Rosengedichte & Rosengeschichten


  • Bonica 82 - Foto: H. Hilscher



    Ich wünsche allen Besuchern
    viel Freude und Spass beim lesen

    Sprich nie ein hartes Wort, womit Du jemanden kränkst. Du triffst vielleicht sein Herz, viel tiefer als Du denkst .

  • Die blaue Rose gibt dir den Duft


    Blaues Wasser, weiße Strände,
    immer Sonne und blauen Himmel.
    Träume werden Wirklichkeit
    und das Paradies erwacht

    Eine blaue Rose gebe ich dir.
    Eine Gabe voller Liebe.
    Eine blaue Rose hat den schönsten Duft
    und hat die stärkste aller Blüten.


    Stark dringt sie in dein Herz hinein.
    Sie lässt dich lachen, sie lässt dich weinen von Glück.
    Du spürst meine Träume und meinen Duft.
    Es gibt dir wieder Luft.


    Du bist nicht allein,
    wenn du träumst heute Nacht.
    Träumst du von der Liebe,
    gibt es dir wieder Kraft.


    Denn eines Tages scheint für dich jeden Tag die Sonne.
    Mit dem Duft von einer blauen Rose


    Sprich nie ein hartes Wort, womit Du jemanden kränkst. Du triffst vielleicht sein Herz, viel tiefer als Du denkst .

  • So wie die Rosen blühn, so blühe stets dein Glück.
    Und wenn du Rosen siehst, so denk an mich zurück.
    Unter Rosen soll dein Leben fließen wie ein sanfter Bach,
    und der Himmel möge geben, was dein Herz nur wünschen mag.
    [/align]

    Sprich nie ein hartes Wort, womit Du jemanden kränkst. Du triffst vielleicht sein Herz, viel tiefer als Du denkst .


  • Schön ist die Rose, schöner scheint sie noch
    Durch jenen süßen Duft, der in ihr lebt.
    Wildrosen haben gleicher Farben Glut,
    Die gleichen Dornen wie die duft'gen Rosen,
    Sie spielen mit dem gleichen Übermut,
    Wenn Winde sie enthüllen und umkosen.
    Doch ihre Tugend ist nur ihr Gesicht,
    Sie leben ungeliebt, verblühn am Strauch
    Und sterben zwecklos - das tun Rosen nicht,
    Aus ihrem süßen Tod strömt süßer Hauch.
    So, schöner Liebling, wenn die Jugend flieht,
    Strömt deiner Treue Duft aus meinem Lied.

    Sprich nie ein hartes Wort, womit Du jemanden kränkst. Du triffst vielleicht sein Herz, viel tiefer als Du denkst .


  • Abschied


    In meinen Augen brennen Tränen.
    Ich muss ihn gehen,
    den letzten Weg mit dir.
    Der Glocke Ton trifft mein Herz,
    es will zerspringen.
    Was wollt ich noch alles sagen,
    doch du hörst mich nicht, bist weit.
    Selbst die Bäume klagen in tiefer Trauer,
    denn die Blätter des Sommers
    hat der Wind zerstreut.
    Nacht ist in meine Seele,
    in meiner Hand welkt eine Rose.

    Sprich nie ein hartes Wort, womit Du jemanden kränkst. Du triffst vielleicht sein Herz, viel tiefer als Du denkst .


  • Mitten in einem Garten wuchs ein Rosenstock, der war ganz voller Rosen; und in einer derselben, der schönsten von allen, wohnte ein Elf. Der war so winzig klein, daß kein menschliches Auge ihn erblicken konnte. Hinter jedem Blatt in der Rose hatte er eine Schlafkammer. Er war so wohlgebildet und schön, wie nur ein Kind sein kann, und hatte Flügel von den Schultern hinunter bis zu den Füßen. Oh, welcher Duft war in seinen Zimmern und wie schön und klar waren die Wände; es waren ja die blaßroten Rosenblätter.


    Den ganzen Tag erfreute er sich im warmen Sonnenschein, flog von Blume zu Blume, tanzte auf den Flügeln des fliegenden Schmetterlings und maß, wie viele Schritte er zu gehen habe, um über alle Landstraßen und Stege zu gelangen, welche auf einem einzigen Lindenblatt sind. Was wir die Adern im Blatt nennen, hielt er für Landstraßen und Stege. Ja, das waren meilenlange Wege für ihn! Ehe er damit fertig wurde, ging die Sonne unter. Er hatte auch so spät damit angefangen!


    Es wurde sehr kalt, der Tau fiel, und der Wind wehte. Nun war es das beste, nach Hause zu kommen. Er tummelte sich, was er konnte, aber die Rose hatte sich geschlossen, er konnte nicht hineingelangen. Keine einzige Rose stand geöffnet. Der arme kleine Elf erschrak sehr. Er war früher nie des Nachts ausgeblieben, hatte immer so süß hinter den warmen Rosenblättern geschlummert. Oh, das wird sicher sein Tod sein!


    Am andern Ende des Gartens, das wußte er, befand sich eine Laube mit schönem Jelängerjelieber. Die Blüten sahen wie große bemalte Hörner aus, in eine derselben wollte er hinabsteigen und bis morgen schlafen.


    Er flog dahin. Still! Es waren zwei Menschen darin, ein junger hübscher Mann und ein schönes Mädchen. Sie saßen nebeneinander und wünschten, daß sie sich nie zu trennen brauchten. Sie waren einander so gut, weit mehr noch, als das beste Kind seiner Mutter oder seinem Vater sein kann.


    "Dennoch müssen wir uns trennen!" sagte der junge Mann. "Dein Bruder mag uns nicht leiden, deshalb sendet er mich mit einem Auftrag so weit fort über Berge und Seen! Lebe wohl, meine süße Braut, denn das bist du doch!"


    Und dann küßten sie sich, und das junge Mädchen weinte und gab ihm eine Rose. Aber bevor sie ihm dieselbe reichte, drückte sie einen Kuß so fest und innig drauf, daß die Blume sich öffnete. Da flog der kleine Elf in diese hinein und lehnte sein Haupt gegen die feinen, duftenden Wände. Hier konnte er gut hören, daß Lebewohl gesagt wurde. Lebe wohl! Und er fühlte, daß die Rose ihren Platz an des jungen Mannes Brust erhielt. Oh, wie schlug doch das Herz darin! Der kleine Elf konnte gar nicht einschlafen, so pochte es.


    Aber nicht lange ruhte die Rose ungestört an der Brust. Der Mann nahm sie hervor, und während er einsam durch den dunklen Wald ging, küßte er die Blume; oh, so oft und so heftig, daß der kleine Elf fast erdrückt wurde. Er konnte durch das Blatt fühlen, wie die Lippen des Mannes brannten, und die Rose selbst hatte sich wie bei der stärksten Mittagssonne geöffnet.


    Da kam ein anderer Mann, finster und böse; er war des hübschen Mädchens schlechter Bruder. Der zog ein scharfes Messer hervor, und während jener die Rose küßte, stach der schlechte Mann ihn tot, schnitt seinen Kopf ab und begrub ihn mit dem Körper in der weichen Erde unter dem Lindenbaum.


