte. Ich sah ihn an und konnte es fühlen, wie sich unsere Aufregung legte, sein Blick fand meinen Blick und wir verloren uns darin. David fing an zu erzählen und während er dies tat, merkte ich, das er mir nicht fremd bleiben wollte. So lauschte ich
    seiner warmen, ruhigen Männerstimme und genoss es wie die Musik, die im Hintergrund lief. Er fand den Weg zu meinem Verlangen, durch meine Augen und durch mein Gehör. Bei dem Anblick seiner schön gepflegten Hände, war mir klar, dass die kleinste Berührung damit, unter meine Haut fährt. Wie ein Magier las er meine Gedanken und legte seine Hand auf meine, in diesem Moment wurde ich ganz langsam machtlos, denn ich wusste, das ich jede weitere Berührung zulassen werde. David rutschte näher, mein Herz schlug höher, meine Augen konnten seinen Blick nicht mehr verlassen. Es war geschehen, in diesem Augenblick schloss ich die Augen und vergas jegliches um mich herum. Ohne Gedanken an die Zukunft, wird die Sekunde kürzer in einem Flügelschlag. Während die Sterne vom Himmel fielen und er mich küsste, löst sie sich auf und kommt als Minute zurück. Seine großen Hände wollten meinen Körper erkunden. Seine Nase nahm den Duft meiner Haut begierig in sich auf, so das sich meine Sinne drehten. Das Verlangen, von seiner zarten Berührung überall etwas zu spüren, wurde bei jedem Herzschlag stärker. Meine Lust fing an zu tanzen und ich wollte nur noch Willenlos sein, mich seiner Männlichkeit hingeben und das Land der tausend Farben und Düfte erleben.
    Am anderen Tag machte ich mir viele Gedanken um David, er ging mir nicht aus dem Kopf.
    Fixiert von meinem Traum, wollte schnellst möglich seine Stimme hören, um mich dadurch wieder fangen zu können. Denn es könnte ja sein, das seine Stimme gar nicht zu meinem Traum David passte und ich dadurch wieder normal werde. Mein Bauchgefühl klagte mich an, als ich David meine Mobilnummer zukommen lies. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt, sagte mein Denken zu meinem Bauch.
    Auf keinen Fall wollte ich die Frau sein, die ich vorher war und dazu gehörte mein neues Handeln.
    Mir ging der Gedanke nicht aus dem Kopf, das David kein schlechter Mann sein konnte, denn ich würde mich von negativ Menschen nicht beeindrucken lassen. Er muss ein lieber Kerl sein, er sucht vielleicht nur das Kribbeln im Bauch und das Schmetterling-Gefühl. Wenn er schon so viele Jahre, sein leben mit einer Frau teilt, kann es sein, das dieses Kribbeln im Bauch verloren ging. Auch wenn wir nicht darüber sprechen, so denken wir oft darüber nach, wie es dennoch einmal da war. Diese Gedanken, setzten Begehren frei, da Begehren es nochmal zu erleben, bevor man es nicht mehr kann. Meine Mutter hat einmal gesagt: Der Körper des Menschen zerfällt und wir sind machtlos etwas dagegen zu tun. Doch im Innern, sprich im Herzen, da wohnt unsere schönste Zeit, unsere Jugend. Diese Zeit mit all ihren Erlebnissen und Gefühlen, ist immer gegenwärtig. Sie ist so lebendig, das man auch im Winter seines Lebens die Leidenschaft des Frühlings verspürt. Was würde man dafür geben? Noch einmal erleben zu dürfen, wie Lust und Leidenschaft gepaart mit Gefühlen unsere Seele verzaubert. Wahrscheinlich hat mein David eine wunderbare Frau, die für ihn immer da war und mit ihm die Höhen und Tiefen des Seins erlebt hat. Den Gedanken seine Frau zu verlassen, um zu einer anderen zu fliehen, kann er sich wahrscheinlich gar nicht vorstellen. Genauso, wie wir uns nicht vorstellen können ohne das Sonnenlicht zu leben. Bestimmt vermisst David nur das Leidenschaftliche austauschen von Zärtlichkeiten und das Kribbeln der Gefühle. Wer vermisst das nicht? Auch ich hätte gerne einen lieben Mann, mit dem ich das erleben könnte, aber auch einen der mir das Gefühl seiner Nähe und Liebe bis an mein Lebensende schenkt. Doch war es mir nicht gegeben, alles in meinem Leben was ich liebte, hat mich wieder verlassen. Jeder hat ein Stück meines Glaubens an das, was wirklich zählt mitgenommen. So das nicht mehr viel davon übrig geblieben ist. David rief mich an, seine Stimme klang schüchtern und ängstlich, es machte nicht den Eindruck eines Profis, der es gewohnt war jeden Tag mit einer Fremden Frau zu flirten. Er sprach nicht viel, der Moment meiner Befürchtung war da. Ein Mann mit wunderschönem Schreibstil, aber schüchtern und zurückhaltend. Sein Anruf hat mich erfreut aber das Traumbild schmälerte sich. Ohne das ich wusste, auf was ich mich da einlasse, verabredete ich mich mit ihm für den nächsten Tag so gegen die Mittagszeit. Genaueres wollte er mir noch durch einen Anruf mitteilen. Von diesem Moment an war meine Energie nicht mehr zu bremsen, ich wandelte im Taumel schöner Gedanken durch die kommenden Stunden. Endlich konnte ich meinen Schmerz betäuben und meine Miststück-Art rauslassen. Mit diesem Handeln wollte ich auch ein Stück meiner Sehnsucht zu meiner verflossenen Liebe zerstören. Man muss schon sehr viel Liebe in sich tragen, wenn man sie zerstören will. Heute weiß ich, das dies völlig falsch war so zu denken.


