Was passierte am 21.12

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    Im Altertum


    69
    Titus Flavius Vespasianus zieht in Rom ein und wird vom Senat als Kaiser anerkannt.

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    Alles, was ich tue und was ich nicht tue, ist Öffentlichkeitsarbeit.
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    Im Barock


    1620
    Das englische Segelschiff "Mayflower" landet an der nordamerikanischen Ostküste in Kap Cod. Die Pilgerväter waren zwei Monate zuvor vom englischen Hafen Plymouth aus nach Neuengland aufgebrochen.

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    Während der Industrialisierung


    1910
    Der Franzose Legagneux fliegt einen neuen Distanzrekord von 516 km ohne Zwischenlandung.

    1901
    In Norwegen beteiligen sich erstmals Frauen an Kommunalwahlen.


    1900
    Das Drama "Michael Kramer" von Gerhart Hauptmann wird am Lessingtheater in Berlin uraufgeführt.


    1879
    Am königlichen Theater in Kopenhagen wird das Schauspiel "Nora oder Ein Puppenheim" von Henrik Ibsen uraufgeführt.

    1867
    Kaiser Franz Joseph I. bestätigt im österreichisch-ungarischen Ausgleich das Staatsgrundgesetz von Österreich. Die Doppelmonarchie besteht aus selbständigen Staaten, die durch den Kaisers miteinander verbunden sind.

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    In den 20er Jahren


    1928
    Carl Zuckmayers "Katharina Knie" wird im Berliner Lessingtheater uraufgeführt.


    1927
    Glatteis in London: 1.600 Verletzte müssen in Krankenhäusern versorgt werden.

    1921
    Als einziger Beteiligter am Kapp-Putsch wird Berlins Ex-Polizeipräsident Traugott von Jagow zu fünf Jahren Festungshaft verurteilt.

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    In den 30er Jahren


    1937
    Walt Disney's erster abendfüllender Zeichentrickfilm "Schneewittchen und die 7 Zwerge", nach dem Märchen der Gebrüder Grimm, erscheint.


    1935
    Jüdische Ärzte an öffentlichen Krankenanstalten und freien gemeinnützigen Krankenanstalten im Deutschen Reich werden zum Ausscheiden gezwungen.

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    In den 50er Jahren


    1959
    Schah Mohammed Reza Pahlewi von Persion heiratet seine zweite Frau Farah Diba.

    1958
    Charles de Gaulle wird zum Staatspräsidenten der neu geschaffenen Fünften Französischen Republik gewählt.


    1954
    Der Film "Emil und die Detektive", nach dem beliebten Roman von Erich Kästner, wird uraufgeführt.


    1953
    Der deutsche Elektronikhersteller Valvo kündigt den ersten Germanium-Transistor an.

    1952
    Die ägyptische Regierung beginnt mit Säuberungsaktionen, die sich gegen alle Beamten und Polizisten richtet, die sich der Korruption schuldig gemacht haben.


    1950
    Das Hörspiel "Der Gesang im Feuerofen" von Carl Zuckmayer wird beim Hessischen Rundfunk uraufgeführt.

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    In den 60er Jahren


    1968
    Die USA starten "Apollo 8" mit Frank Borman, James A. Lovell und William A. Anders an Bord. Die drei Astronauten werden während dieser Mission als erste Menschen den Mond umfliegen.


    1967
    Der amerikanische Spielfilm "Die Reifeprüfung" von Mike Nichols, mit Dustin Hoffman und Anne Bancroft in den Hauptrollen, kommt zur Uraufführung.

    1962
    Das US-amerikanische Raketenflugzeug "X15" fliegt einen neuen Weltrekord und dringt bis zu einer Höhe von 143 km in den Weltraum vor.

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    In den 70er Jahren


    1979
    Die Londoner Verfassungskonferenz endet mit der Rückkehr Zimbabwe-Rhodesiens unter britische Kolonialherrschaft.

    1976
    Die UNO-Vollversammlung billigt eine Namibia-Resolution. Gegen 6 Stimmen westlicher Länder (darunter die BRD) wird damit erstmals der bewaffnete Kampf als Mittel zur Befreiung gutgeheißen.