    "Nun ist er vergessen und fort!" dachte der schlechte Bruder, "er kommt nie wieder zurück. Eine lange Reise sollte er machen, über Berge und Seen. Da kam man leicht das Leben verlieren, und das hat er verloren. Er kommt nicht mehr zurück, und mich darf meine Schwester nicht nach ihm fragen:"


    Dann scharrte er mit dem Fuß verdorrte Blätter über die lockere Erde und ging wieder in der dunklen Nacht nach Hause. Aber er ging nicht allein, wie er glaubte, der kleine Elf begleitete ihn. Der saß in einem zusammengerollten Lindenblatt, welches dem bösen Mann, als er grub, in die Haare gefallen war. Der Hut war nun darauf gesetzt; es war so dunkel darin, und der Elf zitterte vor Schreck und Zorn über die schlechte Tat.


    In der Morgenstunde kam der böse Mann nach Hause. Er nahm seinen Hut ab und ging in der Schwester Schlafkammer hinein. Da lag das schöne, blühende Mädchen und träumte von ihm, dem sie so gut war und von dem sie nun glaubte, daß er über Berge und durch Wälder ginge. Und der böse Bruder neigte sich über sie und lachte häßlich, wie nur der Teufel lachen kann. Da fiel das trockene Blatt aus seinem Haar auf die Bettdecke nieder, aber er bemerkte es nicht und ging hinaus, um in der Morgenstunde selbst ein wenig zu schlafen.


    Aber der Elf schlüpfte aus dem verwelkten Blatt, setzt sich in das Ohr des schlafenden Mädchens und erzählte ihr, wie in einem Traum, den schrecklichen Mord; beschieb ihr den Ort, wo der Bruder ihn erschlagen und seine Leiche verscharrt hatte, erzählte von dem blühenden Lindenbaum dicht dabei und sagte: "Damit du nicht glaubst, daß es nur ein Traum ist, was ich dir erzählt habe, wirst du auf deinem Bett ein welkes Blatt finden!"


    Und das fand sie, als sie erwachte. Oh, welche bitteren Tränen weinte sie! Und niemandem durfte sie ihren Schmerz anvertrauen. Das Fenster stand den ganzen Tag offen. Der kleine Elf konnte leicht zu den Rosen und all den übrigen Blumen in den Garten hinausgelangen. Aber er mochte es nicht über sein Herz bringen die Betrübte zu verlassen. Im Fenster stand ein Strauch mit Monatsrosen. In eine der Blumen setzte er sich und betrachtete das arme Mädchen. Ihr Bruder kam oft in die Kammer hinein. Er war so heiter und doch so schlecht, sie aber durfte kein Wort über ihren Herzenskummer sagen.


    Sobald es Nacht wurde, schlich sie sich aus dem Hause, ging im Walde zu der Stelle, wo der Lindenbaum stand, nahm die Blätter von der Erde, grub dieselbe auf und fand auch den, der erschlagen worden war. Oh, wie weinte sie und bat den lieben Gott, daß auch sie bald sterben möge!


    Gerne hätte sie die Leiche mit sich nach Hause genommen, aber das konnte sie nicht. Da nahm sie das bleiche Haupt mit den geschlossenen Augen, küßte den kalten Mund und schüttelte die Erde aus seinem schönen Haar. "Das will ich behalten!" sagte sie. Und als sie die Erde und die toten Blätter auf den Körper gelegt hatte, nahm sie den Kopf und einen kleinen Zweig von dem Jasminstrauch, der im Walde blühte, wo er begraben war, mit sich nach Hause.


    Sobald sie in ihre Stube kam, holte sie sich den größten Blumentopf, der zu finden war. In diesen legte sie des Toten Kopf, schüttete Erde darauf und pflanzte dann den Jasminzweig in den Topf.


    "Lebe wohl! Lebe wohl!" flüsterte der kleine Elf. Er konnte es nicht länger ertragen, all diesen Schmerz zu sehen, und flog deshalb hinaus zu seiner Rose im Garten. Aber die war abgeblüht, es hingen nur einige bleiche Blätter an der grünen Hagebutte.


    "Ach wie bald ist es doch mit all dem Schönen und Guten vorbei!" seufzte der Elf. Zuletzt fand er wieder eine Rose, die wurde zu seinem Haus; hinter ihren feinen und duftenden Blättern konnte er hausen und wohnen.


    Jeden Morgen flog er zum Fenster des armen Mädchens, und da stand sie immer bei dem Blumentopf und weinte. Die bitteren Tränen fielen auf den Jasminzweig, und mit jedem Tag, an welchem sie bleicher wurde, stand der Zweig frischer und grüner da. Ein Schößling trieb nach dem anderen hervor, kleine weiße Knospen blühten auf, und die küßte sie. Aber der böse Bruder schalt sie und fragte, ob sie närrisch geworden sei? Er konnte es nicht leiden und nicht begreifen, daß sie immer über dem Blumentopf weinte.


    Er wußte ja nicht, welche Augen darin geschlossen und welche roten Lippen zu Ende geworden waren. Und sie lehnte ihr Haupt gegen den Blumentopf, und der kleine Elf von der Rose fand sie dort schlummernd. Da setzte er sich in ihr Ohr, erzählte von dem Abend in der Laube, vom Duft der Rose und der Elfen Liebe. Wie träumte sie so süß, und während sie träumte, entschwand das Leben. Sie war eines stillen Todes gestorben, sie war bei ihn, den sie liebte, im Himmel.


    Und die Jasminblume öffnete ihre großen, weißen Glocken; sie dufteten so eigentümlich süß, anders konnten sie nicht über die Toten weinen.


    Aber der böse Bruder betrachtete den schön blühenden Strauch, nahm ihn als ein Erbgut zu sich und setze ihn in seine Schlafstube dicht an sein Bett, denn er war herrlich anzuschauen, und der Duft war gar süß und lieblich. Der kleine Rosenelf folgte mit, flog von Blume zu Blume - in jeder wohnte ja eine kleine Seele - und erzählte von dem ermordeten jungen Mann, dessen Haupt nun Erde unter der Erde war, erzählte von dem bösen Bruder und der armen Schwester.


    "Wir wissen es!" sagte eine jede Seele in den Blumen, "wir wissen es! Sind wir nicht aus des Erschlagenen Augen und Lippen entsprossen? Wir wissen es! Wir wissen es!" Und dann nickten sie so sonderbar mit dem Kopfe.


    Der Rosenelf konnte es gar nicht begreifen, wie sie so ruhig sein könnten. Und er flog hinaus zu den Bienen, die Honig sammelten, und erzählte ihnen die Geschichte von dem bösen Bruder. Und die Bienen sagten es ihrer Königin und diese befahl, daß sie alle am nächsten Morgen den Mörder umbringen sollten.


    Aber die Nacht vorher - es war die erste Nacht, welche auf den Tod der Schwester folgte -, als der Bruder in seinem Bette dicht neben dem duftenden Jasminstrauch schlief, öffnete sich jeder Blumenkelch, und unsichtbar, aber mit giftigen Spießen, stiegen die Blumenseelen heraus und setzten sich in sein Ohr und erzählten im böse Träume, flogen alsdann über seine Lippen und stachen seine Zunge mit giftigen Spießen. "Nun haben wir den Toten gerächt!" sagten sie und flogen in des Jasmins weiße Glocken zurück.


    Als es Morgen war und das Fenster der Schlafkammer plötzlich aufgerissen wurde, fuhr der Rosenelf mit der Bienenkönigin und dem ganzen Bienenschwarm hinein, um ihn zu töten.


    Aber er war schon tot. Es standen Leute rings um das Bett und sagten: "Der Jasminduft hat ihn getötet."