    Der Morgen des Tages war da, vor lauter Aufregung, konnte ich nicht einmal meine Kaffeemaschine richtig bedienen. Der ganze Kaffee lief mir aus, so das kein Tropfen davon übrig blieb. Um zu fluchen, war ich zu gut gelaunt, mit einem Lächeln machte ich mir einen neuen, noch viel besseren Kaffee. Wie von der Aufregung befallen, lief ich durch meine Wohnung. Von einem Zimmer ins andere, warum ich dies tat, ist mir heute klar. Man ist sehr aufgeregt wenn man mit einem Engel verabredet ist. Als ich dann endlich begann, mich zu einer verführerischen Frau zu kreieren, klingelte mein Handy. Dieses klingeln erwischte mich in meiner momentanen Situation eiskalt. Mein Gott, ich stand mit eingeschäumten Haaren und Beinen in der Dusche. Es gab nur einen einzigen Gedanken, der mir jetzt durch den Kopf schoss und meinen Blick erstarren lies. Lieber Gott, las es bitte nicht David sein, bitte tu mir das jetzt nicht an. Um meine Bitte zu erhören war es zu spät, er war dran. Was noch viel schlimmer war, er war schon ganz in der Nähe, praktisch zwei Minuten entfernt. Mir wurde ganz schummerig, mir war klar, das müsste jetzt mir Hexerei zu gehen, wenn ich in zwei Minuten gestylt sein will. Was ich am Telefon zu ihm sagte, weiß ich nicht mehr. Es ist mir nur noch bewusst, das es ein peinliches Gestammel von Worten war. Leider musste ich ihn vertrösten und mit einer Stunde Geduld in ein Cafe verbannen. In Windes Eile, von fetziger Musik begleitet, brachte ich mich in die Gänge und wurde auf schnellstem Wege zu dem, was ich werden wollte. Ich hatte glücklicher Weise zu wenig Zeit um Aufgeregt zu sein. Mit Gelassenheit betrat ich das Cafe, zielstrebig ging ich auf David zu ohne in zu kennen. Er sah mich an und wand seinen Blick wieder von mir. Mit Gewissheit behaftet, blieb ich vor ihm stehen und wartete auf seine Reaktion. Die folgte auf mein Denken, er sah mich an und lächelte, ich wusste das nur er es sein konnte. Seine Aufregung war ihm in sein Gesicht geschrieben, sie steckte mich an, meine Beine begannen zu zittern. Jetzt wollte ich nur noch einen Platz finden, an dem es niemand mehr bemerken konnte, wie aufgeregt ich war. Es gab keinen Kerzenschein und keine romantische Atmosphäre, jegliche Romantik musste von uns erbracht werden. Denn wo man keine Romantik hinbringt, wird sich auch keine finden. Wir fingen an uns nervös zu Unterhalten, jeder von uns wollte wie man es heute so sagt, cool sein. Er fing an mit einer solchen Natürlichkeit von sich und seinem Leben zu erzählen, das ich mit erstaunen zuhörte. Ganz sicher wusste ich, mit diesem Mann möchte ich ein Abenteuer und kein Getränk der Welt hätte mich in diesem Cafe weiter gefesselt. Auf dem schnellsten Wege, wollte ich David zu mir nach Hause schleifen, um mit ihm die aufregenden Mails zu durchleben. Er hatte keinerlei Einwände zu meinen Vorschlag, diesen Ort für einen Besseren zu tauschen. So fuhren wir zu mir nach Hause, Er mit dem Gedanken ein Abenteuer zu erleben und ich um mein Vorhaben zu verwirklichen.. Bei mir haben wir es uns gemütlich gemacht und uns im Schein des Kerzenlichts einiges erzählt. Nach kurzer Zeit, kannte ich einiges aus seinem Leben, erstaunlich stellte ich fest, das er ein sehr lieber Mann war. Ohne scheu erzählte er mir, was ihn bewegt und warum er ein Abenteuer sucht. Zu meinem Erstaunen bestätigte sich meine Version des Denkens, denn David wollte nur einmal wissen, wie es ist mit einer anderen Frau zu schlafen. Er suchte nach dem leidenschaftlichen Kribbeln unter der Haut, das ihm in seinem Leben so sehr fehlte. In seinen Augen sah ich ein mit Stolz erfülltes Funkeln, wenn er von seiner Frau sprach. In dem Moment war mir klar, wie sehr er diese liebt. Wenn ein Mensch glaubt, das ihm in seinem Leben etwas fehlt oder ihm etwas entgeht, dann plagt in der Wunsch, es sich zu erfüllen. Bei David war dieser Wunsch so stark, das er nicht in Ruhe alt werden konnte, ohne es zu erfahren. Jetzt wollte er es wissen, das wurde mir klar, als er mir näher kam und mich in den Arm nahm. In meinem innerem war ich mit Traurigkeit erfüllt, doch war ich bereit, ihm ein Geschenk zu machen, in der Hoffnung, das er dann erkennen würde, nichts versäumt zu haben. Man kann sich vorstellen, welche Angst ich hatte, vor dem ersten Kuss. Aber ehe ich mich versah, küsste David mich und ich vergaß alles um mich herum. Meine Sinne drehten sich um meine Gedanken und ich wollte mich fallen lassen, in den Armen dieses Mannes, der so viel Liebe in sich trägt. Eine Flut voll Leidenschaft überkam mich. Mein Körper fühlte seine Hände, die Zeit verlor sich in der Berührung auf meiner Haut. Das Verlangen in mir war nicht mehr zu bremsen, egal was jetzt auch passierte, ich wollte es mit meiner ganzen Energie erleben, fühlen und schmecken. Keine Wut, kein negatives Gefühl und kein Gedanke an meine verlorene Liebe war mehr vorhanden. Nur noch die Begierde nach diesem Erleben bewegte mich. Wir wollten beide die Leidenschaft erleben und sie sollte uns in unser Land der tausend Düfte und Farben begleiten. Wie auch immer, kurze Zeit später stellte sich heraus, das wir dort nie ankommen, denn er brachte es nicht über sein Herz seine geliebte Frau zu betrügen. Gequält von diesen Gedanken bremste er meine Leidenschaft und entschuldigte sich für sein Verhalten. Für mich war das ein Geschenk des Himmels, denn mir wurde Bewusst, das er ein Engel ist. In diesem Moment wusste ich, das mein Hilferuf von Gott erhört wurde, keine Minute hat er mich mit meinem Schmerz allein gelassen. Mein von Enttäuschung erfülltes Denken war ihm bewusst und er hat mir einen Engel gesandt. Seit diesem Tag empfinde ich keinerlei Hass mehr gegen Männer, durch diese Erfahrung habe ich meinen Glauben an die immer währende Liebe zurück erlangt. Mein Schmerz wegen der verlorenen Liebe kann ich nicht wiederfinden, er wurde durch den Engel aufgehoben. Dadurch habe ich gelernt, Entscheidungen zu akzeptieren. Jetzt weiß ich auch, das der Mann meiner träume existiert und das er mich finden wird, denn ich stehe im Sonnenlicht und er kann mich erkennen, wenn er meinem Lächeln begegnet


    Rosemarie Möller

    Sprich nie ein hartes Wort, womit Du jemanden kränkst. Du triffst vielleicht sein Herz, viel tiefer als Du denkst .

  • In ewiger Dankbarkeit



    Draußen scheint die Sonne, das Thermometer läuft auf Hochtouren, der blaue Himmel wird nur vereinzelt mit einigen Wolken bedeckt und verliert somit nichts von seiner Schönheit.
    Trotz diesem wundervollen Wetter, kullern wie schon so oft an diesem Tag Tränen meine Wange hinunter, und enden im Nirgendwo. In mir brodeln die hitzigsten Rachegelüster ,doch mein Herz ist erfüllt von Schmerz und tiefer Trauer .
    Jemand versucht mit Absicht mein Leben zu zerstören ,und ich kann nicht das Geringste dagegen tun ,mir bleibt nur die Hoffnung ,der Glaube an den Menschen den ich über alles liebe. Doch auch dieses Fünkchen meiner Hoffnung erlischt immer mehr ,wie ein Streichholz, das langsam aber zielstrebig abbrennt. Er tut es denen gleich, hört auf die bösen Zungen und ist somit kein bisschen besser als die!
    Verdammt! Was ist bloß aus meinem Leben geworden. Eine Ruine ,deren Steinmauern immer mehr nachzugeben scheinen ,bis sie schließlich dem Erdboden gleich sind.
    Meine Wut ist maßlos und unersättlich ,ich hoffe dass alle ihre gerechte Strafe bekommen, dass sie auch einmal solch eine Enttäuschung erleben, die sie zum Ende ihrer Kräfte treibt.
    Ich kann einfach nicht mehr, bin ohne Hoffnung, ohne Vertrauen, ohne Liebe zu mir selbst. All das wurde während ein paar Wochen zerstört. Ihr habt verdammt gute Arbeit geleistet, habt mich zerstört, ein ewiges Lachen zum Weinen gebracht. Und das alles nur aus bloßem Nichtwissen!



    Christin Müller

    Sprich nie ein hartes Wort, womit Du jemanden kränkst. Du triffst vielleicht sein Herz, viel tiefer als Du denkst .

  • Auf der Suche nach Manieren



    Neulich saß ich, erschöpft von einem Einkaufsbummel, mit Freundinnen im Café und trank einen Latte Macciato. In einer Gesprächspause schweiften meine Blicke durch das Café und blieben auf einem Pärchen hängen, das wie aneinander festgeklebt in einer Ecke saß und die Hände nicht voneinander lassen konnte. Mit drei anderen Single-Frauen eine solche Szene mit ansehen zu müssen, stürzt im Normalfall alle Beteiligten in tiefe Depressionen. Um dies zu umgehen, setzten wir unsere Gespräche über die neuesten Hosenwaschungen und die süssesten Stilettos der Stadt fort. Ich konnte mir einen letzten Blick zu dem kurios ineinander verschlungenen Pärchen nicht verkneifen und mit meiner geistigen Anwesenheit an unserem Frauentisch verschwand auch der kleinste Anflug von Depression in mir. Die Turteltauben hatten sich die Rechnung bringen lassen und als geschulte Beobachterin rechnete man fest damit, der Mann würde seine Geldscheine schon bereithalten um mit etwa 20% Trinkgeld seinen und den Milchkaffee seiner Begleiterin zu je 2,30€ zu bezahlen. Mir schien auch die Begleitung des Typen war dieser Auffassung. Mit einem triumphierenden Lächeln lehnte sich die Blondine zurück und machte sich noch nicht einmal die Mühe den obligatorisch-weiblichen Griff in die Handtasche, in der Grösse eines mittleren Zwergkanninchens, vorzutäuschen. Doch weit gefehlt, sogar ich hätte diesmal zum Publikumsjoker greifen müssen in der Kategorie Menschenkenntnis. Der Typ an ihrer Seite griff in die Innentasche seines Armani-Jaketts und brachte ein angesammeltes Chaos aus Visitenkarten, Bonbonpapierchen, zerknüllten Kassenbons und Kleingeld ans Tageslicht. Aus dem Kleingeld wurden in mühevoller Kleinstarbeit zwei Euro und dreissig Cents. Alles unter den Augen seiner Begleitung, deren divenhaftes Lächeln in einen eisigen Blick voller Mordgelüsten überging. Erst als der Mann dem Kellner, ohne mit der Wimper zu zucken, das Sammelsurium aus Kupfergeld übergab, machte sich die Blondine neben ihm daran einen Fünf-Euro-Schein aus ihrer Tasche zu fischen, den sie dem Kellner mit der Bitte um zwei Euro Retour überreichte. Als sie daraufhin umständlich versuchte ihren Mantel anzuziehen und kurz vor einer Strangulation durch den edlen Kaschmirschal stand, hielt der Mann es immer noch nicht für nötig ihr behilflich zu sein. Er eilte geschäftig zum Ausgang und eine Frau, die das Café gerade betrat, rettete die Blondine vor einem bösen Nasenbeinbruch, verursacht durch eine heftig zugeschlagene Holztür eines Kölner Cafés. Auch meine Freundinnen hatten die Szene mitangesehen und waren genauso enttäuscht über das jähe Ende der Vorstellung wie ich. Doch dieser kulturelle Beitrag, visualisiert durch Amateure, war bestimmt kein Einzelfall und wir begannen eine Diskussion über die Frage: Kann man heutzutage noch auf einen Gentleman hoffen oder existiert diese seltene Spezies doch nur noch auf den Seiten vergilbter Groschenromane?!