    1975
    In Wien nimmt der Terrorist Carlos bei einer OPEC-Konferenz 70 Geiseln. Drei Menschen kommen ums Leben.

    1975
    Madagaskar erhält eine neue Verfassung; das Land wird in "Demokratische Republik Madagaskar" umbenannt.

    1973
    In Genf beginnt die Nahost-Friedenskonferenz mit den Außenministern der USA, der UdSSR, Ägyptens, Israels und Jordaniens unter dem Vorsitz von UNO-Generalsekretär Kurt Waldheim.

    1972
    Die BRD und die DDR unterzeichnen in Ostberlin den Grundlagenvertrag, der u.a. einen Gewaltverzicht und die Anerkennung der Grenze zwischen beiden Staaten vorsieht.


    1971
    An seinem 54. Geburtstag wird der Österreicher Kurt Waldheim zum neuen UNO-Generalsekretär gewählt.

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    In den 80er Jahren


    1989
    US-Streitkräfte greifen militärisch in Panama ein. General Manuel Antonio Noriega wird von den amerikanischen Behörden festgenommen; Guillermo Endara, der im Mai zum Präsidenten gewählt wurde, wird in sein Amt eingeführt.

    1988
    Über der schottischen Ortschaft Lockerbie explodiert nach einem Attentat ein Jumbo-Jet der amerikanischen Fluggesellschaft PanAm.

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    In den 90er Jahren


    1991
    Die ehemals zur UdSSR gehörenden Republiken gründen eine Gemeinschaft Unabhängiger Staaten GUS. Die Sowjetunion wird damit außer Kraft gesetzt.

    1991
    Mit der ersten freien Wahl zur Nationalversammlung seit 1947 beginnt in Taiwan die Erneuerung der politischen Strukturen.

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  • 1939-45






    Alltagsleben


    Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs veränderte sich das Leben der Zivilbevölkerung entgegen weitgehenden Befürchtungen zunächst nicht grundlegend. Das NS-Regime scheute sich, der Bevölkerung allzu große Opfer abzuverlangen, und es bemühte sich auch durch Aufrechterhaltung eines ausgedehnten Kulturbetriebs um Alltagsnormalität. Nahezu jede deutsche Familie hatte im Verlauf des Kriegs einen Sohn, Bruder, Vater, Ehemann oder Verlobten an der Front. Eine auch unter moralischen Aspekten ständig propagierte "Heimatfront" sollte Verbundenheit, Zuversicht und vor allem Treue der deutschen Bevölkerung - besonders auch der weiblichen - gegenüber den Frontsoldaten dokumentieren, von deren Kriegsalltag sie zumeist in Feldpostbriefen und während des Heimaturlaubs erfuhren. Galt die alltägliche Sorge der Deutschen zunächst nur dem Leben des Familienmitglieds an der Front, so wurde der Tod durch Ausweitung der alliierten Luftangriffe ab 1942 auch für die Großstadtbewohner zu einem ständigen Begleiter.
    Von einer Kriegsbegeisterung konnte nach dem deutschen Überfall auf Polen am 1. September 1939 in Deutschland keine Rede sein. Zu frisch war die traumatische Erinnerung an den Ersten Weltkrieg ein Vierteljahrhundert zuvor mitsamt seinen katastrophalen Folgen. Die miserable Lebensmittelversorgung und die Hungerjahre 1916 bis 1919 waren im Bewußtsein vieler Erwachsener vor allem in den Städten noch präsent. Ähnlich bedrückt war die Stimmung auf dem Land, wo der Entzug von Arbeitskräften und Pferden Probleme aufwarf. Das NS-Regime war sich der mangelnden Kriegsbegeisterung in der Bevölkerung durchaus bewußt, und es hatte aus den Erfahrungen des Ersten Weltkriegs frühzeitig seine Lehren gezogen. Seit 1937 war die Rationierung von Lebensmitteln, Treibstoff, Kohle und anderen Versorgungsgütern im Reichsverteidigungsrat minutiös vorbereitet worden. Durch gute Ernten 1938 und 1939 waren die Vorratslager zudem reichhaltig gefüllt. Bei Getreide, Kartoffeln, Zucker und Fleisch war ein Selbstversorgungsgrad von 100 Prozent erreicht worden.