    Da verstand der Rosenelf der Blumen Rache, und er erzählte es der Königin der Bienen, und sie summte mit ihrem ganzen Schwarm um den Blumentopf. Die Bienen waren nicht zu verjagen. Da nahm ein Mann den Blumentopf fort, und eine der Bienen stach seine Hand, so daß er den Topf fallen und zerbrechen ließ.


    Da sahen sie den bleichen Totenschädel, und sie wußten, daß der Tote im Bett ein Mörder war.


    Und die Bienenkönigin summte in der Luft und sang von der Rache der Blumen und von dem Rosenelf und daß hinter dem geringsten Blatte einer wohnt, der das Böse erzählen und rächen kann!


    Hans Christian Andersen

    Sprich nie ein hartes Wort, womit Du jemanden kränkst. Du triffst vielleicht sein Herz, viel tiefer als Du denkst .


  • Eine Rose von Homers Grab 



    In allen Liedern des Orients erklingt die Liebe der Nachtigall zu der Rose.
    In den schweigenden, sternklaren Nächten bringt der geflügelte Sänger
    seiner duftenden Blume eine Serenade dar. Nicht weit von Smyrna, unter den hohen Platanen,
    wo der Kaufmann seine belasteten Kamele treibt, die stolz ihre langen Hälse erheben und schwerfällig über eine Erde stampfen, die heilig ist, sah ich eine blühende Rosenhecke.
    Wilde Tauben flogen zwischen den Zweigen der hochstämmigen Bäume,
    und die Flügel der Tauben glänzten,
    wenn ein Sonnenstrahl darüber hinglitt, als seien sie aus Perlmutter gemacht.
    In der Rosenhecke war eine Blüte von allen die schönste,
    und für sie sang die Nachtigall von ihrem Liebesschmerz, aber die Rose war stumm,
    nicht ein Tautropfen lag, wie eine Träne des Mitleidens, auf ihren Blättern,
    sie neigte sich auf ihrem Zweige über einige große Steine.
    "Hier ruht der Erde größter Sänger!" sagte die Rose,
    "über seinem Grabe will ich duften, meine Blätter will ich darauf verstreuen,
    wenn der Sturm sie mir abstreift. Der Ilias' Sänger ward zu Erde in dieser Erde, aus der ich sprieße! - Ich, eine Rose von Homers Grab, bin zu heilig, um für eine armselige Nachtigall zu blühen!"
    Und die Nachtigall sang sich zu Tode!


    Der Kameltreiber kam mit seinen beladenen Kamelen und seinen schwarzen Sklaven.
    Sein kleiner Sohn fand den toten Vogel und beerdigte ihn in des großen Homers Grab;
    und die Rosen bebten im Winde.
    Der Abend kam.
    Die Rose faltete ihre Blätter dichter zusammen und träumte,
    - sie träumte, es wäre ein herrlicher Sonnentag.
    Eine Schar fremder fränkischer Männer kam her,
    sie hatten eine Pilgerreise zu Homers Grab gemacht.
    Unter den Fremden war ein Sänger aus dem Norden, aus der Heimat der Nebel und Nordlichter. Er brach die Rose, preßte sie in einem Buche
    und nahm sie so mit sich nach einem anderen Weltteil hinüber, mit nach seinem fernen Vaterland. Und die Rose welkte vor Kummer und lag in dem engen Buche,
    das er in seinem Heim öffnete, und er sagte:


    "Hier ist eine Rose von Homers Grab."


    Sieh, das träumte die Blume und sie erwachte und zitterte im Windel
    Ein Tautropfen fiel von ihren Blättern auf des Sängers Grab;
    da ging die Sonne auf, und die Rose blühte schöner als zuvor.
    Der Tag wurde heiß, es war ja im heißen Asien.
    Da schallten Fußtritte, fremde Franken kamen, wie sie die Rose im Traume gesehen hatte,
    und unter diesen Fremden war ein Dichter aus dem Norden;
    er brach die Rose, drückte einen Kuß auf ihren frischen Mund,
    und führte sie mit sich in die Heimat der Nebel und der Nordlichter.
    Wie eine Mumie ruht nun die Blumenleiche in seiner llias,
    und wie im Traume hört sie ihn das Buch öffnen und sagen:


    "Hier ist eine Rose von Homers Grab!"



    Hans Christian Andersen

    Sprich nie ein hartes Wort, womit Du jemanden kränkst. Du triffst vielleicht sein Herz, viel tiefer als Du denkst .


  • Die Rose sprach zum Mägdelein:
    Ich muß dir ewig dankbar sein,
    daß du mich an den Busen drückst
    und mich mit deiner Huld beglückst.
    Das Mägdlein sprach: O Röslein mein,
    bild` dir nur nicht zuviel drauf ein,
    daß du mir Aug und Herz entzückst.
    Ich liebe Dich, weil du mich schmückst!



    Wilhelm Busch

    Sprich nie ein hartes Wort, womit Du jemanden kränkst. Du triffst vielleicht sein Herz, viel tiefer als Du denkst .


  • Es war einmal ein König,
    der lebte sehr glücklich mit seiner schönen,tugendsamen Gemahlin;
    ein einziges Söhnlein war ihnen vom Himmel geschenkt,
    und dieses war die Lust der Eltern.
    Doch nicht nur in des Königs hoher Familie war es so friedsam,
    sondern in seinem ganzen Lande;
    überall, auch in dem kleinsten Dörflein war Verdienst und Wohlstand,
    und das Volk war zufrieden und freundlich.
    Einer weisen, milden Regierung entblüht Ordnung;
    Ordnung aber bringt Wohlstand Wohlstand Zufriedenheit, Freundlichkeit.
    Der gute König mußte jedoch ein gar herbes Schicksal erfahren;
    seine liebe Gemahlin starb und ließ ihn einsam zurück,
    mit dem nun mutterlosen Prinzen.
    Tief trauerte der König und das ganze Land mit ihm.
    Auch das kleine fromme Kindesherz des Prinzen war sehr betrübt,
    denn es hatte mit aller kindlichen Liebe an seiner Mutter gehangen.
    Auf dem Sterbebette hatte sie ihn gesegnet,
    und ihn noch scheidend zu allem Guten ermahnt,
    zum treuen Glauben an Gott,
    zur Liebe und Milde gegen alle Menschen.
    "Und wenn du ein Jüngling worden bist", waren ihre letzten Worte,
    "so wähle dir nur ein Mägdlein frommen, guten Herzens zu deiner Gemahlin,
    und ehre das Andenken deiner Mutter und ihrer letzten Worte".


    Dieses hatte einen tiefen Eindruck in das weiche Herz des Knaben gemacht,
    immerdar gedachte der Prinz seiner sterbenden Mutter,
    und es kam ihm oft vor, als umschwebe sie ihn und lächle ihm selig zu.
    So wuchs der Prinz in frommer Sitte empor
    und wurde ein schöner, blühender Jüngling.