    Isabel Seifert

    Sprich nie ein hartes Wort, womit Du jemanden kränkst. Du triffst vielleicht sein Herz, viel tiefer als Du denkst .

  • Servus Mutter


    Es war Juni. Leise betrat ich das Zimmer. Das Fenster war weit geöffnet, ein warmer Windhauch bewegte die Gardinen. Außer dem Zwitschern der Vögel hörte ich nur deine schweren Atemgeräusche. Ich setzte mich an dein Bett und hielt deine Hand. Ich war angespannt. Trauer und Angst breiteten sich aus. Trauer, weil der Abschied näher rückt und ich dich loslassen muss. Angst, weil ich auch mit meinem eigenen Tod konfrontiert werde.
    Während ich hier sitze, denke ich über dein Leben nach. Du hast ein sehr selbstloses Leben geführt. Selbst die härtesten Zeiten hast du gemeistert. So hast du z.B. fünf Kinder durch den Krieg gebracht. Du hast harte Strapazen auf dich genommen, um die knappen Lebensmittel aufzubessern. So bist du für einen Sack Kartoffeln mit einem Fahrrad 62 km gefahren.
    Auf dem Rückweg hattest du eine Reifenpanne. Du ersuchtest einen Bauern um Hilfe. Dieser
    wollte jedoch dafür deine Kartoffeln. Du hast zu ihm gesagt, dass deine Kinder hungern und hast das Fahrrad die Strecke zurück geschoben. Während dein Mann noch in Kriegsgefangenschaft war, hast du mit deinen fünf Kindern ein Haus besetzt und es später käuflich erworben. Du warst so fleißig. Du hast nachts an deiner Nähmaschine gesessen und für deine Kinder genäht. Am nächsten Morgen hast du die Ergebnisse stolz präsentiert.
    Du warst zufrieden, wenn es uns gut ging. Wir konnten uns immer auf dich verlassen. Natürlich gab es auch Konfliktsituationen. Es gab sogar Momente, in denen ich dich nicht lieben konnte. Weißt du eigentlich, dass es eine Phase in meinem Leben gab in der ich genauso werden wollte. Ich habe dann aber verstanden, dass ich mein Leben mit meinen Erfahrungen leben muss und habe dein Leben mit deinen Erfahrungen respektiert.
    Irgendwann fingst du an, vergesslich zu werden. Es war ein schleichender Beginn.
    Dein Kurzzeitgedächtnis ließ dich immer öfter im Stich. Vor vier Monaten brauchtest du eine Betreuung rund um die Uhr. Wir meldeten dich in einem gut betreuten Heim an. Du bist jetzt hier, um medikamentös eingestellt zu werden. Ich verabschiedete mich von dir und wusste noch nicht, dass du zwei Tage später, an meinem Geburtstag deinen Körper verlassen würdest. Inzwischen bin ich fest davon überzeugt, dass es den Tod nicht gibt und ich weiß, dass wir uns wiedersehen.



    Juliana Schöneich

    Sprich nie ein hartes Wort, womit Du jemanden kränkst. Du triffst vielleicht sein Herz, viel tiefer als Du denkst .

  • Ein Engel


    zitternd liegt er vor mir ...
    er stirbt ...
    die Flügel hat er dicht an seinen Körper gezogen ...
    ist ein Engel und doch ...
    ertrinkt er in seinem eigenen Blut ...
    einst war er so mächtig ...
    herrschte überall ...
    er war das Gute und das Böse ...
    schwarz und weiß ...
    alles in einem ...
    das war er einmal ...
    blicke zu ihm hinab ...
    hat nun einfach keine Macht mehr ...
    sich noch einmal zu retten ...
    er blickt mich mit traurigen Augen an ...
    haucht mir leise zu ...
    ich bin du ...
    kannst du es nicht sehen ...
    der Engel in dir er stirbt langsam ...
    weil deine zweite Seele nicht bei dir ist ...
    er schluchzte leise vor sich hin ...
    Tränen kullern aus seinen großen Augen ...
    ich starre ihn an, unfähig irgendwas zu sagen ...
    nur eins war ich noch fähig zu tun ...
    ich rammte mir ein Messer in mein Herz ...
    meine Seele ... mein Engel ...
    nun ist er frei und ist auf der Suche ...
    nachdem was ich nie fand ...
    nach dir ...



    Zoe Barandun

    Sprich nie ein hartes Wort, womit Du jemanden kränkst. Du triffst vielleicht sein Herz, viel tiefer als Du denkst .

  • Traum eines Kindes


    Eltern sein ist nicht leicht, besonders dann nicht, wenn wieder jeder seinen eigenen Weg gehen möchte und unsere Kinder keine Wahl haben, sich anders zu entscheiden.
    Sie haben Mama und Papa lieben gelernt und müssen lernen, ohne Mama oder ohne Papa das tägliche Leben zu bewältigen. In den meisten Fällen bleiben sie bei ihrer Mutter und besuchen ab und zu ihren Papa. Kinder lernen schnell damit zurecht zu kommen und passen sich an.
    Anders ist das bei dem Mädchen, dessen Traum ich jetzt erzähle. Sie ist neun Jahre alt und hat ein bezauberndes, gesundes Wesen. Sie ist aufgeschlossen, freundlich und lieb. Jeder der sie kennt hat sie in sein Herz geschlossen und ist verzaubert von ihrer Art. Sie heißt Tanita, geht in die 3. Klasse und gibt sich alle Mühe, ein guter Schüler zu sein. Sie hat Träume und sie hat Ziele. Doch oft werden ihre Ziele von ihren Träumen gebremst und meistens dann, wenn die Sehnsucht nach ihrem Papa zu stark in ihr wütet.
    Ihr Papa hat sich vor einiger Zeit dazu entschlossen, sie nicht mehr abzuholen. Er möchte sie nicht mehr sehen, auch möchte er mit ihr nicht mehr sprechen. Tanita kämpft in ihrem Kopf sehr um das zu verstehen, doch ihr kleines Kinderherz kann es nicht verstehen und somit wird sie oft von Herz und Verstand gequält.
    An manchen Tagen ist es besonders schlimm für sie, dann herrscht nur der Wunsch, einen Papa zu haben. Ihn zu sehen, zu drücken und ihn lieb zu haben. In dieser Zeit kann sie diesen Wunsch keine Minute vergessen, sie denkt ständig an ihn und es existiert nur eine Frage. Warum holt mich mein Papa nicht mehr ab? Oder... Warum will mein Papa mich nicht sehen?
    Sie wird davon geplagt und ihr kleines Herz ist schwer vor Kummer. Es geht soweit, das sie sehr zornig wird, wenn sie es nicht mehr ertragen will.
    Sie hat sogar den Wunsch, es aus ihrem Kopf zu verbannen, doch ihr Herz lässt ihren Wunsch nicht los und somit trägt sie es ständig mit sich rum und nimmt es mit in den Schlaf.
    Oft liegt Tanita lange wach und denk darüber nach, doch sie findet keine Antwort darauf und weint sich ohne Tränen in den Schlaf.
    Tanitas Traum beginnt:
    Mit ihrem Lieblingsstofftier Tobias im Arm läuft sie auf der Straße der Träume zu ihrem Vater um ihn zu besuchen. Sie kommt an eine große Wiese, die mit bunten Blumen übersäht ist. Schmetterlinge fliegen Kreuz und Quer und Bienen und Vögel geben ein Konzert um sie fröhlich zu stimmen. Die Luft ist erfüllt mit den verschiedensten Düften, es scheint ein wunderschöner Tag zu sein um ihren Papa zu besuchen. Tanita ist voller Freude und hüpft beschwingt über die Wiese. Nach eine Weile kommt sie an eine Stelle, an der wunderschöne bunte Blumen stehen und so kommt der kleinen Maus in den Sinn, ein paar von diesen schönen Blumen für ihren Papa zu pflücken. Sie sucht sich die Schönsten raus und pflückt so lange bis sie den ganzen Arm davon voll hat. Tanitas Blumenstrauß ist so groß, das sie kaum darüber hinweg sehen kann. Doch sie ist fest entschlossen, ihn zu tragen und ihrem Papa als ein Geschenk der Freude mitzubringen.
    Mit Glanz ihn ihren schöne Augen, marschiert die Kleine in die Richtung, in der ihr Papa wohnt. Als sie endlich in die Straße ihres Ziels einbiegt, kann sie auch schon das gelbe Haus sehen, in dem ihr Vater wohnt. Ihre Schritte werde immer schneller und bewegen sich wieder hüpfend voran. Immer näher kommt sie ihrem Papa, sie kann gar nicht schnell genug laufen und würde am liebsten fliegen um bei ihm zu sein.
    Doch bei den letzten Schritten bis zur Einfahrt des Hauses geht sie schleichend, damit sie erst mal kucken kann, wie es dort aussieht. Sie hält sich zurück und schaut um die Ecke, da erblicken ihre Augen ein Mann der sich auf dem Hof bewegt. Er dreht sich kurz zur Seite und dann kann sich Tanita nicht mehr zurückhalten und ruft: „Hallo Papa!“
    Ihr Papa dreht sich um und sagt mit erstauntem Blick: „Hallo Tanita, was machst Du den hier?“ Gerade in diesem Augenblick wollte Tanita auf ihn zu laufen und ihn herzlich in den Arm nehmen, doch sie kann es nicht. Sie bleibt wie angewurzelt stehen und sagt mit einem bitteren und unfreundlichem Unterton: „ Kennen wir uns?“
    Sie sieht ihren Vater ernsthaft an und hat eine große Wut im Bauch. Ganz leise sagt sie: „Papa, ich hab Dir Blumen mitgebracht:“ Doch er kann sie nicht hören und geht ohne ein weiteres Wort ins Haus und schließt die Tür hinter sich.
    Tanita steht Fassungslos da, starr wie eine Säule und verspürt einen tiefen Schmerz in ihrem Herz. Sie hätte sich so sehr gewünscht, das er ihr entgegenkommt und sie einfach in den Arm nimmt. Doch das tat er nicht, ihre Augen fangen an nass zu werde und Tränen laufen über ihr zartes Gesicht. Es werde immer mehr Tränen, sie sind so schwer, das sie laufen, ohne das Tanita sie bremsen kann und so verlieren sie sich in den Blumen.
    Jede Träne ihres Herzens wäscht die Farbe aus den Blüten und nach einiger Zeit des Weinens werde die Blumen Grau und beginnen zu welken.
    Als Tanita das bemerkt, erschrickt sie sich und wirft die Blumen weg, voller Wut, die aus ihrem Herzen kommt, trampelt sie auf den Blumen herum um sie kaputt zu machen. Sie gibt sich vor lauter Zorn sehr viel Mühe, doch die Blumen gehen nicht kaputt, sie haben nur keine Farben. Darüber verwundert und verzweifelt, fängt Tanita sich so zu verausgaben an, dass sie sich nach einiger Zeit nur noch erschöpft auf den Boden setzt, um bewegungslos dazusitzen.
    Wie betäubt sitzt sie am Boden und merkt nicht, wie die Zeit an ihr vorbei geht. Sie merkt nicht einmal, das die Sonne untergeht. Erst als es dunkel war und sie zu frieren begann, sah sie zum Himmel um die Sterne zu suchen.
    Sie suchte den Himmel nach dem hellsten Stern ab und nach einiger Zeit des Suchens, fand sie auch den hellsten Stern. Sie liebt den hellsten Stern sehr, denn als vor einigen Jahren ihre Oma starb, hat ihre Mama gesagt, das die Oma sie nie verlässt. Wann immer am Himmel der hellste Stern erwacht, ist sie da und gibt auf sie die ganze Nacht acht.
    Tanita sah den hellsten Stern und war froh nicht alleine zu sein, ununterbrochen sah sie zu ihrer Oma hinauf und fing an mit Ihr zu sprechen:


