Wahre Geschichten

  • WEIHNACHTSWUNDER




    Weihnachten, das ist natürlich die heißersehnte Zeit der Geschenke. Aber Weihnachten ist noch immer die Zeit der Geschichten, eine Zeit der Phantasie und die Zeit der Wunder. Von einem solchen Wunder wollen wir dieses Jahr in unserer Weihnachtsgeschichte berichten.


    Es begab sich vor ungefähr sechshundert Jahren. Es war der Weihnachtsmorgen, als eine zerlumpte und gebeugte Gestalt an die Stadttore einer damals schon alten und mächtigen Stadt gelangte.


    Der gebeugte Mann war reich gewesen - bis zu jenem Tag, als marodierende Landsknechte sein Haus überfallen hatten. Sie brandschatzten und erschlugen im Blutrausch seine ganze Familie. Er überlebte als Einziger - sie hielten ihn wohl schon für tot.


    Drei Tage hatte er in dumpfer Apathie neben den Trümmern, die einst seine ganze Welt waren, gesessen. Drei Tage in denen er sich jede Minute wünschte, von seinem ungnädigen Schicksal erlöst zu werden.


    Aber dann am vierten Tag siegte der Lebenswille - es mußte doch einen Sinn haben, daß er noch lebte.


    Die strengen Stadtwachen preßten ihm seine letzte gerettete Kupfermünze für die Passage ab. Aber was für eine Stadt, was für ein Reichtum. Türme und Mauern, die bis in den Himmel ragten. Und was für Kontore. Die Händler boten Waren aus der ganzen Welt feil. Da blinkten maurische Silberteller, da glimmerten Bernsteingeschmeide neben kunstvollen griechischen Kupferkesseln und alles war erfüllt vom süßen Duft von Punsch und exotischen Gewürzen.


    Aber vor allem, in der Stadt würde man ihn kennen und ihm helfen - er war schließlich weitgereist und berühmt.


    Und so streifte er in der Stadt herum, aber zu seinem Entsetzen erkannte ihn niemand und wie hätte er sich auch verständigen können, das grauenvolle Schicksal hatte ihn stumm gemacht. - Ihn, den größten Barden seiner Zeit.


    Er hatte seine Heldenlieder vor Grafen und Fürsten gesungen. Wenn er lachte, dann lachten Könige und wenn er die Tränen des Odysseus über die Greuel von Troja besang - dann weinten selbst Folterknechte. Aber nun war er stumm - unfähig, auch nur ein Wort hervorzubringen.


    So wurde es langsam Abend. Für ein Nachtlager besaß er keine Münze mehr und so suchte er wenigstens einen windgeschützten Hauseingang. Plötzlich drang ein kaum wahrnehmbares Wimmern an seine Ohren. Er sah in einem alten Korb ein kleines, nur wenige Wochen altes Kind liegen. Die fadenscheinigen Lumpen, in das es gewickelt, war zeugten von der Armut der Eltern.


    Sie hofften wohl im Gottvertrauen darauf, daß eine gnädige Seele das Kind zu sich nehmen und es so retten werde. Aber kein Mensch war mehr auf den Straßen zu sehen - das Schicksal, das hier vor ihm in einem Korb lag, rührte ihn an und mit Tränen in den Augen nahm er das Kind aus dem Korb und wärmte es an seiner Brust. Plötzlich wurde ihm klar, warum er noch am Leben war, er hatte noch eine Aufgabe.


    Nach einer Weile zog er den zerissenen Umhang von seinen Schultern und wickelte das Baby darin ein. Verzweifelt suchte er nach Rettung für das Kind. Aber wo immer er auch klopfte, er wurde verjagt - wer öffnet auch an Weihnachten einem heruntergekommenen Stummen sein Haus?


    Krächzend versuchte er Laute zu bilden - nur um das Kind etwas zu beruhigen. Nach und nach wurde das Krächzen immer deutlicher, es wurde ein Summen und schließlich immer artikulierter.


    Er konnte wieder sprechen. Was für ein Wunder. Er wußte, er muß sich wachhalten. Wenn er bei dieser Kälte einschlief, wäre das wohl das Ende für beide. Und so begann er seine schönsten Geschichten zu erzählen. Da gab es kühne Helden, wunderschöne Damen, blühende Wiesen, gütige Zauberer und freche Kobolde.


    Er sprach in geschliffenen Hexametern die von Strophe zu Strophe schöner und fesselnder wurden. Und als er sich schließlich ermattet von einem langen Epos an eine Hauswand lehnte und die Augen von dem selig schlafenden Kind hob, sah er, daß er längst nicht mehr allein auf dem Platz war.


    Dutzende heimliche Zuhörer hatten sich trotz beißender Kälte, angelockt von den Gesängen des Barden auf dem Platz eingefunden, um seinen Geschichten zu lauschen. Und als er hochschaute, sah er in jedem Fenster mindestens zwei Köpfe herauslugen.
    Ein Jubeln und Hurrarufen setzte an - das fast in dem Klirren und Klimpern der Münzen, die im zugeworfen wurden unterging. Jeder wollte ihn als seinen Gast einladen. Respektvoll teilte sich die Menge als der Bürgermeister auf den Barden und sein kleines Bündel zuschritt.


    Er streifte seinen warmen Pelzmantel ab und hängte ihn vorsichtig dem zitternden Sänger um. Er ernannte ihn unter dem Jubel der Zuhörer zum Stadtbarden, mit der Bitte, jedes Jahr am Weihnachtsabend eine Geschichte vorzutragen.


    Mit feuchten Augen und bebender Stimme sprach der Barde: „Am Anfang war das Wort ... und uns allen ein schönes Weihnachtfest.“


    Dem kann sich der Erzähler nur anschließen


    Yven Dienst

    Sprich nie ein hartes Wort, womit Du jemanden kränkst. Du triffst vielleicht sein Herz, viel tiefer als Du denkst .

  • Mein Weihnachtswunder
    oder
    Wie mir das Christkind ein neues Herz brachte.


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    Das Flugzeug der Lufthansa nach Berlin stand in Warteposition auf dem Rollfeld des Stuttgarter Flughafens. Es war an einem Montag im Dezember 1991 um 16.45 Uhr. Ein rosarotes Abendrot tauchte dieses sachliche Umfeld in ein unwirklich glasklares, fast durchsichtige Licht.


    Und doch war da irgendein Gefühl der sich ankündigenden Winternacht, vor allem in mir selbst. Ich sollte an diesem besonderen Tag in meinem Leben nach Berlin fliegen, wo ich seit einigen Monaten im dortigen Herzzentrum zur Herztransplantation vorgemerkt worden war.


    Aus vorangegangenen Untersuchungen während der letzten 6 Monate wußte ich, daß es keine andere Möglichkeit mehr geben würde als die der Transplantation, um mein Leben zu retten. Es würde sehr, sehr viel Kraft und vor allem eine lange Wartezeit kosten, bis ein passendes Spenderorgan gefunden sein würde.....


    Mir liefen die Tränen übers Gesicht – hatte ich mich doch erst vor wenigen Minuten am Flugsteig von Mann und Tochter verabschieden müssen. Ich war allein mit der Angst, was jetzt kommen würde.


    Endlich – mit 40 Minuten Verspätung konnten wir abfliegen und nach etwa 2 ½ Stunden traf ich in dem „Wartekrankenhaus" in Berlin ein, wo für die Zeit vor der Operation ein Bett für mich reserviert war.


    Da zu diesem Zeitpunkt alle meine Daten bereits im Computer eingespeichert waren, wurde ich nicht mehr so oft untersucht. Der mir mittlerweile bestens bekannte Krankenhausalltag nahm seinen Lauf. Auf dem Flur traf ich andere Patienten, die genauso wie ich auf ein Spenderherz warteten – bisher ohne Erfolg. In meinem Zimmer lag eine sehr liebevolle alte Dame, ich hörte, wie sie des nachts leise betete. Ob sie auch für mich gebetet hat ?


    Dann ging plötzlich alles sehr schnell. 3 Tage nach meinem Eintreffen in Berlin teilte man mir abends mit, daß möglicherweise ein Spenderorgan für mich da wäre. Ich wurde sofort ins Deutsche Herzzentrum gebracht, um zur OP vorbereitet zu werden. Ich nahm den Transport dorthin und alles um mich her nur noch schemenhaft wahr; verbrachte dann aber, als ich mich vom ersten Schreck erholt hatte, eine relativ ruhige Nacht.


    Der Morgen danach dämmerte herauf. Alles war ruhig und vorerst geschah nichts.


    „Die Chirurgen sind noch unterwegs" bekam ich als Antwort auf meine bange Frage, ob und wann ich nun operiert werden würde. Am späten Vormittag kamen dann auf einmal zwei Ärzte und Pflegepersonal zu mir in rasender Eile, so erschien es mir. Ich wurde mit den Worten „Es geht los" in den Operationssaal geschoben. Würde ich am Leben bleiben dürfen ?


    Das muß wohl mein letzter Gedanke gewesen sein, ehe ich in die tiefe Narkose versank.


    Nach etwa 20 Stunden kam ich wieder zu mir, besser gesagt: Ich erwachte zu neuem Leben ! Das implantierte, neue Herz schlug fühlbar in mir – ich wurde so liebevoll und aufmerksam betreut wie niemals vorher und kam bald in die Spezialabteilung für frisch Transplantierte.


    Der wichtigste Grund, warum ich diese, meine eigene Geschichte, die ich als ein Wunder empfinde, jetzt nach all den Jahren aufschreibe ist der: Ich will all jenen Menschen Hoffnung geben, die sich zu einem sehr schweren Eingriff, z.B. einer Transplantation, egal welchen Organes, entschließen müssen. Es gibt noch Wunder. Ich darf sagen, daß ich heute, nach einer nicht gerade leichten Zeit der Genesung, nicht als kranker Mensch lebe, sondern bewußt und auch bereit, mein geschenktes, zweites Leben für mich und auch für andere Menschen sinnvoll zu nutzen.


    So möge mein Appell an alle, die dafür offen sind, gerichtet sein: Werdet Organspender, damit solche „Weihnachtswunder" wie das meinige öfters möglich werden. Das „Berliner Christkind hat mir ein gutes und sehr gesundes Organ vom Himmel geholt" – so naiv kann ich es eigentlich am besten ausdrücken. Natürlich habe ich nicht erfahren, von wem und woher das neue Herz kam – es ist auch besser so.

    Sprich nie ein hartes Wort, womit Du jemanden kränkst. Du triffst vielleicht sein Herz, viel tiefer als Du denkst .

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    Die Alten und das Kind


    von Elke Bräunling



    Stur waren sie, knurrig und zuweilen sehr eigen, die fünf altehrwürdigen Honoratioren der kleinen Weinstadt, und sie waren eingeschworene Gewohnheitstiere. In den langen Jahren des Ruhestandes hatten sie sich ihren Tag nach und nach fest eingeteilt, und dieser Rhythmus musste streng eingehalten werden, sollte ihre kleine Welt in Ordnung bleiben.


    Einen Teil des Tages verbrachten sie gemeinsam: Nach dem Mittagschlaf traf man sich zunächst im Café Roth zur Lektüre der Tageszeitungen. Dann folgte der alltägliche Spaziergang, der an Weinbergen vorbei zum Friedhof führte, obwohl keiner von ihnen diesen Ort besonders mochte. Doch das tägliche Meckern gehörte irgendwie dazu. Auf dem Friedhof verlor man sich gewöhnlich aus den Augen, und jeder schlurfte alleine und verdrießlich vor sich hinbrummend nach Hause.


    Nach dem Abendessen sah man sich wieder im Rebstöckl, einer kleinen verschwiegenen Weinstube. Dort fühlten sie sich wohl. Sie hatten ihren eigenen gemütlichen Stammplatz, der in der kleinen Stadt ehrfurchtsvoll und zuweilen auch ein wenig spöttisch als ´Thron der fünf Gerechten´ bespöttelt wurde, und sie tranken aus eigenen Weinbechern. `Viehdoktor´ stand auf einem der Becher, ‚Notär´ auf einem anderen, dann ´Weinbauer´, ´Meier´ und ´Bürgermeister´ auf den übrigen. Dies waren ihre Namen, und so wollten sie angesprochen werden. Wehe, wenn jemand ´Herr Soundso´ oder gar ´Herr Doktor´ zu ihnen sagte! Dann gab es Ärger. Sie waren eben der Viehdoktor, der Notär, der Weinbauer, der Meier, der Bürgermeister, und so sollte es bleiben.


    Überhaupt sollte alles so bleiben, wie es war. "Alte Bäume lassen sich nicht biegen", pflegten sie zu sagen, und "der Mensch ist ein Gewohnheitstier". Und ihre liebste Gewohnheit war der allabendliche Schoppen Wein, die Zigarre und das vertraute Gespräch über Gott und die Welt. So ließ es sich leben, denn "ein gutes Glas Wein hilft den Alten auf die Bein".


    Und doch gab es Tage, die nicht in diesen Rhythmus passten, Festtage zum Beispiel oder Familientage. Heute war einer dieser Tage, und noch schlimmer, er vereinte beides auf einmal: Es war Heiligabend. Wie jedes Jahr sahen die fünf Alten diesem Tag übellaunig und grollend entgegen. Weihnachten, für sie kein Anlass zur Freude. Eher eine Plage.


    Um nicht mit ihren Gewohnheiten zu brechen, pflegten sie sich zu einem gemeinsamen Friedhofsbesuch zu treffen und an den Gräbern bei Kerzenlicht wehmütig von vergangenen Zeiten zu träumen. Und dann wollte man vor der Bescherung auf ein schnelles `Schöppchen´ im Rebstöckl zusammensitzen. Zwei kurze Stündlein. Das wenigstens musste möglich sein, und so hatten sie es auch jedes Jahr gehandhabt.


    In diesem Jahr aber kam alles ganz anders. Es fing damit an, dass es in der Nacht leicht geschneit hatte, und das war sehr ungewöhnlich in der milden Weingegend. Auf Wegen und Dächern lag eine dünne Schneedecke, und die Weinberge mit den alten, verwachsenen Mandelbäumen erinnerten an ein Märchen aus Zuckerguss. Eine verträumte Weihnachtslandschaft, die trotz der düsteren Schneewolken am Himmel zum Spaziergang lockte. So kam es, dass ungewohnt viele Menschen den Weg zum Friedhof einschlugen, fort aus der Stadt mit ihrem ausklingenden, hektischen Einkaufsrummel in die Stille des Gottesackers, wie man den Friedhof hier nannte. Dort, unter den hohen Linden konnte man die ersehnte Ruhe finden, den alljährlich wiederkehrenden Vorweihnachtsstress abschütteln und langsam zur Besinnung kommen auf das bevorstehende Fest.


    Die alten Herren waren dieses Jahr also nicht alleine mit ihren Erinnerungen, ein Umstand, der ihre ´Alle-Jahre-wieder-Laune´ noch tiefer sinken ließ. Zu viert standen sie am Kriegerdenkmal und warteten missmutig auf den Notär, der seinen sonstigen Gewohnheiten zum Trotz unpünktlich war.


    "Jetzt geht der Rummel auch hier los!", brummte der Viehdoktor ungnädig. Die ganze Zeit schon war er damit beschäftigt, sein Gesicht hinter dem großen Mantelkragen zu verbergen. Doch er war bekannt im Ort. Immer wieder musste er einen Gruß erwidern, den Hut lüften und eine freundliche ´Mir-geht-es-gut-Miene´ aufsetzen.


    "Hat man nicht einmal mehr auf dem Gottesacker seine Ruhe?", schimpfte er. Die anderen nickten. Auch sie fühlten sich unwohl.


    Der Meier blickte zum x-ten Male den Weg hinunter. Wieder nichts. Unwillig stampfte er mit dem Fuß auf.


