GEDICHTE aller ART

  • WENN DIE SONNE WEGGEGANGEN



    WENN DIE SONNE WEGGEGANGEN,
    KOMMT DIE DUNKELHEIT HERAN,
    ABENDROT HAT GOLDENE WANGEN
    UND DIE NACHT HAT TRAUER AN.


    SEIT DIE LIEBE WEGGEGANGEN
    BIN ICH NUN EIN MOHRENKIND,
    UND DIE ROTEN, FROHEN WANGEN
    DUNKEL UND VERLOREN SIND.


    DUNKELHEIT MUß TIEF VERSCWEIGEN
    ALLES WEHE, ALLE LUST;
    ABER MOND UND STERNE ZEIGEN,
    WAS MIR WOHNET IN DER BRUST.


    WENN DIE LIPPEN DIR VERSCHWEIGEN
    MEINES HERZENS STILLE GLUT,
    MÜSSEN BLICK UND TRÄNEN ZEIGEN
    WIE DIE LIEBE NIMMER RUHT.


    (C. BRENTANO)

    Sprich nie ein hartes Wort, womit Du jemanden kränkst. Du triffst vielleicht sein Herz, viel tiefer als Du denkst .

  • WENN LIEB` IN JENEN WELTEN BLÜHT


    WENN LIEB` IN JENEN WELTEN BLÜHT,
    DIE ÜBER STERNEN EWIG WÄHREN,
    WENN DORT DAS TEURE HERZ NOCH GLÜHT,
    DIESELBEN AUGEN, OHNE ZÄHREN, -
    WIE SCHÖN DIE UNBETRETNEN SPHÄREN !
    WIE SÜß ZU STERBEN VOR DER ZEIT,
    DAß ANGST UND TRAUER SICH VERZEHREN
    IN DEINEN STRAHLEN, EWIGKEIT !


    SO MUß ES SEIN ! - NICHT FÜR DEIN ICH
    BEBST DU VOR JENER LETZTEN SCHRANKE
    UND MÖCHTEST FLIEHN UND KLAMMERST DICH
    DOCH AN DES DASEINS MORSCHE PLANKE.
    DIE ZUKUNFT - LIEBLICHER GEDANKE ! -
    GIBT HERZ DEM HERZEN EINST ZURÜCK,
    UND DORT IM AUFERSTEHUNGSTRANKE
    TRINKT SEEL` IN SEEL` EIN EWIG` GLÜCK.



    (LORD BYRON)

    Sprich nie ein hartes Wort, womit Du jemanden kränkst. Du triffst vielleicht sein Herz, viel tiefer als Du denkst .

  • ALS WIR UNS TRENNTEN


    ALS WIR UNS TRENNTEN
    IN SCHWEIGEN UND LEID,
    BRECHENDEN HERZENS,
    FÜR LANGE ZEIT,


    BLEICH WAR DIE WANG UND KALT,
    KÄLTER DER KUß,-
    WAHRLICH, MEIN AHNEN
    GALT BITTEREM SCHLUß.


    DER TAU FIEL SCHAURIG IM MORGENROT :
    MEIN HERZ WAR TRAURIG
    VON KÜNFT`GER NOT.


    DEIN SCHWUR IST VERWEHT NUN,
    DEIN NAM` IST ENTEHRT,
    ICH HÖR` IHN GESCHMÄHT NUN,
    BIS SCHAM MICH VERZEHRT.


    SIE NENNEN DEN NAMEN,
    DA SCHAUDERT` ES MICH, -
    MEIN HERZ WILL ERLAHMEN,
    - SO LIEBTE ICH DICH !


    SIE FLÜSTERN UND SCHERZEN,
    SIE KENNEN JA NICHT
    DEN GRAM HIER IM HERZEN,
    DEN SCHMERZ, DER NICHT NICHT SPRICHT.


    GEHEIM, WIE DIE LUST WAR,
    GEHEIM IST DER SCHMERZ,
    DAß FALSCH DEINE BRUST WAR,
    UND TREULOS DEIN HERZ.


