Weihnachtsgeschichten

  • Brief an das Christkind


    In Nürnberg lebte eine alte Frau,
    für sie war das Leben einsam und grau,
    mit Ihrem Einkommen war es schlecht bestellt,
    mit einem Wort – sie hatte kein Geld.



    Sie überlegte angestrengt hin und her,
    woher denn Geld zu kriegen wär'.
    Ihr kam ein Gedanke – oh, wie fein,
    so schrieb sie ein Brief an das Christkindlein.



    LIEBES CHRISTKIND ICH BIN ALT UND ARM,
    DAS GELD IST ZU WENIG, ICH BITTE ERBARM,
    DRUM SCHICKE MIR SCHNELLSTENS 100 EURO,
    SONST MÜSSTE ICH HUNGERN UND WÄR NICHT MEHR FROH.


    EINE ANDERE HILFE WEIß ICH NICHT MEHR,
    DENN OHNE MONETEN IST`S DOCH RECHT SCHWER,
    ABER BITTE BEEILE DICH MIT DEM GELD,
    SONST IST`S NICHT MEHR SCHÖN AUF DIESER WELT.



    Der Brief wird frankiert, in den Kasten gesteckt,
    der Postbote ihn dann morgens entdeckt,
    er liest die Adresse – was soll er nur machen,
    „AN DAS CHRISTKIND“ – das ist ja zum Lachen.



    Er denkt sich aber, ein Spaß muss sein,
    der kommt ins Fach vom Finanzamt hinein.
    Am nächsten Tag dort angekommen,
    wird er vom Beamten in Empfang genommen.



    Wenn Sie nun glauben, er schmeißt weg diesen Brief,
    oh, so ist das nicht, da liegen Sie schief,
    er liest die Adresse und denkt gleich daran,
    wie man der alten Frau helfen kann.



    Ja, Glauben Sie mir, das ist kein Scherz,
    es gibt beim Finanzamt mal jemand mit Herz,
    ihm kommt ein Gedanke, und das ist fein,
    das könnt für die Frau eine Hilfe sein.



    Er fängt gleich an durch die Büros zu wandern
    und sammelt recht fleißig von einem zum andern.
    Doch leider war er über den Erlös nicht ganz froh,
    statt 100, bekam er nur 70 Euro.



    Aber diese wurden dann verwandt
    und an die arme Frau gesandt.
    Diese freute sich sehr, man kann's kaum ermessen,
    dass das Christkind hat sie nicht vergessen.



    So schrieb Sie rasch einen Dankesbrief,
    in Eile sie zum Postamt lief.


    Sie schrieb ans liebe Christkindlein


    dieses nette Brieflein:



    LIEBES CHRISTKIND DEINE GABE FREUT MICH SO,
    VIELEN DANK FÜR DIE 70 EURO.
    DOCH SOLLTEST DU MAL WIEDER AN MICH DENKEN,
    UND SO GÜTIG MIR WIEDER WAS SCHENKEN,
    DANN MÖCHTE ICH DICH NUR UM EINES BITTEN,
    DAS GELD NICHT ÜBER DAS FINANZAMT SCHICKEN.
    DENN DIE LUMPEN HABEN UNGELOGEN,
    VON DEN 100 EURO 30 ABGEZOGEN.
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  • Der gestohlene Stern


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    Kaspar, Melchior und Balthasar waren schon seit Tagen auf der mühsamen Reise zum Christkind. Eines der Kamele war schwer beladen mit Gold, Weihrauch und Myrrhe, das zweite mit Datteln und Fladenbroten und das dritte mit Wasser. Jeden Tag, den sie dem goldenen Stern folgten, dachten die drei Könige, aber auch die drei Kamele, es möge doch heute der letzte Tag der Reise sein und sie würden endlich das Christkind in der Krippe im Stall zu Bethlehem finden. Aber jeden Abend, wenn die Sonne anfing hinter den vielen Sandhügeln zu verschwinden, machte der Stern einen kleinen Rundflug über ihnen, um einen geeigneten Platz zum Schlafen für die drei Menschen mit ihren Tieren zu finden, und stand dann mucksmäuschenstill über der gefundenen Stelle.


    Aber nicht nur die drei Könige sahen den goldenen Stern am Himmel. Auch ein Räuber, der die Sandwüste seit Jahren unsicher machte, sah ihn und es gelüstete ihn, das goldene Prachtstück vom Himmel herunter zu holen um es auf dem Basar für teures Geld dem Meistbietenden zu verkaufen. Aber wie er auch studierte, es fiel ihm kein tauglicher Plan ein.


    So schlich er denn auf seinem Esel drei Tage hinter den drei Königen her. Er dachte, irgendeinmal würde der Stern gewiss müde vom ewigen Schweben und würde vom Himmel herunterkommen, um sich im warmen Sande auszuruhen. Aber der Stern tat ihm diesen Gefallen nicht.


    Einmal kam die kleine Karawane an eine Oase, wo eine lustige Schar Kinder sich damit vergnügte, ihre aus Ziegenleder gebauten Drachen im Wind fliegen zu lassen. Da kam dem Räuber eine Idee: Er wartete auf die Nacht, schlich sich in die Oase und stahl einen der grössten Drachen vom Dache einer Lehmhütte, wo ihn eines der Kinder zum Trocknen hingelegt hatte, weil er ihm beim Spielen in den kleinen See gefallen war. Dann befestigte der Räuber einen Korb so unter dem Drachen, dass die offene Stelle nach unten zeigte.


    Am nächsten Tag folgte der Räuber wieder den Heiligen Drei Königen. Als sie Mittagsrast machten und dabei einschliefen, liess der Räuber den Drachen steigen und ihn genau über dem goldenen Stern so fallen, dass dieser im Korb gefangen war. Schnell zog der Räuber den Drachen herunter, steckte den Stern in einen Schlauch aus Ziegenhaut und begab sich auf den langen Marsch zum Markt.


    Als die Könige erwachten, schauten sie wie gewohnt zum Himmel um ihren Führer zu begrüssen. Aber kein Stern war mehr am Himmel zu sehen. Da wurden die Könige sehr traurig und setzten sich weinend um ein Lagerfeuer um zu beraten. Endlich kam einer auf die Idee, man müsse halt im Kreise herum zu suchen beginnen, denn es könnte ja sein, dass der Stern heruntergefallen sei und sich verletzt habe.


    So suchten sie denn in immer grösseren Kreisen die Wüste ab. Endlich sahen sie eine goldene Sternschnuppe. Sie wussten sofort, dass diese nur von ihrem Stern abgefallen sein könne. Nun sahen sie auch die Spur, die der Räuber mit seinem Esel hinterlassen hatte und folgten ihm in aller Eile, denn die Spur führte nicht nach Bethlehem, sondern in die entgegengesetzte Richtung. Endlich sahen sie in der Ferne eine Gestalt auf einem Esel, die diesen mit einem dicken Stecken zu grösster Eile antrieb. Aber ihre Kamele waren viel schneller als der Esel. Als sie den Räuber beinahe eingeholt hatten, verteilten sie sich: Kaspar zog nach links, Melchior nach rechts und Balthasar folgte der Spur weiter.


    Als der Räuber sah, dass er links und rechts von den Königen überholt wurde, trieb er den Esel noch schneller an. Aber Kaspar und Melchior ritten immer enger und alle drei kreisten den Räuber ein. Dieser sah, dass er verloren hatte. Er tat zuers,t als ob er ein friedlicher Händler sei, der seine Waren im Sack zum Markt bringe. Aber die drei Könige sahen ein kurzes Stücklein vom goldenen Schweif aus dem Sack hängen. Sie zogen ihre Schwerter und drohten, sie würden den Räuber blau und grün schlagen, wenn er nicht augenblicklich ihrem Stern die Freiheit wiedergebe.


    Der Räuber hatte keine andere Wahl als zu gehorchen. Er öffnete den Sack und der Stern flog in einer Spirale hinauf zum Himmel, wo er vor lauter Freude einen Lufttanz machte. Die drei Könige aber wussten, dass sie bereits genug Zeit verloren hatten und verzichteten nach kurzer Beratung, den Räuber zu bestrafen. In aller Eile machten sie sich daran, ihren Weg nach Bethlehem wieder zu finden. Sie kamen eben in dem Moment dort an, als die Engelschöre ihr "Halleluja" zu singen begannen.


    Georg von Signau, alias G. Segessenmann

    Sprich nie ein hartes Wort, womit Du jemanden kränkst. Du triffst vielleicht sein Herz, viel tiefer als Du denkst .

  • Einsam am Heiligen Abend
    Herman Bang (1857-1912)



    Jedesmal wenn Weihnachten kommt, muß ich an Herrn Sörensen denken. Er war der erste Mensch in meinem Leben, der ein einsames Weihnachtsfest feierte, und das habe ich nie vergessen können.


    Herr Sörensen war mein Lehrer in der ersten Klasse. Er war gut. Im Winter bröselte er sein ganzes Frühstücksbrot für die hungrigen Spatzen vor dem Fenster zusammen. Und wenn im Sommer die Schwalben ihre Nester unter den Dachvorsprung klebten, zeigte er uns die Vögel, wie sie mit hellen Schreien hin und her flogen. Aber seine Augen blieben immer betrübt.


    Im Städtchen sagten sie, Herr Sörensen sei ein wohlhabender Mann. "Nicht wahr, Herr Sörensen hat Geld?" fragte ich einmal meine Mutter. "Ja, man sagt's." - "Ja ... ich hab' ihn einmal weinen sehen, in der Pause, als ich mein Butterbrot holen wollte ..."


    "Herr Sörensen ist vielleicht so betrübt, weil er so allein ist", sagte meine Mutter. "Hat er denn keine Geschwister?" fragte ich. "Nein - er ist ganz allein auf der Welt..."


    Als dann Weihnachten da war, sandte mich meine Mutter mit Weihnachtsbäckereien zu Herrn Sörensen. Wie gut ich mich daran erinnere. Unser Stubenmädchen ging mit, und wir trugen ein großes Paket, mit rosa Band gebunden, wie die Mutter stets ihre Weihnachtspäckchen schmückte.


    Die Treppe von Herrn Sörensen war schneeweiß gefegt. Ich getraute mich kaum einzutreten, so rein war der weiße Boden. Das Stubenmädchen überbrachte die Grüße meiner Mutter. Ich sah mich um. Ein schmaler hoher Spiegel war da, und rings um ihn, in schmalen Rahmen, lauter schwarzgeschnittene Profile, wie ich sie nie vorher gesehen hatte.


    Herr Sörensen zog mich ins Zimmer hinein und fragte mich, ob ich mich auf Weihnachten freue. Ich nickte. "Und wo wird Ihr Weihnachtsbaum stehen, Herr Sörensen?" - "Ich? Ich habe keinen, ich bleibe zu Hause."


    Und da schlug mir etwas aufs Herz beim Gedanken an Weihnachten in diesem "Zuhause". - In dieser Stube mit den schwarzen kleinen Bildern, den schweigenden Büchern und dem alten Sofa, auf dem nie ein Mensch saß - ich fühlte das Trostlose, das Verlassene in dieser einsamen Stube, und ich schlug den Arm vors Gesicht und weinte.


    Herr Sörensen zog mich auf seine Knie und drückte sein Gesicht an meines. er sagte leise: "Du bist ein guter, kleiner Bub." Und ich drückte mich noch fester an ihn und weinte herzzerbrechend.


    Als wir heimkamen, erzählte das Stubenmädchen meiner Mutter, ich hätte gebrüllt.


    Aber ich schüttelte den Kopf und sagte: "Nein, ich habe nicht gebrüllt. Ich habe geweint. Und weißt du, ich habe deshalb geweint, weil nie jemand zu Herrn Sörensen kommt. Nicht einmal am Heiligen Abend..."


    Später, als wir in eine andere Stadt zogen, verschwand Herr Sörensen aus meinem Leben. Ich hörte nie mehr etwas von ihm. Aber an jenem Tag, als ich an seiner Schulter weinte, fühlte ich, ohne es zu verstehen, zum ersten Male, daß es Menschen gibt, die einsam sind. Und daß es besonders schwer ist, allein und einsam zu sein an Weihnachten.

    Sprich nie ein hartes Wort, womit Du jemanden kränkst. Du triffst vielleicht sein Herz, viel tiefer als Du denkst .

  • Das geflügelte Geschenk
    Eine Weihnachtsgeschichte von Jan A. Loeffler

    Früher war alles ein bißchen anders, auch Weihnachten. Mehr als 50 Jahre ist es her; damals als wir unsere Wünsche auf einen Wunschzettel schreiben durften.



    «Liebes Christkind ich fand kein
    Spielzeug für 10 Franken das ich
    mir wünschen würde, aber einen
    Wunsch hätte ich schon. Könntest
    Du mir eine Ente, eine weiße, zur
    Weihnacht bringen?...»