    "Wo steckt dieser Notär nur?", polterte er. "Lässt uns einfach warten!" "Eine Unverschämtheit bei dieser Kälte!" "Was kann man an einem Tag wie diesem auch anderes erwarten?"


    Die vier waren sich einig: Wütend auf den Notär, auf den Tag und noch mehr auf sich selber nahmen sie jeden Anlass zum Meckern dankbar wahr. Und immer wieder schallte es "Frohe Weihnachten!" und "Ein glückliches Fest!" zu ihnen herüber.


    Froh? Glücklich? Hmmm...! Wenn nur der Notär bald käme.


    Es dauerte noch eine Weile, dann, endlich die wohlvertraute Gestalt am Eingang. Eilig humpelte der Notär auf sie zu, und schon von weitem war das rhythmische ´Klack, Klack´ seines Stockes zu hören. Aber -und das ließ die alten Herren vor Schreck fassungslos erstarren- er kam nicht alleine. Sie glaubten ihren Augen nicht zu trauen. Träumten sie oder brachte der Freund tatsächlich einen Störenfried mit? Entsetzlich! Und leider war es kein Traum!


    Schimpfend zog der Notär ein kleines Mädchen hinter sich her. Man sah ihm an, dass er verärgert war.


    "Läufst du wohl jetzt! Blamiere mich nicht so!", knurrte er fortwährend das Kind an. "Los! Los! Beeilung!"


    Sprachlos starrten die Alten ihm entgegen. Ihre Gesichter sprachen Bände, und insgeheim ging jeder mit dem Freund, diesem Judas, vor Gericht.


    Endlich hatten die Ankömmlinge die kleine Gruppe erreicht.


    "Da wären wir", begrüßte der Notär seine Freunde ungewohnt heiter. Nur seine Augen flackerten unmerklich hinter den runden Brillengläsern. "Wartet ihr schon lange?"


    Schweigen. Mit verschlossenen Mienen fixierten die Alten das Kind. Keiner wusste ein Wort zu sagen, doch es war ihnen anzusehen, wie unbehaglich sie sich fühlten. Am meisten schien der Notär zu leiden. Seine fröhliche Selbstsicherheit war wie weggeblasen. Mit gespielter Verzweiflung hob er die Arme und sah die Freunde bekümmert an. Sein Blick wanderte von einem zum anderen, dann zu dem Kind und wieder zurück. Verflixt! Was für ein Tag! Er wollte etwas sagen, doch er brachte kein Wort über die Lippen. Verzweifelt fuhr er über seine Stirn, auf der trotz der Kälte kleine Schweißtröpfchen klebten. "Ehem", begann er schließlich mit einem tiefen Räuspern. "Nun, ich..."


    Weiter kam er nicht, denn plötzlich lief dass Kind zum Viehdoktor, der am brummigsten blickte, und zog ihn am Ärmel.


    "Heute kommt das Christkind", erklärte es fröhlich. "Freust du dich auch so?"


    "Hm!" Mehr wusste der Alte darauf nicht zu sagen. Er brummte etwas Unverständliches in seinen Kragen. Seine Augen aber blitzten den Freund an, wütend und hilflos zugleich.


    Verlegen trat der Notär von einem Bein auf das andere.


    "Das ist", sagte er mit brüchiger Stimme, "meine Enkelin. Es tut mir leid, aber..."


    Wieder wurde er unterbrochen. "Ich heiße Elke", stellte sich das Kind vor, "und ich bin schon fast fünf Jahre alt."


    Vertrauensvoll reichte es seine kleine Hand zur Begrüßung, und die alten Herren erwiderten zögernd den Gruß. Noch immer sagte keiner ein Wort.


    Elke blieb davon unbeeindruckt. Sie packte ihren Großvater an der Hand. "Wir besuchen jetzt die Omi und feiern mit ihr Weihnachten", erklärte sie den Alten. "Und wir zünden ganz viele Kerzen an. Schön, nicht?"


    Voll ungeduldiger Vorfreude zog sie den Notär mit sich fort.


    "Kommt ihr?", rief sie und blickte strahlend über die Schulter zurück.


    Verdutzt setzten sich die Alten in Bewegegung und folgten den beiden. Eine stumme Prozession. Man hörte nur das Knirschen der Schritte im Schnee, ab und zu unterbrochen von dem fragenden Geplapper des Kindes. Hier und da verweilten sie stumm an einzelnen Gräbern, blicklos, die Augen zu Boden gerichtet. Keiner wagte den anderen anzusehen. Zu sehr war man mit sich selbst beschäftigt.


    "Da wohnt die Omi!", rief Elke plötzlich. Sie riss sich von der Hand des Notärs los und rannte zu dem alten Familiengrab. Dort beugte es sich über eine kleine Tanne, die mit roten Kerzen geschmückt war.


    "Ich hab ein Geschenk für dich", plapperte Elke feierlich. Sie zog einen klebrigen Schokoladestern aus ihrer Manteltasche und hängte ihn an den höchsten Zweig der Tanne.


    "Du musst die Kerzen anzünden, Opa!"


    Der Notär lächelte. "Ganz zu Diensten, gnädiges Fräulein!", schnarrte er und zündete die Kerzen an.


    Seine Freunde hatten sich inzwischen am Grab versammelt, jeder sichtlich bemüht, so zu tun, als sei er ganz unbeteiligt.


    Die Kerzen brannten. Sie verbreiteten ein sanftes, warmes Licht in der stillen Weite der verschneiten Friedhofslandschaft. Kein Lüftchen regte sich. Kein Laut war zu hören. Eine feierliche Stille.


    Andächtig und sichtlich ergriffen betrachteten die Alten die kleine Weihnachtstanne. Erinnerungen wurden wach. So viele Gedanken. So viele kleine Episoden, die sie längst für immer aus ihrem Gedächtnis verbannt hatten. Alles war wieder da: Vergessenes. Verdrängtes. verloren Geglaubtes. Ernst und aufs Tiefste berührt hingen sie ihren Gedanken nach, feierlich und stumm, und ihre harten, verschlossenen Mienen entspannten sich, wurden weicher.


    Da begann dass Kind zu singen, leise, zögernd zuerst, dann mutiger und immer lauter: "Alle Jahre wieder kommt das Christuskind..."


    Die alten Herern lauschten erstaunt, und ihre Blicke wanderten von einem zum anderen. Ein scheues Lächeln umspielte ihre Lippen.


    Elke unterbrach ihr Singen. "Ihr müsst mitsingen!", drängte sie.


    Die Alten sahen sich an, fragend, doch dann begann einer, mutig und mit rostiger Stimme einen tiefen Bass zu brummen. Es klang so ungelenk und falsch, dass die anderen grinsen mussten.


    Der Bann war gebrochen, und wie auf Kommando setzten alle zum Singen ein. Ein mehrstimmiger, brüchiger Chor, scheußlich anzuhören, aus dem eine neue, längst vergessene Freude schallend laut und froh herausklang. Es war Weihnachten geworden.

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    Als Herr Neverlaugh lächelte...


    oder


    ein Weihnachtswunder? 


    von Elke Bräunling



    Alle nannten ihn Herr Neverlaugh. Mit richtigem Namen hieß er Becker und war Busfahrer. Er war ein komischer Kauz - korrekt, pünktlich, stur und in allem peinlichst genau: stets der gleiche dunkle Anzug, die akurat sitzende Krawatte, ein immer starrer, unbeweglicher Blick, aufeinandergepresste Lippen und griesgrämige Miene, ein ungnädiges ´Morgen´ oder ´Tach´ zur Begrüßung.


    So begegneten wir ihm Tag für Tag, und nie hatte sich etwas an ihm verändert. Niemals erhellte ein Lächeln sein Gesicht, nie zeigte er eine Spur von Ärger oder Wut. Da konnten wir noch so laut toben, es gelang uns nicht, ihn zu provozieren. So sehr wir uns in regelrechten Wettkämpfen bemühten, ihn aus der Reserve zu locken - er war nicht aus der Fassung zu bringen. Und das machte uns immer neugieriger. Er reizte uns dadurch, dass er nichts tat. Die verwegensten Gerüchte kursierten über ihn, doch keines konnte unsere Neugierde befriedigen. Da musste mehr, viel mehr dahinter stecken. Aber was?


    Wir gaben nicht auf. Und unsere ganze Umgebung "litt" mit uns. Auf Fragen, wie weit wir denn nun mit unseren Recherchen seien und ob Herr Neverlaugh denn nun endlich einmal eine Miene verzogen hätte, konnten wir nur mit einem stummen Kopfschütteln antworten. Nein, er hatte nicht reagiert. Nein, wir haben noch nichts über ihn herausgefunden. Nein. Donner und Blitz! Nein!


    So verging die Zeit, und irgendwann wurde uns Herr Neverlaugh langweilig. Sollte er doch tun, was er wollte, dieser Sturkopf! Aber bitte ohne uns.


    Dann kam dieser seltsame Dezembertag kurz vor Weihnachten. Es war ein trüber, verregneter Spätnachmittag, und Herr Neverlaugh begrüßte uns wie immer mit einem mürrischen `Tach´. An jenem Tag entsprach diese ungnädige Begrüßung unserer trübseligen Schlechtwetterstimmung; sie erschien uns genauso öde und schmutzig wie die schmierig nasse Stadt, und sie passte sich den verschlossenen, bleichen Gesichtern der Menschen, die hektisch durch das nasse Gewühle hasteten, an. Nirgends war eine Spur von vorweihnachtlicher Stimmung, von feierlicher Vorfreude zu sehen. Alles war trist und grau. Selbst die weihnachtlichen Glitzerketten und Tannenbäume verbreiteten nur ein zaghaft düsteres Licht. Warum also sollte Herr Neverlaugh ausgerechnet an einem Tag wie diesem eine fröhliche Miene aufsetzen? Pünktlich fuhren wir los. Die Fahrgäste hingen größtenteils ihren Gedanken nach. Nur leises Murmeln unterbrach ab und zu diese ungemütliche Stille. Alles war wie immer.


    Wieder stoppte der Bus, und ein alter Mann stieg ein. Er musste fremd hier sein, denn wir hatten ihn noch nie gesehen. Erfreut über diese Abwechslung musterten wir ihn neugierig. Er war ärmlich gekleidet mit geflickter Jacke, abgetragenen Hosen und einem alten Schlapphut. Über der Schulter trug er einen alten, zerschlissenen Jutesack. Er sah aus wie ein Landstreicher, aber irgendwie schien er das doch nicht zu sein.


    In seiner ganzen ´Pracht´ baute sich dieser seltsame Fahrgast vor Herrn Neverlaugh auf und sagte: "Ich habe kein Fahrgeld und ich brauche auch keines. Ich bin nämlich der Weihnachtsmann."


    "Phhh! Er ist der Weihnachtsmann!"


    Respektlos und unbeeindruckt gröhlten wir im hinteren Teil des Busses herum. "Der Weihnachtsmann!?"


    Etwas Besseres war dem Alten wohl auch nicht als Ausrede eingefallen. Wie würde unser Neverlaugh darauf reagieren? Gebannt harrten wir der Dinge.


    Herr Neverlaugh stierte den neuen Fahrgast an - regungslos, eine Minute, zwei ...


    "Jetzt schmeißt er ihn ´raus!", raunte jemand.


    Doch nichts geschah. Eine unheilvolle Stille herrschte.


    Endlich zuckte Herr Neverlaugh zusammen, schüttelte wie erwachend den Kopf und sah sich verwundert um, so, als glaubte er, ganz woanders zu sein. Dann überzog ein überraschend strahlendes Lächeln sein Gesicht. Er stand auf, verbeugte sich feierlich vor dem alten Mann und sagte:


    "Im Namen aller Fahrgäste heiße ich Sie, lieber Weihnachtsmann, herzlich Willkommen und wünsche Ihnen eine angenehme Fahrt."


    Mit einem freudigen Lächeln setzte er sich wieder ans Steuer und startete den Bus. Langsam zockelten wir aus der Stadt hinaus.


    Wir aber starrten uns fassungslos an. Dieser komische Alte hatte es geschafft, was uns trotz größter Bemühungen nie gelungen war: Herr Neverlaugh hatte gelacht, naja, gelächelt...


    Ein Weihnachtswunder?


    Unauffällig musterten wir den Alten. Der saß still auf seinem Platz, den Sack neben sich auf dem Sitz, und sah lächelnd aus dem Fenster. Nichts Wunderbares, Außergewöhnliches haftete ihm an. Dennoch konnte ich mich plötzlich auf Weihnachten, ja, auf die ganze feierliche Zeit der Vorfreude freuen. Den anderen im Bus schien es ähnlich zu gehen, denn ein Lächeln lag auf ihren Gesichtern. Und das alles war dem unscheinbaren, alten Mann zu verdanken? Mit warmem Herzen blickte ich wieder zu ihm hin. Der Alte war verschwunden. Auf dem Sitz stand - einsam und schäbig - ein alter, schmuddeliger, geflickter Jutesack...

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    Hier ein paar Eindrücke


    Ein Danke an sehr liebe Menschen


    Wunder an Weihnachten


    „Liebe Freunde!


    An Sie schreibt die Mutti eines zweijährigen Jungen. Er heißt R. Wir leben in Riga, einer sehr schönen Stadt. Ich bin eine junge Mutter, gerade 22 Jahre alt. Mein Söhnchen liebe ich mehr als irgend jemand anderen auf der Welt. Ich erziehe ihn alleine, wir haben keinen Vater. Die Gesundheit meines Sohnes ist nicht gut, ich habe für ihn auch meine eigenen Kräfte und meine Gesundheit aufs Spiel gesetzt. Mein Junge ist schön und klug, nur bis jetzt kann er noch nicht reden. Im Leben muss man vieles durchmachen, sonst weiß man nicht, was Not bedeutet. Dann kam Weihnachten, wo alle an Wunder glauben. Auch wir hofften, dass ein kleines Wunder zu uns kommen möchte. Und es geschah:


    Wir hatten einen Brief an die Tageszeitung geschrieben, weil wir dachten, vielleicht hilft uns ja jemand. Wissen Sie, wir können uns keine großen Sprünge erlauben. In Lettland ist das Unterstützungsgeld für alleinstehende Mütter sehr gering, es reicht gerade für zwei Tage. Aber wie sollen wir den Rest des Monats überleben? Als wir vor Weihnachten beide in die Kirche gingen, wurde es uns leichter ums Herz. Danach, an einem verschneiten Tag, klingelte es an unserer Tür. Davor stand eine nette Frau, sie sagte: „Ich komme von der Mission Gott hat mich geschickt!“ Da verstand ich: Gott hat unser Gebet erhört. Er hat uns diese Frau gesandt. Es geschehen also doch Wunder, wenn man daran glaubt! Die Frau brachte uns ein Paket, das wir erst zu Weihnachten öffnen durften. Sie sagte noch: „Das Paket kommt von deutschen Freunden“. Leider wissen wir nicht, bei wem wir uns bedanken dürfen.


    Am Heiligen Abend öffneten wir dann das Paket. Wir waren sehr froh über die Lebensmittel, das Shampoo, das Waschpulver und die warme Kleidung. Genau diese Dinge brauchten wir sehr nötig. DANKE AN SIE, LIEBE MENSCHEN! Das Paket hatte keinen Absender. Wir möchten Ihnen hiermit ein ganz herzliches DANKESCHÖN sagen. Nun ist der Silvesterabend vorbei, und wir haben noch von den Lebensmitteln, die Sie uns geschickt haben. Auch die Vitamine sind für uns sehr wichtig, denn daran mangelt es uns oft. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg, Liebe und Gesundheit.