    UND SÄH` ICH DICH WIEDER
    NACH LANGER ZEIT, -
    WIE SOLLT` ICH DICH GRÜßEN ?
    IN SCHWEIGEN UND LEID.



    (LORD BYRON)

    Sprich nie ein hartes Wort, womit Du jemanden kränkst. Du triffst vielleicht sein Herz, viel tiefer als Du denkst .

  • Leise zieht durch mein Gemüt


    Leise zieht durch mein Gemüt
    Liebliches Geläute.
    Klinge, kleines Frühlingslied,
    Kling hinaus ins Weite.


    Kling hinaus bis ans Haus,
    Wo die Blumen sprießen.
    Wenn du eine Rose schaust,
    Sag, ich lass`sie grüßen.


    Küsse, die man stiehlt im Dunkeln
    Und im Dunkeln wiedergibt,
    Solche Küsse, wie beselgen
    Sie die Seele, wenn sie liebt!


    Ahnend und erinnrungssüchtig
    Denkt die Seele sich dabei
    Manches von vergangenen Tagen,
    Und von Zukunft mancherlei.
    Doch das gar zu viele Denken
    Ist bedenklich, wenn man küßt;-
    Weine lieber, liebe Seele,
    Weil das Weinen leichter ist.


    In meiner Erinnerung erblühen
    Die Bilder, die längst verwittert-
    Was ist in deiner Stimme,
    Das mich so tief erschüttert?


    Sag nicht, daß du mich liebst!
    Ich weiß, das Schönste auf Erden,
    Der Frühling und die Liebe,
    Es muß zuschanden werden.


    Sag nicht, daß du mich liebst!
    Und küsse nur und schweige,
    Und lächle, wenn ich dir morgen
    Die welken Rosen zeige...


    (Heinrich Heine)

    Sprich nie ein hartes Wort, womit Du jemanden kränkst. Du triffst vielleicht sein Herz, viel tiefer als Du denkst .

  • Im kurzen Abend



    Im kurzen Abend. Voll Wind ist die Stunde,
    Und die Röte so tief und so winterlich klein.
    Unsere Hand, die sich zagend gefunden,
    Bald wird sie frieren und einsam sein.


    Und die Sterne sind hoch in verblassenden Weiten
    Wenige erst, auseinander gerückt.
    Unsere Pfade sind dunkel, und Weiden breiten
    Ihre Schatten darauf, in Trauer gebückt.


    Schilf rauschet uns. Und die Irrwische scheinen,
    Die wir ein dunkeles Schicksal erlöst.
    Behüte dein Herz, dann wird es nicht weinen
    Unter dem fallenden Jahr ohne Trost.


    Was dich schmerzet, ich sag es im Bösen.
    Und uns quälet ein fremdes Wort.
    Unsere Hände werden im Dunkel sich lösen,
    Und mein Herz wird sein wie ein kahler Ort.


    Georg Heym (1887-1912)

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    Alles, was ich tue und was ich nicht tue, ist Öffentlichkeitsarbeit.
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  • Aus der Kindheit



    "Ja, das Kätzchen hat gestohlen,
    und das Kätzchen wird ertränkt.
    Nachbars Peter sollst du holen,
    daß er es im Teich versenkt !"



    Nachbars Peter hat's vernommen,
    ungerufen kommt er schon:
    "Ist die Diebin zu bekommen,
    gebe ich ihr gern den Lohn! "


    "Mutter, nein, er will sie quälen.
    Gestern warf er schon nach ihr,
    bleibt nichts andres mehr zu wählen,
    so ertränk' ich selbst das Tier."


    Sieh, das Kätzchen kommt gesprungen,
    wie es glänzt im Morgenstrahl!
    Lustig hüpft's dem kleinen Jungen
    auf den Arm zu seiner Qual.


    "Mutter, laß das Kätzchen leben,
    jedesmal, wenn's dich bestiehlt,
    sollst du mir kein Frühstück geben,
    sieh nur, wie es artig spielt!"