    „Hallo Oma, schön das Du für mich leuchtest, denn heute bin ich sehr traurig und fühle mich sehr im Stich gelassen.“
    „Wenn Du jetzt da wärst, dann könnte ich mit Dir zum Papa reingehen und alles wäre gut. Doch leider bin ich hier alleine und traue mich nicht mehr, an seiner Tür zu klopfen.“
    „Er hat mich gesehen und weil ich ihn nicht richtig begrüßt habe, ist er ins Haus gegangen und kommt nicht mehr heraus.“
    „Dann habe ich geweint und meine schönen Blumen für den Papa haben ihre Farben verloren. Sie sind jetzt Grau und hässlich und man kann sie nicht kaputt machen.“
    „Ich glaube mein Papa hat mich nicht mehr lieb, sonst wäre er nicht ins Haus gegangen und hätte mich hier sitzen lassen.“
    „Kannst Du mir nicht sagen, was ich tun soll, dass mein Papa mich wieder lieb hat?“


    Tanita sah erwartungsvoll zum Himmel und beobachtete das blinken dieses Sternes. Doch in dem Moment als sie diese Frage stellte, kam eine Wolke und sie konnte den Stern nicht mehr beim Blinken beobachten. Da legte sie ihren Kopf auf ihre angewinkelten Knie und weinte leise vor sich hin. Sie weinte sich innerlich so aus, das sie nicht bemerkte, das jemand neben ihr stand. Erst als sie eine Hand auf ihrem Kopf fühlte, sah sie auf und erblickte eine schöne Frau in einem schönen langen Kleid, die sie lächelnd ansah und mit sanfter Stimme zu ihr sprach:
    „Hallo Tanita! Steh auf und gib mir Deine Hand, ich bringe Dich jetzt nach Hause, denn es ist nicht gut, dass Du hier so alleine herumsitzt.“
    „Vertrau mir, ich bin da um Dir zu helfen und um Dich zu beschützen.“
    Sie nahm Tanita bei der Hand, zog sie vom Boden hoch und wischte mit ihrem Kleid die Tränen aus ihrem Gesicht. Dann nahm sie den farblosen Blumenstrauß und ging mit Tanita nach Hause.
    Zu Hause brachte sie Tanita ins Bett und gab den Blumenstrauß in eine Vase mit frischem Wasser, dann setzte sie sich auf Tanitas Bettrand und streichelte sie in den Schlaf.
    Während dessen tröstete sie die kleine Maus mit folgenden Worten:
    „Ich kenne Deinen Wunsch und ich weiß, das Du sehr darunter leidest, dass er nicht in Erfüllung geht.“
    „Schau mein Kind, es gibt so viele Menschen, die Dich von ganzen Herzen lieb haben. Dazu gehört besonders Deine Mama. Sie könnte sich ohne Dich ein Leben gar nicht vorstellen.“
    „Dann hast du noch Deinen Opa, der Dich gerne sieht und der auch nicht ohne Dich leben möchte.“
    „Es gibt da noch einige andere Menschen, die Dich auch sehr lieb gewonnen haben und für die Du sehr wichtig bist.“
    „Zum Beispiel ist da Chico, der Lebensgefährte Deiner Mama, er möchte Dir ein guter Freund sein.“
    „Er ist sehr stolz auf Dich und hat Dich sehr in sein Herz geschlossen.“
    „Dann hast Du noch Deine Tanten und Deine Cousinen, und Deine andere Oma, alle lieben Dich und könnte sich ein Leben ohne Dich nicht vorstellen.“
    „Sei nicht mehr so traurig, dass Dein Papa momentan nicht für Dich da ist, vielleicht kann er dass nicht, weil er nicht die Kraft in sich findet, es Dir zu zeigen.“
    „Vielleicht denkt er, dass es das Beste für alle ist und ändert eines Tages seine Meinung.“
    Vielleicht wird eines Tages der Wunsch in ihm wach, Dich zu sehen und er fängt an, nach Dir zu suchen.“
    „Gebe die Hoffnung nie auf und glaube ganz fest daran, damit Dein Wunsch in Erfüllung gehen kann.“
    „Und wenn Dein Papa es zulässt, dann werden die Engel ihm helfen den Weg zu Dir zu finden.“
    „So meine kleine Tanita, schlaf jetzt schön und sorge Dich nicht.“ Denn wann immer am Himmel die Sterne leuchten bin ich da und beschütze Dich, damit es Dir gut geht und Du nicht frierst.“


    Ganz ruhig lag sie in ihrem Bett, sie sah noch einmal zum Fenster wo ihre Blumen standen und lächelte, bevor sie die Äuglein schloss und einschlief. Die Blumen waren wieder bunt und sahen sehr schön aus, das gab ihr Mut und Hoffnung. Ihr war nun klar, dass es noch Wunder gibt und wenn es Wunder gibt, dann gehen auch Wünsche in Erfüllung.