    Im Waisenhaus in Zürich schrieben viele Kinder jedes Jahr einen Wunschzettel: «An das Christkind - Himmel». Und wir wußten, daß unser Wunsch nur dann erfüllt würde, wenn das erhoffte Geschenk nicht mehr als 10 Schweizer Franken kostete. Was konnten wir nicht alles haben für 10 Franken! In den Katalogen der Spielzeuggeschäfte fanden wir vieles: «Nur 7,50 Franken nur 10 Franken» wir mußten sorgfältig aussuchen; da gab es so manches das nur 5 Franken kostete, und das wir eigentlich haben wollten, aber wir wollten die jährliche, einmalige Chance nicht einfach vertun. Es war nicht leicht, und einmal war es für mich unmöglich. Ich konnte mich nicht entschließen; nichts gefiel mir aus dem Katalog, nichts, was mit 10 Franken und darunter angeschrieben war. Und eigentlich wollte ich auch gar kein Spielzeug haben, ich wünschte mir eine Ente. Ja, eine richtige, lebendige Ente, genau gesagt, eine weiße Ente. Eine Ente die mir ganz allein gehören sollte.


    Wir hatten im Waisenhaus Hühner, die uns die Eier lieferten. Wir hatten auch Enten. Enteneier soll man nur zum backen verwenden, sagte unsere Köchin. Wir hatten Hühner- und Enteneier, die ich jeden Tag einsammeln und in die Küche bringen mußte. Auch das Zählen und Wiegen der Eier war meine Aufgabe. Jeden Samstag musste ich das Hühnerhaus und die zwei Entenhäuschen säubern und natürlich auch Futter bringen. Es war ein begehrter Job im Waisenhaus, viel besser als Treppen reinigen oder Mühleimer leeren. Ich war Herr über Hühner und Enten oder doch eher der Diener. Der «Herr» war nämlich Fräulein Lehmann, eine ältere Frau mit einem großen Kropf und immer frommen Worten, mit denen sie ihren Glauben an den lieben Gott bekannt gab. Sie gab auch bekannt, wenn die Hühner oder die Enten in die Küche gebracht werden mußten. Und wenn unser Gärtner, der Herr Stoll nicht da war, dann hackte das Fräulein Lehmann den Hühnern den Kopf ab auch den Enten. Und alle, die Fräulein Anna, die Fräulein Ida und die anderen Frauen, die im Waisenhaus zu den Bediensteten gehörten, rupften «meinen» Hühnern und Enten die Federn aus; den Rest übernahm die Köchin. Gebratene Hühner oder Entenbraten, wer hätte da nicht gerne mit gegessen? Ich! Ich war krank und entschuldigt, ich bekam in der Küche etwas anderes zu essen. Obwohl ich auch gerne Hühner aß, aber nur «fremde», nicht meine «eigenen». Ente liebte ich nicht so sehr damals kannte ich «canard a l'orange» noch nicht.


    Wenn ich eine eigene Ente hätte, so dachte ich, würde diese nie in die Küche müssen, dürfte ewig leben und schnattern und im kleinen Teich schwimmen und Eier legen; vielleicht sogar junge Entchen bekommen die gehörten dann auch mir, oder? Soweit dachte ich damals nicht. Ich fragte mich nur, ob denn so eine Ente mehr als 10 Franken kosten würde. Niemand wußte es, keines der Kinder im Waisenhaus oder in der Schule wußte es. Und meinen «Chef», die Frau Lehmann, getraute ich mich nicht zu fragen. Ich stellte mir vor, was sie mir antworten würde: «Bete zum lieben Gott und sei schön brav und mache Deine Arbeit genau und richtig, vielleicht wird Dein Wunsch erhört und Du bekommst eine eigene Ente.» Das Erbitten einer Ente vom lieben Gott schien mir leicht zu sein. Aber ich wußte, daß das mit dem «brav sein» und «Arbeit gut und richtig machen» nicht so einfach war. Damit würde ich beim lieben Gott nichts erreichen, er wußte es sicher besser. Also ließ ich das Beten und schrieb: "Liebes Christkind ich fand kein Spielzeug für 10 Franken das ich mir wünschen würde, aber einen Wunsch hätte ich schon. Könntest Du mir eine Ente, eine weiße, zur Weihnacht bringen? Ich weiß nicht, wieviel eine Ente kostet, und wenn es zuviel ist, dann bringe mir irgend etwas anderes, das nicht mehr als 10 Franken kostet, ich weiß nicht was. Danke und liebe Grüße. Hansli.» Der zusammengefaltete Wunschzettel kam in den kleinen Briefkasten in der großen Eingangshalle. Und dann kam das lange Warten. Bis am 24. Dezember, Heiligabend.


    Der Speisesaal hatte eine Woche zuvor einen großen Tannenbaum erhalten, so groß, er reichte bis unter die Decke. Jetzt, am Heiligabend, brannten alle Kerzen, vielleicht über hundert, alle weiß. Silberne Kugeln glänzten, und silbernes Lametta schimmerte. Da war wie jedes Jahr der Stall zu Bethlehem, mit dem Ochsen und dem Esel, mit der Krippe und der Maria und dem Josef und dem kleinen Jesuskind auf Marias Schoß. Ein bißchen Heu, ein bißchen Stroh und ein rotes Licht gab es im Stall, und auch Moos auf dem Dach. Jedes Jahr der gleiche Stall und jedes Jahr eine neue Freude, alle drängten sich vor der Krippe, ich auch. Und manche blickten verstohlen in das Halbdunkel des Speisesaals. Auf den Tischen waren nämlich all die Pakete und Päckchen verteilt, kaum zu sehen, weil weit weg vom Christbaum und dem Licht der Kerzen, geheimnisvoll. Aber alle mußten sich auf die Stühle setzen, die so angeordnet waren, daß der Stall zu Bethlehem von jedem zu sehen war. Und neben dem Stall setzte sich der Herr Meister hin das war der höchste Chef im Waisenhaus, er las uns die Weihnachtsgeschichte vor. Jedes Jahr die gleiche, jedes Jahr mußten wir warten, bis der Herr Meister fertig gelesen hatte.


    Dieses Jahr hörte ich nicht zu. Ich war enttäuscht. Wie hatte ich auch so blöd sein können und mir eine eigene, richtig lebendige Ente zu wünschen. So etwas konnte man doch nicht einpacken und als Paket auf die Tische stellen. Sicher war ein Paket für mich da, ganz sicher sogar, aber ganz sicher war da keine Ente drin. Von mir aus konnte die Geschichte so lange dauern, wie sie wollte. Ich war nicht interessiert am Ende, nicht neugierig darauf, was in meinem Paket war, es konnte nur eine Enttäuschung sein. Das wußte ich. Und der Herr Meister las und las und schnatterte... ja, da war ein Schnattern, ganz deutlich war es zu vernehmen. Alle schauten mich an, auch der Herr Meister. Alle lächelten und schauten mich an. Und wieder ein ganz kleines Schnattern. Mein Gott - ich würde eine eigene Ente bekommen. Ein Wunder. Und die Geschichte ging zu Ende, und das Licht wurde angezündet. Einige rannten zu den Tischen, einer rief: «Hansli, schau, schau hier, hier ist Deine Ente, hier, unter dem Tisch.» Unter dem Tisch, in einem großen geflochtenen Papierkorb war eine große, dicke, weiße Ente mit gelben Schnabel und blauen Augen. Meine Anita! So nannte ich sie, als ich sie sah, sofort. Weshalb Anita? Ich weiß es nicht diese weiße, große Ente war für mich Anita. Und keines der Mädchen im Waisenhaus und niemand in der Schule hieß so. Anita.


    Jetzt hatte ich meine eigene Ente sogar zum Anfassen. Und Anita ließ es sich gefallen. Ich nahm sie aus dem Papierkorb, auf den Arm. Anita wehrte sich kaum; sie war schwer. Ich kam mit meinem Gesicht ganz nahe an ihren Kopf, sie zupfte mich sofort mit dem Schnabel an den Haaren, sie kniff mich ein bißchen ins Ohr. Hunger, ja Hunger mußte sie haben, meine arme Anita, und Durst. Im Papierkorb war zwar Heu, aber kein Wasser und keine Körner. Anita mußte zurück in den Papierkorb - ich holte ihr Wasser und Körner. Und sie «schaufelte» die Körner und schnäbelte im Wasser. Ich kannte doch die Enten, ich hatte Erfahrung mit ihnen. Wie viele Male hatte ich denn die Waisenhaus Enten gefüttert jetzt fütterte ich Anita, meine eigene Ente. Natürlich mußte Anita bald ins Entenhaus zu den anderen Enten. Es war Nacht, Fräulein Lehmann kam mit mir, um zu helfen. Sie sagte: «Siehst du Hansli, dein Wunsch ging in Erfüllung. So ein schönes Weihnachtsgeschenk hast du bekommen. Jetzt wirst du dir sicher Mühe geben und versuchen, immer schön brav zu sein und deine Arbeit gut und richtig zu machen.» Ich habe es versucht, es gelang nicht immer. Aber ich hatte eine eigene Ente, die nicht in die Küche mußte. Wenigstens nicht solange ich im Waisenhaus war.


    Drei Jahre später verließ ich das Waisenhaus. Anita blieb dort, bei den anderen Enten. Ich hatte andere Wünsche, von denen mancher in Erfüllung ging. Aber eine eigene, weiße, dicke Ente mit gelbem Schnabel und blauen Augen, so ein Geschenk gibt es nur einmal im Leben; es war ein Märchen - es war einmal! Das Waisenhaus «Sonnenberg» in Zürich heißt heute Kinder- und Jugendheim. Es gibt keinen Hühnerhof mehr dort und keine Enten. Es war einmal... Aber im «Sonnenberg» feiern Kinder und Erwachsene auch 1997 das Fest der Geschenke.


    Fröhliche Weihnachten wünscht
    Jan A. Loeffler, Colorado Springs, USA

    Sprich nie ein hartes Wort, womit Du jemanden kränkst. Du triffst vielleicht sein Herz, viel tiefer als Du denkst .


  • Die kleinen Leute von Wippidu.
    (ein amerikanisches Märchen - Autor unbekannt)


    Vor langer Zeit lebten kleine Leute auf der Erde. Die meisten wohnten im kleinen Dorf Wippidu und nannten sich Wippiduler. Sie waren sehr glücklich und liefen herum mit einem Lächeln bis hinter die Ohren und grüßten jedermann.



    Was die Wippiduler am meisten liebten war, einander warme weiche Pelzchen zu schenken. Ein jeder trug über seiner Schulter einen Beutel und der Beutel war gefüllt mit weichen Pelzchen. Nun ist es besonders schön, jemanden ein warmes weiches Pelzchen zu geben, es sagt dann dem anderen, er sei etwas besonderes, es ist eine Art zu sagen: Ich mag Dich !
    Und selbstverständlich ist es sehr erfreulich, ein solches Pelzchen zu bekommen. Wenn man Die ein Pelzchen anbietet, wenn Du es nimmst und fühlst, wie warm und flaumig es an Deiner Wange ist, und Du es sanft und leicht in Deinen Pelzbeutel zu den anderen legst, dann ist es wundervoll.



    Du fühlst Dich anerkannt und geschätzt, wenn jemand Dir ein weiches Pelzchen gibt, und Du möchtest ihm ebenfalls etwas schönes tun. Die kleinen Leute von Wippidu gaben gerne weiche Pelzchen und ihr gemeinsames Leben war ohne Zweifel sehr glücklich und froh. Außerhalb des Dorfes, in einer kalten dunklen Höhle, wohnte ein großer grüner Kobold. Er wollte eigentlich nicht alleine wohnen und manchmal war er einsam. Aber er schien mit niemanden auszukommen und irgendwie mochte er es nicht, warme weich Pelzchen auszutauschen. Er hielt es für großen Unsinn. Eines Abends ging der Kobold in das Dorf und traf einen kleinen freundlichen Wippiduler: War heute nicht ein schöner Wippiduler-Tag ? sagte die kleine Person lächelnd.



    Hier nimm ein warmes Pelzchen, dies ist ein besonderes, ich habe es eigens für Dich aufbewahrt, weil ich Dich so selten sehe. Der Kobold schaute um sich, ob niemand anderer ihnen zuhörte. Dann legte er seinen Arm um den kleinen Wippiduler und flüsterte ihm ins Ohr. Hör mal weißt Du denn nicht, daß, wenn Du alle Pelzchen weggibst, sie Dir dann an einem Deiner schönen Wippiduler-Tage ausgehen ? Er bemerkte plötzlich einen erstaunten Blick und Furcht im Gesicht des kleinen Mannes, und während der Kobold in den Pelzbeutel hineinschaute, fügte er hinzu: Jetzt würde ich sagen, hast Du kaum mehr als 217 weiche Pelzchen übrig. Sei lieber vorsichtig mit dem Verschenken. Damit tappte der Kobold auf seinen großen grünen Füßen davon und ließ einen völlig verwirrten und unglücklichen Wippiduler zurück.