    Stufenweise wurde bei Kriegsbeginn die Zwangsrationierung eingeführt. Fett, Fleisch, Butter, Milch, Käse, Zucker und Marmelade waren ab dem 1. September 1939 nur noch gegen Lebensmittelkarten erhältlich; Brot und Eier folgten ab dem 25. September. Mitte Oktober 1939 wurde für die nicht Uniform tragende Bevölkerung die Rationierung von Textilien mittels einer ein Jahr gültigen "Reichskleiderkarte" eingeführt. Der Bezugsschein bestand aus 100 Punkten, die beim Kauf von Textilien abgerechnet wurden. Ein Paar Strümpfe "kostete" 4 Punkte, ein Pullover 25 Punkte, ein Damenkostüm 45 Punkte.


    Trotz der von den Nationalsozialisten propagierten agrarischen "Erzeugerschlacht" verlagerte sich der Ernährungsschwerpunkt während des Kriegs auf Kartoffeln, Hülsenfrüchte, Mehl und Zucker. Muckefuck, ein dünner Ersatzkaffee aus Gerste oder Eicheln, ersetzte zumeist den Bohnenkaffee. Ersatzkuchen wurden aus Mohrrüben oder Kartoffeln gebacken und die Ersatzmarmelade aus Steckrüben hergestellt. Brot war nahezu im vorherigen Umfang erhältlich, wenn auch mit abnehmender Qualität. Ein "Normalverbraucher" erhielt in den ersten beiden Kriegsjahren pro Woche u.a. 2.250 Gramm Brot, 500 Gramm Fleisch und rund 270 Gramm Fett. Schwerarbeiter erhielten im Bezugssystem ebenso Sonderzulagen wie werdende Mütter oder Kinder. Nur sie kamen in den Genuß von Vollmilch, die übrigen Verbraucher erhielten Magermilch. Trotz Nahrungsmittelentbehrungen und eines kritischen Versorgungsjahrs 1942 mit einer verschärften Rationierung und einem allmählich einsetzenden Mangel an Fett gab es im Deutschen Reich während des Kriegs keine ernsthaften Ernährungsprobleme. Zur Versorgung der deutschen Bevölkerung wurden die besetzten Gebiete rücksichtslos ausgebeutet und der "Tod durch Verhungern" in Osteuropa gezielt herbeigeführt.


    Juden hingegen erfuhren im Bezugssystem von Nahrungsmitteln und Textilien starke Diskriminierungen und öffentliche Demütigungen; gegenüber der nichtjüdischen Bevölkerung erhielten Juden für ihre Lebensmittelkarten in den für sie bestimmten Läden deutlich weniger Kalorien zugeteilt. Verfolgung und Entrechtung von Juden hatten mit Kriegsbeginn in Deutschland an Schärfe deutlich zugenommen. Eine medizinische Versorgung existierte für Juden nur noch in Ansätzen. Schrittweise verboten wurde ihnen der Besitz von Radio- und Telefongeräten, Kraftwagen oder das Halten von Haustieren. Um sich als jüdischer "Reichsfeind" öffentlich zu erkennen zu geben, mußte ab dem 19. September 1941 jeder Jude ab dem sechsten Lebensjahr einen gelben Stern deutlich sichtbar auf der Kleidung tragen. Der Krieg führte nicht nur zu einer Verschärfung des innenpolitischen Terrors, sondern er diente schließlich auch als "Deckmantel" für die Ermordung von Juden, Sinti und Roma, Homosexuellen oder Behinderten.