    Viele liebe Grüße, Mutti und Söhnchen

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    Ein Danke an sehr liebe Menschen


    Meine Eltern schaffen’s nicht, bitte helft uns!“


    Der 13jährige Jahn schrieb im Dezember 2000 einen Brief an Mission . Er schildert die Situation der siebenköpfigen Familie wie folgt:


    „Meine Familie ist ziemlich arm. Wir sind fünf Jungs, vier gehen zur Schule, einer in den Kindergarten. Vater bekommt nicht seinen Lohn in dem Sägewerk, wo er arbeitet, Mutter ist arbeitslos. Besonders schwer ist es für meine Eltern, wenn sie am Anfang des Schuljahres das Material und auch Kleidung für die Schule besorgen müssen. Manchmal muss ich weinen, wenn ich an unsere Armut denke. Ich verstehe, wie meine Eltern um unser Überleben kämpfen, aber irgendwie kriegen sie es nicht so gut geregelt. Ich bitte Sie, helfen Sie uns! Wir werden Ihnen sehr dankbar sein. Ihr Jahn James.“


    Dieser von einem Kind geschriebene Brief berührte die Mitarbeiterherzen bei Mission sehr. Spontan besuchten sie Familie James, um sich ihre Lebensverhältnisse direkt anzuschauen. Das Familieneinkommen beträgt 138 Lats, das sind circa 245 €. Dies reicht bei weitem nicht aus, um alle Grundbedürfnisse abzudecken. Die Nebenkosten für die Wohnung betragen schon über 75 €. Jahn, seine Eltern und seine Geschwister waren über den Besuch der Missionare sehr überrascht. Nie hätten sie gedacht, dass jemand Interesse an ihnen hat und nach ihren Problemen fragt. Als sie die mitgebrachten Hilfsgüter sahen, weinten sie vor Freude. Neben Lebensmitteln, Kleidung und Schuhen bekam die Familie auch Hygieneartikel und Spielzeug. „Mit eigener Kraft hätten wir diese Dinge nie aufwenden können“, so die Mutter. Mission Pakapieni erhielt seitdem mehrere Dankesbriefe von Familie James. Hier ein Brief, den Jahns’ Mutter schrieb:


    Wiedergefundenes Selbstbewusstsein


    „Guten Tag, Mission!"


    Es ist schwer für uns, Worte zu finden, die unseren Dank ausdrücken. Wir sind Ihnen von ganzem Herzen dankbar für das, was Sie für uns getan haben. Danke für die Hilfssendung, es war für uns eine große Überraschung. Herzlichen Dank auch für die Bücher. Ihre Sorge um uns half mir, mich selbst aus einer anderen Sicht zu sehen. Ich dachte darüber nach, warum ich in der Rolle der „Bittenden“ gewesen war und warum ich so depressiv war und nichts auf die Reihe gekriegt habe. Ich muss mich wieder zusammenreißen und für mich und meine Jungs kämpfen. Herzlichen Dank dafür, dass Sie mir geholfen haben, mein Selbstbewusstsein wieder zu finden. Den Kindern geht es gut in der Schule, sie lernen gut und sind sehr aktiv. Mein Mann muss sich nun einen neuen Arbeitsplatz suchen, weil seine Abteilung im Sägewerk aufgelöst wird. Zur Zeit hat er nur Gelegenheitsjobs. Ich selbst hoffe, dass mein Arbeitsvertrag verlängert wird, sonst werde ich wieder arbeitslos sein. Es macht mich traurig, dass wir keine festen Arbeitsstellen haben. Deshalb können wir auch nicht das Schulmaterial für unsere Kinder beschaffen, das Schulessen und die Eintrittspreise für Veranstaltungen in der Schule bezahlen. Da wir nicht weit von der Schule wohnen, essen unsere Kinder zuhause. Alles, was wir fürs Essen benötigen, pflanzen wir selbst an.




    Danke, dass Sie Verständnis für unsere Probleme haben und uns helfen, sie zu lösen.


    Alles Liebe wünscht Ihnen Familie James.“

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  • WEIHNACHTSWUNDER

    Teil 1


    Im Jenseits


    Da'an blickte gedankenverloren auf die verschneite Stadt hinunter. Dort herrschte, wie jedes Jahr um diese Zeit, rege Betriebsamkeit. Weihnachten war für die Menschen die schönste Zeit des Jahres - das hatte Boone ihm einmal erzählt.
    Boone ... War es wirklich schon ein halbes Jahr her, dass er seinen Beschützer verloren hatte? Nein! Nicht nur seinen Beschützer, sondern ............ Selbst jetzt wagte er es nicht, den Gedanken zu Ende zu führen - außerdem war es ohnehin zu spät.
    Wieder richtete er seinen Blick auf das nächtliche Treiben der Stadt. Er hatte zwar einen neuen Beschützer, aber Liam war in vieler Hinsicht noch ein Kind - ein Kind, das Anleitung und Geduld brauchte. Er mochte ihn sehr, aber es war nicht wie bei Boone - er würde wohl zu keinem anderen Menschen jemals eine solche Beziehung wie zu seinem toten Beschützer aufbauen können. Dazu war der Schmerz über den Verlust einfach zu groß!



    William Boone erwachte schlagartig.
    Um sich herum konnte er nichts außer einem silbrigen Licht wahrnehmen. Nur in der Ferne war ein goldener Schimmer zu erkennen. Langsam ging er darauf zu. Dort angekommen, konnte er eine Art Tor erkennen.
    Zögernd blieb er stehen.
    Wo war er eigentlich - und wie war er hierher gekommen? Es kam ihm richtig vor, hier zu sein, aber was war geschehen? Das Letzte, an das er sich erinnern konnte, war die Kirche - und Ha'gel, der auf ihn geschossen hatte!
    Erschrocken blickte er sich noch einmal um. Konnte es sein? Er hatte einige Berichte von Nahtodeserfahrungen gelesen, und die Beschreibung dieser Erlebnisse passte auf diesen Ort.
    Langsam sickerte die Erkenntnis in sein Bewusstsein ... aber das konnte doch nicht wahr sein ... er konnte doch unmöglich ... es gab noch so vieles zu erledigen! Aber je länger er darüber nachdachte, desto ruhiger wurde er, ein tiefer Frieden breitete sich in ihm aus. Seine Freunde würden auch ohne ihn weiter machen!
    Erneut blickte er das Tor an. Was ihn wohl auf der anderen Seite erwartete? Er schloss die Augen, um besser nachdenken zu können - und kannte die Antwort. Seine Frau würde dort sein und auf ihn warten, er würde sie endlich wiedersehen!
    Sein Entschluss stand fest.
    Langsam brachte er die letzten Schritte, die ihn von dem Licht trennten, hinter sich - und prallte heftig gegen das Tor.


    Als er wieder zu sich kam, rieb er sich über die Stirn - wieso konnte er nicht durch das Tor gehen?
    „Wieder wach?!”
    Erschrocken setzte Boone sich auf und entdeckte neben sich einen jungen Mann.
    „Wer sind Sie, und was machen Sie hier?”
    „Du kannst mich Mike nennen. Wenn du aufgestanden bist, können wir uns ja miteinander reden.” Dabei lächelte der Fremde freundlich.
    Boone erhob sich etwas wacklig.
    „Weißt du, im Stehen kann man sich immer so schlecht unterhalten, also denke ich, sollten wir uns erst einmal setzen”, meinte der junge Mann.
    Will runzelte die Stirn. Wo bitte konnte man sich denn hier setzen? Als hätte Mike seine Gedanken gelesen, deutete er auf eine Stelle etwa zwei Meter von ihnen entfernt. Wie von Geisterhand stand dort auf einmal eine goldene Bank.
    Nachdem sie sich gesetzt hatten, musterte Will sein Gegenüber erst einmal. Mike schien ein junger Mann zwischen zwanzig und fünfundzwanzig Jahren zu sein. Er hatte kurzes weißblondes Haar, feminine Gesichtszüge - und, was ihm erst jetzt auffiel - silber-goldene Augen.
    „Wo bin ich hier?”
    „Ich denke, das weißt du doch schon.”
    „Ich bin also tot und im Himmel?”
    „Nun, das trifft es nicht ganz.”
    Will atmete tief durch.
    „Wo bin ich denn dann?”
    „Das hier ist eine Zwischenwelt. Jeder, der gestorben ist, kommt zu erst einmal hierher, um sich zu orientieren und zu begreifen, dass er nicht mehr lebt. Dies dauert bei einigen länger, andere akzeptieren es sofort. Wenn das geschehen ist, gehen sie durch das Licht und wechseln auf die nächste Ebene über.”
    Will hob nach den letzten Worten den Kopf und blickte Mike an. Er hatte es doch akzeptiert, aber er konnte das Tor nicht durchschreiten!
    „Wieso komm ich dann nicht durch?”
    Der junge Mann zeigte ihm ein trauriges Lächeln.
    „Nun, es gibt jemanden auf der Erde, der dich nicht los lässt. Solange diese Person nicht bereit ist, dich gehen zu lassen, ist dir das Jenseits verwehrt.”
    Will musste diese Worte erst einmal verdauen, denn das würde ja bedeuten, dass er hier eventuell sehr lange fest säße.
    „Könnte man nicht einmal eine Ausnahme machen?”
    „Das ist nicht möglich. Um ins Jenseits zu gelangen, darf einen nichts und niemand mehr im Diesseits halten. An dieser Regel kann nichts geändert werden!”
    „Aber dann kann ich hier ja ewig festsitzen!”
    „Du ahnst gar nicht, wie Recht du damit hast!”
    Jetzt war Will wirklich verwirrt.
    „Was soll das denn heißen?”
    „In manchen Fällen wird der Verstorbene so lange hier festgehalten, bis derjenige, der ihn am Weitergehen hindert, ebenfalls stirbt und sie gemeinsam überwechseln können. In deinem Fall könnte das sehr, sehr lange dauern!” Mike blickte ihm dabei fest in die Augen, als wolle er ihn dazu bringen, in seinen Gedanken zu lesen, wer denn diese Person sei.
    Will beendete schließlich den Blickkontakt und schaute nachdenklich auf seine Hände. Langsam begann es ihm zu dämmern.
    „Da'an hält mich hier, nicht wahr?”
    „So ist es! Du verstehst also, was dies bedeuten könnte?”
    „Ja.”
    Da'an ... Will fühlte einen Stich in seiner Brust. An seinen Companion hatte er, seit er hier war, noch nicht eine einzige Sekunde gedacht. Wie es ihm wohl ohne ihn ging - und wer würde sein neuer Beschützer werden? Würde dieser ihn auch so gut verstehen, wie er es getan hatte? Die Sorge um seinen Freund überschwemmte ihn förmlich.
    „Die Verbindung zwischen euch war und ist noch immer sehr stark - und solange sie noch besteht, kannst du nicht weiter gehen”, meinte der junge Mann mit den seltsamen Augen, sehr sanft.
    Will wusste nicht, was er sagen sollte. Mike hatte recht, Da'an war für ihn mehr als nur der Taelon gewesen, den er beschützte. Oft hatte er sich innerlich zerrissen gefühlt zwischen seinen Pflichten gegenüber dem Widerstand und seiner Freundschaft zu Da'an.


    Will brauchte eine Weile, bis er sich wieder gefasst hatte.
    „Wenn jeder, der gestorben ist, hierher kommt, wieso ist mir dann noch niemand begegnet außer dir?”
    „Weil jeder sich seine eigene Welt schafft. Bei dir ist es ein großer leuchtender Raum, bei einem anderen vielleicht ein Tunnel. Jede dieser Welten grenzt an eine andere an, und wenn du ein wenig Übung hast, kannst du zwischen ihnen wechseln. Stell es dir als viele kleine Luftblasen vor, die aneinander grenzen.”
    „Dann bist du von einer dieser Blasen gekommen?”
    „Ja und nein. Ich war noch bei einem anderen Neuankömmling.” Will runzelte die Stirn. Mike hatte bisher geschickt vermieden, ihm zu sagen, wer - oder was - er war und was er hier genau machte.
    „Aber nun zu dem eigentlichen Grund meines Hierseins.”
    Will sah ihn fragend an, die ganze Sache wurde immer verwirrender.
    „Da dein Fall alles andere als leicht ist, haben wir beschlossen, dir ein Angebot zu machen.”
    „Und was soll das sein?”
    „Nun - du darfst zurück auf die Erde, wenn du möchtest!”
    „Wieso?” Will konnte sich nicht vorstellen, dass das so einfach möglich sein sollte.
    „Nun, du hast es geschafft, dass Da'an menschliche Gefühle entwickelt, und seit du fort bist, beginnt er, wieder in seine alten Gewohnheiten zurück zu fallen - etwas, das weder für die Menschen noch für die Taelons gut ist.” Bei den letzten Worten hatte Mike sehr besorgt geklungen.
    „Ich lass dich jetzt erst einmal eine Weile allein, damit du über alles in Ruhe nachdenken kannst.” Sprach's und war im nächsten Moment verschwunden, um einen über alle Maßen verwirrten William Bonne zurück zu lassen.


    Bonne hatte begonnen, unruhig auf und ab zu gehen, um einen klaren Kopf zu bekommen. Er hatte erst eben registriert, dass er kein Implantat mehr besaß, und dieses hätte er gerade jetzt gut gebrauchen können. So musste er allein alles abwägen, und ohne Hilfe seines CVIs war es ungewohnt schwer für ihn.
    Auf der einen Seite konnte er seine Frau wiedersehen, auf der anderen Seite war da Da'an, der ihn offenbar brauchte - und die Menschheit, nicht zu vergessen ... Wer konnte schon sagen, was die Taelons noch mit ihr machen würden? Frustriert ließ er sich wieder auf die Bank fallen. Er war hin und her gerissen. Zwei seiner stärksten Gefühle kämpften gegeneinander - zum einen die Sehnsucht nach Kate, zum anderen das Verlangen, immer für Da'an da zu sein und ihn zu beschützen.
    Als würde der Raum um ihn herum spüren, was in ihm vorging, begann sich vor ihm ein Wirbel zu bilden, in dem schemenhafte Bilder zu erkennen waren, die langsam klarer wurden.
    Zuerst sah er sich mit Ha'gel in der Kirche und als nächstes sich selbst in einem Heiltank.
    Was er dann zu Gesicht bekam, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren.
    Nicht Ha'gel hatte ihn getötet, sondern Zo'or!
    Aber die Bilder verharrten nicht und ließen ihm keine Zeit, sich zu orientieren.
    Plötzlich waren sie bei seiner Beerdigung, und er sah, wie Qo'on von einer Sonde getötet wurde und ein junger Mann Da'an rettete. Als nächstes waren Da'an und dieser junge Mann in der Botschaft, auf der Flucht vor der Sonde, und der Mann vernichtete sie mit Energie, die aus seinen Händen kam.
    Wer war dieser Mann? Der Wirbel beantwortete seine Frage sofort. Er sah Ha'gel und Beckett und danach Beckett hochschwanger im Hauptquartier des Widerstandes einen kleinen Jungen zur Welt bringend. Dieser Junge wuchs in atemberaubender Geschwindigkeit - zu dem eben gesehenem jungen Mann heran!
    Die nächsten Bilder zeigten ihm Da'an, der am Fenster der Botschaft stand und auf die nächtliche Stadt blickte. Er wirkte traurig und gedankenverloren. Will spürte förmlich seine Einsamkeit und sein Inneres verkrampfte sich schmerzhaft.
    Als letztes wurde ihm der Tod seiner Frau noch einmal gezeigt. Aber es tat nicht mehr so weh, er hatte es akzeptiert und sie gehen lassen. Ein Teil von ihr würde immer in seinem Herzen sein, aber jemand anderes hatte ebenfalls einen Platz darin eingenommen. Jemand, der ihn mehr denn je brauchte!
    Will blickte noch einmal in den verlöschenden Wirbel.
    Er hatte sich entschieden.
    Jetzt musste er nur noch auf Mike warten.