    Der Kobold wußte, daß ein jeder der kleinen Wippiduler einen unerschöpflichen Vorrat an Pelzen besaß. Gibt man nämlich jemanden ein Pelzchen, so wird es sofort durch ein anderes ersetzt, so daß einem sein ganzes Leben lang niemals die Pelzchen ausgehen können.
    Doch der Kobold verließ sich auf die gutgläubige Natur der kleinen Leute und auf noch etwas anderes, das er bei sich selbst entdeckt hatte. Er wollte herausfinden, ob es auch in den kleinen Wippidulern steckt. Auf diese Weise belog der Kobold also den kleinen Mann, kehrte zurück in seine Höhle und wartete. Es dauerte nicht lange, der erste der vorbeikam und der den kleinen Wippiduler grüßte, war ein guter Freund von ihm, mit dem er schon viele weiche Pelzchen ausgetauscht hatte. Dieser stellte mit Überraschung fest, daß er nun einen befremdeten Blick erhielt, als er seinen Freund ein Pelzchen gab. Dann wurde ihm empfohlen, auf seinen abnehmenden Pelzvorrat achtzugeben, und sein Freund verschwand ganz schnell.


    Und jener Wippiduler bemerkte drei anderen gegenüber am selben Abend noch: Es tut mir leid, aber ich habe kein warmes weiches Pelzchen für Dich. Ich muß aufpassen, daß sie mir nicht ausgehen. Am nächsten Tag hatte sich die Nachricht im ganzen Dorf verbreitet. Jedermann hatte plötzlich begonnen, seine Pelzchen aufzuheben. man verschenkte zwar immer noch welche, aber sehr, sehr vorsichtig. Unterscheide!, sagten sie. Die kleinen Wippiduler begannen einander mißtrauisch zu beobachten und verbargen ihre Beutel mit den Pelzchen während der Nacht vorsichtigerweise unter ihrem Bett. Streitigkeiten brachen darüber aus, wer die meisten Pelzchen hat und schon bald begannen die Leute weiche Pelzchen für Sachen einzutauschen, anstatt sie einfach zu verschenken.
    Der Bürgermeister von Wippidu stellte fest, daß die Zahl der Pelzchen begrenzt sei, rief die Pelzchen als Tauschmittel aus, und schon bald zankten sich die Leute darüber, wieviel ein Mahl oder eine Übernachtung im Hause eines jeden kosten soll.



    Ja es gab sogar einige Fälle von Raub wegen der Pelzchen. An so manchen dämmrigen Abend war man draußen nicht mehr sicher, an Abenden, an denen die Wippiduler früher gern im Park und auf den Straßen spazieren gingen und einander grüßten, um sich weiche warme Pelzchen zu schenken. Das schlimmste von allem - an der Gesundheit der kleinen Leute begann sich etwas zu ändern, viele klagten über Schmerzen in der Schulter und Rücken, und mit der Zeit befiel mehr und mehr Wippiduler eine Krankheit bekannt als Rückgraterweichung. Sie liefen gebückt umher und (in den schlimmsten Fällen) bis zum Boden gebeugt. Ihre Pelzchenbeutel schleiften sie auf dem Boden. Viele Leute im Dorf fingen an zuglauben, daß das Gewichts des Beutels die Ursache der Krankheit sei, und das es besser wäre sie Zuhause einzuschließen, binnen kurzem konnte man kaum noch einen Wippiduler mit einem Pelzbeutel antreffen.


    Zuerst war der Kobold mit dem Ergebnis seiner Lüge zufrieden. Er hatte herausfinden wollen, ob die kleinen Leute auch so fühlen und handeln würden wie er, wenn er selbstsüchtige Gedanken pflegte. Und er fühlte sich so erfolgreich, so wie die Dinge liefen. Wenn er nun ins Dorf kam, grüßte man ihn nicht länger mit einem Lächeln und bot ihm keine weichen Pelzchen an. Stattdessen starrten ihn die kleinen Leute mißtrauisch an, so wie sie auch einander anstarrten. Und ihm war es auch lieber so. Für ihn bedeutete dies, der Wirklichkeit ins Auge zu schauen: So ist die Welt, pflegte er zu sagen.



    Mit der Zeit ereigneten sich aber schlimmere Dinge. Vielleicht wegen der Rückgraterweichung, vielleicht auch deshalb, weil ihnen niemals jemand ein weiches Pelzchen gab, starben einige der kleinen Leute. Nun war alles Glück aus dem Dorf Wippidu verschwunden - und es bedauerte das Dahinscheiden seiner kleinen Bewohner. Als der Kobold davon hörte, sagte er zu sich selbst: Mein Gott, ich wollte ihnen nur zeigen, wie die Welt wirklich ist. Ich habe ihnen nicht den Tod gewünscht. Er überlegte, was man jetzt machen könne, und er erdachte einen Plan.



    Tief in der Höhle hatte der kobold eine geheime Mine von kaltem und stachligem Gestein entdeckt. Er hatte viele Jahre damit verbracht, die stacheligen Steine aus dem Berg zu graben, denn er liebte deren kaltes und prickeliges Gefühl - und er blickte gerne auf den wachsenden Haufen kalter stacheliger Steine im Bewußtsein, daß sie alle ihm gehörten. Er beschloß, sie mit den Wippidulern zu teilen. So füllte er hunderte von Säcken mit den kalten stacheligen Steinen und nahm sie mit ins Dorf. Als die Leute die Säcke mit den Steinen sahen, waren sie froh und nahmen sie dankbar an. Nun hatten sie wieder etwas, was sie schenken konnten. Das einzige Unangenehme war, daß es nicht so viel Spaß machte, kalte stachelige Steine zu verschenken wie warme weiche Pelzchen. Einen stacheligen Stein zu geben war gleichsam eine Art, dem anderen die Hand zu reichen - aber nicht so sehr in Freundschaft und Liebe.
    Auch einen stachligen Stein zu bekommen, war mit einem eigenartigen Gefühl verbunden. Man war nicht ganz sicher, was der Geber meinte, denn schließlich waren die Steine kalt und stachlig.



    Es war nett, etwas von einem anderen zu erhalten, aber man blieb verwirrt und oft mit zerstochenen Fingern zurück. Wenn ein Wippiduler ein weiches warmes Pelzchen bekam, sagte er gewöhnlich Wau, wenn ihn jemand aber einen kalten stachligen Stein reichte, gab es gewöhnlich nichts anderes als ein Uh. Einige der kleinen Leute begannen wieder, einander warme weiche Pelzchen zu geben. Und jedesmal, wenn ein Pelzchen geschenkt wurde, machte es den Schenkenden und den Beschenkten wirklich sehr glücklich.


    Vielleicht war es nur deshalb zu bekommen, weil so viele kalte stachelige Steine ausgetauscht wurden. Das Schenken von Pelzchen wurde nie mehr Mode in Wippidu. Nur wenige der kleinen Leute entdeckten, daß sie fortfahren konnten, einander warme weiche Pelzchen zu schenken, ohne daß ihnen ihre Vorräte ausgingen. Die Kunst Pelzchen zu schenken, wurde nicht von allen gepflegt. Das Mißtrauen steckte tief in den Leuten von Wippidu. Man konnte es aus ihren Bemerkungen hören: Weiche Pelzchen? Was steckt wohl dahinter? - Ich weiß niemals, ob meine weichen warmen Pelzchen auch geschätztwerden!? - Ich habe ein weiches Pelzchen gegeben und bekam dafür eine stacheligen Stein. So dumm bin ich nie wieder. - Man weiß nie, wo man dran ist; jetzt ein weiches Pelzchen und im nächsten Augenblick einen stacheligen Stein. - Gibst du mir keinen stacheligen Stein, dann geb' ich dir auch keinen. - Ich möchte meinem Jungen ein warmes weiches Pelzchen geben, aber er verdient es nicht. - Manchmal frage ich mich, ob Großvater noch Pelzchen auf der Bank hat? -


    Wahrscheinlich wäre jeder Bürger von Wippidu gern zurückgekehrt zu jenen früheren Tagen, als das Schenken und Geschenkt bekommen von warmen weichen Pelzchen noch üblich war. Manchmal dachte einer bei sich: Wie schön wäre es doch, von jemandem ein warmes Pelzchen zu bekommen, und in Gedanken ging er hinaus und begann, jedem ein warmes Pelzchen zu schenken wie in alten Tagen. Aber für gewöhnlich hielt ihn dann doch zurück, daß er sah, "wie die Welt wirklich war".

    Sprich nie ein hartes Wort, womit Du jemanden kränkst. Du triffst vielleicht sein Herz, viel tiefer als Du denkst .

  • Rudolph, das Rentier mit der Roten Nase


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    Hoch oben im Norden, wo die Nächte dunkler und länger und der Schnee viel weißer ist als in unseren Breitengraden, sind die Rentiere beheimatet. In jedem Jahr geht der Weihnachtsmann dort auf die Suche nach den stärksten und schnellsten Tieren, um seinen gewaltigen Schlitten durch die Luft zu befördern. In dieser Gegend lebte eine Rentierfamilie mit ihren fünf Kindern. Das Jüngste hörte auf den Namen Rudolph und war ein besonders lebhaftes und neugieriges Kind, das seine Nase in allerlei Dinge steckte. Tja, und diese Nase hatte es wirklich in sich. Immer, wenn das kleine Rentier-Herz vor Aufregung ein bisschen schneller klopfte, leuchtete sie so rot wie die glühende Sonne kurz vor dem Untergang.


    Egal, ob er sich freute oder zornig war, Rudolphs Nase glühte in voller Pracht. Seine Eltern und Geschwister hatten ihren Spaß an der roten Nase, aber schon im Rentierkindergarten wurde sie zum Gespött der vierbeinigen Racker. "Das ist der Rudolph mit der roten Nase", riefen sie und tanzten um ihn herum, während sie mit ihren kleinen Hufen auf ihn zeigten. Und dann erst in der Rentierschule! Die Rentier-Kinder hänselten ihn wo sie nur konnten.


    Mit allen Mitteln versuchte Rudolph seine Nase zu verbergen, indem er sie mit schwarzer Farbe übermalte. Spielte er mit den anderen verstecken, freute er sich, dass er diesmal nicht entdeckt worden war. Und im gleichen Moment begann seine Nase so zu glühen, dass die Farbe abblätterte.


    Ein anderes Mal stülpte er sich eine schwarze Gummikappe darüber. Nicht nur, dass er durch den Mund atmen musste. Als er auch noch zu sprechen begann, klang es als säße eine Wäscheklammer auf seiner Nase. Seine Mitschüler hielten sich die Rentier-Bäuche vor Lachen, aber Rudolph lief nach Hause und weinte bitterlich. "Nie wieder werde ich mit diesen Blödhufen spielen", rief er unter Tränen, und die Worte seiner Eltern und Geschwister konnten ihn dabei nur wenig trösten.


    Die Tage wurden kürzer und wie in jedem Jahr kündigte sich der Besuch des Weihnachtsmannes an. In allen Rentier-Haushalten wurden die jungen und kräftigen Burschen herausgeputzt. Ihre Felle wurden so lange gestriegelt und gebürstet bis sie kupfernfarben schimmerten, die Geweihe mit Schnee geputzt bis sie im fahlen Licht des nordischen Winters glänzten. Und dann war es endlich soweit. Auf einem riesigen Platz standen Dutzende von Rentieren, die ungeduldig und nervös mit den Hufen scharrten und schaurig-schöne Rufe ausstießen, um die Mitbewerber zu beeindrucken. Unter ihnen war auch Rudolph, an Größe und Kraft den anderen Bewerbern zumeist deutlich überlegen. Pünktlich zur festgelegten Zeit landete der Weihnachtsmann aus dem nahegelegenen Weihnachtsdorf, seiner Heimat, mit seinem Schlitten, der diesmal nur von Donner, dem getreuen Leittier gezogen wurde. Leichter Schnee hatte eingesetzt und der wallende rote Mantel war mit weißen Tupfern übersät. Santa Claus machte sich sofort an die Arbeit, indem er jedes Tier in Augenschein nahm. Immer wieder brummelte er einige Worte in seinen langen weißen Bart.


    Rudolph kam es wie eine Ewigkeit vor. Als die Reihe endlich bei ihm angelangt war, glühte seine Nase vor Aufregung fast so hell wie die Sonne. Santa Claus trat auf ihn zu, lächelte freundlich und – schüttelte den Kopf. "Du bist groß und kräftig. Und ein hübscher Bursche dazu ", sprach er, "aber leider kann ich dich nicht gebrauchen. Die Kinder würden erschrecken, wenn sie dich sähen." Rudolphs Trauer kannte keine Grenzen. So schnell er konnte, lief er hinaus in den Wald und stampfte brüllend und weinend durch den tiefen Schnee.