    Doch das königliche Vaterauge war verblendet worden
    von einer fürstlichen, listigen Dame,
    die den Herrscher gar bald mit ihren erkünstelten Reizen
    also schlau zu fesseln wußte,
    daß er ihr nachgab und sie ihn völlig beherrschte.
    Bald fand das glänzende Hochzeitgelag statt.
    Der bejahrte König, sonst so gut und milde,
    war zum alten Toren geworden
    und hatte sein Leben an ein listiges, böses Schlangenherz gekettet;
    nur zu bald mußte er die bittere Frucht seiner Torheit kosten
    das böse Weib stiftete allenthalben Unheil an,
    erregte den Vater wider den Sohn,
    den Sohn wider den Vater und die Herrschaft wider die Diener,
    und übte ihre frevle Verblendungskunst immer fort,
    so daß sie die Herzen alter und junger Männer für sich entflammte.
    Eine kurze Zeit, und das reuevolle Leben des Königs hatte geendet.


    Der Prinz wurde König und beherrschte das Volk mit der Klugheit und Milde,
    die überall zum wahren Wohle des Landes dient.
    Aber an ihm übte die arge Stiefmutter ihre Künste vergebens,
    er verachtete sie im stillen
    und suchte sich immer in heilsamer Entfernung von ihr zu halten.
    Da wünschte das Land, daß der jugendliche König sich vermähle;
    auch er in seinem Innern trug das stille Verlangen,
    sein Glück mit einem würdigen Frauenbilde zu teilen,
    aber nicht Stand und Reichtum oder eine Krone sollten diejenige schmücken,
    die er sich wählen wollte, sondern ein gutes, frommes Herz,
    wie es seine sterbende Mutter gewünscht.
    Und ein solches hatte er gefunden,
    zwar nur das eines armen, schlichten Gärtnermädchens,
    das aber voll war von reiner Liebe und frommem Glauben.
    Diese Jungfrau war dem Königssohn bald so innig befreundet,
    daß der Jüngling ihr zu Füßen sank und ihr ewige Liebe und Treue schwur.
    Zärtlich und in Tränen schmiegte sich das liebliche Mädchen
    an die Brust des Jünglings und lispelte:
    "Ach, du darfst mich ja nicht zur Gemahlin nehmen,
    siehe ich bin ja arm, bin keine Prinzessin."
    "Sei ruhig, lieb Herz", sprach der Jüngling,
    "du sollst meine Gemahlin, meine Königin werden, du und keine andere."


    Der Wunsch nach der Vermählung des Königs wurde lauter und dringender;
    von allen Seiten her begannen die Väter
    fürstlicher Töchter dem Könige Vorschläge zu machen.
    Die böse Stiefmutter wähnte den so jungen König gänzlich unter ihrer Herrschaft,
    daß sie sich anmaßte, eine Gemahlin für ihn zu wählen.
    Sie ordnete glänzende Festlichkeiten an,
    wozu viele Prinzessinnen geladen waren,
    die reich geschmückt und voll Hoffnung zur Schau kamen.
    Acht Tage hatten die Feste schon gewährt,
    und der König hatte noch keine Prinzessin zur Braut erwählt
    und hatte auch alle Vorschläge seiner Stiefmutter unbeachtet gelassen.


    Am neunten und letzten Festtag sollte sich's entscheiden,
    so hatte der König selbst verheißen.
    Die Stiefmutter glaubte voll Zuversicht,
    daß der König in ihre Wahl eingehen werde,
    denn sie hatte eine hohe Prinzessin, zwar häßlich von Gesicht und Gestalt,
    aber unsäglich reich an Gut und Geld für ihn auserwählt.
    Ein glänzender Ball sollte die Feste beschließen,
    und diesmal waren alle Prinzessinnen doppelt mit Juwelen und Schmuck beladen,
    da eine jede glaubte, den Sieg davonzutragen.
    Doch wie alle in gespanntester Erwartung dem König entgegen harrten,
    tat sich die Flügeltüre auf,
    und der König trat lächelnd mit seinem lieblichen Gärtnermädchen herein,
    die so sittig und bescheiden in einem weißen Kleidchen
    und völlig ohne Schmuck erschien.


    Da sprühten manche Augen im Kreise der Prinzessinnen voll Arger und Wut,
    doch die der Stiefmutter rollten am wildesten
    und schleuderten grimmige Blitze nach dem glücklichen Liebespaar.
    Jetzt nahten sich diese beiden der königlichen Stiefmutter,
    die in der Mitte des Saales,
    von boshaft lächelnden Prinzessinnen umgeben,weilte;
    und der König sprach mild und freundlich:


    "Hohe, verehrte Mutter, hier bringe ich Euch meine liebe, fromme Braut
    und bitte mit ihr um Euren Segen."
    Aber die Dame sprach voll Zorn und Wut:
    "König, solltet Ihr also Eurer Ehre vergessen und eine gemeine Dirne freien?
    O schämet Euch, mich so tief zu kränken
    und um meinen Segen für eine schlechte Magd zu bitten."
    Und sie wandte ihm den Rücken
    und schritt voll Grimm und Bosheit einem Nebengemach zu.
    Aber der König folgte ihr nach und sprach mit einem strengen, drohenden Ernst:
    "Weib, das Wort soll Euch schwer wiegen.
    Wahrlich, ich will Euch zeigen,
    daß dieses arme Mädchen würdiger ist, Königin zu heißen,
    als Ihr und alle eitlen Prinzessinnen.
    Eine Kunst habe ich einstmals von einem alten Einsiedler erlernt:
    die Menschen zu verzaubern, ihre Herzen zu prüfen,
    ob sie gut oder böse sind.
    Schwört, hohe Frau,
    mir dann die schönste zu wählen,
    wenn alle hier anwesenden Jungfrauen verzaubert,
    in Gestalt einer Blume,
    stehen, so will ich Euch gehorsam sein.
    Aber trifft Eure Wahl dann mein armes Gärtnermädchen,
    so falle der Zauber auf Euch,
    daß Ihr ewig darinnen verstrickt bleibet.


    Der König schwieg;
    und die stolze Dame grinste voll Zuversicht ob ihres Sieges.
    "Ach mein hoher Künstler,"
    entgegnete sie,
    "verzaubert immerhin alle anwesenden Jungfrauen,
    ich will Euch die schönste wählen und bin gewiß,
    daß ich nicht Eurer Drohung teilhaftig werde.
    Euere seltsame Laune soll mir ein ergötzlicher Scherz sein".
    Und sie ließ sich auf einem samtenen Sessel nieder
    und harrte der Dinge, die da kommen sollten.


    Da breitete der königliche Jüngling ein großes weißes Tuch aus,
    führte schweigend eine Prinzessin um die andere in das Nebengemach
    und verhüllte sie damit, wo sie alle sobald einschlummerten.
    Dann schnitt er einer jeglichen das Herz aus.
    zuletzt auch seinem lieben Gärtnermädchen.
    Der Ballsaal verwandelte sich in eine grünende Gartenflur,
    von einem goldenen Zaun umschlossen,
    von singenden Vögeln durchflattert.
    Da vergrub der Jüngling die Herzen und sprach bei einem jeglichen:
    "Blühe, blühe, blühe aus der Erde auf! Bist du rein, Wirst du hold gedeihn.
    Aber treibe wilde Dornen, Wenn du bös wirst sein"
    Bald keimten und sprossen Zweiglein und Blättlein empor.
    Wilde Dornsträuche wuchsen rasch aus der Erde;
    nur hie und da erschloß sich eine farbige Blüte.


    Aber in des Gartens Mitte stand ein Blütenstengel
    dessen zartem Kelch entfaltete sich eine herrliche Rose,


    eine Rosenkönigin.