    Rosemarie Möller
    13. März 2002

  • Engelslächeln



    Tiefe Dunkelheit liegt über dem Land.Alles ist friedlich und still.Die Tiere des Waldes, haben sich alle einen Schlafplatz im hohen Gras,oder im Kornfeld gesucht.Die Vögel sind in ihren Nestern,alles schläft.Nur ab und zu hört man den Wind leise flüstern,aus der weiten Ferne erklingt hin und wieder ein leises Geräusch.
    Aber wenn man genau hinschaut,hoch zu einem bestimmtem Haus,dann sieht man wie sich ganz leicht,etwas an der Fensterschiebe bewegt.Es ist nur ein Schatten den man sieht und der sich manchmal,ein wenig hin und her bewegt.An diesem Fenster sitzt ein kleiner Junge,der den Kopf empor gehoben hat und hoch in den Himmel schaut.Vollkommen regungslos,so will es scheinen,hält er ein Zwiegespräch mit den Sternen,oder dem Mond,der gross und rund am Himmel steht.Wenn man jedoch genau hinsieht,dann erkennt man,wie sich seine Lippen ganz leicht bewegen,gerade so als ob er mit jemandem redet.
    Von nebenan aus dem Zimmer hört man ein leises Schluchzen.Der kleine Junge nickt ein paarmal,seufzt auf und wendet sich vom Fenster ab.Leise öffnet er die Tür und geht in das Zimmer.Im Bett liegt seine Mutter und weint leise vor sich hin,er geht zum Bett,hebt die Bettdecke ein wenig an und schlüpft zu seiner Mutter,unter die Decke.Dann hebt er seine kleinen Ärmchen und schlingt sie der Mutter um dem Hals,so als ob er sie mit all seiner Liebe trösten wolle.
    Die Mutter blickt auf und sagt;Ach mein kleiner Schatz,wieso bist du nicht im Bett,kannst du auch nicht schlafen,genau wie ich.Mama sagt der kleine Junge;warum weinst du.Ach mein Schatz,ich vermisse deinen Vater so sehr,er fehlt mir,wenn ich doch nur wüsste,ob es ihm da wo er jetzt ist besser geht,oder ob er nun keine Schmerzen mehr hat.Dabei kullerten ihr nur so die Tränen über das Gesicht.Mit seiner kleinen Hand wischte der Junge die Tränen hinfort und sagte;Mama weine nicht mehr,ich habe gerade mit Vater gesprochen,es geht ihm jetzt so gut,er hat keine Schmerzen mehr und ich soll dich ganz lieb grüssen und dir einen dicken Kuss geben.
    Die Mutter sah den kleinen mit grossen Augen an,ach mein kleiner Schatz sagte sie,wie kannst du mit deinem Vater reden,er ist doch tot.Du hast ganz sicher nur geträumt,mehr nicht, sagte sie ganz traurig.Der Junge sah seine Mutter an und ein kleines Lächeln huschte über seine Lippen,im Zimmer breitete sich ein seltsames Licht aus.Dann nickte er nur und sagte;ach Mama ich rede wirklich jeden Abend mit Vater,bitte glaub mir doch.
    Die Mutter murmelte nur ganz leise,schön wenn man noch Kind ist und an so etwas glaubt,warte mal ab mein Schatz,wenn du älter bist,wirst du darüber auch lächeln,was du mir gerade erzählt hast.Der kleine schaute seine Mutter mit grossen Augen an und der Mutter war,als schaute sie in die Augen ihres verstorbenen Mannes.Sie zuckte ein wenig zusammen und dachte dann,das liegt an dem seltsamen Licht,an der Dunkelheit,denn es kann ja nicht sein.Der Junge aber drehte sich wieder um und ging zurück ans Fenster.
    Am nächsten Tag kam die Oma zu Besuch und der kleine Junge erzählte der Oma von der letzten Nacht.
    Die Oma sah ihn seltsam an,nickte dann und sagte;ja es kann schon sein,dass du mit deinem Vater geredet hast,sowas passiert aber nur dann,wenn man es sich ganz feste wünscht.Da lachte der kleine Junge laut auf und im ganzen Zimmer wurde es hell,gerade als ob die Sonne aufgegangen wäre.Die Oma hielt erschrocken die Luft an und sagte dann;oh mein kleiner,du hast wirklich mit deinem vater gesprochen und er hat dich als Engel geküsst.Da nickte der kleine nur und lachte noch viel mehr als vorher.
    Wenn kleine Kinder oder Babys im Schlaf lächeln,nennt man es das Engelslächeln.Nun wissen wir woher dieses Wort kommt.Immer wenn ein kleines Kind oder ein Baby im Schlaf lacht,ist es von einem Engel geküsst worden.......



    Linda von Oepen

  • Der fremde Vogel


    Linda Engelmann steht im Schlafzimmer vor ihrem Kleiderschrank. Sie blickt zu dem kleinen, abgegriffenen Koffer, der geöffnet auf ihrem Bett steht und überlegt, was sie einpacken soll. Viel braucht sie nicht mehr. Dieses letzte Mal. Sie seufzt und beginnt, den Koffer zu füllen.


    Nachdem sie den gepackten Koffer vor die Wohnungstür gestellt hat, wandert sie ruhig durch ihre Wohnung. In jedem Zimmer sieht sie nach dem Rechten. Papiere und andere Unterlagen, alles liegt bereit auf dem Wohnzimmertisch. Ihre Nachbarin Lara, die ihr in letzter Zeit häufig bei der Hausarbeit zur Hand ging, wird alles finden. Hätte sie Lara nicht gehabt ... Diese fröhliche junge Frau war immer gerne gekommen, obwohl sie drei Kinder hat und ständig auf Achse ist.


    Linda lächelt, als sie an Lara denkt. Ob sie auch die Postkarte ihres Sohnes findet? Die einzige, die sie vor vielen Jahren von ihm aus der Ferne erhalten hatte. Die bunte Karte, völlig zerschlissen vom häufigen Ansehen, befindet sich in dem Taschenkalender, der ebenfalls auf dem Tisch liegt. Bewußt hat sie ihn ganz nach oben gelegt. Sie kommt ins Sinnieren. Hätte ich mich vielleicht doch noch einmal bei Bastian melden sollen? Aber nach all den Jahren? Sie überlegt nicht lange, denn sie weiß, daß es fast 20 Jahre her sind, als sie ihren Jungen das letzte Mal gesehen hat. Er verließ das Haus nach einem Streit mit dem Vater. Ihr kommen die bösen Worte ins Gedächtnis, die damals zwischen den Männern gefallen waren. Als wäre es gestern gewesen. Sie konnte dabei nicht einlenken, weil ihr Mund wie zugeschnürt war. Bastians Vater war nie über den Kummer hinweggekommen. Er starb nach wenigen Monaten.


    Schluß mit den Gedanken, ruft Linda sich zur Ordnung. Ich habe Wichtigeres zu tun, als der Vergangenheit nachzuhängen. Sie schaut noch in der Küche nach, ob Herd und Wasser abgestellt sind. Während sie vor dem Flurspiegel ihr adrettes Äußeres überprüft, klingelt es an der Haustür. “Wer ist dort?“ fragt sie durch die Sprechanlage, drückt aber gleichzeitig auf den Türöffner. Sie weiß, daß es der Taxifahrer ist, der sie zum Krankenhaus bringen wird.


    Linda wartet, bis er mit dem Fahrstuhl auf ihrer Etage angekommen ist. “Guten Tag, Frau Engelmann“, begrüßt ein freundlicher Herr sie. “Ist es wieder soweit?“ “Ja, ich muß wieder einmal zur Behandlung. Würden Sie bitte meinen Koffer tragen. Ich fühle mich nicht ganz fit“, antwortet sie. Der Taxifahrer nimmt den Koffer und hält Linda, nachdem sie sorgfältig die Wohnungstür verschlossen hat, galant seinen Arm hin. “Bitte sehr, gnädige Frau. Auf geht´s“.


    Vor dem Haupteingang des Krankenhauses angekommen, öffnet der Taxifahrer ihr fürsorglich die Autotür. Ihren Koffer trägt er bis vor die Eingangstür. “Alles Gute für Ihre Behandlung wünsche ich Ihnen“, sagt er. Linda lächelt freundlich. “Vielen Dank“, antwortet sie leise. Die Traurigkeit auf ihrem Gesicht sieht der nette Fahrer nicht mehr, als Linda sich schnell umdreht.


    Auf der onkologischen Station wird sie freundlich, beinah freudig begrüßt. Dort ist sie bekannt, weil sie schon mehrmals zur Behandlung hier war. Sie hat Glück. Schwester Deborah, ihre Lieblingskrankenschwester hat Dienst. Die zierliche Debbie, wie Linda sie nennt, umarmt sie herzlich. “Schön, Sie wiederzusehen, Frau Engelmann. Sie sehen aber gut aus“, begrüßt sie ihre Patientin. Beide lächeln sich an, wissend, daß Lindas Zustand dieses Kompliment Lügen straft. Debbie ist Inderin. Mit ihrem Mann, einem indischen Arzt, kam sie vor Jahren nach Deutschland, um hier ihren geliebten Beruf als Krankenschwester ausüben zu können.