    Die Geräusche und das weithin sichtbare rote Licht lockten eine Elfe an. Vorsichtig näherte sie sich, legte ihre Hand auf seine Schulter und fragte : "Was ist mit dir?"


    "Schau nur, wie meine Nase leuchtet. Keiner braucht ein Rentier mit einer roten Nase!" antwortete Rudolph.


    "Das kenne ich", sprach die Elfe, "ich würde gerne im Weihnachtsdorf mit den anderen Elfen arbeiten. Aber immer, wenn ich aufgeregt bin, beginnen meine Ohren zu wackeln. Und wackelnde Ohren mag Santa Claus nicht."


    Rudolph blickte auf, wischte sich mit den Hufen die Tränen aus den Augen und sah eine bildhübsche Elfe, deren Ohren im Rhythmus eines Vogelschlags hin und her wackelten.


    "Mein Name ist Herbie", sagte sie schüchtern. Und während sie sich so in die Augen sahen, der eine mit einer leuchtend roten Nase, die andere mit rhythmisch wackelnden Ohren, prusteten sie urplötzlich los und lachten bis ihnen die Bäuche weh taten.


    An diesem Tag schlossen sie Freundschaft schwatzten bis in die Nacht und kehrten erst am frühen Morgen heim.


    Mit Riesenschritten ging die Zeit auf Weihnachten zu. Herbie und Rudolph trafen sich in dieser Zeit viele Male im Wald. Alle waren mit den Vorbereitungen für das Weihnachtsfest so beschäftigt, dass sie nicht bemerkten, wie sich das Wetter von Tag zu Tag verschlechterte.


    Am Vorabend des Weihnachtstages übergab die Wetterfee Santa Claus den Wetterbericht. Mit sorgenvoller Miene blickte er zum Himmel und seufzte resigniert : "Wenn ich morgen anspanne, kann ich vom Kutschbock aus noch nicht einmal die Rentiere sehen. Wie soll ich da den Weg zu den Kindern finden?"


    In dieser Nacht fand Santa Claus keinen Schlaf. Immer wieder grübelte er über einen Ausweg nach. Schließlich zog er Mantel, Stiefel und Mütze an, spannte Donner vor seinen Schlitten und machte sich auf den Weg zur Erde. "Vielleicht finde ich dort eine Lösung", dachte er. Während seines Fluges begann es in dichten Flocken zu schneien. So dicht, dass Santa Claus kaum etwas sehen konnte.


    Lediglich ein rotes Licht unter ihm leuchtete so hell, dass ihm der Schnee wie eine riesige Menge Erdbeereis vorkam. Santa Claus liebte Erdbeereis. "Hallo", rief er, "was hast du für eine hübsche und wundervolle Nase! Du bist genau der, den ich brauche. Was hältst du davon, wenn du am Weihnachtstag vor meinem Schlitten herläufst und mir so den Weg zu den Kindern zeigst?"


    Als Rudolph die Worte des Weihnachtsmannes hörte, fiel ihm vor Schreck der Tannenbaum zu Boden und seine Nase glühte so heftig wie noch nie in seinem Leben. Vor lauter Freude fehlten ihm die Worte. Erst langsam fand er seine Fassung wieder.


    "Natürlich furchtbar gerne. Ich freu’ mich riesig." Doch plötzlich wurde er sehr traurig. "Aber wie finde ich den Weg zurück zum Weihnachtsdorf, wenn es so dicht schneit?" Im gleichen Moment, in dem er die Worte aussprach, kam ihm eine Idee.


    "Bin gleich wieder da", rief er, während er schon in schnellem Galopp auf dem Weg in den Wald war und einen verdutzten Santa Claus zurückließ. Wenige Minuten später kehrten ein Rentier mit einer glühenden Nase und eine Elfe mit wackelnden Ohren aus dem Wald zurück. "Sie wird uns führen, Santa Claus", sagte Rudolph voller Stolz und zeigte auf Herbie. "Mit ihren Ohren hält sie uns den Schnee vom Leibe. Und sie kennt den Weg." "Das ist eine prachtvolle Idee", dröhnte Santa Claus. "Aber jetzt muss ich zurück. Auf morgen dann."


    Und so geschah es, dass Santa Claus am Weihnachtstag von einem Rentier mit einer roten Nase und einer Elfe mit wackelnden Ohren begleitet wurde.


    Rudolph wurde für seine treuen Dienste am nächsten Tag von allen Rentieren begeistert gefeiert. Den ganzen Tag tanzten sie auf dem großen Marktplatz und sangen dazu : "Rudolph mit der roten Nase, du wirst in die Geschichte eingehen."


    Und es muss jemanden gegeben haben, der Santa Claus und seine beiden Helfer beobachtet hat. Sonst gäbe es sie heute nicht, die Geschichte von Rudolph mit der roten Nase.

    Sprich nie ein hartes Wort, womit Du jemanden kränkst. Du triffst vielleicht sein Herz, viel tiefer als Du denkst .

  • Weihnachtsmärchen


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    Ein Märchen, das jeder gelesen haben sollte!
    „Es war einmal.....“, so beginnt auch das Märchen „Von denen, die auszogen, weil sie das Fürchten gelernt hatten.“


    Es war einmal, etwa drei Tage vor Weihnachten, spät abends. Über dem Marktplatz der kleinen Stadt kamen ein paar junge Männer gezogen. Sie blieben an der Kirche stehen und sprühten auf die Mauer „Ausländer raus“ und „Deutschland den Deutschen“. Steine flogen in das Fenster des türkischen Ladens gegenüber der Kirche. Dann zog die Horde ab. Gespenstische Ruhe. Die Gardinen an den Bürgerhäusern waren schnell wieder zugefallen. Niemand hatte etwas gesehen.


    „Los, komm, es reicht, wir gehen!“
    „Wo denkst du hin!, Was sollen wir denn da unten im Süden?“
    „Da unten? Das ist immerhin unsere Heimat. Hier wird es immer schlimmer. Wir tun was an der Wand steht: ,Ausländer raus!’“


    Tatsächlich, mitten in der Nacht kam Bewegung in die kleine Stadt. Die Türen der Geschäfte sprangen auf: Zuerst kamen die Kakaopäckchen, die Schokoladen und Pralinen
    in ihren Weihnachtsverkleidungen. Sie wollten nach Ghana und Westafrika, denn da waren sie zuhause. Dann der Kaffee, palettenweise, der Deutschen Lieblingsgetränk; Uganda, Kenia und Lateinamerika waren seine Heimat. Ananas und Bananen räumten ihre Kisten, auch die Trauben und Erdbeeren aus Südafrika. Fast alle Weihnachtsleckereien brachen auf, Pfeffernüsse, Spekulatius und Zimtsterne, die Gewürze in ihrem Inneren zog es nach Indien. Der Dresdener Christstollen zögerte. Man sah Tränen in seinen Rosinenaugen, als er zugab: Mischlingen wie mir geht’s besonders an den Kragen. Mit ihm kamen das Lübecker Marzipan und der Nürnberger Lebkuchen. Nicht die Qualität, nur Herkunft zählte jetzt. Es war schon in der Morgendämmerung, als die Schnittblumen nach Kolumbien aufbrachen und die Pelzmäntel mit Gold und Edelsteinen in teuren Chartermaschinen in alle Welt starteten.


    Der Verkehr an diesem Tag brach zusammen. Lange Schlangen japanischer Autos, vollgestopft mit Optik und Unterhaltungselektronik krochen gen Osten. Am Himmel sah man die Weihnachtsgänse nach Polen fliegen, auf ihrer Bahn gefolgt von den feinen Seidenhemden und den Teppichen des fernen Asiens.
    Mit Krachen lösten sich die tropischen Hölzer aus den Fensterrahmen und schwirrten ins Amazonasbecken. man mußte sich vorsehen, um nicht auszurutschen, denn von überall her quoll Öl und Benzin hervor, floß aus Rinnsalen zu Bächen zusammen in Richtung Naher Osten. Aber man hatte ja Vorsorge getroffen.


    Stolz holten die großen deutschen Autofirmen ihre Krisenpläne aus den Schubladen: Der Holzvergaser war ganz neu aufgelegt worden. Wozu ausländisches Öl? - Aber die VW und die BMW begannen sich aufzulösen in ihre Einzelteile, das Aluminium wanderte nach Jamaika, das Kupfer nach Somalia, ein Drittel der Eisenteile nach Brasilien, der Naturkautschuk nach Zaire. Und die Straßendecke hatte mit dem ausländischen Asphalt im Verbund auch immer ein besseres Bild abgegeben als heute!


    Nach drei Tagen war der Spuck vorbei, der Auszug geschafft, gerade rechtzeitig zum Weihnachtsfest. Nichts Ausländisches war mehr im Land. Aber Tannenbäume gab es noch, auch Äpfel und Nüsse. Und „Stille Nacht“ durfte gesungen werden - zwar nur mit Extragenehmigung, das Lied kam ja immerhin aus Österreich.


    Nur eines wollte nicht ins Bild passen. Maria, Josef und das Kind waren geblieben. Drei Juden. Ausgerechnet.


    „Wir bleiben“, sagte Maria, „wenn wir aus diesem Lande gehen - wer will ihnen dann noch den Weg zurück zeigen, den Weg zurück zur Vernunft und zur Menschlichkeit?“


    [Helmut Wöllenstein]

    Sprich nie ein hartes Wort, womit Du jemanden kränkst. Du triffst vielleicht sein Herz, viel tiefer als Du denkst .

  • Die schönste Krippe 


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    Es war einmal vor langer Zeit - oder doch erst gestern? - eine junge Familie: Der Vater, die Mutter und ihr neugeborenes Kind. Sie lebten in einem Land, in dem Krieg herrschte und die Tage des Glücks vergessen waren. Die Menschen dort verloren ihre Habe, ihr Häuser, ihre Heimat und viele auch ihr Leben. Bald glaubte niemand mehr an die Rückkehr des Friedens. So wickelten die jungen Eltern ihr Kind in ein wollenes Tuch, schnürten ein Bündel und mit wenigen Habseligkeiten machten sie sich auf die Suche nach einer neuen Heimat, in der ihr Kind in Frieden aufwachsen konnte. Es war und es ist das Fest des Friedens "Weihnachten" es war nicht mehr weit. Tagelang wanderte die kleine Familie über schneebedeckte Berge und durch eisige Täler. Zu Essen hatten sie nur ein wenig Brot und ein Paar Waldbeeren. Endlich sahen sie eines Abends die Lichter einer fremden Stadt vor sich. Doch wohin sollten die Menschen gehen, fremd in einem fremden Land? Schweigend zogen sie durch menschenleere, verschneite Strassen, vorbei an erleuchteten Fenstern, und standen plötzlich vor einem grossen Kirchenportal. Hier wollten sie Schutz suchen. Frierend und müde traten sie ein. Der Duft von Kerzen, Weihrauch und Tannengrün umfing sie. Vorn neben dem Altar stand ein grosser, prächtig geschmückter Weihnachtsbaum. Darunter stand eine Krippe aufgebaut. Gold- und silberglänzend strahlten Baum und Krippe im Licht der Kerzen um die Wette. Beschämt schauten die Frau und der Mann an sich herunter. Nein ... hier war kein Platz für sie. Still wie sie gekommen waren, verliessen sie wieder die Kirche. Drei Kirchtürme hatten sie gesehen, als sie von dem Berg hinabgestiegen waren. So liefen sie weiter durch die leeren Strassen, bis sie vor das zweite Kirchenportal gelangten. Hoffnungsvoll öffneten sie die hohe Tür und erblickten in der Mitte des erleuchteten Kirchenraumes eine Krippe, die war noch prächtiger als die erste. Rasch verliessen sie auch dieses Gotteshaus. In der dritten Kirche waren Frauen und Kinder damit beschäftigt, letzte Hand an die üppigen Gewänder der Krippenfiguren zu legen. Geblendet von so viel weihnachtlicher Pracht, zog sich die Familie leise zurück.Niemand hatte sie bemerkt. Wohin sollten sie sich nun noch wenden? Da gelangen sie zu einer kleinen verfallenen Kapelle vor den Toren der Stadt. Die morsche Tür stand offen. In der Ecke des kahlen Raumes lagen satt und zufrieden ein Ochse und ein Eselchen. Und in der Mitte stand eine hölzerne Futterkrippe, gefüllt mit duftendem Stroh. Endlich eine Bleibe für die drei Menschen! Die Mutter bettete ihr schlafendes Kind in das warme Stroh und legte sich selbst auf den Stufen des Altares nieder. Der Vater deckte sie mit seinem Mantel zu.