    Glänzender Tau träufte auf sie nieder,
    und das grüne Laub schmiegte sich zärtlich an die Blüten.
    Jetzt kam eine Schar Nachtigallen geflogen,
    die die Rosenkönigin umkreiseten und sangen:
    "Holde Rose, holde Rose, Hehre Blumenkönigin!
    Du die schönste unter allen,
    Du die reinste unter allen,
    sollst die ganze Welt bezwingen
    Mit der frommen Liebe Sinn.
    Hehre Rosenkönigin!"
    Aber um die Dornensträuche flogen schwarze Raben und krächzten auch ihr Lied.
    "Wilde Dornen, wilde Dornen,
    schwarz wie unser Nachtgewand.
    Sollt am besten uns gefallen mit den tausendfachen Krallen.
    Sollet dienen in der Höllen, In der ewgen Pein, zum Brand.
    Schwarze Dornen, Nachtgewand."


    Da führte der König die stolze Dame herein in den Garten,
    auf daß sie die schönste der Blüten für ihn wähle,
    und als sie die zauberschöne Rose sah und die Nachtigallen singen hörte,
    die über ihr im Kreise flatterten,
    als sie das liebliche Liedlein vernahm -
    da stand sie beschämt
    und war von der Rose zaubervoller Macht ergriffen und gerührt,
    ihr war, als fühle sie eine warme Liebe,
    und sie gedachte in diesem Augenblick reuevoll
    an ihre verübten Bosheiten und Ränke.
    Und als sie nun die Dornensträuche sah,
    darüber die schwarzen Raben ein Höhenlied krächzten,
    da überlief sie eine Angst, ein Todesgrauen; und sie sprach:


    "Mein Königssohn, ich muß Euch die holde Rose wählen,
    sie ist die Schönste."
    Nun bewegten sich alsbald der Rose
    Zweige und Blätter und Blüten
    und verschmolzen sanft zum Körper eines lieblichen Mädchens,
    das keine andere war als das fromme Gärtnermädchen.
    Und es schien noch schöner und bescheidener als zuvor.
    Aus den anderen Blumen und Dornensträuchen
    bildeten sich wieder Prinzessinnen,
    die wie aus einem schweren Traum erwachten.
    Aber des Königs Stiefmutter war vor Scham und Reue
    niedergesunken und lag in Betäubung.
    Und die schwarzen Rabenvögel hackten ihr das Herz aus,
    und sie wurde zu Stein, von wilden Dornen umstarrt.
    Die Prinzessinnen eilten scheu davon,
    wurden aber besser und demütiger in ihren Herzen.


    Und der König lebte glücklich und fromm mit seiner Gemahlin,
    dem Gärtnermädchen,
    und des Himmels Segen war mit ihnen.




    Ludwig Bechstein

    Sprich nie ein hartes Wort, womit Du jemanden kränkst. Du triffst vielleicht sein Herz, viel tiefer als Du denkst .

  • Die Schnecke und der Rosenstock 


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    Rings um den Garten zog sich eine Hecke von Haselbüschen,
    außerhalb derselben war Feld und Wiese mit Kühen und Schafen,
    aber mitten in dem Garten stand ein blühender Rosenstock;
    unter diesem saß eine Schnecke,
    die hatte vieles in sich, sie hatte sich selbst.


    "Wartet nur bis meine Zeit kommt!" sagte sie,
    "ich werde mehr ausrichten, als Rosen ansetzen,
    Nüsse tragen oder Milch geben wie Kühe und Schafe!"


    "Ich erwarte sehr viel von Ihr!" sagte der Rosenstock.
    "Darf ich fragen: wann wird es zum Vorschein kommen?"


    "Ich lasse mir Zeit!" sagte die Schnecke.
    "Sie haben nun solche Eile! Das spannt die Erwartungen nicht!"


    Im darauffolgenden Jahr lag die Schnecke ungefähr auf derselben Stelle
    im Sonnenschein unter dem Rosenstock,
    der wieder Knospen trieb und Rosen entfaltete, immer frische, immer neue.
    Und die Schnecke kroch halb aus ihrem Haus heraus,
    steckte die Fühlhörner aus und zog sie wieder ein.
    "Alles sieht aus wie im vorigen Jahr!
    Gar keinen Fortschritt; der Rosenstock bleibt bei den Rosen,
    weiter kommt er nicht!"


    Der Sommer, der Herbst verstrich, der Rosenstock trug Rosen und Knospen,
    bis der Schnee fiel,
    bis das Wetter rauh und naß wurde;
    der Rosenstock beugte sich zur Erde,
    die Schnecke kroch in die Erde.


    Es begann ein neues Jahr;
    die Rosen kamen zum Vorschein, die Schnecke kam zum Vorschein.


    "Sie sind jetzt ein alter Rosenstock!"
    sagte die Schnecke. "Sie müssen machen, daß Sie bald eingehen.
    Sie haben der Welt alles gegeben,
    was Sie in sich gehabt haben, ob es von Belang war,
    das ist eine Frage, über die nachzudenken ich keine Zeit gehabt habe;
    so viel ist aber klar und deutlich,
    daß Sie nicht das Geringste für Ihre innere Entwicklung getan haben,
    sonst wäre wohl etwas anderes aus Ihnen hervorgegangen.
    Können Sie das verantworten?
    Sie werden jetzt bald ganz und gar nur Stock sein!
    Begreifen Sie, was ich sage?"


    "Sie erschrecken mich!" sagte der Rosenstock.
    "Darüber habe ich noch nicht nachgedacht."


    "Nein, Sie haben sich wohl überhaupt nie mit Denken abgegeben!
    Haben Sie sich jemals Rechenschaft gegeben,
    weshalb Sie blühen, und wie der Hergang beim Blühen ist;
    wie und warum nicht anders!"


    "Nein!" sagte der Rosenstock.
    "Ich blühte in Freude, weil ich nicht anders konnte.
    Die Sonne schien und wärmte, die Luft erfrischte,
    ich trank den klaren Tau und den kräftigen Regen;
    ich atmete, ich lebte!
    Aus der Erde stieg eine Kraft in mich hinauf, von oben kam eine Kraft,
    und deshalb mußte ich immer blühen;
    das war mein Leben, ich konnte nicht anders!"


    "Sie haben ein sehr gemächliches und angenehmes Leben geführt!
    sagte die Schnecke.


    "Gewiß! Alles wurde mir gegeben!" sagte der Rosenstock.
    "Doch Ihnen wurde noch mehr gegeben!
    Sie sind eine dieser denkenden, tiefsinnigen Naturen,
    eine dieser Hochbegabten,
    welche die Welt in Erstaunen setzen werden!"


    "Das fällt mir nicht im entferntesten ein!" sagte die Schnecke.
    "Die Welt geht mich nichts an! Was habe ich mit der Welt zu schaffen?
    Ich habe genug mit mir selbst und genug in mir selbst!"


    "Aber müssen wir alle hier auf Erden
    nicht unser bestes Teil den anderen geben, das darbringen,
    was wir eben vermögen? Freilich, ich habe nur Rosen gegeben!
    Doch Sie? Sie, die so reich begabt sind, was schenken Sie der Welt?
    Was werden Sie geben?"