    Nachdem Linda sich im Schwesternzimmer angemeldet hat, greift sich Debbie deren Koffer, und beide gehen zum Krankenzimmer, das Linda für die nächsten Wochen bewohnen wird. Debbie öffnet die Tür, als Linda enttäuscht spricht: “Ach! Bekomme ich nicht das hübsche Eckzimmer? Ich liebe den Blick aus dem Fenster in den kleinen Park. Vor allem den gemütlichen Korbstuhl, der darin steht“. Und die Vögel, die ich durch das Fenster beobachten kann, denkt sie weiter. Langsam folgt sie aber der Krankenschwester hinein in das Dreibettzimmer. “Noch ist das Zimmerchen nicht frei, liebe Frau Engelmann. Aber Sie wissen schon. Es kann nicht lange dauern, dann ziehen Sie nach dorthin um“, antwortet Debbie. Linda weiß, dort liegt jemand im Sterben. Es ist ihr recht, für einige Tage in diesem Dreibettzimmer untergebracht zu werden.


    Nach drei Tagen betritt Schwester Debbie Lindas Krankenzimmer erneut. Wortlos macht sie sich daran, Lindas Sachen zu packen. “Ist es soweit?“ fragt diese leise. Debbie schüttelt unmerklich bejahend den Kopf. Als ihre wenigen Habseligkeiten verstaut sind, verabschiedet sich Linda von den beiden Mitpatientinnen, wünscht ihnen alles Gute und verläßt ruhig das Zimmer. Jetzt wird sie das niedliche Eckzimmerchen beziehen, das sie von einem früheren Aufenthalt bereits kennt und lieben gelernt hat. Damals dachte sie, sie würde das Krankenhaus nicht mehr lebend verlassen. Aber die Ärzte hatten sich getäuscht. Sie hatte ihren Krebs noch einmal überlistet. Dieses Mal wird sie es aber nicht noch einmal schaffen.


    Linda schaut sich entzückt um und nimmt probeweise in dem Korbstuhl, der in der Ecke vor dem Fenster steht, Platz. Ein buntes Kissen lädt zum bequemen Verweilen ein. Die Wände dieses Zimmers sind pastellfarbig gestrichen, und vor dem Fenster hängen zartgeblümte Vorhänge. Hier läßt es sich aushalten. “Wenn Sie noch etwas benötigen, klingeln Sie bitte“, bittet Debbie, als alles zu beider Zufriedenheit hergerichtet ist. “Danke, liebe Debbie. Für alles“, antwortet Linda. Debbie verläßt den Raum und schließt geräuschlos die Tür.


    Linda schaut aus dem Fenster. Ob ich ihn wiedersehen werde?, überlegt sie. Sie sucht den kleinen Park vor ihrem Fenster nach einem Vogel ab. Einen ganz bestimmten Vogel möchte sie wiedersehen. Bei ihrem letzten Besuch kam er bis zum Fenster. Scheu, wenn sie näher heran ging. Nie hatte sie einen ähnlichen gesehen. Seine Stimme klingt wie Lachen. Sein Gefieder ist hellbraun-weiß gefärbt. Er hat die Form einer kleinen Taube. Bisher sah sie ihn nur ein einziges Mal. Vielleicht zeigt er sich erneut, denkt sie, und wendet ihren Blick zurück ins Zimmer.


    Der Krankenhausaufenthalt nimmt seinen Fortgang. Linda läßt Behandlungen und Essen über sich ergehen. Sie kennt sich aus, niemand erzählt ihr etwas Neues. Ärzte und Schwestern sind nett zu ihr. Zu nett. Wenn eine Behandlung besonders schlimm ist, gönnt sie sich eine Auszeit. Sie flüchtet sich gedanklich in die Vergangenheit. Bastian ist ein kleiner Junge, ihr Ehemann neben ihr. Sie sind eine glückliche Familie. Minutenlang läßt sie sogar den Gedanken an die Hoffnung zu, sie könnte ihren Sohn noch einmal sehen. Dieser Gedanke ähnelt eher einem Traum, der sich wiederholt. Immer, wenn sie besonders starke Schmerzmittel bekommt. Zärtlich sieht sie dann das Gesicht des jungen Mannes vor sich, wie er damals das Haus verließ ......


    Auch ihr Lachvogel, wie sie ihn getauft hat, kehrt zurück. Sie hört ihn häufig von ihrem Bett aus. Als wolle er sie aufmuntern. Möchte sie ihn aber endlich einmal wiedersehen, zeigt er sich nicht. So kann sie sich nur an seiner wunderbaren Stimme erfreuen. Besonders in ihren Schmerzphasen.


    Tage gibt es, an denen es ihr erstaunlich gut geht. Dann kleidet sie sich richtig an, läuft nicht im Bademantel herum. Sie macht sich mit Debbies Hilfe vor dem Spiegel zurecht. Debbie möchte immer, daß sie hübsch aussieht.


    Langsam wandert Linda über den Stationsflur. Am anderen Ende befindet sich die Kinderstation. Hinter einer gesonderten Glastür. Sie schaut auf die Pinnwand, die sie noch nicht bewußt wahrgenommen hatte. “Heute Vorlesestunde“ steht in großen bunten Buchstaben auf einem leuchtend gelben Pappplakat. Da sie ihre Lesebrille im Zimmer vergessen hat, kann sie kaum entziffern, was unter der Überschrift steht. Frau ... liest eigene Geschichten. Jeden Dienstag. So viel kann sie erkennen. Plötzlich lächelt sie, denn heute ist Dienstag. Sie schaut auf die Bahnhofsuhr, die an der Flurwand hängt. Auch die Zeit stimmt. Sie hat Glück. In zehn Minuten soll die Lesestunde beginnen.


    Vorsichtig öffnet sie die Glastür zur Kinderkrebsstation. Hier kennt sie sich aus. Die kranken Kinder rühren sie. Ich bin eine alte Frau, hatte sie bei ihrem ersten Besuch in diesem Krankenhausbereich gedacht. Aber warum diese unschuldigen Kinder? Warum läßt Gott es zu, daß so liebe Geschöpfe so schwer krank werden? Und sterben. Sie würde gerne mit ihnen tauschen. Aber auch ihr Leben neigt sich dem Ende zu.


    Vor einer geöffneten Zimmertür steht eine Reihe unbequemer Kunststoffstühle. Linda setzt sich auf einen und wartet. Beinah fallen ihr die Augen zu, als eine fröhliche Stimme sie hellhörig macht. Eine wunderhübsche Kinder-Geschichte wird vorgelesen. Die Kinder lauschen mit angehaltenem Atem. Auch Linda ist begeistert von dem, was sie hört und lächelt. Zum Schluß stimmt die Vorleserin ein Liedchen an, und alle singen begeistert mit. Linda summt ebenfalls, denn ihre Stimme hat den Klang verloren. Frohen Herzens geht sie anschließend zurück auf ihre Station. Sie beschließt, zur nächsten Lesestunde wieder hinzugehen.


    Nach einigen Tagen geht es Linda besonders schlecht. Sie kann nicht mehr aufstehen. Debbie hat Dienst und kümmert sich rührend um ihre Patientin. Sie ahnt, wie es um sie steht. “Eines müssen Sie mir versprechen, Frau Engelmann. Wenn Sie dann dort droben sein werden, lassen Sie mir bitte ein Zeichen zukommen, ja?“ Dabei lächelt sie freundlich. Sie und Linda machen sich schon lange nichts mehr vor. Debbie weiß, daß Linda sterben wird. Genau wie diese selbst. “Na klar doch. Ich schicke Ihnen dann eine Feder von meinen Engelsflügeln“, entgegnet sie fröhlich. Schon schläft sie wieder ein. Debbie verläßt leise den Raum. In der Ferne hört sie eine Vogelstimme. Beinah klingt diese wie Lachen.


    Linda erholt sich nicht mehr. Nur selten kann sie das Bett noch verlassen. Sie freut sich, wenn sie zum Waschen auf einem Höckerchen vor dem Waschbecken Platz nehmen kann. In den Spiegel schaut sie längst nicht mehr. Sie merkt, daß es zuende geht.


    Am nächsten Tag betritt Debbie das Zimmer und erschrickt über Lindas Zustand. Sie läßt sich aber nichts anmerken, sondern fragt fröhlich: “Sie sollten wirklich etwas essen. Kann ich Ihnen einen besonderen Wunsch erfüllen?“ Linda antwortet kaum merklich: “Wie gerne würde ich noch einmal ein Stück Ananas essen. Aber frisch, keine aus der Dose“, fügt sie hinzu. Ihre Augen glänzen bei der Vorstellung an die frische Frucht. Am nächsten Morgen bringt Debbie die Ananas. Hübsch in kleine Häppchen auf einem Tellerchen drapiert, genießt Linda ein paar Bissen. Mehr kann sie nicht essen ....
    *****


    Ein hochgewachsener Mann von ca. 40 Jahren kommt den Stationsgang entlang. Er sieht sich suchend um und eilt auf das Schwesternzimmer zu. Schwester Debbie hält einen Teller in der Hand und schaut ihn fragend an. “Where is Mrs. Engelmann....“ beginnt er. Sich einer längst vergessenen Sprache erinnernd, setzt er erneut an: “Wo, bitte, finde ich Frau Engelmann? Man benachrichtigte mich, daß sie hier liegt“. Debbie beobachtet ihn, denn kaum merklich fügt er hinzu: “Sie ist meine Mutter“.