    WEIHNACHTSMORGEN IN DER STADT


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    Unter dem Geläut der Kirchenglocken schritten festlich gekleidete Menschen zum Marktplatz. Dort wollten die Bürger abstimmen, welche Kirche die schönste Krippe habe. Denn wie jedes Jahr war dafür ein Preis ausgesetzt worden. Während man noch den Reichtum der einen mit der Pracht der anderen Krippe verglich, kamen einige Kinder herbeigelaufen Aufgeregt riefen sie: "Kommt schnell mit zu dem Kapellchen! Dort steht die schönste Krippe von allen. Wir haben sie mit unseren eigenen Augen gesehen!" Ach ... das vergessene Kapellchen! Obgleich jeder wusste, dass der kleine Raum nur noch dem Vieh als Unterstand diente,wollte man den Kindern ihren Wunsch erfüllen und begab sich mit ihnen auf den Weg. Vorsichtig öffnenen sie die Tür und verstummten vor dem lebenden Krippenbild, das sich ihnen darbot. Prunk und Pracht der Kirchenkrippen waren vergessen. Denn die Menschen begriffen in diesem Augenblick den tieferen Sinn der Weihnachtsbotschaft. Kinder legten ihr neues Spielzeug vor die Krippe. Frauen breiteten Mäntel über das Kind und die Eltern. Ein kleines unbewohntes Haus wurde gefunden. Alle empfanden die Freude, in der Not helfen zu können. Als die Nacht heraufzog, lag die Stadt wieder im Dunkel. Nur hinter den Fenstern des kleinen Hauses, bei den neuen Einwohnern, war noch Licht!

    Sprich nie ein hartes Wort, womit Du jemanden kränkst. Du triffst vielleicht sein Herz, viel tiefer als Du denkst .

  • Blinki
    Eine Nikolausgeschichte von Hanne Krüger


    Hoch oben am Himmel stand einmal ein ganz kleiner Stern, der hieß Blinki. Treu und brav leuchtete er jede Nacht. Es war ein ganz besonders hübscher Stern mit einem richtigen Gesicht, das natürlich aus purem Gold war. Das Besondere an Blinki war jedoch sein prächtiger, roter Rand, der Blinki eine ganz besondere Leuchtkraft gab. Er war der allerschönste Stern, der jemals am Himmel stand.


    Doch er hatte immer furchtbare Langeweile. Nacht für Nacht blickte er auf die Erde hinunter, wo er die vielen Menschen sah und die Häuser und Straßen. Er wollte so gerne auch auf der Erde sein. Da bewegte sich alles und dort es würde bestimmt nicht langweilig sein.


    Eines Tages kam der gute, alte Nikolaus über die Milchstraße gefahren. Schon von weitem hörte er Blinki weinen. Er hielt sein Rentiergespann an: „Na, Blinki; was hast Du denn für einen schlimmen Kummer?". Blinki wischte sich ein paar dicke Tränen aus den Augen und strahlte den Nikolaus an. - Er freute sich riesig, dass er bei ihm angehalten hatte. „Oh, lieber Nikolaus, nimm mich doch bitte mit zur Erde. Ich halte es hier vor Langeweile nicht mehr aus." Dem Nikolaus tat der kleine Blinki so leid, dass er sich überreden ließ. Er half Blinki in den goldenen Schlitten und schon ging eine wilde Fahrt die Milchstraße hinunter auf die Erde. Blinki wollte sich für die Fahrt erkenntlich zeigen und half dem Nikolaus bei der Arbeit. Der Nikolaus war doppelt so schnell fertig, wie sonst. Er hatte ja diesmal sogar Beleuchtung in den Kaminen.


    Sie einigten sich darauf, dass Blinki ein Jahr lang auf der Erde bleiben durfte. Beim nächsten Geschenke austeilen sollte er noch einmal helfen und dann wieder mit nach Hause kommen. Weil er Angst um den kleinen Stern hatte, gab er ihm noch eine Flasche Himmelstrank. Den braut Petrus immer zusammen, damit der Nikolaus auf der Erde nicht krank wird. Er bekam davon immer zwei Flaschen. Diesmal hatte er nur eine verbraucht, weil er ja mit Hilfe des Sterns doppelt so schnell fertig geworden war. „Später, wenn Du wieder am Himmel stehst, darfst Du keinen einzigen Tropfen mehr davon nehmen." Mit diesen Worten verabschiedete sich der Nikolaus und fuhr mit dem Schlitten wieder davon.


    Blinki wollte nun die Erde kennen lernen. Er schaute sich zuerst die Gegend an, in der er gerade war. Überall war Eis und Schnee. Dem kleinen Stern war es kalt. Sein roter Rand war schon ganz blau gefroren. Er nahm die Flasche mit dem Himmelstrank und machte sie halb leer.


    Dann stapfte er durch den dicken Schnee. Weit und breit fand er keinen warmen Unterschlupf. Nur ein lautes Niesen war zu hören. Der Stern nahm an, dass es ein Mensch sei, der erkältet war und ging dem Niesen nach. Vor einem riesigen Gewässer fand er einen Seehund, der einen dicken Schal um den Hals gewickelt hatte. Neben ihm saß ein kleiner Junge in bunten Stricksachen. Der Stern gab dem Seehund einen Schluck von dem Himmelstrank. Das half sofort. Der Seehund gab dem Jungen den Schal zurück, sprang sofort ins Wasser und schwamm davon.


    Blinki fragte den Jungen, wie das Land heißen würde, denn er wusste nicht, dass er am Nordpol war. Der kleine Junge sagte: „Grönland." Er war ein Eskimojunge. „Ist es hier immer so kalt?", erkundigte sich Blinki. Der Eskimojunge lachte: „Weißt Du das denn nicht? - Komm mit, ich zeig Dir unser Schneehaus. Das könnten wir nicht bauen, wenn es hier heiß würde." Blinki staunte über das tolle Schneehaus. Drinnen im Iglu (so nennen die Eskimos ihre Häuser, die sie aus Schnee selbst bauen) war es ganz warm. Der Eskimojunge lud ihn ein, doch eine Nacht bei ihm zu bleiben. Damit war der kleine Stern sofort einverstanden.


    Am anderen Morgen rief der Eskimojunge ein Rentier herbei. Damit konnte der Stern weiter reiten. Das Rentier kannte natürlich nicht die ganze Welt, denn es lebt ja immer nur am Nordpol. So kam es, dass das Rentier mit Blinki nach Lappland lief. Das Rentier dachte, dies sei die ganze Welt.


    Sie waren viele Wochen unterwegs, bis sie Lappland endlich erreicht hatten. Das Rentier hatte dort einen Freund. Es war ein Elch. Den wollten sie nun besuchen. Der Elch war schon sehr alt und noch nie über die Eisberge hinweggekommen. Er behauptete, die Eisberge seien das Ende der Welt. Blinki wusste es besser, war er doch schließlich mit dem Nikolaus schon überall herumgekommen.


    „Woher kommst Du eigentlich?", wollte der Elch wissen. Blinki zeigte nach oben zum Himmel und erzählte von seinen Freunden, den anderen Sternen. Als ob sie ihn hätten hören können, blitzte und blinkte es von oben. Blinki blinkte zurück. Das Rentier und der Elch waren begeistert. Sie blieben noch einige Tage bei dem Elch zu Besuch. Als Blinki wieder weiterziehen wollte, lud das Rentier beide zu sich nach Hause ein. Doch der Elch fühlte sich zu alt und zu schwach für eine so weite Reise. Also zogen sie alleine weiter.


    Sie waren schon eine ganze Weile unterwegs, als plötzlich ein weißer Schlitten auftauchte, vor den zwei Rentiere gespannt waren. „Blinki, wir müssen fliehen", rief das Rentier. „Es ist die Schneekönigin". Und schon war das Rentier im Schnee verschwunden. Blinki war neugierig. Er wollte unbedingt die Schneekönigin sehen. Deshalb stellte er sich stolz auf und begann herrlich zu glitzern und zu strahlen.


    Die Schneekönigin hielt tatsächlich ihren Schlitten an und stieg aus. Sie sah genauso aus, wie es in dem Märchenbuch stand, aus dem Petrus immer vorlas. Nun wusste er, warum das Rentier fortgelaufen war. Er bekam große Angst. Bestimmt hatte die Schneekönigin nichts Gutes mit ihm vor. Doch nun stand sie vor ihm. Es gab kein Entkommen mehr. Ach wäre er doch nur mit dem Rentier geflohen. Die Schneekönigin lächelte ihn eiskalt an. Blinki begann zu zittern. Die Schneekönigin nahm ihn in ihre eisigen Hände und setzte ihn neben sich und schon raste der Schlitten los.


    Der Stern dachte: „Vielleicht kann mich das Rentier befreien, wenn ich eine Spur hinterlasse." Also leuchtete er ganz kräftig den Schnee hinter sich an.


    Tatsächlich war das Rentier aus seinem Versteck geschlichen und sah im Schnee einen aufgetauten Streifen. Den musste der Stern mit seiner Leuchtkraft hinterlassen haben. Er begriff sofort, was zu tun war und rannte dem Streifen nach.

    Sprich nie ein hartes Wort, womit Du jemanden kränkst. Du triffst vielleicht sein Herz, viel tiefer als Du denkst .

  • Wo wohnt der Nikolaus?
    (Eine Nikolausgeschichte von Hanne Krüger und Jörg Bastmann)


    „Papa, wo wohnt der Nikolaus?" fragte der kleine Jörg. Papa saß gerade am Computer und hörte mal wieder nicht richtig hin. „Weiß nicht", kam die Antwort. „Da musst Du mal die Omi fragen, die hat mir das damals auch erklärt.


    Jörg fuhr mit dem Fahrrad zur Omi. Die saß jedoch auch am Computer und hatte keine Lust, Nikolausgeschichten zu erzählen. „Man Omi Du bist echt uncool sagte der kleine Jörg und klebte ihr beleidigt sein Kaugummi auf den Babbel. „Babble Gum", rief Omi und schüttelte sich. Da fiel der Kaugummi auf die Maus und dadurch ging das Computerspiel aus. Auch das Gebiss war futsch. Schließlich fand es sich auf dem Scanner wieder. Omis Lieblingsspielzeug war zerschmettert. Als Omi das Gebiss gerade greifen wollte, wurde es eingescannt. „Oh, Schreck", babbelte Omi, „wie soll ich jetzt mein Mohnbrötchen essen?"


    Verzweifelt suchte sie ihre Festplatte ab und schimpfte dabei: „Du bösser, böser Junge, was hasst Du nur wieder angestellt." „Ach Omi", sagte Jörg „ich wollte doch nur wissen, wo der Nikolaus wohnt." Omi war stinksauer: „Ich habe mein Gebicss verloren und Du fragcst mich nach dem Nikolaucs. Der wird übrigencs gar nicht gut zu csprechen csein auf kleine Kinder, die Omics Gebicß eincscannen." Als Omi die Windows beenden wollte, entdeckte sie im Hintergrund ihr Gebiss. „Klasse Omi, da ist es ja", rief Jörg. „Cön", grunzte Omi „da nüccen sie mir nitz beim Kauen!"


    Jörg war ein böser Junge. Er ging in die Küche, holte ein Kotelett und legte es auf den Scanner. Schwupp - weg war es - „Siehst Du Omi, so kannst Du viel schneller essen und kannst mir nebenbei erzählen, wo der Nikolaus wohnt. - Soll ich Dir noch eine Schnitte Brot einscannen? Den Kaffee kannst Du ja noch so trinken - Oder?" Jörg grinste und Omi war sprachlos. „Dein Gebiss ist jetzt als Software installiert. Jetzt müssen wir Dich nur noch mit dem Computer verkabeln, dann sind alle Deine Probleme gelöst. Du musst Dich allerdings vor einem Virenbefall hüten."


    Jetzt war Omi richtig in Rage: „Diese Jugend von heute ist das Letczte, was fällt Dir blocß ein?" Omi schrieb ihrem Gebiss: „Bitte, liebes Gebiss, komm doch wieder raus." Doch das Gebiss kam nicht wieder raus. Nicht aus Laufwerk A und auch nicht aus Laufwerk D. Auch auf dem Scanner lag es nicht. In ihrer letzten Verzweiflung wollte sie den Brief an ihr Gebiss ausdrucken. Da geschah etwas ganz Schreckliches: Braunverschmiertes Endlospapier kam aus dem Drucker und zu allem Übel bäuerten beide Lautsprecherboxen. „Klasse", rief Jörg begeistert, „Nun kannst Du sogar Deine Toilette vermieten. Die brauchst Du ja nun nicht mehr." Jetzt wurde Omi unruhig und wollte es genau wissen. Sie scannte eine Schokoladenreklame aus der Zeitung ein und noch ein paar schöne Fotos aus ihrem Kochbuch. Nach einer Weile sagte sie: „Du wirst es nicht glauben; aber jetzt bin ich satt." -


    „Omi, darf ich heute bei Dir schlafen?" „Das fehlt mir gerade noch; wer weiß, was Du noch anrichtest." Bitte, bitte Omi, vielleicht lösen wir das Problem ja noch." Omi überlegte kurz, griff zum Telefon und rief ihren Sohn an. Der war froh, als er hörte, dass Jörg bei Omi schlafen wollte. So konnte er weiter an seinem Computer arbeiten. Doch als Omi ihm erzählte, was passiert war, bekam er einen Lachkrampf. Dabei fiel ihm der Hörer aus der Hand. Die Mutter kam aus der Küche gerannt: „Was hast Du?" Statt einer Antwort, lachte er immer lauter. Sie sah den Hörer liegen, griff danach und rief: „Hallo!" Jetzt erzählte Omi ihr die verrückte Story.