    "Was ich gab? Was ich gebe? - Ich spucke sie an! Sie taugt nichts!
    Sie geht mich nichts an. Setzen Sie Rosen an, meinetwegen,
    Sie können es nicht weiterbringen!
    Mag die Haselstaude Nüsse tragen, die Kühe und Schafe Milch geben,
    die haben jedes ihr Publikum, ich habe das meine in mir selbst!
    Ich gehe in mich selbst hinein, und dort bleibe ich.
    Die Welt geht mich nichts an!"
    Und damit begab die Schnecke sich in ihr Haus hinein und verkittete dasselbe.


    "Das ist recht traurig!" sagte der Rosenstock.
    "Ich kann mit dem besten Willen nicht hineinkriechen,
    ich muß immer heraus, immer Rosen ausschlagen.
    Die entblättern nun gar, verwehen im Winde!
    Doch ich sah, wie eine Rose in das Gesangbuch der Hausfrau gelegt wurde,
    eine meiner Rosen bekam ein Plätzchen
    an dem Busen eines jungen schönen Mädchens,
    und eine ward geküßt von den Lippen eines Kindes in lebensfroher Freude.
    Das tat mir so wohl, das war ein wahrer Segen.
    Das ist meine Erinnerung, mein Leben!"
    Und der Rosenstock blühte in Unschuld,
    und die Schnecke lag und faulenzte in ihrem Haus.
    Die Welt ging sie nichts an.
    Und Jahre verstrichen.


    Die Schnecke war Erde in der Erde,
    der Rosenstock war Erde in der Erde;
    auch die Erinnerungsrose in dem Gesangbuch war verwelkt -
    aber im Garten blühten neue Rosenstöcke,
    im Garten wuchsen neue Schnecken;
    sie krochen in ihre Häuser hinein, spuckten aus - die Welt ging sie nichts an.


    Ob wir die Geschichte wieder von vorne zu lesen anfangen?
    Sie wird doch nicht anders...


    Hans Christian Andersen

    Sprich nie ein hartes Wort, womit Du jemanden kränkst. Du triffst vielleicht sein Herz, viel tiefer als Du denkst .

  • Im Gewitter der Rosen



    Wohin wir uns wenden im Gewitter der Rosen,
    Ist die Nacht von Dornen erhellt, und der Donner
    Des Laubs, das so leise war in den Büschen,
    Folgt uns jetzt auf dem Fuß.


    Wo immer gelöscht wird, was die Rosen entzünden,
    Schwemmt Regen uns in den Fluss. O fernere Nacht!
    Doch ein Blatt, das uns traf, treibt auf den Wellen
    Bis zur Mündung uns nach.



    INGEBORG BACHMANN

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    Alles, was ich tue und was ich nicht tue, ist Öffentlichkeitsarbeit.
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  • Wenn erst die Rosen verrinnen 


    Wenn erst die Rosen verrinnen
    Aus Vasen oder vom Strauch
    Und ihr Entblättern beginnen,
    Fallen die Tränen auch.


    Traum von der Stunden Dauer,
    Wechsel und Wiederbeginn,
    Traum - vor der Tiefe Trauer:
    Blättern die Rosen hin.


    Wahn von der Stunden Steigen
    Aller ins Auferstehn,
    Wahn - vor dem Fallen, dem Schweigen:
    Wenn die Rosen vergehn.


    GOTTFRIED BENN

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    Alles, was ich tue und was ich nicht tue, ist Öffentlichkeitsarbeit.
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  • Zur Rosenzeit 


    Ihr verblühet, süße Rosen,
    Meine Liebe trug euch nicht;
    Blühtet, ach! dem Hoffnungslosen,
    Dem der Gram die Seele bricht!



    Jener Tage denk' ich trauernd,
    Als ich, Engel, an dir hing,
    Auf das erste Knöspchen lauernd
    Früh zu meinem Garten ging;



    Alle Blüten, alle Früchte
    Noch zu deinen Füßen trug
    Und vor deinem Angesichte
    Hoffnung in dem Herzen schlug.



    (Johann Wolfgang von Goethe)

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    Alles, was ich tue und was ich nicht tue, ist Öffentlichkeitsarbeit.
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  • Die Rose



    Die Liebe ist wie eine Rose:
    Aus einem zarten Keim wächst sie heran,
    und bei der richtigen Behandlung entfaltet sie
    bald ihre ganze Pracht und Schönheit.
    Wenn Du sie vernachlässigst,
    verdorrt sie.
    Wenn Du ihr keine Luft zum Atmen läßt,
    erstickt sie.
    Wenn Du sie grob anpackst,
    bekommst Du ihre Dornen zu spüren.
    Wenn Du sie aber hegst und pflegst,
    wirst Du Dich für lange Zeit
    an ihr erfreuen können.
    Ich schenke Dir meine Rose
    paß gut auf sie auf !

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    Alles, was ich tue und was ich nicht tue, ist Öffentlichkeitsarbeit.
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  • Rose rot, noch sanft verschlossen
    Hat der Liebe Tau begossen.
    Wenn die Sommerwinde schmeicheln
    Freundlich übers Haar mir streicheln


    Wünscht mein Herz, Du schönes Kind,
    Öffne Deinen Kelch geschwind,
    Schließ' Deine Blätter über mir,
    Laß mich ruhen so bei Dir.


    Duft und Freude sich verschlingen,
    Meinen Ängsten Ruhe bringen.
    Morgentau und Tränen heiß
    Ich im gleichen Kelche weiß.

    Sprich nie ein hartes Wort, womit Du jemanden kränkst. Du triffst vielleicht sein Herz, viel tiefer als Du denkst .

  • DAS RÖSLEIN 


    Die Rosen sind ja längst verblüht,
    ein kalter Herbststurm nahm sie mit.
    Doch mittendrin im Elternhaus
    ging eine neue Rose auf.
    Den Namen Nadia trägt sie stolz,
    ja, sie stammt aus guten Holz.
    Mög´ sie immer Eintracht streuen,
    alle Herzen sich nun freuen.
    Helles Licht in dunklen Zeiten
    wird das Röslein dann verbreiten.
    Jedes Jahr es schöner wird
    und das Haus mit Ehren ziert.
    Eines Tages in der Ferne
    gehen auf der Liebe Sterne.
    Wer wird´s sein, der dann beglückt
    diese Rose für sich pflückt?


    Neuer Garten, neues Beet,
    seht das Röslein, seht nur, seht!
    Überall jetzt Knospen sprießen.
    Keiner braucht sie je zu begießen,
    weil sie aus der Liebe stammen,
    geradewegs vom Himmel kamen.
    Am Ende es sich wirklich zeigt,
    Röslein hat sich weit verzweigt.-


    Als Ahnfrau, wie es ist der Brauch,
    wünsch´ ich viel Glück dem Rosenstrauch.

    Sprich nie ein hartes Wort, womit Du jemanden kränkst. Du triffst vielleicht sein Herz, viel tiefer als Du denkst .

  • Die schönste Rose der Welt 


    Es war eine mächtige Königin,
    in deren Garten befanden sich die schönsten Blumen jeder Jahreszeit
    und aus allen Ländern der Welt;
    aber die Rosen liebte sie besonders,
    und deshalb hatte sie von diesen die verschiedensten Arten,
    von der wilden Heckenrose mit den nach Äpfeln duftenden grünen Blättern
    bis zur schönsten Rose aus Frankreichs Provence.
    Und sie wuchsen an den Mauern des Schlosses hinauf,
    rankten sich um Säulen und Fensterrahmen, in die Gänge hinein
    und an den Decken der Säle entlang,
    und jede gab ihr Bestes in Duft, Form und Farbe.
    Aber Trauer und Trübsal wohnten drinnen.
    Die Königin lag auf dem Sterbelager
    und die Ärzte verkündeten, daß sie sterben müsse.