    "Nein, der Vater hat's geboten,
    hundertmal ist ihr verziehn!"
    "Hat sie doch vier weiße Pfoten!"
    "Einerlei! Ihr Tag erschien!"


    "Nachbarin, ich folg' ihm leise,
    ob er es auch wirklich tut!«
    Peter spricht es häm'scherweise,
    und der Knabe hört's mit Wut.


    Unterwegs auf manchem Platze
    bietet er sein Liebchen aus;
    aber keiner will die Katze,
    jeder hat sie längst im Haus.


    Ach, da ist er schon am Teiche
    und sein Blick, sein scheuer, schweift,
    ob ihn Peter noch umschleiche -
    ja, er steht von fern und pfeift.


    Nun, wir müssen alle sterben,
    Großmama ging dir vorauf,
    und du wirst den Himmel erben,
    kratze nur, sie macht dir auf!


    Jetzt, um sie recht tief zu betten,
    wirft er sie mit aller Macht,
    doch zugleich, um sie zu retten,
    springt er nach, als er's vollbracht.


    Eilte Peter nicht, der lange,
    gleich im Augenblick herzu,
    fände er, es ist mir bange,
    hier im Teich die ew'ge Ruh.


    In das Haus zurückgetragen,
    hört er auf die Mutter nicht,
    schweigt auf alle ihre Fragen,
    schließt die Augen trotzig - dicht.


    Von dem Zucker, den sie brachte,
    nimmt er zwar zerstreut ein Stück;
    doch den Tee, den sie ihm machte,
    weist er ungestüm zurück.


    Welch ein Ton! Er dreht sich stutzend,
    und auf einer Fensterbank,
    spinnend und sich emsig putzend,
    sitzt sein Kätzchen blink und blank.


    "Lebt sie, Mutter?" "Dem Verderben
    warst du näher, Kind, als sie!"
    "Und sie soll auch nicht mehr sterben?"
    "Trinke nur, so soll sie's nie!"



    Friedrich Hebbel

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    Alles, was ich tue und was ich nicht tue, ist Öffentlichkeitsarbeit.
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  • Sie war ein Blümlein hübsch und fein 



    Sie war ein Blümlein hübsch und fein,
    Hell aufgeblüht im Sonnenschein.


    Er war ein junger Schmetterling,
    Der selig an der Blume hing.


    Oft kam ein Bienlein mit Gebrumm
    Und nascht und säuselt da herum.


    Oft kroch ein Käfer kribbelkrab
    Am hübschen Blümlein auf und ab.


    Ach Gott, wie das dem Schmetterling
    So schmerzlich durch die Seele ging.


    Doch was am meisten ihn entsetzt,
    Das Allerschlimmste kam zuletzt.


    Ein alter Esel fraß die ganze
    Von ihm so heißgeliebte Pflanze.



    Wilhelm Busch 1883

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  • Liebe und Frühling 


    Ich muß hinaus, ich muß zu dir,
    Ich muß es selbst dir sagen:
    Du bist mein Frühling, du nur mir
    In diesen lichten Tagen.


    Ich will die Blumen nicht mehr sehn,
    Nicht mehr die grünen Matten,
    Ich will nicht mehr zu Walde gehn
    Nach Duft und Klang und Schatten.


    Ich will nicht mehr der Lüfte Zug,
    Nicht mehr der Wellen Rauschen,
    Ich will nicht mehr der Vögel Flug
    Und ihrem Liede lauschen.


    Ich will hinaus, ich will zu dir
    Ich will es selbst dir sagen:
    Du bist mein Frühling, du nur mir,
    In diesen lichten Tagen


    August Heinrich Hoffmann von Fallersleben

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  • Die Liebe



    Die Liebe hemmet nichts;
    sie kennt nicht Tür noch Riegel
    Und dringt durch alles sich;
    Sie ist ohn Anbeginn,
    schlug ewig ihre Flügel
    Und schlägt sie ewiglich
    .


