[Blockierte Grafik: http://tor.at/resources/focus/telepolis/science/heise.de/tp/deutsch/inhalt/lis/7406/7406_1.jpg]
ANOREXIA NERVOSA
Magersucht
Geschichte
Das Vorkommen von AN ist seit dem Mittelalter dokumentiert. Halmi berichtet von der Erkrankung der 1245 geborenen Prinzessin Margaret von Ungarn. Sie wurde von ihrem Vater aufgrund eines Gelübdes Nonnen zur Erziehung übergeben, später änderte er seine Absichten und wollte sie mit einem geeigneten Thronnachfolger verheiraten. Margaret bemühte sich dann, sich so unattraktiv wie möglich zu machen. Sie begann zu fasten und arbeitete bis zur Erschöpfung. Im Refektorium bediente sie die anderen, und fastete selbst, während ihre Mitschwestern aßen. Ihr Körper wurde als armselig beschrieben, sie starb schließlich im Alter von 26 Jahren. Aus den erhaltenen Unterlagen geht ihr Fasten, ihre Weigerung, das Körpergewicht im Normalbereich zu halten sowie die Kombination von Überaktivität mit extremer Magerkeit als eindrucksvolle historische Dokumentation der diagnostischen Kriterien der AN hervor.
Inzidenz, Prävalenz, Prognose
AN ist häufig, die Prävalenzrate wird bei Frauen zwischen 14 und 18 Jahren mit 1:800 bis 1:100 angegeben,
95% aller AN-Patientinnen sind Frauen, der Erkrankungsgipfel liegt zwischen dem 12. und 18. Lebensjahr.
Die Letalität wird in Längsschnittuntersuchungen zwischen 5 und 18% angegeben. Die Prognose bei Spontanverläufen ist schlecht. Neben der hohen Letalität chronifiziert die Anorexie bei etwa 40%, bei 20-30% kommt es zu einer "Spontanheilung" bezogen auf den Gewichtsverlust, schwere Störungen im psychischen und sozialen Bereich bleiben jedoch bestehen. In den letzten Jahrzehnten nahm die Behandlung von Pat mit AN stark zu. Die Zunahme der Prävalenz dürfte auch auf eine stärkere Betroffenheit niedererer sozialer Schichten und des ländlichen Raumes zurückzuführen sein.
Die Prävention durch "Anti-Diät Kampagnen" wird in Österreich von der Arbeitsgruppe um G. Rathner (Psychotherapeutische Abteilung, Univ.-Kinderklinik Innsbruck, Leitung: aoUP Dr. B. Mangold) getragen.
Einleitung
Als Anorexia nervosa (AN) bezeichnet man eine schwere Krankheit, gekennzeichnet durch eine Verweigerung ausreichender Nahrungsaufnahme. Dies führt zu einem bedrohlichen Zustand von Unterernährung. AN ist, wenn die PatientInnen einmal bis zu einer medizinischen Einrichtung gelangt sind, eine "ins Auge springende" Krankheit. Die klinischen Merkmale sind leicht erkennbar, die Behandlung soll sofort beginnen. Die Erfassung der familiären und individuellen Zustände in seelischer und organischer Richtung soll parallel gehen und nicht von "Ausschlußdiagnostik" geprägt werden. Bei uns wird am Ende des Erstgespräches unser Behandlungskonzept erläutert und die Patientin in fast allen Fällen stationär aufgenommen.
Klinische Merkmale der AN
1. Untergewicht
2. fühlt sich nicht krank
3. fühlt sich zu dick
Definition
AN ist gekennzeichnet durch einen absichtlich selbstherbeigeführten und/oder aufrechterhaltenen Gewichtsverlust. Die Patienten weigern sich, das Körpergewicht über einem minimalen, auf Alter und Körpergröße bezogenem Gewicht zu halten. Ferner bestehen eine intensive Furcht vor dem Dickwerden, eine ausgeprägte Form der Körperwahrnehmungsstörung, sowie bei Mädchen die (meist sekundäre) Amenorrhoe.
Diagnostische Kriterien für AN nach DSM-III-R
(demUS-amerikanischen, psychiatrisch-diagnostischen Klassifikationssystem in der 3. revidierten Fassung, 1987)
1. Das Körpergewicht wird absichtlich unter dem der Körpergröße und dem Alter entsprechendenden Minimum gehalten. Das heißt, es kommt zu einem Gewichtsverlust auf ein Gewicht von 15% oder mehr unter dem zu erwartenden Gewicht, oder es kommt während der Wachstumsperiode zu einem Ausbleiben der erwarteten Gewichtszunahme mit der Folge eines Gewichtes von mindestens 15% unter dem erwarteten Gewicht.
2. Starke Angst vor Gewichtszunahme oder vor dem Dickwerden, obgleich Untergewicht besteht.
3. Störung der eigenen Körperwahrnehmung hinsichtlich Gewicht, Größe oder Form, d.h. die Person berichtet sogar im kachektischen Zustand, sich "zu dick zu fühlen", oder ist überzeugt, ein Teil des Körpers ist "zu dick".
4. Bei Frauen aussetzen von mindestens 3 aufeinanderfolgenden Menstruationsszyklen.