    „Hast du dich entschlossen?”
    „Ja! Ich möchte zurück, dort werde ich gebraucht.”
    Mike lächelte ihn an, er hatte William Boone richtig eingeschätzt. Aber er hatte auch selten eine solch starke Bindung zwischen zwei so verschiedenen Wesen erlebt.
    „Dann solltest du allerdings wissen, dass du nicht als Commander William Boone zurück kannst. Aber darum haben wir uns schon gekümmert, du wirst als jemand anderes zurück geschickt. Du wirst dich an diesen Ort und an alles, was ich dir gesagt habe, nicht mehr erinnern können. Es ist nicht gut, wenn ein Lebender sich an das Jenseits erinnert! Ich hoffe, du verstehst das.”
    „Aber an mein vorheriges Leben werde ich mich doch noch erinnern können?”
    „Ja, das wirst du, ansonsten würde es ja nicht viel bringen, dich zu Da'an zurück zu schicken.”
    Will überlegte kurz und stellte schließlich eine Frage, die ihn schon die ganze Zeit über beschäftigte.
    „Wird öfters jemand zurück geschickt?”
    Jetzt lächelte Mike.
    „Es kommt durchaus vor, aber nicht so oft, wie manche Menschen glauben. Allerdings werden die wenigsten mit Erinnerungen zurück geschickt. Du bist eine der wenigen Ausnahmen, die wir machen.”
    „Oh.........Ehm....................wie lange bin ich eigentlich schon hier? Ich meine - ich habe eben einige Szenen gesehen, die sich nach meinem Tod abgespielt haben - es sei denn, ich habe die Zukunft gesehen.”
    „Nein, von hier aus kannst du nicht in die Zukunft blicken, nur in die Vergangenheit und die Gegenwart. Du bist schon ein halbes Jahr hier.”
    „Ich kann unmöglich schon so lange nicht mehr leben - ich meine, ich bin doch höchstens erst seit ein paar Stunden hier!
    „Die Zeit vergeht hier anders. Was dir wie einige Stunden vorkam, sind auf der Erde fast sechs Monate.”
    Will schluckte. Ein halbes Jahr ... Was hatte Da'an in dieser Zeit noch alles durch machen müssen?
    „Du hast gesagt, dass man von hier aus nicht in die Zukunft sehen kann. Woran liegt das? Gilt das nur für uns, oder ist es grundsätzlich unmöglich?”
    „Grundsätzlich ist es möglich, aber nur wenigen ist es gestattet, das zu tun, und da du zurückkehren wirst, bringt es ohnehin nichts, wenn du in die Zukunft schaust, da du nur sehen könntest, was geschähe, wenn du hier bliebest. Außerdem ist die Zeit immer in Bewegung und so klar das, was man sieht, auch scheint - eine kleine Abweichung kann alles bereits wieder verändern. Ein Beispiel: Ein Mann geht morgens zur Arbeit und geht einfach an einer jungen Frau vorbei. Diese ist in Gedanken versunken, geht über die Straße, ohne sich umzuschauen und wird überfahren - dadurch wird sie nie einen neues Heilmittel gegen Krebs entdecken. Wenn der Mann sie jetzt aber bemerkt und anspricht, reißt er sie aus ihren Überlegungen, und sie zögert, bevor sie über die Straße geht, dadurch sieht sie das Auto und lebt weiter. Du siehst also: Was du als Zukunft wahrnehmen würdest, sind nur Möglichkeiten, die nicht zwingend Wirklichkeit werden.”
    Boone schwirrte der Kopf. Das war alles so neu und schwer zu begreifen ... Er hätte vermutlich sehr viel mehr Zeit gebraucht, um wirklich zu verstehen.
    „Aber genug geredet, es wird Zeit für dich!”
    „Muss ich irgend etwas tun?”
    „Nein. Ich werde dich leiten, vertrau mir einfach.”
    Will zögerte kurz, ergriff dann aber die ihm von Mike dargebotene Hand. Auf einmal waren sie in strahlendes goldenes Licht getaucht, und er musste die Augen schließen.
    Als er sie blinzelnd wieder öffnete, befanden sie sich in einem wirbelnden Tunnel.
    „Ab hier muss ich dich allein lassen. Leb wohl und viel Glück.”
    Das letzte, was Will sah, war, wie Mike nach oben schwebte - und dieser hatte silbrig-weiße Flügel!
    Boones letzter Gedanke war, dass es also wirklich Engel gab.
    Dann wurde er gänzlich von dem Wirbel verschluckt und sein Denken erlahmte.
    Er versank in vollkommene Dunkelheit.


    Mike blickte noch einmal zurück, aber William Boone war nicht mehr zu sehen. Zufrieden machte er sich auf den Weg zu dem anderen Neuankömmling. Dieser war ein selten schwerer Fall, er wollte sich nicht vom Diesseits lösen, meinte, er habe noch soviel zu erledigen und werde unter allen Umständen noch gebraucht ...
    Plötzlich blieb der Engel stehen. Vielleicht sollte er sich mit den anderen beraten - sie hatten ihm im Falle des Commanders ja auch geholfen.
    Mal sehen, was Gabriel und Raphael meinten, was er mit Ha'gel anstellen solle ... Vor sich hin pfeifend machte Mike - oder auch Michael genant - sich auf den Weg zu den anderen Erzengeln. Wer wusste, was noch alles geschehen konnte - auf der Erde war schließlich Weihnachtszeit, und Schutzengel konnte es nie genug geben!

    Sprich nie ein hartes Wort, womit Du jemanden kränkst. Du triffst vielleicht sein Herz, viel tiefer als Du denkst .

  • WEIHNACHTSWUNDER


    Teil 2



    Rückkehr ins Leben


    William Boone öffnete langsam die Augen, Ha'gel schien ihn erwischt zu haben, anders konnte es nicht sein, dass - er bewusstlos gewesen war?
    Das erste, was er sah, war der Sternenhimmel. Nein - eine Decke, die so bemalt war ... Dann bemerkte er, dass er auf etwas Weichem lag. Als er sich genauer umgeschaut hatte, stand fest, dass er sich in einem Schlafzimmer befand, allerdings nicht in seinem!
    Langsam stand er auf, er fühlte sich irgendwie seltsam - aber beschreiben konnte er es nicht. Er öffnete einige Türen, bis er das Bad gefunden hatte. Entschlossen betrat er es - und blieb wie vom Schlag getroffen stehen, entgeistert sein dem Eingang gegenüber erscheinendes Spiegelbild anstarrend. Das konnte doch nicht wahr sein ...
    Das Gesicht, das zurück starrte, war nicht seines ...
    Er musterte das fremde Antlitz genauer.
    Es schien einer jungen, vielleicht zwanzig- bis fünfundzwanzigjährigen Frau mit langen, glatten schwarzen Haaren, dunkelblauen Augen und ebenmäßigen Gesichtszügen zu gehören.
    Will schluckte schwer - und wagte es, an sich herab zu sehen.
    Auch der Rest war definitiv weiblich! War das ein Albtraum oder erlaubte sich hier jemand einen schlechten Scherz mit ihm? Langsam, aber sicher breitete sich Panik in ihm aus, die sich noch steigerte, als er feststellte, dass sein CVI verschwunden war.
    Augur! Er musste mit Augur sprechen, der würde ihm sicher helfen können ...
    Auf zittrigen Beinen machte er sich auf den Weg, die Wohnung genauer zu erkunden - irgendwo musste es ja schließlich ein Global geben.
    Je länger er sich allerdings umsah, desto vertrauter kam ihm die Wohnung vor. Vor einem Bild, das drei Personen darstellte, blieb er stehen. Das Bild zeigte offenbar ihn, einen jungen Mann und eine andere Frau. Plötzlich wusste er, wer die anderen beiden waren. Der Mann hieß Tobias und die Frau Tara, und beide waren Schulfreunde von ihm. Und er hieß - ja wie eigentlich?
    Sam ... er hieß - Sam ...
    Samantha Donald, gerufen ‚Sam’.
    Er wurde immer verwirrter. Was ging hier vor? Woher wusste er das alles auf einmal?
    Langsam ließ er sich auf das Sofa neben sich fallen - und je länger er grübelte, desto mehr Einzelheiten fielen ihm ein.
    Er - oder sie - war vierundzwanzig Jahre alt und würde am vierundzwanzigsten Dezember fünfundzwanzig. Er/sie war seit drei Jahren bei der Polizei.
    Boone fühlte sich hilflos. Was geschah da mit ihm? Immer mehr Begebenheiten aus Samantha Donalds Leben stürmten auf ihn ein und vermischten sich mit seinen eigenen Erinnerungen. Immer schneller begannen sich die Bilder in seinem Kopf zu drehen, bis er das Bewusstsein verlor.


    Mike hatte alles beobachtet. Er hätte Boone wohl vorwarnen sollen, dass er den Körper einer Frau bekommen würde. Es war nicht anders gegangen. Boone hatte zu jemand werden müssen, der problemlos Kontakt zu Da'an aufnehmen konnte, und dieser Jemand musste sterben, damit Boones Seele dessen Körper übernehmen konnte.
    Da war Samantha Donald die perfekte Wahl gewesen. Sie hatte sich um den Posten als Da'ans zweite Beschützerin beworben und war in dieser Nacht an Herzversagen gestorben, so dass der Commander problemlos ihren Körper übernehmen konnte.
    Mike seufzte. Ein so junges Leben, so plötzlich beendet ... Sie hatte einen Herzfehler gehabt, der seit ihrer Kindheit unentdeckt geblieben war. Jetzt hatte der Engel allerdings eingegriffen und ihn geheilt. Aber er musste noch etwas mit William Boone unternehmen. Vielleicht war ein Frauenkörper, so ganz ohne Vorwarnungen, doch nicht unbedingt die beste Idee gewesen - obwohl er ihm ja Samanthas Erinnerungen gelassen hatte ...
    Mike hob eine Augenbraue, als ihm plötzlich eine Idee kam.
    Ja, das dürfte klappen, damit müssten die Probleme beseitigt sein! Wieso war ihm das nicht früher eingefallen?
    Um den Ärger, den er dafür noch bekommen würde, machte er sich lieber keine Gedanken, dann wäre es ohne hin zu spät, um es rückgängig zu machen. Er schloss die Augen und konzentrierte sich. Langsam verschmolz er die Seelen von Commander William Boone und Officer Samantha Donald zu einer einzigen.
    Damit war aus zwei Personen eine geworden, allerdings würden Boones Gefühle für einen bestimmten Taelon überwiegen - was eine Kleinigkeit gewesen war, da Samantha Da'an äußerst faszinierend gefunden hatte.
    Mike taumelte. Das hier hatte ihn viel Kraft gekostet ...
    „So, Commander, jetzt sind Sie auf sich allein gestellt!”
    Mike fasste sich kurz an die Stirn. Wenn er schon dabei war, Regeln zu brechen, konnte er es auch gleich noch ein zweites Mal tun. Er sammelte noch einmal seine Kraft und drehte die Zeit auf der Erde bis zu dem Augenblick, in dem Boone erwacht war, zurück.
    Jetzt würde der Ärger, den er bekommen würde, sich wenigstens lohnen. Seine Devise war schließlich schon immer gewesen: „Wenn du etwas machst, dann auch richtig!”


    Sam wachte langsam auf. Irgend etwas war anders! Da war es schon wieder ... und plötzlich wusste sie auch was es war. Da waren Erinnerungen, die nicht ihr gehörten, aber es fühlte sich richtig an!
    Sie drehte den Kopf, um auf ihren Wecker zu schauen.
    Sechs Uhr, Zeit zum Aufstehen ...
    Als sie sich aufgesetzt hatte, waren da wieder diese Bilder in ihrem Kopf. Sie sah sich - mit Da'an sprechen ...
    Da'an? Sie hatte ihn doch noch nie persönlich getroffen ... Da waren auch noch Gefühle, die sie verwirrten - sie fühlte eine starke Verbundenheit mit dem Taelon und hatte das dringende Bedürfnis, ihn vor allem Unheil zu beschützen.
    Oh Mann ... sie sollte nicht so heftig feiern!
    Wieder so eine - Erinnerung? - diesmal konnte sie sogar verstehen, was gesagt wurde ...
    „Commander Boone, ich freue mich, dass Sie mein Angebot nun doch angenommen haben.”
    „Es ist mir eine Ehre, Da'an.”
    Sam ließ sich wieder in die Kissen sinken. Was sollte das? Commander William Boone war doch vor etwa 6 Monaten gestorben. Sie hatte die Berichte darüber im Fernsehen verfolgt.
    Seltsamerweise hatte sie das Gefühl, dass alles genau so sein sollte, wie es war, und dass sie keine Angst zu haben brauchte. Aber verwirrend war es schon.
    Ob sie mit Bob Morovsky sprechen sollte? Er war immerhin ein sehr guter Freund von Commander Boone gewesen und ihr Vorgesetzter. Oder sollte sie Augur fragen? Schließlich arbeitete er für den Widerstand, wie sie es tat und Boone es getan hatte. Dieser war es auch gewesen, der sie vor ein paar Wochen darauf angesprochen hatte, ob sie nicht um den Posten als Da'ans zweiter Beschützer bewerben wolle. Sie würde genau wie Boone ein modifiziertes CVI ohne MI erhalten. Sie hatte sofort zugesagt, Da'an hatte sie, seit sie ihn das erste Mal gesehen hatte, magisch angezogen - allerdings nicht so stark wie es seit eben der Fall war. Augur hatte ihr auch gesagt, dass Major Liam Kincaid ebenfalls dem Widerstand angehörte, und meinte, zwei Beschützer auf Seiten derer, die die Interessen der Menschheit gegen die Taelons verteidigten, wären von unschätzbarem Wert.
    Nach diesen Überlegungen waren weitere ihr fremde Erinnerungen da, und sie wusste, dass Liam Kincaid, der jetzige Protektor Da'ans, nicht der gleiche Mann war wie der, mit dem gemeinsam sie einst gekämpft hatte.
    Was war das denn jetzt für ein Gedanke?
    Allerdings spürte sie auch, dass von diesem Liam Kincaid keine Gefahr ausging, er war zwar nicht der, der er zu sein vorgab, aber ein Freund.
    Woher wusste sie das alles von Boone?
    Aber je länger sie wach war, desto selbstverständlicher wurde es, das Leben von William Boone als ihr eigenes zu betrachten. Irgendwie, so hatte sie das Gefühl, war sie ER, auch wenn sie nicht verstehen konnte, wie. Nachdem sie das soweit akzeptiert hatte, blickte sie erneut auf ihren Wecker. Halb acht, oh nein - sie hatte sich völlig vertrödelt. Mit CVI wäre ihr das nie passiert ... Seit Boone es gehabt hatte, war er nie wieder zu spät gekommen!
    Wie von der Tarantel gestochen sprang sie aus dem Bett und machte sich eiligst fertig. Sie musste doch in die Botschaft, heute würde sie Da'an treffen und er würde entscheiden, ob sie als seine Beschützerin geeignet wäre. Die anderen Tests hatte sie problemlos bestanden, aber heute würde sie das erste Mal auf den nordamerikanischen Companion persönlich treffen. Oder - nein, sie würde ihn wieder sehen! Bei diesem Gedanken machte ihr Herz einen Sprung vor Freude.


    Nervös betrat Samantha Da'ans Empfangssaal. Liam hatte ihr, bevor sie eingetreten war, aufmunternd die Hand gedrückt. Nur ahnte er nicht, was der wahre Grund für ihre Aufregung war.
    „Officer Samantha Donald, treten Sie doch bitte näher.”
    Sam blickte in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war, und sah dem Companion genau in die Augen. Er hatte sich nicht verändert - zumindest äußerlich. Aber sie konnte spüren, dass er einsam und sehr verletzlich war. Bloß nichts anmerken lassen!
    „Da'an, ich freue mich, Sie endlich persönlich kennen zu lernen.”
    Er wirkte nicht sonderlich überrascht, das zu hören. Aber das war wohl kein Wunder - schließlich war das der Standardspruch eines jeden Beschützer-Anwärters, der ihn das erste Mal traf.
    „Nun, Officer, warum möchten Sie meine Beschützerin werden?”
    „Weil ich Sie bewundere. Sie tun so viel für die Menschen und sind ganz anders als die anderen Taelons!” Sie hätte sich selbst auf die Zunge beißen können. Hoffentlich schätzte Da'an Offenheit noch genau so wie früher.
    „Bin ich das?”
    „Oh ja, Sie glauben an uns und versuchen, uns so gut es geht zu beschützen. Ich weiß natürlich, dass Sie Ihrem eigenem Volk treu sind. Aber dennoch wollen Sie die Eigenständigkeit der Menschen bewahren. Das unterscheidet Sie von allen anderen Taelons!”