    Aus Sorge vor sozialen Unruhen und sinkender Kriegsmoral sollten den "arischen" Deutschen hingegen bewußt nur mäßige Opfer abverlangt und so lange wie möglich eine "Normalität" des Alltagslebens aufrecht erhalten werden. Zur Befriedigung materieller Bedürfnisse wurde die Produktion der Konsumgüterindustrie kaum gedrosselt. Die vorbereitete wirtschaftliche Mobilmachung und generelle weibliche Dienstverpflichtungen unterblieben in den ersten Kriegsjahren. Das Arbeitspotential der Frauen blieb im Gegensatz zu Großbritannien und den USA relativ ungenutzt. Mit 14,9 Millionen erwerbstätigen Frauen im September 1944 wurde der Vorkriegsstand vom Sommer 1939 nur um 300.000 Frauen übertroffen. Der Arbeitskräftebedarf deckte sich vor allem durch allgegenwärtige Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene, jedoch auch durch Umschichtungen weiblicher Arbeiterinnen von stillgelegten oder kriegsunwichtigen Betrieben in die Land- und Kriegswirtschaft sowie junger Berufsanfängerinnen in den Verwaltungssektor. Für weibliche Jugendliche ab 18 Jahren wurde 1939 der sechsmonatige Reichsarbeitsdienst (RAD) verpflichtend. Ab August 1941 verlängerte sich der RAD um ein halbes Jahr "Kriegshilfsdienst" im Luftschutz, in sozialen Einrichtungen, Krankenhäusern, kinderreichen Familien oder Verkehrsbetrieben. "Auf allen Lebensgebieten, wo es an Männern fehlt, hat die Frau den Mann zu vertreten", wie es offiziell hieß und propagandistisch dokumentiert wurde. Im öffentlichen Dienst beschäftigte Frauen waren dabei ab Oktober 1939 ihren männlichen Kollegen im Lohnniveau ebenso gleichgestellt wie Akkordarbeiterinnen in den Rüstungsbetrieben ab 1940. Höhere Löhne, verbesserte Arbeiter- und Mutterschutzgesetze oder massive staatliche Wohlfahrtsleistungen sollten die Stabilität der "Heimatfront" trotz stufenweiser Erhöhung der wöchentlichen Arbeitszeit von 48 auf 50 oder mehr Stunden und verschlechterter Lebensbedingungen aufrechterhalten.


    Im Zweiten Weltkrieg verstärkte sich der Zugriff auf die Jugendlichen, deren Alltag immer weniger von der Schule bestimmt wurde. Zu ihrem Alltag gehörten nunmehr Ernteeinsätze, das Auflesen von Kartoffelkäfern - die es vor dem Krieg in Deutschland nicht gegeben hat - oder von den von alliierten Flugzeugen abgeworfenen Brandplättchen sowie Verladedienste und Verteilung von nationalsozialistischem Propagandamaterial ebenso wie die zahlreichen Sammlungen, welche die Opferbereitschaft der Deutschen und den Geist einer solidarischen Volksgemeinschaft beschwören sollten. Alltägliche Erscheinungen im Straßenbild waren die Sammlungen für das Kriegswinterhilfswerk oder die "Schulaltstoffsammlungen", bei denen Pimpfe der Hitler-Jugend (HJ) Altpapier, Spinnstoffe oder Metalle sammelten. Ab April 1940 riefen die Behörden regelmäßig zur "Metallspende" für die Rüstungsbetriebe auf, im Winter 1941/42 galt es, Wollsachen für die Soldaten an der Ostfront zu sammeln, die für einen Winterkrieg in der Sowjetunion nicht ausgerüstet waren.


    Radio hören und Lesen gehörten zu den beliebtesten Freizeitbeschäftigungen von Jugendlichen und Erwachsenen gleichermaßen. Eine Flut von kriegsverherrlichender Literatur erstreckte sich für sie in den Buchhandlungen. Über die Volksempfänger hörten die Deutschen neben den einseitigen Siegesmeldungen der Wehrmachtsberichte bekannte Schlager wie "Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern" und vor allem "Lili Marleen", das wie kein zweites Lied Emotionen weckte und in den Wunschkonzerten, bei denen zur Stärkung der Verbindungen Grüße und Wunschmusik zwischen der Heimat und der Front ausgetauscht werden konnten, gespielt wurde.