    Sie glaubte kein Wort von dem, was sie hörte. Als sie aufgelegt hatte, packte sie Schlafzeug, Zahnbürste und ein Märchenbuch ein und brachte es zur Omi. „Du hast ja wirklich kein Gebiss drin", sagte sie als sie Omis Gutenabend gehört hatte. „Sag ich doch, sieh Dir nur mein Hintergrundbild an, wenn Du mir nicht glaubst." Jörg freute sich, dass er nun doch bei Omi schlafen durfte. Schnell zog er sein Schlafzeug an, bevor es sich noch jemand anders überlegen könnte. Dabei fand er das Märchenbuch. Er blätterte darin herum und fand auch eine Nikolausgeschichte - mit Bild.


    „Omi, Omi, - ich glaube ich habe die Lösung". Jörg scannte das Nikolausbild ein. Als er das Buch herunternahm, war das Bild von der Seite verschwunden. Omi schaute wieder im Hintergrund nach. Da stand wahrhaftig der Nikolaus und kramte in seinem Sack. Omi schrieb: „Lieber, guter Nikolaus, rücke meine Zähne raus." Der Nikolaus auf dem Monitor grinste und holte ein kleines Päckchen raus. Plötzlich wurde der Drucker aktiviert und klickediklick - fielen alle Zähne einzeln raus.


    „So eine Gemeinheit", schrie Omi und scannte die Zähne gleich wieder ein. Der Nikolaus grinste sie aus dem Hintergrund listig an. Omi schrieb: „Du gemeiner Nikolaus, rücke mein ganzes Gebiss wieder raus." Da ertönte die Stimme aus dem Lautsprecher: „Was willst Du denn, Zähne oder Gebiss oder was?" „Gebiss", sabberte Omi. Der Drucker wurde wieder aktiviert und tatsächlich kam auch das Gebiss wieder raus. „Endlich brauchte sie nicht mehr zu lispeln. „Siehste Jörg", sagte sie „der Nikolaus wohnt im Computer."

    Sprich nie ein hartes Wort, womit Du jemanden kränkst. Du triffst vielleicht sein Herz, viel tiefer als Du denkst .

  • Die Geschichte vom Lametta

    Weihnachten naht, das Fest der Feste,
    das Fest der Kinder, Fest der Gäste.
    Da geht es vorher hektisch zu,
    von Früh bis Abend keine Ruh´.
    Ein Hetzen, Kaufen, Proben, Messen -
    hat man auch niemanden vergessen?
    So ging´s mir - keine Ahnung habend -
    vor ein paar Jahren Heiligabend,
    der zudem ein Sonntag war.
    Ich saß grad mit der Kinderschar,
    da sprach mein Mann: "Tu dich nicht drücken!
    Du hast heut´ noch den Baum zu schmücken!"
    Da Einspruch meistens mir nichts nützt,
    hab kurz darauf ich schon geschwitzt.
    Den Baum gestutzt, gebohrt, gesägt,
    und in den Ständer eingelegt.
    Dann kamen Kugeln, Kerzen, Sterne,
    Krippenfiguren mit Laterne.
    Zum Schluss - ja Himmeldonnerwetter! -
    nirgends fand ich das Lametta!
    Es wurde meinem Mann ganz heiß,
    und stotternd sprach er: "Ja, ich weiß;
    im letzten Jahr war´s ganz zerschlissen,
    drum haben wir es weggeschmissen!
    Und in dem Trubel dieser Tage,
    bei meiner Arbeit, Müh und Plage
    vergaß ich neues zu besorgen.
    Ich wird´ was von den Nachbarn borgen!"
    Die Nachbarn - links, rechts, drunter, drüber -
    die hatten kein Lametta über.
    Da schauten wir uns an verdrossen:
    Die Läden sind ja auch geschlossen!
    So sprach ich dann zu meinen Knaben:
    "Hört zu! Wir werden heuer haben
    einen Baum - altdeutscher Stil -
    weil... - mir Lametta nicht gefiel."
    Da gab es Heulen, Schluchzen, Tränen,
    und ich gab nach den Schmerzfontänen:
    "Hört endlich auf mit dem Gezeter!
    Ihr kriegt ´nen Baum - mit viel Lametta!"
    Zwar konnt ich da noch nicht begreifen,
    woher ich nehm die Silberstreifen,
    doch grad als suchte ich das Messer,
    da les ich "Hengstenberg Mildessa"!
    Es war die Sauerkrautkonserve,
    ich kombinier´ mit Messers Schärfe:
    Hier liegt die Lösung eingebettet.
    Das Weihnachtsfest - es ist gerettet!
    Schnell wird der Deckel aufgedreht,
    das Kraut gepresst, so gut es geht,
    zum Trocknen einzeln aufgehängt
    und dann gefönt (doch nicht versengt!).
    Die trocknen Streifen, sehr geblichen,
    mit Silberbronze angestrichen.
    Auf beiden Seiten Silberkleid -
    oh freue dich, du Christenheit!
    Der Christbaum war einmalig schön,
    wie selten man ihn hat geseh´n.
    Zwar roch süßsauer die Bescherung,
    geruchlich gab´s ´ne Überquerung,
    weil mit Benzin ich wusch die Hände,
    mit Nitro reinigte die Wände,
    dazu noch Räucherduft und Myrrhe -
    der Duft die Menge leicht verwirrte.
    Und jedermann sprach still verwundert:
    "Hier riecht´s nach technischem Jahrhundert!"



    ´Ne Woche drauf, ich saß gemütlich
    im Sessel. Las die Zeitung friedlich,
    den Bauch voll Feiertage-Rester.
    ´S war wieder Sonntag. Und Silvester.
    Da sprach mein Mann: "Du weißt Bescheid?
    Es kommen heut zur Abendzeit
    Schulzes, Lehmanns und Herr Meier
    zu unserer Silvesterfeier.
    Wir werden leben wie die Fürsten -
    bei Sauerkraut mit gselchten Würsten!"
    Ein Schrei ertönt! Entsetzt er schaut:
    "Am Christbaum hängt das Sauerkraut!
    Vergessen, neues zu besorgen!
    Ich werd´ was von den Nachbarn borgen!"
    Die Nachbarn - links, rechts, drunter, drüber -
    die hatten leider keines über.
    Da schauten wir uns an verdrossen:
    Die Läden sind ja auch geschlossen!
    Und so ward wieder ich der Retter,
    nahm ab vom Baume das Lametta.
    Mit Terpentinöl und Bedacht
    hab´ ich das Silber abgemacht.
    Das Kraut dann gründlich durchgewässert,
    mit reichlich Essig noch verbessert,
    dazu noch Nelken, Pfeffer, Salz
    und Curry, Ingwer, Gänseschmalz.
    Dann, als das ganze sich erhitzte,
    das Kraut, das funkelte und blitzte,
    da konnt´ ich nur nach oben fleh´n:
    "Laß diesen Kelch vorübergeh´n!"
    Als später dann das Kraut serviert
    ist auch noch folgendes passiert:
    Als eine Dame musste niesen,
    sah man aus ihrem Näschen sprießen
    tausend kleine Silbersterne.
    "Mach´s noch einmal! Ich seh das gerne!"
    So rief man ringsum hocherfreut -
    die Dame wusste nicht bescheid!
    Franziska Lehmann sprach zum Franz:
    "Dein Goldzahn hat heut Silberglanz!"
    Und einer, der da musste mal,
    der rief: "Ich hab´ ´nen Silberstrahl!"
    So gab´s nach dieser Krautmethode
    noch manche nette Episode.
    Beim Heimgang sprach ein Gast zu mir:
    "Es hat mir gut gefallen hier!
    Doch wär´ die Wohnung noch viel netter,
    hättest am Baum du auch Lametta!"
    Ich konnte da gequält nur lächeln
    und mir noch frische Luft zufächeln.
    Ich sprach - und klopfte ihm aufs Jäckchen:
    "Im nächsten Jahr - da kauf ich hundert Päckchen!"




  • Eine kleine Wintergeschichte!


    8. Dezember 18:00


    Es hat angefangen zu schneien. Der erste Schnee in diesem Jahr. Meine Frau und ich haben unsere Cocktails genommen und stundenlang am Fenster gesessen und zugesehen wie riesige, weiße Flocken vom Himmel herunter schweben. Es sah aus wie im Märchen. So romantisch - wir fühlten uns wie frisch verheiratet. Ich liebe Schnee.


    9. Dezember


    Als wir wach wurden, hatte eine riesige, wunderschöne Decke aus weißem
    Schnee jeden Zentimeter der Landschaft zugedeckt. Was für ein phantastischer Anblick! Kann es einen schöneren Platz auf der Welt geben?


    Hierher zu ziehen war die beste Idee, die ich je in meinem Leben hatte.
    Habe zum ersten Mal seit Jahren wieder Schnee geschaufelt und fühlte mich
    wieder wie ein kleiner Junge. Habe die Einfahrt und den Bürgersteig freigeschaufelt.


    Heute Nachmittag kam der Schneepflug vorbei und hat den Bürgersteig und die Einfahrt wieder zugeschoben, also holte ich die Schaufel wieder raus.


    Was für ein tolles Leben !


    12. Dezember


    Die Sonne hat unseren ganzen schönen Schnee geschmolzen. Was für eine
    Enttäuschung. Mein Nachbar sagt, dass ich mir keine Sorgen machen soll, wir
    werden definitiv eine weiße Weihnacht haben.


    Kein Schnee zu Weihnachten wäre schrecklich! Bob sagt, dass wir bis zum Jahresende so viel Schnee haben werden, dass ich nie wieder Schnee sehen will. Ich glaube nicht, dass das möglich ist. Bob ist sehr nett - ich bin froh, dass er unser Nachbar ist.


    14. Dezember


    Schnee, wundervoller Schnee! 30 cm letzte Nacht. Die Temperatur ist auf -20 Grad gesunken. Die Kälte lässt alles glitzern. Der Wind nahm mir den Atem, aber ich habe mich beim Schaufeln aufgewärmt. Das ist das Leben! Der Schneepflug kam heute Nachmittag zurück und hat wieder alles zugeschoben.


    Mir war nicht klar, dass ich soviel würde schaufeln müssen, aber so komme ich wieder in Form. Wünschte ich würde nicht so Pusten und Schnaufen.


    15. Dezember


    60 cm Vorhersage. Habe meinen Kombi verscheuert und einen Jeep gekauft.
    Und Winterreifen für das Auto meiner Frau und zwei Extra-Schaufeln.
    Habe den Kühlschrank aufgefüllt. Meine Frau will einen Holzofen, falls der Strom ausfällt.
    Das ist lächerlich - schließlich sind wir nicht in Alaska.


    16. Dezember


    Eissturm heute Morgen. Bin in der Einfahrt auf den Arsch gefallen, als ich
    Salz streuen wollte. Tut höllisch weh. Meine Frau hat eine Stunde gelacht.


    Das finde ich ziemlich grausam.


    17. Dezember


    Immer noch weit unter Null. Die Straßen sind zu vereist, um irgendwohin zu
    kommen. Der Strom war 5 Stunden weg. Musste mich in Decken wickeln, um nicht
    zu erfrieren. Kein Fernseher.
    Nichts zu tun als meine Frau anzustarren und zu versuchen, sie zu irritieren. Glaube, wir hätten einen Holzofen kaufen sollen, würde das aber nie zugeben.


    Ich hasse es, wenn sie Recht hat! Ich hasse es, in meinem eigenen Wohnzimmer zu erfrieren!


    20. Dezember


    Der Strom ist wieder da, aber noch mal 40 cm von dem verdammten Zeug letzte Nacht! Noch mehr schaufeln. Hat den ganzen Tag gedauert. Der beschissene Schneepflug kam zweimal vorbei. Habe versucht eines der Nachbarskinder zum Schaufeln zu überreden. Aber die sagen, sie hätten keine Zeit, weil sie Hockey spielen müssen. Ich glaube, dass die lügen.