    Da'an blickte die junge Frau vor sich überrascht an. Zu Anfang hatte er noch geglaubt, sie wäre wie alle anderen. Aber sie sagte ihm, was sie dachte und machte sich keine Gedanken um die möglichen Folgen. Irgendwie erinnerte sie ihn an Boone. Wieder einmal wurde er von der altbekannten Traurigkeit überschwemmt.
    ‚Ach Boone, Sie fehlen mir so!’
    Energisch lenkte er seine Gedanken wieder zu der Frau vor sich.
    „Officer Donald, ich danke Ihnen für Ihr Kommen und werde Sie bald über meine Entscheidung informieren. Sie können gehen.” Da'an hatte sich innerlich längst entschieden ... Er würde keinen neuen, zusätzlichen Protektor auswählen. Liam reichte völlig. Boone konnte ohnehin von niemandem ersetzt werden - auch wenn der junge Officer hier ihn an seinen toten Beschützer erinnerte. Als er aufblickte, sah er, dass sie noch immer vor ihm stand.
    „Officer, ich sagte, Sie können gehen!”
    Sam wusste, dass, wenn sie jetzt gehen würde, sie keine Chance mehr bekäme, jemals wieder für Da'an zu arbeiten - und sie spürte, dass er sie mehr denn je brauchte.
    „Ich ............................ Ach, was soll's! Da'an, seit wann kapseln Sie sich dermaßen von den Menschen um sich herum ab? So waren Sie doch sonst nicht!”
    „Officer, dürfte ich erfahren, was das soll?”
    „Himmel, Da'an, haben Sie nicht selbst gesagt, dass man nicht in der Vergangenheit leben soll und dass auch, wenn man jemanden, der einem teuer ist, verliert, da etwas immer zurück bleibt? Oder war das gelogen?”
    Der Taelon hatte sich von seinem Platz erhoben. Woher wusste sie, was er einmal zu Boone gesagt hatte - war sie ihm früher einmal begegnet?
    „Sie haben Commander Boone gekannt?”
    „Nein, ich habe ihn nie getroffen.”
    Sam schluckte. Sie war wohl etwas zu weit gegangen, aber das hatte gesagt werden müssen. Aber damit hatte sie sich wohl verraten.
    „Woher wissen Sie dann davon?”
    „Ich weiß es nicht. Aber seit heute Morgen weiß ich alles von Boone, und ich weiß auch viele Dinge über Sie. Ich verstehe es ja selbst nicht, aber in einem bin ich mir sicher. Sie dürfen nicht wieder so wie früher werden, sonst haben die Menschen keine Chance mehr, sonst ist Boones Vertrauen in Sie umsonst gewesen.”
    In Gedanken fügte sie hinzu: ‚So sehr kann ich mich doch nicht getäuscht haben ...’
    „Ich denke, Sie sollten jetzt wirklich gehen. Ich weiß zwar nicht, was Sie damit bezwecken, aber ich werde darüber hinweg sehen.”
    „Verdammt noch mal, Da'an, hören Sie endlich auf, sich hinter Ihrem Panzer zu verstecken. So kenne ich Sie gar nicht! Als Zo'or für kurze Zeit Ihren Platz übernommen hatte und Sandoval zu ihm übergelaufen war, haben Sie doch auch gezeigt, wie verletzt Sie waren.”
    Sam atmete tief durch, um sich zu beruhigen. Was musste sie noch tun, um den Companion aufzurütteln?
    Da'ans Augen weiteten sich. Konnte es möglich sein ... durfte er - hoffen?
    „Boone?” Sam schloss kurz die Augen. Zurück konnte sie jetzt nicht mehr.
    „Ja! Irgendwie bin ich es. Ich habe zwar keine Ahnung, wie, aber ich bin es - zwar nicht ganz wie früher, aber immer noch ich!” Der Taelon war nach diesen Worten näher an die junge Frau herangetreten und erkannte in ihren Augen, dass sie die Wahrheit sagte.
    „Auch wenn Sie es nicht erklären können und ich auch nicht, bin ich froh, Sie wiederzusehen”, meinte er.
    „Ich auch!”
    Da'an war erstaunt über die Gefühle, die in ihrer Stimme mitschwangen ... Konnte es sein?
    „Habe ich den Job jetzt?”
    „Natürlich, wie können Sie nur fragen!”
    Sam schenkte Da'an ein strahlendes Lächeln und, einem Impuls folgend, legte sie eine Hand an seine Wange. Dieser verlor kurz die Fassade ob dieser unerwarteten Berührung, aber er genoss sie. Zögernd legte er beide Arme um Boone - oder eher Samantha - heute war ihm das Teuerste, das er je besessen hatte, zurück gegeben worden, und gemeinsam konnten sie die Welt verändern. Dessen war er sich sicher. Lächelnd dachte er an das, was Boone ihm einmal gesagt hatte - an Weihnachten würden Träume wahr und Wunder Wirklichkeit. Er hatte recht gehabt - zwei Wochen vor Heiligabend hatte er ein solches Weihnachtswunder erfahren!


    Mike blickte zufrieden auf die beiden auf der Erde herab, sie würden ihren Weg schon finden!
    Tja und er, war mal wieder zum einfachen Schutzengel degradiert worden, aber das war es wert gewesen!



    ENDE

    Sprich nie ein hartes Wort, womit Du jemanden kränkst. Du triffst vielleicht sein Herz, viel tiefer als Du denkst .

  • Ich weiß nicht genau, wie lange es her ist.
    Da war Regen am Fenster, das ist mir im Gedächtnis geblieben.
    Draußen hat es nämlich den ganzen Tag geregnet.


    Du sitzt im Korbstuhl und rauchst, obwohl du schon seit Monaten
    aufhören möchtest.
    Bei jeder deiner leichten Bewegungen knackt und ächzt der Stuhl.
    Ich liege auf dem Bett und beobachte dich, wie du da sitzt.
    Einen Pfennig für deine Gedanken, oder zehn.
    Aber nein, ich weiß, dass sie unbezahlbar sind.
    Du scheinst heute wirklich nicht hier zu sein.
    Dein Blick gleitet zu dem großen Kaktus, der auf meinem Schreibtisch steht,
    durchs Fenster hinaus (oder zu den Regentropfen) und über dein Bild,
    das an meiner Wand hängt.
    Da warst du noch sehr jung.
    Du siehst glücklich aus, und die E-Gitarre, die du da hältst, hast du heute noch.
    Deine Zigarette brennt herunter, während du deinen Gedanken nachhängst,
    und ich fürchte schon, dass die Asche auf den Teppich fällt, aber deine Hand findet automatisch den Aschenbecher.
    Ich versuche, im gleichen Takt wie du zu atmen.
    Manchmal bist du mir sehr fremd, in letzter Zeit immer häufiger.
    Worte ersticken in meiner Kehle.
    Ein bisschen möchte ich dich küssen, dich berühren... du bist wie der Regen.
    Nicht kalt, weil es Sommer ist.
    Nur melancholisch.
    Dein Geruch haftet am dem Teddy, den du mir mitgebracht hast,
    was ich seltsam finde.
    Du riechst ein bisschen nach Aftershave und Deo, ein bisschen verraucht, und
    einfach wie du. Ich mag deinen Geruch -
    und wie viele würden dir gerne so nah sein... manchmal hab ich doch Angst.
    Du drehst dich langsam zu mir und seufzt, beinahe resignierend.
    Ich weiß, du hattest einen harten Tag, eine anstrengende Woche.
    Es ist ja nicht das erste Mal.
    Aber es war wieder eine lange Zeit, die du weg warst.
    Früher hab ich mir oft gewünscht, dich begleiten zu können, um zu sehen, ob du nicht doch daran zerbrichst.
    Auch wenn du so stark, frei, unabhängig, lässig wirkst.
    Vielleicht will ich dich auch ein bisschen kontrollieren.
    Schließlich hättest du ja Möglichkeiten... du erzählst ja kaum etwas.
    Und da sind immer so viele Frauen um dich.
    Natürlich sage ich dir nichts von diesen Gedanken. Du magst das nicht.
    Wenn du da bist, versuche ich, so zu tun, als gäbe es die Zeiten nicht, in denen ich mich in den Schlaf weine.
    Als dein Blick den Weg durch die Wolken deiner Gedanken findet, lächelst du mich an, und mir wird warm, als streifte mich ein Sonnenstrahl.
    Am Fenster haften noch immer die Regentropfen.
    Es wird noch dauern, bis sie trocknen.
    Ich denke, ich werde nachher die Fenster wischen

  • Katze.


    Da hat sich Jens dann auch ganz doll gefreut und hat der Katze auch gleich einen Namen gegeben. Die Katze hieß ab sofort Rocky. Jens hat die Katze auf den Arm genommen und ganz viel mit ihr geschmust. Svenja hat dabei zugesehen. Sie hat sich gar nicht gefreut, dass Jens jetzt eine Katze hatte. Svenja wollte doch auch so gerne eine Katze haben, aber sie durfte ja nicht. Das fand Svenja ganz schön gemein. Deshalb wollte sie auch nicht, dass Jens eine Katze hat, wo sie doch keine haben durfte. Svenja hatte jetzt auch keine Lust mehr den Geburtstag zu feiern. Deshalb ist sie dann auch einfach nach Hause gegangen.


    Zuhause hat Svenja ihrer Mutter die Geschichte mit der Katze erzählt. Sie hat dann wieder ihre Mutter gefragt, ob sie nicht auch eine Katze haben darf. Aber die Mutter hat es nicht erlaubt. Das fand Svenja gemein.


    Am nächsten Tag kam Jens mit seiner Katze zu Svenja und wollte mir ihr und dem Rocky spielen. Aber Svenja war böse, weil Jens ein so liebes Tier haben durfte und sie nicht. Darum hat sie zu Jens auch gesagt, dass sie nie wieder mit ihm spielen will und, dass er auch nicht mehr ihr Freund ist. Da war Jens sehr traurig und ist mit dem Rocky wieder nach Hause gegangen.


    Svenja ist in ihr Kinderzimmer gegangen und hörte sich eine Geschichte von der Kassette aus dem Kassettenrekorder an. Dabei malte sie dann ein bisschen in ihrem Malbuch. Als sie keine Lust mehr zum Malen hatte, spielte sie mit ihrer Puppe. Aber bald hatte sie auch dazu keine Lust mehr und ihr wurde ganz schön langweilig. Deshalb ging sie raus und fuhr ein wenig mit dem Fahrrad herum. Doch dabei wurde ihr auch bald langweilig. Sie fuhr dann zu dem Garten von Jens. Da hörte sie dann, wie Jens ganz viel lachte. Sie blieb stehen und schaute in den Garten. Dort sah sie, wie Jens mit seiner Katze spielte. Richtig viel Spaß hatte Jens dabei. Ihm war gar nicht langweilig.


    Das machte Svenja nun traurig. So gerne hätte sie jetzt auch mit Jens und der Katze gespielt. Wie dumm es doch war, dass sie nicht mehr mit Jens befreundet sein wollte. Svenja musste weinen, so traurig war sie. Das hörte Jens. Deshalb ging zu Svenja und fragte sie, warum sie denn weine. Da Svenja ihm gesagt, dass sie so gerne mitspielen würde und dass sie auch so gerne eine Katze zum Schmusen haben würde. Das tat Jens jetzt aber leid, dass Svenja keine Katze haben durfte und dass sie weinte. Deshalb sagte er zu Svenja, dass sie immer mit seiner Katze schmusen darf, wenn sie nur wieder Freunde sein könnten. Wie nett Jens doch ist, dachte sich Svenja und deshalb sagte sie ihm auch, dass sie gerne wieder seine Freundin sein würde. Da lachte Jens und gab Svenja die Hand. Von nun an waren sie wieder Freunde. Sie gingen zusammen in den Garten und spielten mit dem Rocky. Und immer dann, wenn Svenja mit der Katze schmusen oder spielen wollte, brauchte sie nur ihren allerbesten Freund Jens zu besuchen.


    Svenja wusste jetzt auch, dass es dumm gewesen war, ihrem Freund Jens die Katze nicht zu gönnen. Und das es auch dumm gewesen war, ihm die Freundschaft zu kündigen. Denn wenn Jens nie mehr ihr Freund gewesen wäre und er keine Katze gehabt hätte, dann hätte Svenja nie mit einer Katze schmusen und spielen können.


    Und auch, wenn die beiden heute schon groß sind, so sind sie doch immer noch Freunde und sie haben sich nie wieder gestritten


    ja diese freundschaften:herz-rot: schön, gäbe sie oft:gruebel:

  • Was für ein Tag
    von Sven forever


    Es war wieder so ein Tag den man am liebsten aus seinem Kalender streichen
    würde. Bereits als mich gestern Morgen der Wecker aus dem Schlaf riss,
    knallte ich mit meinem Kopf an den Schrank über meinem Bett, worin besagter
    Wecker ununterbrochen dröhnte. Eigentlich wollte ich noch gar nicht
    aufstehen. Ich drehte mich um und schlief weiter. Als ich gerade anfing zu
    träumen, hörte ich entfernt ein Handy klingeln. Es hatte den selben
    Klingelton wie meines. Sollte sein, denn es war mein Handy. Ich versuchte es
    zu orten, irgendwie wollte das nicht funktionieren. Als ich es nach einer
    halben Minute fand, war es still. Auf dem Display las ich erschrocken die
    Uhrzeit. Vor genau einer Stunde begann ein wichtiges Meeting. Der Name,
    welcher darunter aufblinkte, war der meines Chefs. Der erste Gedanke: "Der
    Tag fängt ja gut an!" Hektisch warf ich mir meine Klamotten über und raste
    am Bad vorbei in Richtung Haustür. Ein kurzer Blick in den Flurspiegel
    verriet mir, das mit diesem Aussehen der Tag auch nicht wesentlich besser
    werden würde. Ich legte einen regelrechten Sprint hin zur Tiefgarage, wo
    mein schwarz metallic A6 oder sollte ich besser sagen grau melierter Audi
    parkte. Mit der Fernbedienung wollte ich den Wagen öffnen, aber ich hielt
    nicht die Fernbedienung für den Wagen in der Hand. In der Eile hatte ich mir
    den falschen Schlüsselbund geschnappt. Ich musste noch mal zurück in die
    Wohnung. Das kostete mich weitere vier Minuten ehe ich endlich auf der
    Straße fuhr bzw. an der roten Ampel stand. Endlich grün, endlich! Ich musste
    mich beeilen, so achtete ich nicht auf Dinge rechts von der Straße. Ich sah
    nur geradeaus und wollte fahren, als ich plötzlich von einem kurz
    aufblitzenden grellen Licht geblendet wurde. Das nächste Blitzen was ich
    vernahm, war das Blenden des Uhrenglases am Arm meines Chefs, als ich in der
    Firma ankam und er mir dieses vor die Nase hielt. Mein Chef war eher ein
    friedliebender Mensch, nur gestern nicht. Gestern ganz und gar nicht. Ich
    versuchte mich vorbeizumogeln und öffnete die Tür zum Raum, wo das Meeting
    stattfinden sollte, bzw. stattgefunden hat. So ging ich zu meinem Büro, an
    dessen Tür ein großes Schild hing: "Zu spät!" Ich war eingekesselt. Vor mir
    das Schild, hinter mir platzierte sich mein Chef, der mir den Zettel noch
    einmal vorlas. Als ob ich nicht lesen könnte und als ob ich nicht wüsste,
    das ich mich verspätet hatte. Zum Glück ging die Tür auf und ich konnte
    allein hineingehen. Auf meinem Schreibtisch lag wieder ein Zettel "Zu spät".
    Ich wollte gerade anfangen, mich darüber aufzuregen, da las ich weiter. "Zu
    spät ist es nie für einen Neuanfang. Planen Sie mit uns - JobKonzept." Ich
    wurde den ganzen Tag das Gefühl nicht los, das auch diese Werbebroschüre ein
    "Wink mit dem Zaunpfahl" war. Nur, ich suche mir keinen neuen Job. Nicht
    wegen dem morgen. Dann ging es langsam auf fünf zu und ich konnte von fern
    bereits die Feierabendglocken läuten hören. Diese Glocken haben einen
    wunderbaren Klang. Eigentlich mag ich keine Glockenspiele, mit Ausnahme
    dieser "Kurz vor fünf -Glocken". Sollte ich mich verhört haben? Denn in
    meinem E-Mail Programm waren plötzlich innerhalb weniger Sekunden 13 neue
    Nachrichten eingegangen. Und als ich sie kurz überflog, schien eine
    wichtiger als die andere zu sein. So war es dann auch und ich verlies um
    kurz vor 21:30 die Firma. Kein Mensch war mehr hier, auch bei allen
    umliegenden Bürogebäuden leuchteten keinerlei Lichter mehr. Alles war
    dunkel, das einzige Licht warfen die wenigen Straßenlaternen auf den Boden.
    Ich trottete zu meinem Audi, mein Magen knurrte, mein Schädel brummte
    irgendwie noch von dem heftigen Stoß am Morgen, meine Wut kochte. Über
    meinen Chef, über meine wichtigen E-Mails und über mich selbst. Ich knallte
    die Wagentür zu, drehte ärgerlich den Zündschlüssel um verwechselte den
    Rückwärts- mit dem Vorwärtsgang. Das Ergebnis waren kaputte Scheinwerfer,
    eine eingedrückte Stoßstange und zwei schräge Betonpfeiler. Die Frage
    "Warum?" sparte ich mir, denn die hatte ich mir gestern schon so oft
    gestellt. Ich legte den richtigen Gang ein und fuhr mein Stammlokal an. An
    der Tür hing ein kleines hässliches Schildchen mit den lieben Worten "Zu
    spät - für heute haben wir bereits geschlossen." Ich hätte dieses Schild mit
    meiner Faust durchschlagen können, aber da meine Hausratversicherung keine
    fremden von mir zerbrochenen Türen bezahlen würde, verzichtete ich auf
    Gewalt. So fuhr ich nach Hause und plünderte den Kühlschrank. Zwei Scheiben
    Graubrot und etwas Schmierkäse. Wow, was für ein Essen. Das erste und
    Einzige am heutigen Tag. Ich schaltete den Fernseher ein, um mich noch etwas
    abzulenken. Ich zappte die dreißig Programme rauf und runter - nur Müll. Ich
    griff zur Fernbedienung und als ich sie wieder weglegen wollte, hatte ich
    noch ein halbes Brot mit Schmierkäse und ein halbes mit Fernbedienung auf
    dem Teller. Ich ging ins Bad, lies mir eine Fuhre kaltes Wasser über den
    Körper laufen, zog mein Schlafzeug über und auf dem Weg ins Bett rutschte
    ich auf der Fernsehzeitung aus, die irgendwie von der Kommode
    heruntergefallen sein musste. Jetzt lag ich da. Quer auf dem Boden und
    wusste nun nicht mehr, ob ich schreien oder heulen sollte. Heulen schien mir
    angebrachter, schließlich war ich ziemlich unglücklich gefallen und schlug
    mit meinem Kopf gegen die Kommode. So lief ich deprimiert zurück in die
    Küche und suchte nach Kopfschmerztabletten. Ein Wunder - es war noch eine
    komplette Packung in der Schublade. Ich nahm direkt drei, danach setzte ich
    mich auf die Couch anstatt ins Bett zu gehen. Also verbrachte ich einen Teil
    der Nacht dort bis ich plötzlich aufwachte. Drei Tabletten auf fast leeren
    Magen waren zwei zu viel. Mir war so übel, das ich es kaum zum Klo schaffte.
    So verbrachte ich einen weiteren Teil der Nacht direkt vor der Schüssel und
    den Rest dann auf dem Küchentisch nachdem ich mir eine Tablette gegen Grippe
    gegessen hatte. Ich war so was von alle und genau mit dem Gefühl startete
    der heutige Tag. Zum Glück war noch Zeit für Kaffee. Zwei Becher starken
    Kaffee und ich würde es aushalten. Heute Morgen nahm ich mir auch den
    richtigen Schlüsselbund mit, leider war der Wagen nicht mehr ganz derselbe.
    Die Ampel schaltete direkt auf grün, als ich mich ihr näherte, dabei musste
    ich mich gar nicht so beeilen. Heute würde ich mindestens zwanzig Minuten zu
    früh sein. Ich hielt mich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen, ich fuhr mit
    einem großen Abstand zu den Betonpfeilern in die Parklücke auf dem
    Firmengelände. Mein Chef war heute nicht da und als ich Outlook Express
    öffnete, erschien links unten im Feld der kleine Satz "Keine neuen
    Nachrichten". Ich hörte von einer auf die andere Sekunde so ein komisches
    fiepen. Es wurde immer lauter und höher, dann sah ich an meiner Wand
    plötzlich kleine Sterne aufleuchten, dann wurde es ganz hell und dann war
    ich weg.


    "Hallo!" "Hallo!" rief mir immer wieder jemand zu. Immer wieder und wieder.
    Ich wollte es nicht mehr hören. Ich suchte nach dem Knopf um die Stimme
    auszuschalten. Aber den Knopf gab es nicht. Dann hörte ich eine tiefe Stimme
    meinen Namen rufen. Ich öffnete meine Augen und sah den Mann im weißen
    Kittel sich über mich beugen. Sie haben uns aber eine schöne
    Schauergeschichte erzählt. Ich begriff erst nicht, was er damit meinte. Gut,
    das er mir es noch mal schilderte. "Sie haben geschlafen und im Schlaf
    phantasiert. Sie haben im Schlaf geredet wie ein Wasserfall. Können Sie sich
    gar nicht mehr erinnern? Das verpasste Meeting etc." "Was für ein Meeting?"
    wollte ich fragen, da viel es mir wieder ein. Ich hatte ein wichtiges
    Meeting und das letzte was ich sah, war ein Scheinwerfer, welcher von der
    Zimmerdecke direkt auf mich zu viel. "Was für ein Tag."

  • Und Männer brauchen doch länger....
    von Bap



    ER und SIE haben eine Einladung für Samstagabend 19.30 Uhr. ER und SIE bereiten sich darauf vor. SIE erledigt zeitaufwenige Arbeiten wie Maniküre und Pediküre am Abend vorher vor dem Fernseher. Da macht es SIE auch nicht nervös,wenn beim Drücken der Fernbedienung der noch nicht ganz trockene Nagellack in Mitteleidenschaft gezogen wird. Zeit genug für einen Neuauftrag. Die Kleiderfrage war für SIE schon beim Aussprechen der Einladung geklärt. Runder Geburtstag in feierlichem Ambiente. Also kommt nur der festliche schwarze Seidenanzug in Frage, entweder mit dem goldfarbenen Lurextop oder der weißen Rüschenbluse, aber das entscheidet SIE spontan. Am Nachmittag der Abendeinladung genießt SIE in aller Ruhe ein Schaumbad mit selbstangerührter Quark-Ei Maske für einen frischen Teint und einer Apfelessigspülung für glänzende Haare. Mit aufgedrehten Lockenwicklern findet SIE noch ausreichende Zeit die liegengebliebenen Kontoauszüge einzusortieren und das liebevoll ausgesuchte Geschenk für den Gastgeber künstlerisch zu verpacken. Make-up und Schminken reicht eine halbe Stunde vor Abfahrt, denn darin hat SIE jahrelange Übung. Fertig, lange vor der Zeit ist SIE soweit.
    ER legt sich um 18.00 Uhr erst mal gemütlich zur Sportschau aufs Sofa. Muß sein. Immerhin rasiert er sich dabei, sehr zum Leidwesen der drumherumsitzenden restlichen Familie, die sich fragen, was ER denn da solange abrasiert, denn sein Bartwuchs ist eher spärlich.Das nervtötende Gebrumme des Elektrorasierers scheint auf ihn beruhigend wirkt, denn ER nickt dabei ein. Endlich erwacht, erhebt ER sich im Zeitlupentempo und beschließt nach einem Blick in den Spiegel seine Haare nicht mehr zu waschen. Etwas Gel tut`s auch. Duschen steht nicht zur Diskussion, schließlich hat er ja erst gestern nach dem Fussballtraining selbiges getan. Dann folgt ein unverkennbarer Dialog: "Schatz, weißt Du wo mein blauer Anzug ist?" - "Na, wo er immer hängt, im Schrank". - "Ist er nicht! Kannst du mal kommen ?" - "Ist er doch, hier, du hättest nur mal unter deiner Sportjacke nachschauen müssen, die du gestern nach dem Traininig drübergehängt hast." - "Schatz, welches Hemd passt denn dazu ?" - "Wie immer das Hellblaue."- "Schatz, kannst du mir das mal schnell aufbügeln, das ist so zerknittert." SIE schon im fertigen Qutfit stellt natürlich noch das Bügelbrett auf und legt los. Doch kaum fertig ertönt ein Entsetzensschrei: "Schatz, in der blauen Krawatte ist ein Fettfleck, weißt du wie der dorthin kommt. - "Nein, aber vielleicht du, schließlich trägst du sie ja." - "Also ich weiß wirklich nicht... ach doch , das hab ich ganz vergessen, dass mir beim letzten Geschäftsessen Salatsosse draufgetrofft ist. Und was mach ich jetzt ?" - "Du hast ja Gott sei Dank noch ein paar Hemden und Krawatten, dann zieh eben das Weiße mit der blau-rot gestreiften Krawatte an." - "Kannst Du das auch mal eben schnell aufbügeln, jetzt wo du das Bügelbrett schon stehen hast." Zu diesem Zeitpunkt hätten ER und SIE bereits eine Viertelstunde vor Ort sein sollen. "Wo ist eigentlich die zweite Socke. Ich weiß nicht, wie du es immer fertig bringst, dass nur einzelne Socken da sind. Endlich steht ER in Anzug, Hemd, Krawatte, Socken und Schuhen, die zwar einer Politur bedürften, aber unterm Tisch siehts eh keiner, da. Schon im Gehen ruht ER, "Haben wir eigentlich ein Geschenk ?" - "Wir haben", bzw. SIE hat. Endlich im Auto erfolgt ihre rhetorische Frage:"Hast du alles, Handy, Geldbeutel, dein Asthmaspray?"- "Mist, aber ist ja auch kein Wunder wenn man so gehetzt wird." Also noch mal rein uns Haus und SIE lauert schon auf das vertraute:"Schatz, weißt du wo...." Aber, der Schrei bleibt aus und ER auch. Nochmal raus aus dem Auto , rein ins Haus und da steht ER selbstvergessen vor dem Fernseher und will nur noch diesen Eckball sehen. Dass SIE plötzlich rumschreit von wegen immer das Gleiche mit dir, mir langt`s, in Zukunft gehen wir nirgendwo hin, kann er überhaupt nicht verstehen.
    Mit fast 40minütiger Verspätung werden ER und SIE dann vom Gastgeber empfangen, der süffisant lächelnd feststellt: "Ach ja, so sind halt die Frauen, bis die immer fertig sind."

  • Hallo trude......danke für diese schönen Geschichten :klatsch: :klatsch:sind sehr schön zu lesen........Danke dir dafür :knuddel:

    Sprich nie ein hartes Wort, womit Du jemanden kränkst. Du triffst vielleicht sein Herz, viel tiefer als Du denkst .

  • Fritzchen kriegt als Hausaufgabe einen Aufsatz doch als Fritzchen ihn zu hause schreiben wollte fiel ihm nichts ein da fragte er seine Mutter:Mami was soll ich in meinen Aufsatz schreiben?Mutter:Keine Zeit ich muss kochen.Das schrieb Fritzchen auf.Danach geht er zum Vater und fragt wieder:Papi was soll ich in meinen Aufsatz schreiben?Vater:Keine Zeit ich muss Zeitung lesen.Schreibt Fritzchen wieder auf.Geht er weiter zum Bruder der hört grad ein Lied zu dem er sang:Oh Baby tu es doch, oh Baby tu es doch!SChreibt sich Fritzchen wieder auf.Geht er zur Schwester die auch sang nämlich für die Playback-Show übte:Ein Schwein aus Marzipan das heißt Direcktorchen!Das schrieb er auch auf.Am nächsten Tag in der Schule:Fritzchen jetzt ließ mal deinen Aufsatz vor.Fritzchen:Keine Zeit ich muss Kochen.Lehrerin: Fritzchen!Fritzchen ließt weiter vor:Keine Zeit ich muss Zeitung lesen.Lehrerin:Ich hohl gleich den Direcktor.Fritzchen ließt weiter:Oh Baby tu es doch, oh Baby tu es doch.Etwas später die Lehrerin:Rate mal wer hinter dir Steht.Fritzchen:Ein Schwein aus Marzipan das heißt Direcktorchen!!!

  • Was ist der Teddy? Ein Kuscheltier? Ein Spielzeug? Oder ein Sammelobjekt? Wahrscheinlich ist er mehr als das - und dies ist sicherlich auch eines seiner Erfolgsgründe. Die Population des Teddy, das wahrscheinlich beliebteste Stofftier, erstreckt sich fast über die ganze Welt. Manche Fans bezeichnen ihn sogar als das immer noch beliebteste Spielzeug der Welt.


    Die Geburtsgeschichte des Teddy-Bären begann vor knapp 100 Jahren, im Jahre 1902. In diesem Jahr schuf Richard Steiff den allerersten Teddybären. Ein Jahr später wurde dieser Bär auf der Leipziger Oster-Messe vorgestellt, stoß allerdings auf wenig Interesse beim Publikum. Beinahe wäre die Geschichte des Teddybären schon jetzt beendet gewesen. Doch am letzten Tag der Messe konnte Richard Steiff den ersten großen Auftrag verbuchen, die nach Amerika verkauft wurden. Durch einen glücklichen Zufall machte der damals amtierende Präsident Roosevelt durch seine Tocher Bekanntschaft mit den kleinen bärigen Freunden und freundete sich mit ihnen an. Der Durchbruch war geschafft, der Siegeszug der kleinen Tiere nahm seinen Lauf...


    Seinen Namen hat der Teddy übrigends vom oben genannten Präsidenten, der dem Teddy zu seinem Siegeszug durch die Welt verholfen hat, Theodore Roosevelt, sein Spitzname war damals Ted...

  • Mit der Maus gegen die Einsamkeit




    Anna entdeckt das Internet




    In einer kleinen Stadt lebte eine ältere Frau ganz alleine auf sich gestellt, weil sie ihre Wohnung nicht mehr verlassen konnte. Ich werde sie einfach „Anna“ nennen. Seit sie nicht mehr arbeiten ging, war es sehr einsam um sie geworden. Arm war sie wohl nicht gerade, wenn ihre Rente auch nicht sehr groß war - aber einsam.