    Obwohl vollbesetzte Stadien geradezu ideale Ziele alliierter Bomber gewesen wären, gingen wöchentlich hunderttausende Menschen auf der Suche nach Freizeitvergnügen und Zerstreuung zu Fußballspielen, auch wenn diese wegen der Gefahr von Luftangriffen häufig verlegt und recht kurzfristig angesetzt wurden. Zu Zwecken der Propaganda diente der Fußball allerdings wenig, wie Propagandaminister Joseph Goebbels nach einer 2:3 Niederlage der deutschen Nationalmannschaft gegen Schweden im Berliner Olympiastadion am 20. September 1942 in seinem Tagebuch festhielt: Da 100.000 Zuschauer, denen das Spiel "mehr am Herzen lag als die Einnahme irgendeiner Stadt im Osten", das Stadion deprimiert verließen, "müßte man für die Stimmung im Inneren eine derartige Veranstaltung ablehnen".


    Stattdessen sollten beliebte Filmstars der Zeit wie Hans Albers, Heinz Rühmann, Willy Birgel (1891-1973), Rudolf Prack, Hans Moser (1880-1964) oder Marika Rökk die Menschen von ihren Alltagssorgen ablenken. Schauspielerinnen wie Zarah Leander, Kristina Söderbaum, Anna Dammann (1912-1993) und vor allem Ilse Werner - die "Traumfrau" in der ersten Hälfte der 40er Jahre - genossen Vorbildcharakter, denen viele Frauen trotz Rationierung von Textilien und Mangel an Kosmetikartikeln im Aussehen nachzueifern trachteten. In den Kinos liefen zumeist bewußt unpolitische Komödien und Unterhaltungsfilme, und im ersten Kriegsjahr - in der Saison 1939/40 - wurde im Deutschen Reich erstmals die Grenze von einer Milliarde Kinobesucher überschritten. Klassiker wie "Münchhausen" (1943) oder "Die Feuerzangenbowle" (1944) dienten in den letzten Kriegsjahren, als die vor dem Hauptfilm gezeigte "Wochenschau" für die Deutschen wenig Erfreuliches von den Fronten zu berichten hatte, immer häufiger der Zerstreuung.


    Die Luftsirenen in den Großstädten ertönten ab 1942 häufiger, Verdunklungen waren an der Tagesordnung, und immer öfter mußten Menschen in drangvoller Enge zermürbende Nächte in Luftschutzräumen oder Hauskellern verbringen. Der nach den Luftangriffen anschließend tagelang über der Stadt liegende Geruch von Feuer, verbranntem menschlichem Fleisch und Fäulnis war ihnen auch Jahre nach Kriegsende noch präsent. Die Kinderlandverschickung (KLV) und Evakuierungsmaßnahmen ganzer Familien nahmen ebenfalls an Ausmaß zu, allein 1943 verließen über 700.000 Berliner die Reichshauptstadt. Zehntausende von Ausgebombten mußten in Notquartieren untergebracht und von der NS-Volkswohlfahrt (NSV) unterstützt werden. Um Papier zu sparen, erschienen zahlreiche Zeitungen und Illustrierte mit Durchhalteparolen im Reich nur noch in Sonderausgaben, oder ihr Erscheinen wurde vollständig eingestellt. Verschiedene Waren konnten allein auf dem Schwarzmarkt erworben werden, der als "Kriegswirtschaftsverbrechen" drastisch bestraft wurde, aber dennoch blühte. Mißstimmungen gegen die als privilegiert geltenden "Parteibonzen" der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) nahmen zu, und auch Adolf Hitler wurde davon nun nicht mehr ausgenommen. Den Weg in den aktiven Widerstand fanden allerdings nur wenige.


    Wurden Hitler nach dem deutschen Sieg über "Erbfeind" Frankreich im Sommer 1940 von den meisten Deutschen geradezu abgöttische Sympathien zuteil, so zweifelten im weiteren Kriegsverlauf - als die Gefallenenlisten bisher unbekannte Ausmaße annahmen - immer mehr "Volksgenossen" am "Geschick des Führers". Nach der Kapitulation der 6. Armee in Stalingrad im Februar 1943 und der sich unmittelbar anschließenden deutsch-italienischen Niederlage im Afrikafeldzug veränderte sich die Stimmungslage im Deutschen Reich dramatisch. Die Moral in der Bevölkerung sank rapide, und Zweifel am "Endsieg" wurden laut, die - wenn sie in der Öffentlichkeit fielen - mit drakonischen Strafen belegt wurden. Kriegsmüdigkeit und Defätismus nahmen spürbar zu, zugleich aber auch die Angst, dafür denunziert und drastisch bestraft zu werden.