    Matthias Claudius

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  • Heimliche Liebe

    O dieser Abend, welch ein Abend!
    Es fließt der Strom so sanft und rein.
    O diese Stunden, was für Stunden!
    Ich darf mit ihm im selben Boote sein.


    Oh, ich verberge mein Erröten,
    Nicht soll man schelten mich gemein.
    O töricht Herz, warum willst du nicht brechen?
    Ich weiß, ich fand dem Liebsten mein.


    Oh, auf dem Berge stehen Bäume,
    Mit vielen Zweigen grün und dicht!
    O, wie ich liebe meinen Liebsten!
    Und doch, der Liebste weiß es nicht.


    ein altes Lied aus der Dschou-Dynastie

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  • Ich habe den Traum der Rose belauscht 


    Ich habe den Traum der Rose belauscht,
    der keusch vom kühlen Duft umsprüht,
    aus ihrer Blumenseele glüht;
    ich hab ihn mit allen Sinnen
    belauscht und mich berauscht.




    Richard Dehmel

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  • DANKE 


    Ich schulde Dank für etwas,das im Leben
    als größte Wohltat mir vom Himmel wohl gegeben,
    es ist nicht schwierig,was könnte ich meinen,
    es ist das Lachen und es ist das Weinen.


    Wenn es mich ankommt,ja,dann fließ ich über,
    und manchmal ist mir,daß ich lach darüber-
    und find ich letztlich doch ins Weinen mich zurück,
    dann ist mir dies noch mehr als Lachen Glück.


    Es macht mich frei und öffnet alle Poren,
    und was man mir auch nimmt,es bleibt mir unverloren,
    und was man mir auch gibt,ich halts in leichten Händen
    und kann es leichten Herzens noch verschwenden.


    Es kann mich ein Gedanke so erfassen,
    daß ich von Tränen nimmermehr mag lassen-
    doch gleich darauf sitzt mir der Schalk im Nacken,
    daß tausend Teufel zwicken mich und zwacken.


    Doch bin ich der Musik erst hingegeben,
    möcht ich vor lauter Glück oft nicht mehr leben-
    doch vor dem Sterben,eh sie Asche streuen,
    noch einmal herzlich lachen und mich freuen.




    dieses Gedicht habe ich von einem lieben Bekannten bekommen

    Sprich nie ein hartes Wort, womit Du jemanden kränkst. Du triffst vielleicht sein Herz, viel tiefer als Du denkst .

  • DIE ZÄRTLICHKEITEN


    ICH LIEBE JENE ERSTEN BANGEN ZÄRTLICHKEITEN,
    DIE HALB NOCH FRAGE SIND UND HALB SCHON ANVERTRAUEN
    WEIL HINTER IHNEN SCHON DIE ANDREN STUNDEN SCHREITEN,
    DIE SICH WIE PFEILER WUCHTEND IN DAS LEBEN BAUN.


    EIN DUFT SIND SIE; DES BLUTES FLÜCHTIGSTE BERÜHRUNG,
    EIN RASCHER BLICK, EIN LÄCHELN, EINE LEISE HAND -
    SIE KNISTERN SCHON WIE ROTE FUNKEN DER VERFÜHRUNG
    UND STÜRZEN FEUERGARBEN IN DER NÄCHTE BRAND.


    UND SIND DOCH SELTSAM SÜß,WEIL SIE IM SPIEL GEGEBEN
    NOCH SANFT UND ABSICHTSLOS UND LEISE NUR VERWIRRT,
    WIE BÄUME, DIE DEM FRÜHLINGSWIND ENTGEGNBEBEN,
    DER SIE IN SEINER HARTEN FAUST ZERBRECHEN WIRD.

    (S. ZWEIG)

    Sprich nie ein hartes Wort, womit Du jemanden kränkst. Du triffst vielleicht sein Herz, viel tiefer als Du denkst .

