Angina pectoris

  • (Herzenge)


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    Die Pfeile zeigen auf die Herzkranzgefäße
    im vorderen Teil des Herzens.


    Bei der Angina pectoris führt eine akute Unterversorgung des Herzmuskels mit Sauerstoff und Nährstoffen zu ausgeprägten Schmerzen in der Herzgegend. Zu den typischen Symptomen zählen weiters Atembeklemmungen sowie ein Engegefühl im Brustkorb.

    Die Schmerzen können in verschiedene Richtungen ausstrahlen und sehr unterschiedliche Beschwerden hervorrufen. Deswegen werden Angina-pectoris-Beschwerden manchmal fälschlich als Magen-, Zahn- oder Schulter- und Armschmerzen gedeutet.



    Wie kommt es zur Herzenge?


    Ursache der Erkrankung ist die drastische Verengung oder sogar der Verschluss eines oder mehrerer Herzkranzgefäße (Koronare Herzkrankheit /KHK). Die so genannten Koronararterien versorgen normalerweise das Herz mit Blut. Kommt es jedoch zu einer Verengung von mehr als 90 Prozent, gelangt nicht mehr genügend Blut zum Herzmuskel. Diese Unterversorgung führt vor allem bei körperlicher Anstrengung zu Schmerzen (Angina pectoris) und Atemnot.


    Die Pfeile zeigen auf die Herzkranzgefäße im vorderen Teil des Herzens.


    Auch andere Erkrankungen wie Blutmangel (Anämie), Stoffwechselerkrankungen (z.B. Schilddrüsenüberfunktion), Herzrhythmusstörungen oder Herzklappenfehler können eine Angina pectoris verursachen oder verschlimmern. Es existiert auch ein Krankheitsbild, bei dem sich die Herzkranzgefäße verkrampfen und verengen, ohne verkalkt zu sein: die so genannte Prinzmetal-Angina.



    Welche Risikofaktoren gibt es?


    Veranlagung zu Arterienverkalkung/Atherosklerose
    (Verwandte, die früh an Angina pectoris erkrankt sind)
    Hohes Alter
    Rauchen
    Männliches Geschlecht
    Hormonsituation nach der Menopause
    Diabetes, sowohl Typ 1 (insulinabhängiger Diabetes mellitus) als auch Typ 2 (nicht-insulinabhängiger Diabetes mellitus). Aufgrund einer diabetischen Nervenerkrankung kann die Angina pectoris bei diesen Patienten oftmals mit nur geringen oder ohne Schmerzen ("stumm") auftreten.
    Erhöhter Blutdruck (Hypertonie)
    Erhöhtes Cholesterin mit hohem LDL- und Triglyzerid-Spiegel, niedrigem HDL-Spiegel
    Übergewicht
    Stress
    Bewegungsmangel
    Psycho-soziale Faktoren


    Welche Symptome treten bei Angina pectoris auf?


    Zu den typischen Beschwerden kommt es meist bei körperlicher Anstrengung. Aber auch Kälte oder emotionaler Stress können auslösend wirken.


    drückende Schmerzen hinter dem Brustbein oder im ganzen Brustkorb
    eventuell Ausstrahlen der Schmerzen in den linken Arm bis in die Hand, in beide Arme, in den Hals, den Unterkiefer und die Zähne oder in den Bauch; eventuell Übelkeit, Erbrechen
    beklemmendes, würgendes Gefühl im Hals
    plötzliche Atemnot
    Angst, oft Todesangst, Erstickungsangst
    Schweregefühl, Taubheitsgefühl oder Gefühllosigkeit in Arm, Schulter, Ellenbogen oder Hand - zumeist auf der linken Seite
    Schweißausbruch, Herzrasen

    Wie stellt der Arzt die Diagnose?


    Die Krankengeschichte (Anamnese), die typischen Symptome und das Ergebnis eines EKG (Elektrokardiogramm) führen zur Diagnose. Auch die umgehende Besserung des Zustandes nach der Einnahme von Nitroglyzerin weist auf die richtige Diagnose hin.
    Darüber hinaus kann ein Belastungs-EKG gemacht werden: Der Patient sitzt auf einem Trainingsfahrrad oder läuft auf einem Laufband; bei steigender Belastung werden EKG-Kurven aufgezeichnet. Diese Untersuchung gibt darüber Aufschluss, ob die belastungsabhängigen Schmerzen vom Herzen herrühren oder nicht.
    Die Echokardiographie ist eine Untersuchung des Herzens mit dem Ultraschallgerät. Der Herzmuskel und seine Bewegungen können auf diese Weise genau und schmerzlos untersucht werden.
    Mit den bildgebenden Verfahren Magnetresonanz-Tomographie (MRT) und Computer-Tomographie (CT) können Kalkablagerungen in den Herzgefäßen nachgewiesen werden.
    In manchen Fällen werden die Herzkranzgefäße direkt mit Hilfe eines Herzkatheters untersucht (Koronarangiographie).