    "Eine Rettung gibt es noch für sie" sagte der Weiseste unter ihnen.
    "Bringt ihr die schönste Rose der Welt,
    die Rose, die das Sinnbild der höchsten und reinsten Liebe ist;
    kommt ihr diese vor die Augen, ehe sie brechen, so stirbt sie nicht."


    Und Jung und Alt kamen von weit und breit mit Rosen,
    den herrlichsten, die in jedem Garten wuchsen;
    aber diese Rosen waren es nicht.
    Aus dem Garten der Liebe mußte die Blume geholt werden.
    Aber welche von den Rosen dort mochte der Ausdruck der höchsten,
    der reinsten Liebe sein?


    Und die Skalden sangen von der schönsten Rose der Welt,
    jeder sang von der seinigen. Und es erging Botschaft weit im Lande umher an jedes Herz,
    das in Liebe schlug,
    Botschaft an jeden Stand und jedes Alter.


    "Noch hat niemand die Blume genannt!" sagte der Weise.
    "Niemand hat den Ort gewiesen, wo ihre Schönheit entsprang.
    Nicht sind es die Rosen von Romeos und Julias Sarg
    oder von Walborgs Grabe, ob sie auch immer durch Sage und Lied duften werden:
    es sind nicht die Rosen, die aus Winkelrieds blutigen Lanzen hervorsprießen, ans dem Blute, das heilig der Brust des Helden
    entströmt beim Tode fürs Vaterland, obgleich kein Tod süßer,
    keine Rose röter ist als das Blut, was da geflossen ist.
    Auch jene Wunderblume ist es nicht,
    für deren Pflege der Mann im Jahr und Tag, in langen schlaflosen Nächten,
    in einsamer Stube, sein frisches Leben hingibt, der Wissenschaft magische Rose."


    "Ich weiß, wo sie blüht" sagte eine glückselige Mutter,
    die mit ihrem kleinen Kinde an das Lager der Königin trat.
    "Ich weiß, wo man die schönste Rose der Welt finden kann,
    die Rose, die das Sinnbild der höchsten und reinsten Liebe ist.
    Sie blüht auf den rosigen Wangen meines süßen Kindes,
    wenn es, vom Schlafe gestärkt, die Augen aufschlägt
    und mich mit all seiner Liebe anlacht!"


    "Lieblich ist diese Rose, aber es gibt eine schönere" sagte der Weise.


    "Ja, eine weit schönere" sagte eine der Frauen.
    "Ich habe sie erblickt; eine erhabenere,
    eine heiligere Rose blüht nirgends, aber sie war bleich,
    wie die Blütenblätter der Teerose;
    auf den Wangen der Königin sah ich sie.
    Sie hatte ihre königliche Krone abgetan
    und trug selbst in langer, sorgenvoller Nacht
    ihr krankes Kind in den Armen, weinte darum,
    küßte es und flehte darum zu Gott,
    wie nur eine Mutter betet in der Stunde der Angst".



    "Heilig und wunderbar in ihrer Macht
    ist der Sorge weiße Rose, aber auch sie ist es nicht."


    "Nein, die schönste Rose der Welt sah ich am Altar des Herrn"
    sagte der gute, alte Bischof.
    "Ich sah sie leuchten; wie eines Engels Antlitz zeigte sie sich.
    Die jungen Mädchen gingen zum Tische des Herrn,
    um den Bund der Taufe zu erneuen,
    und es erblühten und erbleichten Rosen auf ihren frischen Wangen.
    Ein junges Mädchen stand dort;
    sie schaute mit der vollen Reinheit und Liebe
    ihrer ganzen Seele zu ihrem Gott auf;
    das war der Ausdruck der reinsten und höchsten Liebe."


    "Gesegnet sei sie!" sagte der Weise,
    "doch noch immer hat keiner von Euch die schönste Rose der Welt genannt."


    Da trat in die Stube ein Kind, der Königin kleiner Sohn.
    Die Tränen standen in seinen Augen und auf seinen Wangen;
    er trug ein großes, aufgeschlagenes Buch,
    in Samt gebunden und mit Silber beschlagen.


    "Mutter" sagte der Kleine, "O, hör doch, was ich gelesen habe."
    Und das Kind setzte sich an das Bett und las aus dem Buche vor von dem,
    der sich selbst am Kreuze geopfert hatte, um die Menschheit,
    selbst die noch ungeborenen Geschlechter, zu erlösen. Größere Liebe gibt es nicht."


    Da ging ein Rosenschein über die Wangen der Königin,
    ihre Augen wurden groß, so klar,
    denn sie sah aus den Blättern des Buches die schönste Rose der Welt emporwachsen,
    sie, die aus Christi Blut am Kreuzesstamme hervorsproß.


    "Ich sehe sie" sagte sie.
    "Niemals stirbt, wer diese Rose sah,
    die schönste auf Erden."




    Hans Christian Andersen

    Sprich nie ein hartes Wort, womit Du jemanden kränkst. Du triffst vielleicht sein Herz, viel tiefer als Du denkst .

  • Rose und Schmetterling


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    Wenn das weiße Morgenlächeln
    über meinem Kelche hängt,
    und der Frühluft leises Fächeln
    sich in meinem Haar verfängt,
    daß mein grüner Körperstengel
    sehnsuchtschwer sich überneigt,
    kommt ein schöner Falterengel,
    der mit mir zum Himmel steigt.


    Meine duftige Gewandung
    wandelt er zum Flügelkleid,
    über Tag und Mittagsbrandung
    schweben wir durch lose Zeit.
    Und wir schaukeln, und wir strahlen
    unsre Seelen in die Luft,
    füllen alle Blütenschalen:
    er mit Farbe, ich mit Duft.



    Rose Ausländer

    Sprich nie ein hartes Wort, womit Du jemanden kränkst. Du triffst vielleicht sein Herz, viel tiefer als Du denkst .

  • Rote Rosenknospen  



    Rote Rosenknospen
    künden schon des Lenzes Triebe.
    Rosenrote Wangen
    Deuten Mädchens erste Liebe.
    Kleiner roter Vogel,
    Flieg herab zur roten Rose!
    Bursche geht zum ros'gen
    Mädchen kosen.




    Hugo Conrat

    Sprich nie ein hartes Wort, womit Du jemanden kränkst. Du triffst vielleicht sein Herz, viel tiefer als Du denkst .