    Wollte eine Schneefräse im Baumarkt kaufen. Die hatten keine mehr. Kriegen
    erst im März wieder welche rein. Ich glaube, dass die lügen.
    Bob sagt, dass ich schaufeln muss oder die Stadt macht es und schickt mir die
    Rechnung.
    Ich glaube, dass er lügt.


    22. Dezember


    Bob hatte recht mit weißer Weihnacht, weil heute Nacht noch mal 30 cm von
    dem weißen Zeug gefallen ist und es ist so kalt, dass es bis August nicht
    schmelzen wird.
    Es hat 45 Minuten gedauert, bis ich fertig angezogen war zum Schaufeln und
    dann musste ich pinkeln. Als ich mich schließlich ausgezogen, gepinkelt und
    wieder angezogen hatte, war ich zu müde zum Schaufeln.
    Habe versucht für den Rest des Winters Bob anzuheuern, der eine Schneefräse
    an seinem Lastwagen hat, aber er sagt, dass er zu viel zu tun hat.


    Ich glaube, dass der Wichser lügt.


    23. Dezember


    Nur 10 cm Schnee heute. Und es hat sich auf 0 Grad erwärmt. Meine Frau wollte, dass ich heute das Haus dekoriere.
    Ist die bekloppt? Ich habe keine Zeit - ich muss SCHAUFELN!!! Warum hat sie es mir nicht schon vor einem Monat gesagt? Sie sagt, sie hat, aber ich glaube, dass sie lügt.


    24. Dezember


    20 Zentimeter. Der Schnee ist vom Schneepflug so fest zusammen geschoben,
    dass ich die Schaufel abgebrochen habe. Dachte ich kriege einen Herzanfall.


    Falls ich jemals den Arsch kriege, der den Schneepflug fährt, ziehe ich ihn
    an seinen Eiern durch den Schnee. Ich weiß genau, dass er sich hinter der
    Ecke versteckt und wartet bis ich mit dem Schaufeln fertig bin.
    Und dann kommt er mit 150km/h die Straße runtergerast und wirft tonnenweise
    Schnee auf die Stelle, wo ich gerade war.


    Heute Nacht wollte meine Frau mit mir Weihnachtslieder singen und Geschenke
    auspacken, aber ich hatte keine Zeit.


    Musste nach dem Schneepflug Ausschau halten.


    25. Dezember


    Frohe Weihnachten. 60 Zentimeter mehr von der weißen Kacke.
    Eingeschneit.
    Der Gedanke an Schneeschaufeln lässt mein Blut kochen. Gott, ich hasse Schnee!
    Dann kam der Schneepflugfahrer vorbei und hat nach einer Spende gefragt.
    Ich hab ihm meine Schaufel über den Kopf gezogen.
    Meine Frau sagt, dass ich schlechte Manieren habe. Ich glaube, dass sie eine Idiotin ist.


    Wenn ich mir noch einmal Wolfgang Petry anhören muss, werde ich sie umbringen.


    26. Dezember


    Immer noch eingeschneit. Warum um alles in der Welt sind wir hierher gezogen?
    Es war alles IHRE Idee. Sie geht mir echt auf die Nerven.


    27. Dezember


    Die Temperatur ist auf -30 Grad gefallen und die Wasserrohre sind eingefroren.


    28. Dezember


    Es hat sich auf -5 Grad erwärmt. Immer noch eingeschneit.
    DIE ALTE MACHT MICH VERRÜCKT!!!


    29. Dezember


    Noch mal 30 Zentimeter. Bob sagt, dass ich das Dach freischaufeln muss oder
    es wird einstürzen.
    Das ist das Dämlichste was ich je gehört habe. Für wie blöd hält der mich eigentlich?


    30. Dezember


    Das Dach ist eingestürzt.
    Der Schneepflugfahrer verklagt mich auf 50.000 DM
    Schmerzensgeld. Meine Frau ist zu ihrer Mutter gefahren. 25 Zentimeter vorhergesagt.


    31. Dezember


    Habe den Rest vom Haus angesteckt. Nie mehr Schaufeln.

    8. Januar


    Mir geht es gut. Ich mag die kleinen Pillen, die sie mir dauernd geben.


    Warum bin ich an das Bett gefesselt?

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    Alles, was ich tue und was ich nicht tue, ist Öffentlichkeitsarbeit.
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  • Worüber das Christkind lächeln mußte


    [Blockierte Grafik: http://schanigoarten.com//Bilder/Weihnachtsgifs/00.gif]


    Von Karl Heinrich Waggerl



    Als Josef mit Maria von Nazareth her unterwegs war, um in Bethlehem anzugeben, dass er von David abstamme, was die Obrigkeit so gut wie unsereins hätte wissen müssen, weil es ja längst geschrieben stand, - um jene Zeit also kam der Engel Gabriel heimlich noch einmal vom Himmel herab, um im Stall nach dem Rechten zu sehen. Es war sogar für einen Erzengel in seiner Erleuchtung schwer zu begreifen, warum es nun der allererbärmlichste Stall sein musste, in dem der Herr zur Welt kommen sollte, und seine Wiege nichts weiter als eine Futterkrippe.


    Aber Gabriel wollte wenigstens noch den Winden gebieten, dass sie nicht gar zu grob durch die Ritzen pfiffen, und die Wolken am Himmel sollten nicht gleich wieder in Rührung zerfließen und das Kind mit ihren Tränen überschütten, und was das Licht in der Laterne betraf, so musste man ihm noch einmal einschärfen, nur bescheiden zu leuchten und nicht etwa zu blenden und zu glänzen wie der Weihnachtsstern.


    Der Erzengel stöberte auch alles kleine Getier aus dem Stall, die Ameisen und die Spinnen und die Mäuse, es war nicht auszudenken, was geschehen konnte, wenn sich die Mutter Maria vielleicht vorzeitig über eine Maus entsetzte ! Nur Esel und Ochs durften bleiben, der Esel, weil man ihn später für die Flucht nach Ägypten zur Hand haben musste, und der Ochs, weil er so riesengroß und so faul war, dass ihn alle


    Heerscharen des Himmels nicht hätten von der Stelle bringen können.


    Zuletzt verteilte Gabriel noch eine Schar Engelchen im Stall herum auf den Dachsparren, es waren solche von der kleinen Art, die fast nur aus Kopf und Flügeln bestehen. Sie sollten ja auch bloß still sitzen und Acht haben und sogleich Bescheid sagen geben, wenn dem Kinde in seiner nackten Armut etwas Böses drohte. Noch ein Blick in die Runde, dann hob der Mächtige seine Schwingen und rauschte davon.


    Gut so. Aber nicht ganz gut, denn es saß noch ein Floh auf dem Boden der Krippe in der Streu und schlief. Dieses winzige Scheusal war dem Engel Gabriel entgangen, versteht sich, wann hatte auch ein Erzengel je mit Flöhen zu tun !


    Als nun das Wunder geschehen war, und das Kind lag leibhaftig auf dem Stroh, so voller Liebreiz und so rührend arm, da hielten es die Engel unterm Dach nicht mehr aus vor Entzücken, sie umschwirrten die Krippe wie ein Flug Tauben. Etliche fächelten dem Knaben balsamische Düfte zu und die anderen zupften und zogen das Stroh zurecht, damit ihn ja kein Hälmchen drücken oder zwicken möchte.


    Bei diesem Geraschel erwachte der Floh in der Streu. Es wurde ihm gleich himmelangst, weil er dachte, es sei jemand hinter ihm her, wie gewöhnlich. Er fuhr in der Krippe herum und versuchte alle seine Künste und schließlich, in der äußersten Not, schlüpfte er dem göttlichen Kinde ins Ohr. "Vergib mir !" flüsterte der atemlose Floh, "aber ich kann nicht anders, sie bringen mich um, wenn sie mich erwischen. Ich verschwinde gleich wieder, göttliche Gnaden, lass mich nur sehen, wie !"


    Er äugte also umher und hatte auch gleich seinen Plan. "Höre zu", sagte er, "wenn ich alle Kraft zusammennehme, und wenn du still hältst, dann könnte ich vielleicht die Glatze des heiligen Josef erreichen, und von dort weg krieg ich das Fensterkreuz und die Tür...."


    "Spring nur !" sagte das Jesuskind unhörbar, "ich halte stille!"


    Und da sprang der Floh. Aber es ließ sich nicht vermeiden, dass er das Kind einwenig kitzelte, als er sich zurechtrückte und die Beine unter den Bauch zog. In diesem Augenblick rüttelte die Mutter Gottes ihren Gemahl aus dem Schlaf. "Ach, sieh doch!" sagte Maria selig, "es lächelt schon!"

    Sprich nie ein hartes Wort, womit Du jemanden kränkst. Du triffst vielleicht sein Herz, viel tiefer als Du denkst .

  • Der verlorene Teddy


    :lichtbaer:


    von Christina Schafranek (Krischa)



    Wieder einmal war es in Finnland Herbst geworden. Die Bäume hatten ihre bunten Blätter bereits abgeworfen und in der Nacht fielen die Temperaturen unter Null Grad. Die Feriengäste hatten schon lange ihre Koffer gepackt und waren heimgereist. Bloß ein deutsches Ehepaar mit seinem kleinen Sohn war noch übrig geblieben. Der kleine Waldschrat Pinki Punki beobachtete diese Familie schon eine ganze Weile. Was er bisher gesehen hatte, gefiel ihm. Das waren echte Naturfreunde! Sie schonten die Pflanzen, warfen kein Papier in den Wald und machten nicht einfach Feuer, wo es ihnen einfiel. Die Eltern zeigten ihrem Jungen viele Dinge in Wald und Feld, wovon andere Leute keine Ahnung hatten.


    Eines Tages war auch ihr Urlaub zu Ende und sie fuhren ab. Pinki Punki machte sich auf den Weg, um die Hütte zu inspizieren. Alles war schön aufgeräumt, die Teller gespült und der Boden gefegt. Doch halt - was war denn das? Vom Bett her kam klägliches Weinen.
    'Hallo? Wer weint denn da?'
    'Ich bin ein Bär und heiße Teddy und bin vergessen worden.' Dabei rollte langsam eine Träne über die dicke Bärenbacke. 'Du Armer! Nun beruhige dich erst einmal. So schlimm wird das ja wohl nicht sein.' 'Doch, doch, denn mein Matzi ist jetzt unterwegs nach Deutschland und ich sehe ihn nie wieder!!! Huh, huh, huh, ...'
    Pinki Punki überlegte und kam zu der Überzeugung, daß hier wohl Pöllö am Besten helfen konnte. 'Komm` Teddy, hör` auf zu heulen, wir müssen los, bevor es dunkel wird.'
    Gemeinsam überlegten sie, wie sie wohl aus der Hütte herauskommen sollten. Das war gar nicht so einfach. Durch den schmalen Spalt, durch den der Schrat mühelos hereingekommen war, kam der dicke Teddy natürlich nicht durch. Nachdenklich wanderte der Schrat durch die Hütte. Plötzlich entdeckte er, daß die Saunatür ein wenig offen stand. Er schlüpfte hinein und sah sich um. Oh, welch ein Glück! Man hatte vergessen hatte, das Saunafenster zu schließen. 'Hurra, es klappt! Ich weiß, wie wir dich hier herauskommen. Komm` Teddy, nur Mut, wir schaffen das schon!'


    Hoffnungsvoll kam der Bär in die Sauna gewackelt. Als er die hohe Treppe sah, die ihn vom Fenster trennte, verließ ihn gleich wieder der Mut. 'Das ist doch kein Problem,' beruhigte ihn Pinki Punki. 'Es gibt doch genug Holz hier.' Flink lief er zum Holzkorb. 'Nun komm` schon, allein schaffe ich das auch nicht!' Nun schleppten sie gemeinsam die Holzscheite an die Saunatreppe, stapelten sie übereinander und so entstand eine neue Stufe für das Bärchen. Mühsam kletterte Teddy hoch. Nun kam die Sitzbank an die Reihe. Dafür legte sich Teddy flach auf den Bauch, Pinki Punki stellte sich auf dessen Rücken und wuchtete so ein Holzscheit nach dem anderen auf die obere Bank. Das ging so lange, bis alle Scheite oben lagen und der Bär darüber hinwegklettern konnte. Für den Waldschrat war das natürlich kein Problem, denn Waldmännchen kommen überall hinein und hinauf.