    Debbie lächelt tief in sich hinein. “Bitte, folgen Sie mir“. Leise öffnet sie die Tür zu Lindas Zimmer, bittet ihn einzutreten und schließt behutsam die Tür hinter ihm. Erst jetzt bringt sie den Teller mit den restlichen Ananasstückchen in die kleine Stationsküche. Hier kann sie ihre Tränen nicht mehr unterdrücken.


    Linda befindet sich im Halbschlaf, als sie ein Geräusch wahr nimmt. Nein, eigentlich sind es zwei. Ihr geliebter Lachvogel läßt deutlich seine Stimme vernehmen. Sein Lachen genießt sie in diesem Moment besonders. “Debbie, sind Sie das?“ fragt sie leise. Es fällt ihr sehr schwer, die Augen zu öffnen. Am liebsten würde Linda sie für immer geschlossen halten dürfen. Es ist das bekannte Geräusch der sich schließenden Zimmertür. Langsam wendet sie ihren Kopf diesem Laut zu und öffnet mühsam ihre Augen. Kam der Laut eben aus ihrer Kehle? Er klang wie ein Schrei.


    “Bastian. Du?“ Linda überlegt, ob sie vielleicht schon gestorben ist. Oder nur intensiv träumt. Aber wirklich und wahrhaftig steht ihr Sohn an ihrem Krankenbett. Überall auf der Welt, und sogar im Himmel hätte sie ihn wiedererkannt. Obwohl sie ihn zwanzig Jahre nicht gesehen hat. Tränen laufen ihr unaufhörlich übers Gesicht. Auch der große Mann weint. “Mum, kannst Du mir verzeihen?“ fragt er und umarmt sie vorsichtig. “Es gibt nichts zu verzeihen, Du Lieber“, antwortet sie leise. Er drückt ihre Hand, und sie weiß, daß sie nun in aller Ruhe sterben kann. Sie wendet den Blick zum Fenster. Der fremde Vogel sitzt davor und fliegt nun davon ....


    *****


    Debbie öffnet die Tür zu Lindas Zimmer. Sie muß sich zusammenreißen, denn sie hat die Aufgabe, das Zimmer für eine neue Patientin herzurichten. Zuallererst geht sie zum Fenster, um es zu öffnen. Frische Luft strömt herein. Sie stutzt und schaut genau hin. Auf der Fensterbank liegt eine kleine hellbraunweiße Flaumfeder.


    Sie schaut Richtung Himmel und sagt leise: “Danke, Linda, für das versprochene Zeichen“.


    Zaghaft winkt sie ....

    .


    Karin Ernst

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    Alles, was ich tue und was ich nicht tue, ist Öffentlichkeitsarbeit.
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  • Die Dunkelheit


    Thema: Geschöpfe der Dunkelheit




    Diese Dunkelheit! Diese endlose Dunkelheit! Ich reiße die Augen auf, das es weh tut. Aber um mich herum befindet sich nichts, rein gar nichts. Ich bin blind! Ich will schreien, aber aus meiner Kehle kommt nur ein Schluchzen. Was ist passiert? Warum ist mir so kalt?
    Warum kann ich nichts sehen? Es war nicht immer so, obwohl es mir wie eine Ewigkeit vorkommt, daß ich das letzte mal die Sonne gesehen habe. Eine strahlende Sonne in einem blauen Himmel, weiße Wolkenfetzen, die vorüberziehen...


    Ich weiß noch, es war ein herrlicher Wintertag, die Sonne ließ den frischen Schnee glitzern. Ich saß auf der Terrasse und schaute über die Berge, deren Gipfel aussahen, als würden sie dampfen.
    Ich wußte, es war der Wind, der den Pulverschnee in kleinen Wolken aufwirbelte. Da oben mußte es saukalt sein, dachte ich mir und genoß die Sonne auf meiner Haut. Alles war so still und friedlich. Es fuhren kaum Autos auf der Straße und das Stadion war leer. Keine Fußballspieler heute, bis zum Frühjahr nicht. Keine Ahnung, wann die Saison beginnen sollte, es war mir gleich. Ich hatte ein paar tage Urlaub und wollte mich nur vom Streß erholen, Kraft tanken zu Hause, weit fort vom Großstadtlärm.
    Dort fühlte ich mich immer wohl. Viel zu früh mußte ich zurück an den Schreibtisch. Ich rauchte eine Zigarette. Seltsam, wäre ich in der Stadt gewesen, wäre meine Zigarette mit etwas anderem vermischt. Etwas, das mir half, meine Seele zu betäuben. Nur zu Hause fand ich Frieden.


    Die Dunkelheit umfängt mich immer mehr... ich glaube, ersticken zu müssen und versuche, meine Arme frei zu bekommen. Ich kämpfe gegen das an, was mich hält, zerre an meinen Ketten. Warum ist alles so leer, warum bin ich hier in der Dunkelheit?


    Mein Leben war nicht anders als das der anderen Yuppies. Ich hetzte von einem Termin zum anderen, telefonierte mit meiner Firma, mit anderen Firmen, mit Kunden, mit diesem und jenem. Ich hechelte meinem Terminplan hinterher, kaum das ich wieder in der Stadt war. Die Arbeit auf meinem Schreibtisch vermehrte sich trotzdem stetig. Kollegen, die ebenso wie ich den täglichen Kampf mit der Zeit fochten, nur um am Abend aufs Sofa zu fallen und sich voll zu dröhnen mit irgendwas. Hauptsache, den Kopf frei haben. Hauptsache, nicht mehr denken, nicht mehr rennen und nicht mehr kämpfen zu müssen. Einfach treiben lassen auf einer Wolke aus Watte und Alkohol, lauter Musik und Drogen. Ich sah ihre Augen und die Ringe darunter. Nicht nur ich fühlte mich so, als wäre ich auf ein Rad geflochten, das sich unablässig drehte, immer die gleiche Tortur. Ich fragte mich oft, wie konnte nur so etwas aus mir werden. Ich war hoffnungsvoll hergekommen, in die Stadt, ich wollte anders sein als meine Freunde, wollte leben, wollte mir alles leisten können und nicht an morgen denken.
    Ich arbeitete hart, um mir mein Leben zu finanzieren. Trotzdem blieb nie etwas übrig. Kein Geld, keine Zeit, keine Ruhe.


    Ich kämpfe gegen den Druck. Mein Herz schlägt so hart gegen meine Rippen, das es weh tut. Was ist denn nur mit mir los? Ich fühle, wie mir Tränen über die Wangen laufen. Sie sammeln sich unter meiner Nase und vermischen sich mit meinem Speichel. Mir ist es egal, das ich sabbere. Ich weiß nicht, wie ich sonst ertragen soll, allein in dieser Dunkelheit gefangen zu sein. Kein lebendes Wesen in meiner Nähe, nur Schwärze.
    Undurchdringliche Schwärze...


    Irgendwann kippte ich endgültig in diesen Sumpf aus Rausch und Wahn. Einfach, um nicht seelisch an der Leere der Welt zu zerbrechen. Ich unterschied nicht mehr Tag und Nacht. Es gab keinen Unterschied mehr. Die freunde, die mir aus meinem alten Leben noch geblieben waren, stieß ich zur Seite. Ich wollte kein Hilfe, ich wollte nur Ruhe und Frieden. Wenn nötig, chemischen Frieden. Irgendwann konnte und wollte ich nicht mehr arbeiten. Die Verzweiflung, die ohnmächtige Wut gegen das System trieben mich immer weiter auf den Abgrund zu. Irgendwann merkte ich, wie einfach es ist, sich aufzugeben. Ich war ohnehin schon dort, wo nie jemand mich je vermutet hätte. Ich lag im Park und schaute den Enten zu. Wie schön wäre es doch, eine von ihnen zu sein.
    Zuhause war ich immer der Starke gewesen. „Du schaffst das. Um Dich brauchen wir uns nicht zu sorgen.", sagten sie. Ich lächelte dann immer und spielte den Fröhlichen.
    Eines Tages wurde ich weggeholt. Aus meinem heim gerissen. Die Polizei durchsuchte meine Wohnung, fand nichts außer ein paar Kippen. Aber sie nahmen mich trotzdem mit. Einen Grund finden sie immer, wenn sie einen haben wollen.
    Sie brachten mich in die psychologische Abteilung. Endloses Gerede. Dann, als man mich für unheilbar erklärte, sorgten sie dafür, daß ich nicht reden konnte.
    Seitdem ist es dunkel um mich. Meine Arme sind gebunden. Ich kann sie kaum noch spüren. Ich weiß nicht, was geschehen ist, was geschehen soll. Ich liege jetzt still, ich kämpfe nicht mehr. Meine Verzweiflung hat mich überschwemmt, mein Körper zuckt nur noch. Ich sterbe....