  • Die Geschichte von der roten ROSE 


    [Blockierte Grafik: http://www.engel-ohne-fluegel.info/LionsGate/bilder/Cam/rosatau.gif]


    Vor langer, langer Zeit gab es noch kaum Rosen, denn sie waren aufgrund ihrer stechenden Dornen nicht gerade beliebt.
    Deshalb kümmerten sich die Menschen auch nicht um sie, sondern ließen sie eingehen.
    Zu dieser Zeit in einem großen Garten vor einem Königsschloß pflanzte ein alter Gärtner heimlich eine Rose an.
    Er wartete sehnsüchtig auf den Tag, an dem sie zu blühen begann.
    Und der Tag kam: die Rose öffnete ihre Knospen.
    Die anderen Blumen im Garten tuschelten über sie und lachten sie aus.
    Ein Vergißmeinnicht sagte laut: "Schaut euch doch mal die häßlichen Dornen an!"
    Die Rose guckte traurig an sich herunter und senkte den Kopf.
    Jetzt lachten ihre Artgenossen noch mehr. Sie sagten:
    "Du bist ein Schandfleck für unseren schönen Königsgarten.
    Mit uns kannst du es doch gar nicht aufnehmen."
    Eitel streckten sie ihre Hälse noch höher.
    Eine hübsche weiße Lilie warf dazwischen:
    "Wenn der hartherzige König dich sieht, lebst du nicht mehr lange."
    Danach verschloß sich die Rose immer mehr. Sie wagte nicht mehr zu blühen aus lauter Angst.
    Der Gärtner kam, um seine Rose zu bewundern, doch er erschrak, als er sie sah.
    Er fragte sie leise: "Was ist los mit dir? Warum läßt du dich so hängen?"
    Die Rose wagte sich bei der freundlichen Stimme ein bißchen heraus. Sie zitterte:
    "Ich habe Angst. Die Nachbarblumen meinen, der König ist böse und wird mich nicht mögen."
    Der Gärtner seufzte:
    "Es stimmt, das der König hartherzig und gefühllos ist.
    Doch ich kann mir nicht vorstellen, daß er so was Schönes wie dich kaputtmachen will."
    Dann flüsterte er noch leiser:
    "Du bist die schönste Blume in diesem Garten.
    Die Anderen platzen vor Neid, deswegen spotten sie über dich."
    Das munterte die Rose auf.
    Der Gärtner sorgte sich liebevoll um sie, und so fing sie wieder an zu blühen.
    Die Blumen waren empört.
    "Du eitle Häßlichkeit verunstaltest alles.
    Was bildest du dir eigentlich ein?"
    Die Rose fühlte sich von diesen Worten immer noch verletzt, doch sie vergaß ihren Kummer, sobald der nette Gärtner kam, um nach ihr zu sehen.
    Ihn wollte sie auf gar keinen Fall enttäuschen.
    Eines Tages kam der König vorbei, um sich seinen Garten anzusehen.
    Die Rose fragte sich, was er wohl sagen würde und ob er wohl schimpfen würde.
    Als er sie entdeckte, blieb er wie angewurzelt stehen.
    Dann rief er den Gärtner.
    Als dieser den König vor seiner geliebten Rose stehen sah, wurde es ihm schwer ums Herz.
    Der König, der noch sehr jung war, zeigte auf die Rose und fragte grimmig:
    "Was ist das?"
    Der Gärtner schaute zärtlich seine Lieblingsblume an und entgegnete:
    "Eine Rose. Gefällt Sie Ihnen, Majestät?"
    Der junge König schaute ihn böse an.
    "Habe ich dir befohlen, so etwas zu pflanzen?"
    "Nein", erwiderte der Gärtner kläglich.
    "Vernichte sie!" befahl der König und ging hohen Hauptes zurück in sein Schloßgemach.
    Die anderen Blumen lachten schadenfroh, doch dem Gärtner standen Tränen in den Augen.
    Er sagte zur Rose: "Du hast es gehört."
    Die Rose erwiderte leise:
    "Ja, du mußt es tun. Die anderen Blumen hatten wohl recht. Ich bin häßlich."
    Der Gärtner meinte daraufhin:
    "Du bist nicht häßlich, du bist zu schön. Das kann "seine Majestät" wahrscheinlich nicht ertragen."
    Er ging fort und kam eine Weile später mit einer Gartenschere zurück.
    Die Rose sagte zum Gärtner:
    "Ich danke dir, was du für mich getan hast."
    Der Gärtner schluchzte:
    "Ich bring's nicht über mein Herz, dich zu töten.
    Er steckte die Schere ein und ging.
    Die anderen Blumen tuschelten:
    "Er übt den Befehl des Königs nicht aus. Das kann schlimme Folgen haben."
    In dieser Nacht schlich sich der König in den Garten und blieb vor der Rose stehen.
    Er flüsterte ihr zu:
    "Röslein, liebes, bist du wach?"
    Die Rose schaute verwundert auf.
    War das wirklich der hartherzige König, der befohlen hatte, sie zu töten?
    Er war es, aber seine Stimme klang freundlicher und sanfter.
    Der König sprach weiter:
    "Es tut mir leid, was ich heute gesagt habe.
    In Wirklichkeit bist du die schönste Blume, die ich je gesehen habe.
    Deine Dornen haben mich etwas abgeschreckt.
    Ich hoffe, du bist mir nicht böse.
    Ich glaube, du bist etwas ganz Besonderes.
    Was wünschst du dir, damit ich mich entschuldigen kann?
    Ich möchte dir deinen Wunsch erfüllen."
    Die Rose dachte nach.
    Sie wünschte sich Einiges.
    Sie wünschte sich, bewundert zu werden, und zwar auch von den anwesenden Blumen.
    Sie wünschte sich andere Rosen als Freunde,
    und sie wünschte, stolz auf sich sein zu können.
    Sie schaute sich den jungen, gutaussehenden König an und dachte an seine Hartherzigkeit.
    Sie sagte: "Ich wünsche mir, daß du wieder lieben kannst."
    Der König war erstaunt und bedankte sich:
    "Wenn du dir das wünschst, so hoffe ich, daß es in Erfüllung geht."
    Die Rose wurde wieder fröhlich und blühte auf in ihrer Schönheit.
    Der Gärtner freute sich, und als er hörte, daß auch der König die Rose bewunderte, war er erleichtert.
    Als die Nachbarblumen davon erfuhren, entschuldigten sie sich bei der Rose und ernannten sie zur "edlen Schönheit".
    Der König kam jetzt jeden Tag in seinen Garten und sprach mit allen Blumen.
    Er war viel freundlicher als früher, doch so richtig glücklich wirkte er nicht.
    Er erzählte der Rose:
    "Du hast daran geglaubt, daß ich wieder lieben kann.
    Ich habe mich tatsächlich in eine Prinzessin verliebt, doch ich weiß nicht, wie ich es ihr zeigen kann."
    Die Rose hatte die Antwort schon parat, doch sie fragte ihn:
    "Wodurch hast du die ersten Gefühle gespürt, wodurch bist du auf den Weg der Liebe gekommen?"
    "Durch dich", sagte der König sofort und bat:
    "Darf ich?"
    Die Rose nickte.
    Er durfte sie pflücken und seiner geliebten Prinzessin zum Geschenk machen.
    Das war das schönste Glück, was der Rose widerfahren konnte.
    Sie war sehr stolz auf sich.
    Als die Prinzessin die rote Rose und in die Augen des Königs sah, verstand sie es sofort.
    Der König hielt um ihre Hand an, und sie antworte mit strahlenden Augen mit "Ja".
    Die Rose kam in eine wunderschöne Vase und erlebte auch noch die Hochzeit der beiden Verliebten im Königsschloß.
    Als sie verwelkte, trocknete der König sie und hing sie zur Erinnerung in ein Bild auf.
    In seinem Garten wuchsen von Jahr zu Jahr mehr Rosen,
    und es wurden so viele, daß das Schloß das Rosenschloß genannt wurde.
    Der König erklärte die rote Rose zum Symbol der Liebe.
    Und das ist so geblieben bis heute.

    Sprich nie ein hartes Wort, womit Du jemanden kränkst. Du triffst vielleicht sein Herz, viel tiefer als Du denkst .

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