    Inzwischen hatte es zu schneien begonnen. Die weißen Flocken bedeckten bereits den Boden rund um die Hütte. Teddy saß auf der Fensterbank und schaute ganz verzagt auf die weiße Pracht. 'Wenn ich da hinunterfalle, wird das Sägemehl in meinem Bauch naß und ich muß sterben!' Jammerte er. 'Meine Güte, stellst du dich vielleicht an. So schnell stirbt man nicht. Du willst doch unbedingt zu deinem Matzi, also mußt du schon was riskieren. Hoppla, wer sitzt denn da auf dem Baum? Harja, bist du das? Bitte komm` her, wir brauchen deine Hilfe!' Zögernd kam Harja, das Eichhörnchen, den Baum heruntergeklettert. Fremde mochte sie eigentlich gar nicht, doch dieser kleine Dicke sah ja harmlos und ziemlich mitgenommen aus. 'Was gibt's? Wer ist das? Ist er neu hier?' Harja war nun doch neugierig geworden. 'Das erzähle ich dir später. Erst müssen wir hier raus. Kannst du uns ein paar Zweige in den Schnee unter das Fenster werfen, damit Teddy nicht naß wird? Bitte, sei so gut.' 'Wird sofort erledigt!' Flink huschte Harja den Stamm hoch und gleich darauf prasselten Zweige in den Schnee.


    'Na siehst du, man muß nur die richtigen Freunde haben, dann klappt alles wie von selbst.' Dabei strich er dem Bären tröstend über den Kopf. 'Nun spring endlich!' Noch ein kurzes Zögern von Teddy, ein Hopp - und er landete weich und trocken auf den Zweigen. Pinki Punki und Harja nahmen immer einen Zweig und legten ihn vor den anderen. So entstand eine richtiger Weg und der Bär konnte wie auf einer Straße laufen. Auf Dauer wurde das natürlich recht anstrengend und die Pausen immer länger. Während sie wieder mal ganz außer Atem eine Pause einlegten, kam Ilves, der Luchs, angetrabt. 'Was macht ihr da? Spielt ihr ein neues Spiel, welches ich noch nicht kenne? Und wer ist das? Zuwachs im Revier?' 'Ja, einen vergessenen Teddybären der unbedingt wieder nach Deutschland will. Wir wollen zu Pöllö. Die Eule weiß sicher, was wir unternehmen können.' 'Warum bringt ihr ihn nicht gleich zu den drei Schwestern? Die wissen bestimmt weiter.' 'Ganz einfach, der Weg ist für uns zu weit.' 'Wenn's weiter nichts ist! Aufsteigen die Herrschaften!' Teddy und Pinki Punki kletterten auf den Rücken von Ilves. 'Festhalten, es geht los!' Die Beiden winkten Harja noch ein Lebewohl zu und ab ging die Post. Quer durch den Wald und über verschneite Felder, bis sie an einen breiten Fluß gelangten. Hier war die Reise zu Ende. Der Fluß war erst zur Hälfte zugefroren. Doch durchs kalte Wasser zu schwimmen, dafür hatte der Luchs nun wirklich keine Lust. Während sie nach einer Möglichkeit suchten, den Fluß zu überqueren, kam Lohi angeschwommen.


    'Ihr wollt hinüber? Nichts leichter als das. Etwa 2 km flußaufwärts ist alles fest zugefroren, da kann Ilves leicht hinüberlaufen.' Sprachs und tauchte wieder unter. 'Danke Lohi, vielen Dank!' rief Pinki Punki ihm hinterher. Der Luchs trabte wieder los. Bald erreichten sie die angegebene Stelle und schon waren sie auf der anderen Seite. Hier wartete bereits Hirvi, der große Elchbulle. Er hatte von Punatulkku, dem Dompfaff, die Nachricht bekommen, wohin die Beiden wollten. 'Alles umsteigen,' röhrte der Elch. 'Es kann gleich weitergehen!' Hirvi legte sich sogar hin, damit die beiden Freunde leichter aufsteigen konnten. 'Haltet euch gut fest, es kann stürmisch werden.' Schnell kuschelten sich Waldschrat und Bär ins dichte Nackenfell und hielten sich am Geweih fest. Wieder ging es über Stock und Stein, immer nach Norden. Es wurde immer kälter und die Beiden waren schon ganz steif vor Kälte geworden. Endlich hielt Hirvi vor einem kleinen Holzhaus. Hier wohnten die drei weisen Schwestern Eilen (gestern), Tänään (heute) und Huomena (morgen). Die Tür öffnete sich und eine der Schwestern trat heraus.


    'Hallo Hirvi, bringst du Besuch?' 'Guten Tag, Schwester Eilen. Hier bringe ich euch zwei halb erfrorene Gäste. Einen vergessenen Teddybären und Pinki Punki. Aber den kennt ihr ja. Ihr könnt sicher weiterhelfen.' 'Nun, wir werden sehen. Kommt erst herein und stärkt euch. Hirvi, für dich liegt frisches Heu bereit. Laß es dir gut schmecken, denn für den Heimweg brauchst du viel Kraft.' Fürsorglich hob die alte Frau Bär und Waldschrat vom Rücken des Elchs und trug sie ins Haus. Tänään, die zweite Schwester, kam und stellte jedem eine Schüssel mit Moosbeeren und ein Glas heiße Milch mit Honig hin. Mit Heißhunger fielen Teddy und Pinki Punki über die Köstlichkeiten her. Besonders Teddy leckte sich behaglich die letzten Milchtropfen vom Bart, während Pinki Punki genüßlich die Schüssel mit den Moosbeeren leerte. Inzwischen hatte Huomena, die dritte Schwester, die Daunenbetten für die beiden Reisenden bereitet. Müde fielen diese auf ihr weiches Lager und waren bald darauf eingeschlafen.


    Am nächsten Morgen wurden sie von lautem Geschnatter geweckt. Mit einem Jubelschrei sprang Pinki Punki auf, rannte durch die Hütte und fiel einer Wildente um den Hals.


    'Sorsa, wieso bist du noch hier? Ich freue mich zwar sehr dich zu sehen, aber solltest du nicht längst im Süden sein?' 'Naja! Weißt du, erst wollten die Kinder nicht fliegen lernen und als sie es endlich konnten, kam ein großer Schneesturm. Dann flog wir los. Unterwegs bekam ich von Tuuli, dem Wind, die Nachricht, hierher zu kommen, denn die drei Schwestern hätten einen Auftrag für mich. Meine Familie flog allein weiter und ich kam hierher. Das war eigentlich alles. Und du bist Teddy, der vergessene Bär, das Tagesgespräch unserer Wälder. Wo sind die drei Schwestern eigentlich?' 'Sie kommen gleich, ich kann sie schon hören,' schnurrte eine sanfte Stimme von der Ofenbank. Erschrocken zuckte Teddy zusammen. 'Vor Kissa brauchst du dich nicht zu fürchten, die Katze ist viel zu alt, um jemandem etwas zuleide zu tun. Außerdem ist sie stets lieb und sanft gewesen und hat sogar unter den Mäusen Freunde,' lachte Pinki Punki. Teddy sah genauer hin und entdeckte eine große graue Katze. Er ging zu ihr hin und kraulte sie ganz zart zwischen den Ohren. 'Oh tut das gut!' schnurrte Kissa und schloß vor Behagen die Augen.


    'Na, habt ihr schon Freundschaft geschlossen? Teddy, wir wissen jetzt, wie wir dich nach Deutschland bringen.' 'Wirklich?' Teddy strahlte über das ganze Bärengesicht, worauf Pinki Punki ein saures Gesicht machte. 'Du kannst es wohl nicht erwarten, von uns wegzukommen!' 'Das war eben sehr ungezogen von dir, Pinki Punki. Außerdem bist du ungerecht,' ertönte die Stimme von Schwester Eilen, die unbemerkt von den anderen, in die Stube gekommen war. 'Wenn du in Teddys Lage wärst, ginge es dir wohl genauso.' Der Waldschrat wurde über diesen Tadel ganz rot im Gesicht. 'Ich habe es doch nicht böse gemeint,' stotterte er verlegen.


    'Ich bin nur traurig, daß Teddy weg will. Ich habe das Alleinsein so richtig satt!' 'Teddy wird immer an dich und seine Erlebnisse denken, das weiß ich genau. Und was das Alleinsein betrifft, darüber unterhalten wir uns ein andermal. Warten wir erst einmal das Frühlingsfest ab. Doch jetzt gibt es Wichtigeres zu tun, als Abschiedstränen zu vergießen. Setzt euch hin und hört genau zu: Sorsa, du bringst den Teddy nach Helsinki, in die Hauptstadt. Dort, auf dem Domplatz, wartet der Joulupukki, unser Weihnachtsmann, mit seinem Rentierschlitten auf euch. Du darfst bis nach Italien mitfahren, wo du wieder mit deiner Familie zusammentriffst. Teddy wird vom Joulupukki direkt Zuhause abgeliefert. Alles verstanden? Gut, dann wollen wir zusehen, daß ihr schnell fortkommt. Schließlich kann sich der Weihnachtsmann keine Verspätung leisten.' Schwester Huomena zog Teddy eine warme Jacke an, wickelte ihm einen dicken Schal um Kopf und Hals und setzte ihn auf den Rücken von Sorsa. Traurig stand Pinki Punki daneben. Er mußte hierbleiben. Aber vielleicht - irgendwann einmal - könnte er doch Teddy besuchen. Wer weiß!?! Während Teddy seinen neuen Freunden ein letztes Lebewohl zuwinkte, erhob sich Sorsa in die Luft und drehte nach Süden ab.


    Und wie ging es mit Teddy weiter?


    Kalt und sehr windig war es hier oben auf dem Rücken der Wildente, trotz der warmen Jacke und dem dicken Schal. Er vermißte seinen lustigen Freund Pinki Punki, aber er freute sich auch auf daheim. Unter ihnen tauchten die Lichter der Großstadt auf und schon von weitem hörte man das feine Klingeln der Schlittenglöckchen. Noch eine elegante Schleife und Sorsa landete direkt neben den Joulupukki. 'Da seid ihr ja,' wurden sie freundlich begrüßt. 'Pünktlich, pünktlich, muß ich schon sagen. Na, Teddy, freust du dich auf daheim? In ein paar Stunden bist du wieder da, wo du hingehörst.'


    Teddy konnte nur nicken. Er war sprachlos vor Glück, den Weihnachtsmann so dicht neben sich zu haben. Der sah den Bären erst einmal prüfend an und meinte dann schmunzelnd: 'Ein wenig zerrupft siehst du ja schon aus. Aber wie ich den Matzi kenne, macht ihm das gar nichts aus. Er hat nämlich schrecklich Sehnsucht nach dir. Ich freue mich auf sein Gesicht, wenn er dich sieht.' Lachend setzte er den Teddy zwischen die vielen Pakete und Päckchen neben Sorsa, die bereits, den Kopf unter den Flügel gesteckt, tief und fest schlief. Ein leiser Pfiff und schon fuhr der Rentierschlitten an. Immer schneller und schneller, bis er im hohen Bogen unter Sternengestöber und Glöckchengeläut in den abendlichen Himmel glitt. Und daheim in Deutschland?


    Es war Heiliger Abend und der kleine Matzi saß trübsinnig in seinem Zimmer. Er trauerte immer noch um seinen Freund Teddy und nichts konnte ihn trösten. Da ertönte das Glöckchen, welches zur Bescherung rief. Lustlos stand Matzi auf und trottete zur Treppe. 'Nun komm schon, schau dir deine Geschenke doch wenigstens an,' rief die Mutti. Im Wohnzimmer wartete ein wunderschön geschmückter Weihnachtsbaum auf Matzi. Und wer saß zwischen den vielen Päckchen? Der Teddy!!! Vergessen war all der große Kummer und jubelnd drückte Matzi seinen geliebten, so lange vermißten Teddy an sich.


    'Fröhliche Weihnachten!' rief der Weihnachtsmann, bevor er wieder mit seinem Rentierschlitten im nächtlichen Himmel verschwand.

    Sprich nie ein hartes Wort, womit Du jemanden kränkst. Du triffst vielleicht sein Herz, viel tiefer als Du denkst .

  • Advent, Advent,
    die Mutter rennt
    der Vater schafft
    das Geld herbei
    es gibt ‘ne tolle
    Feierei.


    Der Baumschmuck wird
    an die Tanne gehängt,
    die Kinder kriegen
    was geschenkt.


    Doch nicht wie früher
    - ein Püppilein
    nein, - „es muß groß
    und teuer sein“.


    Ein PC - Multimedia
    in Laptop Ausführung
    das ist doch klar.


    Für Vater ‘nen Handy
    auf dem Gabentisch
    sonst ist das Fest
    doch wirklich nischt.


    ‘nen Truthahn ,‘ne Gans
    für das große Fressen,
    sonst kannst Du das Fest
    wirklich vergessen.


    Bei mir da gibt‘s
    Besinnlichkeit
    und frohes Eingedenken,
    Gesundheit ist mein
    Weihnachtswunsch,
    sonst muß man mir
    nichts schenken.


    Ich schenk von Herzen
    ‘ne Kleinigkeit,
    das ist für mich
    „Frohe Weihnachtszeit“.


    Nur weil etwas GUT ist, heißt das noch lange nicht,
    dass MEHR davon NOCH BESSER ist!

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