    Was kann der Arzt tun?


    Der Arzt wird den Patienten zunächst auf mögliche Risikofaktoren hin untersuchen, wenn erforderlich weitere Untersuchungsschritte in die Wege leiten und auf Basis der Befunde eine medikamentöse Behandlung verordnen.
    An erster Stelle steht jedoch die Beseitigung der Risikofaktoren (Rauchen, Übergewicht, erhöhte Cholesterinwerte etc.). Regelmäßige körperliche Aktivität, auch im mittleren Alter neu aufgenommen, führt zu einer Verbesserung der Prognose und der Beschwerden. Ausdauersportarten sind dabei gegenüber Schnellkraft- oder Kraftsportarten zu bevorzugen. In speziellen Herzgruppen wird unter fachkundiger Anleitung individuell trainiert.
    Sind intensivere Maßnahmen erforderlich, kann ein verengtes Herzkranzgefäß aufgedehnt werden. Dies geschieht mit Hilfe eines kleinen Ballonkatheters, der über die Leistenarterie durch die Blutgefäße in das verengte Herzkranzgefäß vorgeschoben wird (Ballondilatation).
    In manchen Fällen wird als Gefäßstütze ein Metallgitter (Stent) eingesetzt.
    Neben der Ballondilatation stehen weitere Katheter-Verfahren wie Rotablationsangioplastie, Atherektomie, Ultraschall-Angioplastie und Lasertechniken zur Verfügung.
    Eventuell kann eine Bypass-Operation erforderlich sein. Hier wird die Verengung mittels einer Vene, die dem Patienten an einer anderen Körperstelle entnommen wird, überbrückt.


    Welche Möglichkeiten der medikamentösen Behandlung gibt es?


    Acetylsalicylsäure (u.a. Aspirin) wirkt blutverdünnend und beugt so Blutgerinnseln vor.
    Nitroglyzerin in Form von Tabletten oder als Spray ist gefäßerweiternd, wirkt sofort (binnen Sekunden) bei Angina-pectoris-Anfällen.
    Langwirksames Nitroglyzerin wird vorbeugend verabreicht.
    Betablocker senken den Blutdruck und die Schlagfrequenz des Herzens und entlasten es auf diese Weise.
    Kalzium-Kanal-Blocker sind blutdrucksenkend und damit herzentlastend.
    ACE-Hemmer senken den Blutdruck und schützen den Herzmuskel.


    Was kann man selbst tun, um der Erkrankung vorzubeugen?


    Verzicht auf das Rauchen: Der Griff zur Zigarette erhöht Ihr Infarkt-Risiko um das Zwei- bis Dreifache; sind noch andere Risikofaktoren wie Bluthochdruck, erhöhte Blutfette oder Diabetes vorhanden, steigt dieses bis zum 20fachen an.
    Gesunde, fettarme, abwechslungsreiche Ernährung mit viel Gemüse
    Reduktion von Übergewicht
    Bewegung: ein täglicher halbstündiger Spaziergang im flotten Tempo reduziert Ihr Risiko bereits um 20 bis 30 Prozent.
    Richtige Einstellung eines eventuell vorliegenden Diabetes mellitus
    Richtige Einstellung eines eventuell vorliegenden Bluthochdrucks
    Diät bzw. Medikamente bei erhöhten Blutfetten
    Alkohol, maßvoll getrunken, reduziert Ihr Risiko um 20 Prozent. Maximal ein großes Bier oder 1/4 Liter Wein pro Tag für einen Mann; 1/3 Liter Bier bzw. 1/8 Liter Wein für eine Frau
    Befolgen ärztlicher Ratschläge


    Prognose


    Eine Angina pectoris ist noch kein Warnsignal für einen drohenden Herzinfarkt, erst bei Änderung des Verlaufscharakters (Intensität, Schweregrad, Auslösbarkeit etc.) ist dieser Verdacht auszusprechen.


    Autoren: Dr. Manfred Zehetgruber, Dr. Otmar Pachinger

    Sprich nie ein hartes Wort, womit Du jemanden kränkst. Du triffst vielleicht sein Herz, viel tiefer als Du denkst .

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