    ... um mich in einer noch undurchdringlicheren Dunkelheit wiederzufinden.



    Daniela Hoppaus

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    Alles, was ich tue und was ich nicht tue, ist Öffentlichkeitsarbeit.
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  • Abschied von Emma


    Heute Morgen habe ich nach langer Zeit wieder an Emma gedacht.
    Sie war lange nicht mehr da.
    Ich weiß gar nicht mehr so genau, wann sie das letzte Mal hereingeschneit kam.


    Früher war das anders. Da konnte Emma manchmal richtig penetrant sein.
    Als sie mich das erste Mal traf, da hat sie mich total beeindruckt. Irgendwie geängstigt, so plötzlich
    und schillernd wie sie sich präsentierte.
    Sie hatte so etwas von „ Erwachsen werden.“
    Unruhe und Unbequemlichkeiten gehörten zu Emma wie die Luft zum Leben.
    Manchmal war sie lästig, unausstehlich und ich hätte sie am liebsten gleich am ersten Tag wieder davon gejagt.
    Aber Emma war hartnäckig. Sie setzte sich bei mir fest, klebte wie Pattex und verschwand erst dann wenn sie die Lust dazu verspürte.
    Und auf die konnte ich mich nie verlassen.
    Mal war es eine Woche, mal ein paar Tage, es kam auch vor, daß sie sich wochenlang wie zu Hause fühlte, sich breitmachte, alles voll manschte und eines Morgens dann wieder verschwunden war.


    Aber Emma hatte auch ihre Vorteile. Sei eignete sich bestens als Ausrede, wenn meine
    Sport begeisterte Freundin Carla wieder Hektik verbreitete. „ Los, Los, unser Waldlauf steht an.“
    „ Du, „ konnte ich da ganz ohne schlechtes Gewissen sagen,“ heute geht’s nicht, Emma ist da.“


    „Auch wenn es nicht stimmte, Carla akzeptierte die Antwort. Kannte sie Emma doch selber gut.
    Auch später, als mein allzu stürmischer Liebhaber unentwegt anläutete um, wie er sagte “ nur mal einen Kaffee bei mir zu trinken“ , war, wenn ich noch von der Nacht vorher kaum sitzen konnte, Emma „zu Besuch“.


    „ Du mit deiner Emma,“ knurrte er dann. „ Immer ist die da, wenn ich mal....“
    „ Aber Schatz,“ beruhigte ich ihn, „ Du weißt doch Emma geht ja wieder, und dann ist es doppelt so
    schön.“ Er akzeptierte widerwillig, was blieb ihm auch übrig?


    Wenn mir die Arbeit mal über den Kopf wuchs, gönnte ich mir einen freien Tag, „ mit Emma“.
    Jeder verstand.


    Doch irgendwann wurde sie launisch, kam seltener.
    Anfangs ganz erleichtert, fing ich dann doch an mich zu sorgen.
    Schließlich hatte ich mich über die Jahre doch an sie gewöhnt. Sie war eine unbequeme, aber verläßliche Vertraute geworden.
    „ Was ist los Emma?“ klopfte ich bei ihr an als sie mal wieder kurz vorbeikam.
    Doch übellaunig wie immer, gab sie keine Antwort - sie verschwand.
    Und diesmal dauerte es noch länger bis ich sie wiedersah.
    Irgendwann wartete ich nicht mehr auf sie. Ab und zu fiel sie mir ein, ich wunderte mich.
    Dann nach einer Ewigkeit, tauchte sie ganz unerwartet noch mal auf. Kurz, so wie eine Stippvisite.
    „Halli, Hallo, wie geht’s, wie steht’s“ , und weg war sie.
    Ich glaube, das war das letzte Mal daß sie da war.


    Carla sagt immer: „ Mensch sei doch froh daß du sie los bist. War doch lästig, die Tante.“


    Kann ich so nicht sagen. Ich vermisse Emma. Trotz allem Streß den sie verbreitete – sie fehlt mir.
    Man kann sich auch an Widrigkeiten gewöhnen, in so vielen Jahren. Das verbindet.


    Sie hat sich aus meinem Leben davongemacht, ganz genauso wie sie aufgetaucht ist.
    Als sie keine Lust mehr hatte, hat sie sich verdrückt.
    Und ich komme mir irgendwie „leer“ vor ohne sie.


    „Mensch Emma, mach’s gut. Vergessen werd‘ ich dich nie.“



    Rita Bremm-Heffels

  • Ein Brief der nie ankommt



    Liebe...
    Heute bist du 18 Jahre alt geworden und mit diesem Brief, obwohl du ihn nie lesen wirst, möchte ich dir gratulieren. Möchte dir für dein hoffentlich langes Leben, viel Glück und vor allem viel Gesundheit wünschen.
    Ist schon komisch, noch vor einem Jahr haben wir dein Geburtstag gemeinsam gefeiert. Da dachte ich noch, dass uns zwei nichts auseinander bringen kann. Doch leider war dies nur ein Wunschtraum von mir, der nicht in Erfüllung gehen sollte.
    Du weißt ja, du warst für mich die große Liebe, dir habe ich mein Herz zu Füßen gelegt. Doch das diese Liebe mich blind gemacht hat, dass habe ich erst viel später, fast zu spät, erfahren. Ich hätte mir nie vorstellen können, dass du die meiste Zeit nur mit mir gespielt hast. Das ich für dich lange nur ein Ekelpaket war/bin. Ich verstehe nicht, wie du so perfekt mich täuschen konntest. 2 ½ Jahre war ich überzeugt, dass du mich liebst und erst ein halbes Jahr später, nachdem wir schon getrennt waren, hast du mir indirekt die Augen geöffnet.
    Damit hast du mich schwer verletzt.
    Es wäre für mich einfacher gewesen, nur deine Liebe wäre erloschen, damit wäre ich fertig geworden. Nein, du musstest alles zerstören, was mich mit dir verband. Du warst für mich nicht nur meine Freundin, nein, du warst auch meine beste Freundin. Dir konnte ich alles sagen. Mit dir konnte man über alles reden. Ich habe dir vertraut, habe dir mein Innerstes nach Außen gekehrt, weil ich dachte, dass dies bei dir in guten Händen ist.
    Doch du hast das Vertrauen kaputt gemacht. Hast die Harmonie zerstört.
    Wie gesagt, dass ich dich, weil du mich nicht mehr liebst, als Freundin verloren habe, dass habe ich akzeptiert, doch das du komplett unsere Freundschaft beendest hast, dass konnte ich lange nicht akzeptieren.
    Du hast mir gefehlt, als Person, zu der man kommen kann, wenn man Probleme hat. Du hast dich mir komplett entzogen. Mir fehlte im doppeltem Sinne, der Boden unter den Füßen.
    Ich verstand bzw. verstehe das alles nicht.
    Was habe ich verbrochen, schon in unserer Beziehung, dass du mich so verachtest?
    Ab welchem Zeitpunkt war ich für dich nur noch ein Spielball? Ich kann mir nicht vorstellen, dass du die gesamte Zeit unserer Beziehung nur mit mir gespielt hast.
    Warum bist du wieder zu mir zurückgekommen, nach dem wir uns 2001 schon mal getrennt hatten? Du wusstest doch damals genau, wie schwer mir die Trennung gefallen ist und ich sie nach 3 Monaten langsam überwunden hatte. Wolltest du mich komplett fertig machen und bist du deswegen zu mir zurück gekommen?
    Du hättest es fast geschafft. Wie und warum ich das geschafft habe, frag nicht, ich weiß es selber nicht genau.
    Du hast nur eins geschafft. Jegliches Vertrauen ist zerstört. Ich glaube nicht mehr an Treueschwüre! Ich glaube nicht mehr an die wahre Liebe!
    Dafür verachte ich dich, hassen kann ich dich nicht, denn, obwohl du mich nie so geliebt hast, wie ich dich, empfinde ich immer noch etwas, und ich werde unsere gemeinsame Zeit nie vergessen.
    Vielleicht kommt in ferner Zukunft einmal der Tag, an dem du mir erklärst, was passiert ist.
    Ich hoffe das dies geschieht. Ich hoffe auch, dass wir irgendwann einmal wieder freundschaftlich miteinander umgehen, denn als gute Freundin fehlst du mir immer noch.


    In Liebe ......


    Lutz Wagner

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