Über 60 Jahre ist es her. Zu lange, um das Rätsel um Azzos
Herkunft nachträglich zu klären. Die Spur ist verwischt,
Azzo Bassou längst gestorben.
Azzo, das war eine menschenähnliche Kreatur, die 1931
in Marokko, südlich von Marrakesch, entdeckt wurde.
Augenzeugen, die ihn in den folgenden Jahren zu Gesicht
bekamen, beschrieben ihn unverhohlen als »wilden Idio-
ten, der in einer Höhle lebte und sich ausschließlich von
rohem Fleisch ernährte«. Seltsamerweise ließen sich Azzos
Gesichtszüge keiner uns bekannte Rasse zuordnen. Mit
seiner fliehenden Stirn und seiner wulstigen Nase erinnerte
sein Körperbau vielmehr an den eines Neandertalers oder
eines Pithecanthropus.
Woher stammte Azzo? Handelte es sich bei ihm wirklich
um einen noch lebenden, prähistorischen Vorfahren des
Menschen, wie manche behaupteten? Wir wissen es nicht.
Abgesehen von einigen Presseberichten aus der damaligen
Zeit, existieren so gut wie keine schriftlichen Überlieferun-
gen. Selbst die Fachwelt reagierte nicht: Kaum ein Wissen-
schaftler, der sich der Sache annahm, geschweige denn aus-
führlich darüber berichtete. Wäre Azzo im Laufe der Jahre
nicht mehrmals fotografiert worden, hätte man ihn mitt-
lerweile wohl längst vergessen.
Einer der wenigen, die sich Mitte der 50er Jahre überhaupt
noch an Azzo erinnerten, war der französische Schriftstel-
ler Jean Boullet. Im marokkanischen Vallee du Dades ver-
suchte er 1956 zu eruieren, was aus dem mysteriösen
Vorzeit-Menschen geworden war.
[Blockierte Grafik: http://www.engel-ohne-fluegel.info/LionsGate/bilder/Chronos/Azzos.jpg]
Dieses Bild entstand kurz vor Azzos Tod
Resultat: Azzo warnoch am Leben - und Boullet gelang es, ihn erneut vor die Kameralinse zu locken. Weitere Fotos aus der damaligen Zeit stammen von Professor Marcel Homet, einem franzö-
sischen Ethnologen, der den Erdball Zeit seines Lebens
nach Spuren versunkener Zivilisationen absuchte.
Anfang der siebziger Jahre heftete sich die italienische
Forschungsgruppe »Associazione Studi Preistorici Inter-
nazionale« in der südmarokkanischen Sahara auf Azzos
Spuren. »Als wir - nicht ohne Schwierigkeiten - die Oase
von Sidi Fillah erreicht hatten, baten wir den Häuptling
des Dorfes um Gastfreundschaft«, berichtete der dama-
lige Teilnehmer Mario Zanot später. »Der Häuptling gab
schließlich zu, daß Azzo in der Oase begraben war, und
erklärte dann, seine Knochen seien >unantastbar<. >Der
Mann<, sagte er uns im Vertrauen, >war nicht ganz
normal. Er lief nackt herum, benutzte nur rudimentäre
Gerätschaften und konnte nur ein paar, oft unverständli-
che Worte artikulieren.<«
Azzo war also tot. Dafür stießen die Expeditionsteilneh-
mer auf zwei Frauen, die vom Häuptling als »letzte Ver-
wandte Azzos« bezeichnet wurden: die Schwestern Hisa
und Herkaia, »eigenartige Wesen, die schwere Arbeiten
verrichten müssen«.
Der italienische Autor Peter Kolosimo hat 1971 einige
Fotos der merkwürdigen »Schwestern« veröffentlicht.
Eine gewisse Ähnlichkeit zu Azzo läßt sich nicht leugnen.
Ob die beiden allerdings tatsächlich in verwandtschaftli-
cher Beziehung zu Azzo standen, wird wohl ebenso frag-
lich bleiben müssen wie dessen Herkunft.