    Immerzu schlafen kann man ja auch nicht, und Radio und Fernsehen sind mit der Zeit auch nicht mehr interessant. Wie gerne hätte sie jemanden gehabt, mit dem sie sich hätte unterhalten können. Das Telefon, ja, aber wer hatte denn schon Zeit, ihr immer zuzuhören? Niemand, denn sie merkte schon am Tonfall und der Kürze des Gesprächspartners, dass er kein Interesse daran hatte, ihr zuzuhören. So wurde sie immer einsamer. Ihre Kinder lebten über dem großen Teich, in diesem fernen großen Land, das man Amerika nennt. Dort anzurufen, konnte sie sich schon gar nicht leisten und die Briefe brauchten immer so entsetzlich lange, bis sie abgeschickt und die Antwort wieder bei ihr angekommen war.


    Eines Tages klingelte es an ihrer Wohnungstüre. Draußen standen zwei Männer, die große Kartons neben sich stehen hatten. Sie kamen von einem Geschäft, ganz in ihrer Nähe. Sie wollte schon die Türe schließen, mit der Bemerkung, dass sie nichts bestellt hätte, als der eine der Männer sagte: „Wir kommen von Ihrem großen Sohn.“ Auf ihre fragenden Augen hin, entgegnete er, die Kartons seien ein Geschenk der Kinder. Also ließ sie die Männer in ihre Wohnung. Diese machten sich zuerst ans Auspacken und sahen sich dann um. „Dort in der Ecke, der große Tisch, der wäre doch nicht schlecht“, meinte der eine. Der andere nickte.



    Nun begannen sie emsig, dieses „Etwas“ aufzubauen. Anna konnte sich darunter überhaupt nichts vorstellen, wollte die Arbeiter aber nicht mit Fragen löchern. Das eine Teil sah aus wie ein kleiner Fernseher. Dann war noch so eine „Kiste“ dabei und etwas Flaches mit lauter Tasten. Sie fragte die Männer, ob sie gerne einen Kaffee trinken würden. Auf deren bejahende Antwort hin, begab sie sich in die Küche. Als sie mit dem Kaffe und einigen selbstgebackenen Weihnachtsplätzchen zurückkam, hatten die Gegenstände auf dem Tisch schon Formen angenommen. Sie erkannte, dass es sich um einen PC handeln musste. In verschiedenen Werbebroschüren und im Fernsehen hatte sie Computer schon gesehen. Aber, um Gottes willen, was sollte sie denn damit anfangen?


    Jetzt fragten die Arbeiter auch noch nach ihrer Telefonsteckdose. Sie bekam ganz runde Augen und konnte sich den Sinn der Frage absolut nicht erklären. Aber vorerst setzten sich die Männer mit ihr hin, und sie tranken gemeinsam Kaffee. Ihre Plätzchen seien sehr gut, meinten die beiden. Es entwickelte sich auch eine Unterhaltung, die Anna sichtlich genoss, einsam, wie sie sonst war. Auf ihre unzähligen Fragen erklärten ihr die Männer, dass sie beauftragt seien, den PC aufzustellen und ans Internet anzuschließen. Das Finanzielle sei mit dem Chef bereits geregelt worden. Auch sei jemand beauftragt, sie anfangs täglich und später bei Bedarf zu besuchen, um ihr alles zu zeigen. Außerdem dürfe sie bei Fragen jederzeit anrufen. Ganz glücklich war unsere Anna. Allein der Besuch eines Menschen war für sie ja ein Erlebnis der besonderen Art.



    Als die Männer dann fertig waren, vereinbarten sie gleich für den nächsten Tag einen Termin, an dem der PC-Spezialist bei Anna vorbeikommen könne. Am nächsten Morgen war sie ganz aufgeregt und schon sehr zeitig wach. Kaum erwarten konnte sie es, bis es 10 Uhr war und der Techniker kommen sollte. Schon vorher hatte sie Kaffee und auch Tee bereitgestellt und ein paar Plätzchen dazu gelegt. Dann klingelte es und sie beeilte sich, die Türe zu öffnen. Gemeinsam setzten sie sich vor den PC und der Mann zeigte ihr ganz langsam alles und erklärte es ihr. Dann war sie an der Reihe. Bevor der Techniker ging, richtete er Anna noch im Outlook die Post ein und sie legten eine Email-Adresse für Anna an.


    Er schickte eine Probemail an den Sohn weg und speicherte noch die Email-Adressen der Kinder im Adressbuch ab. Dann startete er das Programm, und siehe da, mit einem Klingeln kam die erste Email im Postfach an. Ein „Brief“ des Sohnes. Als Anna ihn dann las, liefen ihr vor Freude die Tränen über die Wangen. Es war eine lange Nachricht, in der ihr mitgeteilt wurde, wie es den Kindern und Enkeln so ginge. Der Techniker, der mittlerweile seine Sachen zusammen gepackt hatte, half Anna noch, eine kurze Nachricht zu verfassen und sie auch abzusenden, worauf kurz darauf auch schon die Antwort eintraf. Anna war überwältigt.


    Nun dauerte es keine zwei Wochen mehr bis sie die heiß ersehnten Neuigkeiten der Kinder lesen konnte. Sehr geduldig kam der Techniker noch oft bei Anna vorbei. Sie war so erfüllt vom Lernen, und es klappte auch vorzüglich damit. Dann zeigte ihr der Mann auch noch die Handhabung des Internets. Das war für sie wie ein großes Fenster in die weite Welt. Was gab es da alles zu entdecken, zu erfahren und zu sehen. Viele Wochen waren inzwischen vergangen, und sie war mit „ihrem“ PC schon so vertraut, als ob es sich um einen Freund handeln würde. Jeden Tag sendete und empfing sie Emails von Ihren Kindern. Eines Tages bekam sie wieder eine Mail von ihrem Provider, dort wurde ihr ein Link vorgeschlagen. Der Beschreibung nach musste es etwas für ihr Alter sein.


    :sonne:

  • Die technisch begabte Katze




    Normale Katzen spielen mit Mäusen, Bällchen oder Papierknäueln – unser Kater Blacky dagegen bevorzugt technische Geräte. Wir hatten ja schon Katzen, die Lichtschalter und Toilettenspülungen betätigten, aber Blacky schlägt sie alle. Vorzugsweise nachts, schleicht er sich ins Büro und bedient das Telefon.
    Als Blacky noch klein war, hat er sich damit begnügt, den Hörer zur Seite zu schubsen oder vollständig von der Gabel zu schmeißen. Wir waren dann ganze Tage lang telefonisch nicht erreichbar, ohne es zu bemerken. Das war noch in der prä-Handy-Ära. Eingeweihte griffen dann zum Fax und schickten uns über unsere Zweitleitung die Nachricht „Legt mal euren *x@°&%!!!* Telefonhörer auf!“ Dieser Sache sind wir jedoch relativ schnell Herr geworden, indem wir den Hörer mit Hilfe eines Gummibands am Telefon befestigt haben. Das Abheben wurde nun zwar zu einer etwas fummeligen Angelegenheit, aber wir hatten ja noch die Mobileinheit unserer Telefonanlage, an die der Kater nicht herankam. Das Telefonieren war fürs erste gesichert.
    Und dann hat Blacky die Funktion der Tasten entdeckt. Durch Betreten einer bestimmten Tastenkombination – wir wissen bis heute nicht, welche das ist–, löst er ein rhythmisches Tuten aus, das eine geschlagene Minute lang andauert. Sehr nervig, vor allem, wenn man nachts um drei davon geweckt wird! Wie oft hab ich schon mit mir gekämpft: Springe ich jetzt aus dem Bett und mache dem Getute ein Ende, oder ziehe ich mir die Decke über den Kopf und warte, dass es innerhalb von 60 Sekunden von selber wieder vergeht? Spätestens am nächsten Morgen muss ich mich dann aber um das Telefon kümmern. Denn legt man den Hörer nach Blackys tuut-tuut-Aktion nicht wieder neu auf, ist das Telefon so lange belegt, bis man selbst jemanden anruft. Das kann natürlich dauern, wenn wir nicht im Haus sind.
    Die Tuterei ist ja schon ziemlich lästig. Richtig gemein wurde es jedoch, als Blacky kapierte, wie man die Programmwahltasten drückt und damit die Leute anruft, mit denen wir besonders häufig telefonieren. Das macht er leider auch vorzugsweise nachts zwischen zwei und drei Uhr. Manchmal hören wir es zum Glück noch rechtzeitig. Rrrrt – rrrrt – rrrt ... ach du Schreck, der Kater wählt schon wieder!Wenn wir es zu spät oder gar nicht hören, klingelt er durch. Und anderntags kommen dann die Beschwerden: „Du, hör mal, euer blöder Kater hat heut Nacht wieder bei uns angerufen!“ Zum Glück haben wir keine Überseenummern eingespeichert, sonst würde Blackys Hobby auch noch teuer. Oder wir müssten ihm beibringen, eine call-by-call-Nummer vorzuwählen ...
    In meinem Büro im Verlag hat Blacky mich mit dem Telefontrick auch schon mal blamiert. Mein Telefon klingelte, und als ich abhob, war in der Leitung nur Schweigen im Walde. „Ist was?“ fragte mein Kollege, als er meinen verwirrten Blick sah. “Äh, ich glaub‘, mein Kater hat mich gerade angerufen“, sagte ich. Mein Kollege, der Blackys erstaunliche Fähigkeiten nicht kannte, brach in wieherndes Gelächter aus und wollte wissen: „Und, was hat er gesagt?“ – „Miau“, antwortete ich, „was denn sonst?“





    :sonne:

  • Eine kleine Brotgeschichte




    "Ditimus" erinnert sich an die Nachkriegszeit




    Gegen Ende des letzten Weltkrieges, da war ich noch ein Schuljunge. Trotzdem mussten auch wir Kinder uns um die Ernährung der Familie kümmern, noch dazu wo noch viele Väter in Kriegsgefangenschaft waren oder auch in diesem furchtbaren Krieg gefallen waren.



    Jedenfalls sind wir in der Erntezeit auf die Felder der Bauern und nachdem sie ihr Getreide eingefahren hatten durften wir die Ähren die bei der Ernte daneben fielen auflesen. Man nannte es Ähren lesen. Zum Ährenlesen waren wir wochenlang unterwegs, solange die Ernte im Gange war, waren wir immer auf den Feldern und wir brachten allerhand Ähren mit nach Hause. Die wurden abends im Hof auf eine Decke getan, dann mit einem Dreschflegel die Körner aus den Ähren gedroschen, anschließend mussten noch die Körner von der Spreu getrennt werden. Das ging so vor sich: zuerst wurden die größeren Teile der ausgedroschenen Ähren abgelesen, danach wurden die Körner mit den restlichen Spelzen mit einer Schaufel einen Meter hochgehoben und langsam auf ein sauberes Stück der Decke rieseln lassen, der Wind pustete die Spelzen weg und auf die Decke fielen dann die Körner.



    Es war eigentlich immer allerhand, was wir so zusammen bekamen. Meistens ging noch meine Mutter mit, denn meine Schwester war damals noch zu klein, um mithelfen zu können. Sie spielte dann oft am Feldrand, aber wir beide, meine Mutter und ich, sammelten viele Ähren auf. Nachdem wir die Körner in einen Sack gefüllt hatten wurden sie in einer Kaffeemühle gemahlen, aus dem relativ groben und ungereinigten Mehl wurde Grütze gekocht. Die schmeckte zwar nicht so besonders, aber alles was einigermaßen satt machte wurde gegessen. Wir hatten in der Nähe unseres Dorfes eine Windmühle mit Bäckerei, da brachten wir die restlichen Körner, die wir so in der Woche gesammelt hatten hin. Es war oft ein Zentner und mehr! Vom Müller bekamen wir ein kleines Buch, in das der Müller einschrieb, was wir gebracht haben. Und wenn wir Brot holten, wurde es vom Brotkonto abgeschrieben, da konnten wir dann auf unsere Lebensmittel-Brotmarken etwas anderes kaufen.



    Es war ja die Zeit, da gab es fast alles auf Lebensmittelmarken, und die reichten im Normalfall kaum aus um ohne zu Hungern über den Monat zu kommen. Da ging es uns noch verhältnismäßig gut, mein Vater war nicht im Krieg, er arbeitete als Autoschlossermeister in der Stadt, er reparierte dann nach Feierabend auch bei Bedarf die Autos, die im Dorf und der Umgebung vorhanden waren. Zumeist hatten ja nur der Fleischer und der Bäcker Autos, und da bekam er seinen Lohn in Naturalien ausgezahlt, das war natürlich ein wesentlicher Vorteil. Aber auch wir mussten auf vieles verzichten und hatten auch manchmal noch Hunger. Es war jedenfalls eine schlimme Zeit, es ging ja nicht allen Leuten so gut wie uns, und es herrschte mitunter sehr viel Hunger unter unseren Mitbürgern.


    Eine Brot Episode möchte ich da noch erzählen, es war die Zeit als die Russen bei uns Besatzungsmacht waren. Die Soldaten waren sehr kinderlieb und wir waren oft bei ihnen, um mit ihnen auf den Pferdewagen mit zu fahren. Eines Tages fuhren wie zu deren Magazin mit. Dort holten wir einen ganzen Wagen voll Brot für die Einheit, die in unserm Nachbardorf stationiert war. Beim Abladen der Fuhre haben wir, mein Freund und ich, uns einige Brote beiseite geschafft, es waren für jeden vier Brote, mehr bekamen wir mit dem besten Willen nicht auf unsere zehnjährigen Arme.



    Als ich mit meinen Broten dann nach Hause kam fragte meine Mutter: „Wo habt ihr die denn wieder geklaut?“ Und als wir es erzählten, bekamen wir nur eine Ermahnung, dass wir das ja nicht wieder tun sollten, denn wenn wir erwischt worden wären hätten wir bestimmt eine gehörige Tracht Prügel bekommen.


    Wie mit dem Brot ging es mit allem, was so im täglichen Leben gebraucht wurde. Im Herbst in der Zuckerrübenzeit wurden dann Zuckerrüben gestoppelt, diese wurden geschnitzelt und dann Rübensirup gekocht, der wurde wiederum aufs Brot geschmiert. Es wurden noch Möhren gekocht und dann mit dem Sirup gemischt, daraus wurde dann Rübenmuss. Alles was auf den Feldern der Bauern wuchs wurde gestoppelt oder nachgelesen und manchmal auch geklaut. Nur dabei durfte man sich nicht erwischen lassen. Auch zum Betteln oder Tauschen sind die Leute damals zu den Großbauern gegangen, es wurde eben viel getan um die Familie satt zu bekommen. Ich denke manches Mal an diese Zeit zurück. Vor allem wenn ich sehe wie verschwenderisch die Menschen heute mit Lebensmitteln und da vor allem mit Brot umgehen, wo doch auf dieser Welt noch Hunger herrscht und wo noch Kinder an Hunger sterben.

  • Ein modernes Märchen




    Mit Speck fängt man Mäuse ist ein altbekanntes Sprichwort, das auch in unserer Zeit seine Gültigkeit noch nicht verloren hat. Jeder Mensch träumt in seinem Leben von dem großen Glück. Einen Gewinn, egal in welcher Form, zieht viele in seinen Bann.
    So geht es auch einem Ehepaar, das in Mainz am Rhein lebt. Sie wohnen am Rande der Stadt in einem schönen gepflegten Einfamilienhaus mit Garten glücklich und zufrieden.
    Eines Tages brachte die Briefträgerin ihnen einen Brief ins Haus. Mit großer Verwunderung stellten sie fest, dass der Brief in Salzburg abgestempelt und aufgegeben war. Voller Erwartung wurde er nun geöffnet und siehe da, die Freude war riesengroß. Dem Herrn des Hauses wurde darin mitgeteilt, dass er irgendwann einmal zu Gast eines Reiseunternehmens war. Regelmäßig würden diese Gäste an einer Sonderverlosung teilnehmen und "Oh Wunder" er hatte gewonnen.
    Der Gewinn war eine Tagesbusreise für zwei Personen zum großen Live-Konzert der Heimatmelodie mit bekannten Künstlern aus der Hitparade der deutschen Volksmusik. Der Gewinner wird in die große Heideland-Halle nach Ostwestfahlen, mit großen Bussen eines bekannten Reiseunternehmens gefahren. Aus organisatorischen Gründen können nur die im Brief angegeben Haltestellen angefahren werden.



