Ostergedichte

  • Der Osterspaziergang


    Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
    Durch des Frühlings holden, belebenden Blick,
    Im Tale grünet Hoffnungsglück;
    Der alte Winter, in seiner Schwäche,
    Zog sich in rauhe Berge zurück.
    Von dort her sendet er, fliehend, nur
    Ohnmächtige Schauer körnigen Eises
    In Streifen über die grünende Flur.
    Aber die Sonne duldet kein Weißes,
    Überall regt sich Bildung und Streben,
    Alles will sie mit Farben beleben;
    Doch an Blumen fehlts im Revier,
    Sie nimmt geputzte Menschen dafür.
    Kehre dich um, von diesen Höhen
    Nach der Stadt zurück zu sehen!
    Aus dem hohlen finstern Tor
    Dringt ein buntes Gewimmel hervor.
    Jeder sonnt sich heute so gern.
    Sie feiern die Auferstehung des Herrn,
    Denn sie sind selber auferstanden:
    Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern,
    Aus Handwerks- und Gewerbesbanden,
    Aus dem Druck von Giebeln und Dächern,
    Aus der Straßen quetschender Enge,
    Aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht
    Sind sie alle ans Licht gebracht.
    Sieh nur, sieh! wie behend sich die Menge
    Durch die Gärten und Felder zerschlägt,
    Wie der Fluß in Breit und Länge
    So manchen lustigen Nachen bewegt,
    Und, bis zum Sinken überladen,
    Entfernt sich dieser letzte Kahn.
    Selbst von des Berges fernen Pfaden
    Blinken uns farbige Kleider an.
    Ich höre schon des Dorfs Getümmel,
    Hier ist des Volkes wahrer Himmel,
    Zufrieden jauchzet groß und klein:
    Hier bin ich Mensch, hier darf ichs sein!


    Der Osterspaziergang (Johann Wolfgang von Goethe, Faust I)

    Sprich nie ein hartes Wort, womit Du jemanden kränkst. Du triffst vielleicht sein Herz, viel tiefer als Du denkst .

  • Gerettetes Osterfest


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    Was ist mit Meister Lampe los-
    legt er die Hände in den Schoß?
    Nun naht doch schon das Osterfest-
    es liegt noch kein Ei im Osternest.


    Schaut ihn euch an, er ist zerstreut-
    noch neulich hat er sich gefreut-
    auf die vielen bunten Ostereier-
    und auf die tolle Osterfeier.


    Was ist passiert, was ist gescheh´n,
    ihm ist es deutlich anzuseh´n,
    dass er nichts vorbereitet hat-
    ich fürchte - er hat das Malen satt.


    Nun packt er aus, er schreit vor Frust-
    „Ich habe Sorgen -es liegt nicht an der Lust-
    so lange die Hennen von Herrn Meier-
    nicht liefern meine Ostereier!"


    Ich warte schon seit vielen Tagen,
    das muss ich mal ganz deutlich sagen-
    wer soll es schaffen dann in Eile,
    jetzt steh´ ich hier- hab´ Langeweile.



    Mir schmecken nicht mal mehr die Rübchen,
    die holte ich mir heim ins Stübchen,
    hab eingelagert auch Salat,
    das ist jetzt alles viel zu fad.


    „Ich glaub´ jetzt kommt der Lieferwagen"-
    mit Eiern bis zum Rand beladen,
    die Hennen stöhnen bei der Last-
    sie gönnen sich nicht Ruh´ und Rast.


    Der Hasenvater läuft entgegen-
    „da seit ihr mit dem Eiersegen" -
    schon steht die Ladung vor dem Bau -
    er ruft jetzt schnell nach seiner Frau.


    „Komm Frauchen", ruft er froh und heiter-
    jetzt geht das Malen wieder weiter,
    schon morgen sind die Eier bunt-
    das schaffen wir doch bis zur Morgenstund´!


    von Inge Mergner

    Sprich nie ein hartes Wort, womit Du jemanden kränkst. Du triffst vielleicht sein Herz, viel tiefer als Du denkst .

  • DAS HÄSLEIN


    :ostern1:


    Unterm Schirme, tief im Tann,
    hab ich heut gelegen,
    durch die schweren Zweige rann
    reicher Sommerregen.


    Plötzlich rauscht das nasse Gras -
    stille! Nicht gemuckt! -:
    Mir zur Seite duckt
    sich ein junger Has -


    Dummes Häschen,
    bist du blind?
    Hat dein Näschen
    keinen Wind?


    Doch das Häschen, unbewegt,
    nutzt, was ihm beschieden,
    Ohren, weit zurückgelegt,
    Miene, schlau zufrieden.


    Ohne Atem lieg ich fast,
    lass die Mücken sitzen;
    still besieht mein kleiner Gast
    meine Stiefelspitzen...


    Um uns beide - tropf - tropf - tropf -
    traut eintönig Rauschen...
    Auf dem Schirmdach - klopf - klopf - klopf...
    Und wir lauschen... lauschen...


    Wunderwürzig kommt ein Duft
    durch den Wald geflogen;
    Häschen schnuppert in die Luft,
    fühlt sich fortgezogen;


    Schiebt gemächlich seitwärts, macht
    Männchen aller Ecken...
    Herzlich hab ich aufgelacht -:
    Ei, der wilde Schrecken!


    Christian Morgenstern

    Sprich nie ein hartes Wort, womit Du jemanden kränkst. Du triffst vielleicht sein Herz, viel tiefer als Du denkst .

  • Das Osterhäselein


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    Die Glocken läuten Ostern ein,
    nun gibt es süße Kuchen!
    Wo bleibst du, Osterhäselein?
    Ei ja, ich will dich suchen.


    Ich laufe schnell von Busch zu Busch,
    dort, wo die Rosen stehen,
    ja, liebes Häselein, husch, husch,
    dort werd' ich dich schon sehen.


    Und springst du dann auch schnell davon,
    mich soll es gar nicht reuen,
    ich finde jauchzend reichen Lohn
    und kann mich herzlich freuen.


    Ich klatsche in die Hände fest,
    das Herz, es schlägt mir freier,
    ich seh' vor mir ein ganzes Nest
    voll roter Ostereier

    Sprich nie ein hartes Wort, womit Du jemanden kränkst. Du triffst vielleicht sein Herz, viel tiefer als Du denkst .

  • "Auf ein Ei geschrieben"


    von Eduard Möricke


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    Ostern ist zwar schon vorbei,
    Also dies kein Osterei;
    Doch wer sagt, es sei kein Segen,
    Wenn im Mai die Hasen legen?
    Aus der Pfanne, aus dem Schmalz
    Schmeckt ein Eilein jedenfalls,
    Und kurzum, mich tät's gaudieren,
    Dir dies Ei zu präsentieren.
    Und zugleich tät es mich kitzeln,
    Dir ein Rätsel drauf zu kritzeln.
    Die Sophisten und die Pfaffen
    Stritten sich mit viel Geschrei:
    Was hat Gott zuerst erschaffen
    Wohl die Henne? Wohl das Ei?


    Wäre das so schwer zu lösen?
    Erstlich ward das Ei erdacht:
    Doch, weil noch kein Huhn gewesen,
    Schatz, so hat der Hase es gebracht
    .

    Sprich nie ein hartes Wort, womit Du jemanden kränkst. Du triffst vielleicht sein Herz, viel tiefer als Du denkst .

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