    Die Ausrufung des "Totalen Kriegs" durch Goebbels wenige Tage nach der Niederlage in Stalingrad im Berliner Sportpalast am 18. Februar 1943 sollte die Mobilisierung sämtlicher materiellen und personellen Ressourcen zur Folge haben. Die Sorgen der Deutschen galten nun nicht mehr allein dem Wohlergehen des erwachsenen Familienmitglieds an der Front, sondern im zunehmenden Maße auch dem noch halbwüchsigen Sohn oder Bruder. Immer häufiger stellten Schulen das am 8. September 1939 eingeführte Notabitur aus, ein Abgangszeugnis, das bei Einberufung zum Militär als Reifezeugnis diente. 14- bis 18jährige Hitlerjungen wurden in Wehrertüchtigungslagern in Militärtaktik unterrichtet und an Waffen ausgebildet. Mit der Erweiterung der Wehrpflicht ab August 1943 wurden auch Jungen unter 18 Jahren direkt aus den Lagern in die Wehrmacht eingezogen. Bereits 15jährige mußten ab 1943 die zur Front abkommandierten Flaksoldaten als "Luftwaffenhelfer" ersetzen, häufig mit tödlichem Ausgang. Mit Einberufung des Volkssturms im Herbst 1944 standen die Halbwüchsigen schließlich mit der Waffe in der Hand dem Feind auch unmittelbar gegenüber.


    Angst bestimmte in den letzten Kriegsmonaten den Alltag von Millionen Deutschen, die einer ungewissen Zukunft entgegenblickten. Die jahrelange Propaganda gegen die "Bolschewisten" wirkte, und die Verbrechen schlugen zurück auf die Deutschen. Aus Angst vor der Roten Armee setzten sich ab Oktober 1944 aus Ostpreußen und Schlesien gewaltige Flüchtlingstrecks nach Westen in Bewegung, nachdem von Rotarmisten an der deutschen Zivilbevölkerung begangene Grausamkeiten bekannt geworden waren. Wer von den Sowjets eingeholt wurde, dem drohten Ermordung, Verschleppung und Vergewaltigung. Im Westen des Reichs hingegen wurden Briten und Amerikaner zumeist freundlich begrüßt, weniger als "Befreier" vom NS-Regime, sondern aus Erleichterung darüber, daß sie vor den Sowjets als Besatzer einrückten und daß der verlustreiche Krieg, der rund 3,8 Millionen deutschen Soldaten und 1,65 Millionen Zivilisten den Tod brachte, nun bald ein Ende haben würde. Angst aber hatten auch die Menschen im Westen, vor einem Frieden, der Deutschland diktiert werden könnte, und vor Strafen für begangene Verbrechen der Deutschen in Europa. "Genießt den Krieg, denn der Friede wird schrecklich", dieser in den letzten Kriegsmonaten vor allem unter NS-Funktionären kursierende Spruch brachte die Stimmung bei zahlreichen Deutschen zynisch zum Ausdruck. Nicht selten herrschte im Frühjahr 1945 eine sonderbar bizarre Weltuntergangsstimmung, und jene bis dahin auch materiell Privilegierten wie Funktionäre oder Offiziere zelebrierten sie mit Alkoholorgien, während ein Großteil der Bevölkerung vor allem in den Städten und Flüchtlinge Mühe hatten, satt zu werden oder ein Dach über den Kopf zu finden.


    Die deutsche Kapitulation am 8. Mai 1945 verringerte die tägliche Not der Bevölkerung schließlich nur unwesentlich. Unter gewaltigen Kriegszerstörungen und Hunger hatte sie zum Teil noch Jahre zu leiden

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