    Die Fahrt war für den 2.Dezember, um 7,10 Uhr ab dem Bürgerhaus angesetzt. Da das Ehepaar in seinem bisherigen Leben mit einem Gewinn irgendwelcher Art nicht verwöhnt worden war, wollten sie es sich nicht entgehen lassen. Leider hatte der Hausherr zu dem angesetzten Datum einen wichtigen Termin, den er unbedingt wahrnehmen musste und nicht verschieben konnte. Die Enttäuschung bei seiner Frau war groß, denn alleine wollte sie nun auch nicht fahren.
    Da fiel ihr eine liebe Bekannte ein und diese sagte auch am Telefon spontan zu. Am nächsten Tag wurde die Anmeldung mit der Zusage an die besagte Firma abgeschickt.
    Voller Erwartung trafen wir uns am 2.Dezember morgens am Bürgerhaus. Wir waren sehr erstaunt, dass da schon ungefähr 20 Leute standen. Wir fragten uns, ob die auch alle gewonnen hatten und auf den Bus warteten? Da es eine Stadtbushaltestelle war, warteten wir gelassen ab, was da auf uns zukommen wird. Pünktlich trafen zwei Busse ein. Der Erste war schon gut besetzt. Die Hälfte der Wartenden, wir auch, stiegen nun ein und der Fahrer fuhr auch gleich los. Der andere Bus ließ den Rest der Leute ebenfalls einsteigen und wie wir aus den Zurufen der Fahrer entnehmen konnten: "Mach's gut bis später", fuhr auch dieser Bus los, allerdings in eine andere Richtung als wir. Wir beide guckten uns an und wunderten uns.
    Der Fahrer fuhr sehr gezielt auf die Autobahn Richtung Norden. Auf unsere Frage: "Wohin fahren wir denn", antwortete er nur: "Das ist ja die Überraschung, sie verstehen?" Meine Bekannte mit Namen Helga, hatte schon öfters Kaffeefahrten mitgemacht und so fand sie das Ganze eigentlich ganz lustig. Sie sagte mir: "Das ist bestimmt eine Werbefahrt. Meistens fahren sie uns so 2 Stunden zu einer Fabrik oder ähnliches, dann kurze Werbung der Artikel mit einer Unterbrechung für die Fahrgäste und den Rest zur freien Verfügung. Da machen wir uns eben einen schönen Tag." Aber es sollte anders kommen.
    Seit drei Stunden fuhren wir nun schon Richtung Norden. Die Fahrt dauerte und dauerte. Manche Fahrgäste fingen an zu murren und wurden ungeduldig. Plötzlich fuhr der Fahrer einen Rastplatz an. Jedoch waren wir alle enttäuscht, denn es war nur ein WC-Rastplatz. Außer der Toilette war weit und breit nichts zu sehen. Der Fahrer war jedoch auf diese Situation gut vorbereitet, machte eine Klappe seitlich am Bus auf und verkaufte Bier, Coca Cola und Mineralwasser. (0,33 l alles zum Einheitspreis von DM 2.-) Nach dieser kurzen Pause mussten wir wieder einsteigen und die Fahrt ging weiter. Kurz vor Dortmund, zwischen Bielefeld und Paderborn, fuhren wir plötzlich von der Autobahn runter. Ungefähr nach weiteren 5 km bog er in ein Fabrikgelände, mit einem großen Parkplatz ein und parkte den Bus. Wir hatten nach fünf Stunden Fahrzeit unser Ziel erreicht. Etwas Stocksteif kletterten wir endlich aus dem Bus.
    Wir waren bei einer Firma angekommen, die Bettzeug, Decken und noch mehr Artikel aus reiner Schurwolle herstellte. Auf dem Parkplatz standen schon viele Busse. Auch der zweite Bus von morgens kam vollbesetzt angefahren. Beim näheren Betrachten unserer Umgebung, entdeckten wir auch die "große Heideland-Halle". Das nächste Dorf war von dem Gelände aus nicht zu sehen.



    Als wir die Halle betraten, stellten wir fest, dass die Betreiber derselben bestens auf uns vorbereitet waren. Das war klassische BAUERNFÄNGEREI.
    Die Tische waren gedeckt und jede Gruppe bekam eine Hostesse zugewiesen; unsere hieß Maggi. Sie erklärte uns nun alles. Wir hatten Hunger und Durst und konnten Bons für Essen oder Getränke erwerben. Die Preise dafür waren human. Man war auf den Ansturm der Hungrigen bestens vorbereitet. Die Halle füllte sich ständig und später zählten wir zehn große Omnibusse auf dem Fabrikgelände. Wir sollten uns noch mehr wundern!
    Nach einer Stunde Pause, die wir zur freien Verfügung hatten, führte uns Maggi in eine andere Räumlichkeit. Dort wurden nun die Artikel angepriesen und vorgeführt. Drei ein halb Stunden dauerte das Ganze schon. Man konnte kaum noch sitzen. Ein Glas Sekt wurde jedem Teilnehmer auch in der Zwischenzeit eingeschenkt. Wenn Jemand den Raum verlassen wollte, wurde er höflich aber bestimmt von der an der Tür postierter Person aufgefordert, nicht zu stören.
    Als wieder Kaufwillige nach vorne strömten, nutzte ich die Gelegenheit nach draußen zu gehen. Es war purer Zufall, dass ich in einer Nische einen Münzfernsprechen entdeckte. Meinen Mann rief ich sofort an und berichtete ihm, wo wir gelandet waren und was hier ablief. Die Abfahrt sei für 19,30 Uhr angesetzt. Da konnte er sich vorstellen, dass es spät werden würde, bis wir wieder zu Hause wären. Er rief Helgas Mann an und sagte ihm Bescheid. Helga sagte zu mir: "Irmgard unsere Hostess macht nicht genügend Umsatz und deshalb dauert das solange." Die Verkäufer würden ganz schön von den Firmen unter Druck gesetzt. Für jeden Bus war ein bestimmter Raum vorgesehen; es standen viele Räume zur Verfügung. Nach dreieinhalb Stunden wurde plötzlich die Kaufaktion abgebrochen und als beendet erklärt. Wir gingen wieder in die Heideland-Halle. Dort sollten nun die internationalen Stars auftreten.
    Da es aber schon 18 Uhr geworden war, blieb da nicht mehr viel Zeit. Die Stars der Volksmusik spielten gerade mal insgesamt 30 Minuten. Ein Herr der Reisegesellschaft bot zwischendurch nun die Vorzüge der Firma an. Reisen, die erst in vier oder 5 Monaten stattfinden sollten, mussten aber jetzt schon gebucht werden und sollten per Abbuchungsermächtigung bezahlt werden.
    Was für eine Betrug, der sich da vor unseren Augen abspielte. Man sollte nicht glauben, als dieser Herr die Buchungen freigab, stürmten ein Drittel der Leute aus der Halle, auf die Mitarbeiter zu. Es war ein Gedränge, als wenn was verschenkt würde. Wer da alles mit einem unterschriebenen Vertrag zurückkam? Es war nicht zu fassen. Das einzig Gute in dieser Zeit war, man bekam wieder was zu Essen und zu Trinken. Wir schätzten die vielen Menschen auf 400 - 500 an der Zahl.
    Die "Stars" spielten dann noch 10 Minuten zum Tanz auf. Dann war endlich Schluss der Vorstellung. Die Abfahrt fand unter strömendem Regen und sturmartigen Windböen statt. Wir nahmen das Ganze mit Humor. Zwanzig Minuten nach Mitternacht kletterten wir stocksteif aus dem Bus und haben uns geschworen, auf solche Super-Gewinn-Märchen fallen wir in Zukunft nie mehr herein.
    Das Fazit des Tages: "Man lernt im Leben nie aus

  • Der Gerätepark lauscht...




    "Tschüss", sagt mein Mann und schnappt sich seine Sporttasche. „Ich geh dann mal“. Und die Wohnungstür schnappt hinter ihm ins Schloss. O je! Jetzt kann ich nur hoffen, dass seine zickige Espresso-Maschine das nicht gehört hat! Ich hätte nämlich gerne einen Kaffee – und die Maschine geruht nur dann zu funktionieren, wenn er in Hörweite ist. Wie vieles, was der Gatte ins Haus geschleppt hat, kann mich auch dieses Biest nicht leiden und hört ausschließlich auf die Stimme ihres Herrn.



    Dabei bin ich durchaus kein technischer Depp – ich domptiere, warte und repariere lässig und erfolgreich alle Arten von Büromaschinen und wurde in meiner Jugend auch mit größeren Kalibern fertig – mit verschiedensten Druckmaschinen. Aber das Kaffeemonster, das sich mein Mann von seiner Jubiläumsprämie gekauft hat, widersetzt sich mir mit bösartiger Hartnäckigkeit und verweigert mir den Dienst.


    Es ist immer das gleiche Spiel: Ich schleiche mich an, drücke den Einschaltknopf – wobei man ja im Grunde nix falsch machen kann – und erwarte, dass auf dem Display die Meldung aufleuchtet „aufheizen und spülen“. Aber nichts dergleichen tut sich. Erstmal versucht es das Biest mit der Meldung „stand by“. Ha! Ich drücke den Startknopf, genau wie’s mein Mann in solchen Fällen immer macht. Das Ding grinst hämisch und nörgelt: „Wassertank füllen.“ Okay, bitte, füllen wir den Wassertank. Ich baue den Tank hab, trage ihn zum Wasserhahn und fülle ihn bis zur Markierung mit kaltem Leitungswasser. Dann setze ich den Tank wieder ein. Und erneut kommt die Meldung „Wassertank füllen“. Langsam werde ich ungeduldig: „Hör mal, du Biest, der Tank ist voll bis zum Anschlag. Alles andere ist Einbildung. Also nerv mich nicht und mach jetzt Kaffee!“ Das Biest weigert sich.


    Ich bau den Tank wieder ab, setze ihn erneut auf, und die Meldung erlischt. Aber jetzt kommt nicht etwa der Kaffee. Jetzt fordert die Maschine: „Satzbehälter leeren“. Auch gut, auch das mache ich. „Ist jetzt gut, du Monster? Krieg ich jetzt endlich meinen Kaffee? Oder hast du sonst noch Wünsche?“ Das hätte ich besser nicht fragen sollen. Denn jetzt möchte es Kaffeebohnen. Die bekommt es. „Aber nun kommt der Kaffee ... oder?“ Nee! Denkste! Jetzt will der Apparat auch noch entkalkt werden. Nun reicht’s mir endgültig: „Nun ist aber gut! Hast du jetzt endlich alles durch? Oder kommt noch was? Wie wär’s mit entspinnen, entzicken und entnörgeln?“ Die Maschine schweigt. „Weißt du was?“, sag ich zu ihr, „Du kannst mich mal gern haben! Jetzt mach ich mir einen Tee!“ Die Teemaschine hat mir meine Schwiegermutter geschenkt – damit komme ich wunderbar klar.



    Und der Espresso-Automat ist nur ein Beispiel! Mindestens genau so widerspenstig, gattenfixiert und frauenfeindlich ist unsere HiFi-Anlage. Habe ich schon erwähnt, dass Unterhaltungselektronik seit frühester Jugend das Hobby meines Mannes ist? Nein? Dann wissen Sie’s jetzt. Alles was neu auf dem Markt ist und Krach macht, bevölkert früher oder später unseren Haushalt. In jeder Ecke des Wohnzimmers hängt mindestens ein Lautsprecher, neben der Couch steht eine selbst gebaute Bass-Box, die die Ausmaße eines mittleren Kühlschranks hat. TV-Gerät, Satelliten-Receiver – analog und digital – Videorekorder, DVD-Player, Kassettendeck und Plattenspieler und diverses Gedöns, von dem ich nicht mal ansatzweise ahne, was es macht, stehen ordentlich gestapelt und unordentlich verkabelt in einem Regal übereinander. Von den Geräten zum Fernseher verläuft ein daumendicker Kabelkanal die ganze Wand entlang. Ein halbes Dutzend Fernbedienungen liegen auf dem Tisch.


    Um ganz normal fernsehen zu können, muss ich acht Knöpfe an vier verschiedenen Geräten drücken. Manchmal klappt das. Aber nur, wenn niemand etwas verstellt hat und keine Katze auf die Fernbedienung getreten ist und absonderliche Funktionen in Gang gesetzt hat. Also eher selten. Eine winzige Abweichung in den Standard-Einstellungen, und ich bin aufgeschmissen. Ich hab sogar schon mal meinen Mann im Krankenhaus angerufen, weil ich trotz verzweifelten Knöpfchendrückens nur einen lila Bildschirm hatte und keinen Ton. Auch wenn mir der Gatte seit 25 Jahren versichert, das sei alles furchtbar einfach und sämtliche Fernbedienungen funktionieren gleich – ich hab da einen ganz anderen Eindruck! Vor allem, weil er, sobald ich endlich weiß, was ich machen muss, mindestens ein Gerät durch ein neues ersetzt. Und wieder steh ich da wie der Ochs vorm Berg und fange von vorne an, mir Knöpfe, Tasten und Funktionen einzuprägen. Immer und immer wieder ... und mit zweifelhaftem Erfolg. Mittlerweile hab ich resigniert. Wenn ich wieder mal kein Bild und keinen Ton zustande kriege, ziehe ich mich in mein Büro zurück. Dort hat’s den ganzen Gerätepark noch einmal – 10 bis 20 Jahre älter, eine Nummer kleiner und so einfach, dass auch ich damit zu Recht komme.


    Aber nicht nur der häusliche Maschinenpark ist auf meinen Mann fixiert – der familieneigene „Tierpark“ ist mindestens genau so zickig. Ich sag nur: Kater Rocky. Den hat mein Mann aufgezogen, und nun ist er für alle Zeiten für dieses Tierchen die Bezugsperson. Mich nimmt der Kater gar nicht für voll. Komplimentiere ich die ganze Katzenbande abends in die Wohnung, weil ich die Türen schließen möchte, ist Rocky immer der letzte. Ich bitte, ich bettle, ich pfeife, ich winke, fuchtle und befehle. Keine Reaktion. Er sitzt irgendwo hinter den Blumen und tut so, als sei er eine Gießkanne. Er ignoriert mich einfach und bleibt in seinem Versteck. Wahrscheinlich lacht er mich aus. Womöglich macht er sogar unanständige Gesten mit einer Vorderpfote. Weiß man’s? Ich seh’s ja nicht! Ich hab den Kater schon draußen übernachten lassen, weil ich ihn einfach nicht ins Haus gebracht habe. Das interessiert ihn alles nicht. Er hört nur auf die Stimme seines Herrn, basta. Meistens überlasse ich das Rocky-Hereinbitten meinem Mann. Der muss sich dazu nicht mal aus seinem Sessel erheben. Ein kurzer Pfiff und ein Fingerzeig in Richtung Haus – und der Kater kommt gelaufen. Fehlt nur noch, dass er salutiert.



    Neulich musste ich doch grinsen. Vielleicht gibt es doch so etwas wie ausgleichende Gerechtigkeit? Mein Mann saß an meinem Computer und mühte sich mit dem Schreibprogramm. Er fluchte und schimpfte und rief irgendwann ganz verzweifelt „Weib, komm doch mal her! Ich habe irgendeinen falschen Knopf erwischt! Wie krieg‘ ich jetzt den verflixten Blocksatz wieder raus?“ Ich griff lächelnd nach der Maus und klickte elegant aufs Flattersatzsymbol in der Menüleiste. Zack! Und der Blocksatz war weg. Den Computer habe nämlich ich gekauft. Und der hört nur auf mich!

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