  • LIEBESLIED


    WIE SOLL ICH MEINE SEELE HALTEN,
    DAß SIE NICHT AN DEINE RÜHRT ?


    WIE SOLL ICH SIE HINHEBEN
    ÜBER DICH ZU ANDERN DINGEN ?


    ACH GERNE MÖCHT ICH SIE BEI IRGENDWAS
    VERLORENEM IM DUNKEL UNTERBRINGEN
    AN EINER FREMDEN STILLEN STELLE,
    DIE NICHT WEITERSCHWINGT,
    WENN DEINE TIEFEN SCHWINGEN.


    DOCH ALLES, WAS UNS ANRÜHRT,
    DICH UND MICH,
    NIMMT UNS ZUSAMMEN,
    WIE EIN BOGENSTRICH,
    DER AUS ZWEI SEITEN EINE STIMME ZIEHT.


    AUF WELCHES INSTRUMENT SIND WIR GESPANNT ?
    UND WELCHER SPIELER HAT UNS IN DER HAND ?


    O SÜßES LIED.



    (RAINER MARIA RILKE)

    Sprich nie ein hartes Wort, womit Du jemanden kränkst. Du triffst vielleicht sein Herz, viel tiefer als Du denkst .

  • FRÜHLINGS-SEUFZER 



    Grosser Gott, in dieser Pracht
    Seh' ich Deine Wunder -Macht
    Aus vergnüg'ter Seelen an.
    Es gereiche dir zu Ehren,
    Daß ich sehen, daß ich hören,
    Fühlen, schmecken, riechen kann!



    Barthold Heinrich Brockes (1727)

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    Alles, was ich tue und was ich nicht tue, ist Öffentlichkeitsarbeit.
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  • FRÜHLINGSGLAUBE 



    Die linden Lüfte sind erwacht,
    Sie säuseln und weben Tag und Nacht,
    Sie schaffen an allen Enden.
    O frischer Duft, o neuer Klang!
    Nun, armes Herze, sei nicht bang!
    Nun muß sich alles, alles wenden.
    Die Welt wird schöner mit jedem Tag,
    Man weiß nicht, was noch werden mag,
    Das Blühen will nicht enden.
    Es blüht das fernste, tiefste, Tal:
    Nun, armes Herz, vergiß der Qual!
    Nun muß sich alles, alles wenden.



    Ludwig Uhland
    1812

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    Alles, was ich tue und was ich nicht tue, ist Öffentlichkeitsarbeit.
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  • OSTERN 



    Es war daheim auf unserm Meeresdeich;
    ich ließ den Blick am Horizonte gleiten,
    zu mir herüber scholl verheißungsreich
    mit vollem Klang das Osterglockenläuten.


    Wie brennend Silber funkelte das Meer,
    die Inseln schwammen auf dem hohen Spiegel,
    die Möwen schossen blendend hin und her,
    eintauchend in die Flut der weißen Flügel.


    Im tiefen Kooge bis zum Deichesrand
    war sammetgrün die Wiese aufgegangen;
    der Frühling zog prophetisch über Land,
    die Lerchen jauchzen, und die Knospen sprangen.


    Enfesselt ist die urgewalt'ge Kraft,
    die Erde quillt, die jungen Säfte tropfen,
    und alles treibt, und alles webt und schafft,
    des Lebens vollste Pulse hör ich klopfen.

    Theodor Storm

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    Alles, was ich tue und was ich nicht tue, ist Öffentlichkeitsarbeit.
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  • Aus ihren Augen lacht die Freude ...



    Aus ihren Augen lacht die Freude,
    Auf ihren Lippen blüht die Lust,
    Und unterm Amazonenkleide
    Hebt Mut und Stolz und Drang die Brust;
    Doch unter Locken, welche fliegen
    Um ihrer Schultern Elfenbein,
    Verrät ein Seitenblick beim Siegen
    Den schönen Wunsch besiegt zu sein.


    Jakob Michael Reinhold Lenz

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    Alles, was ich tue und was ich nicht tue, ist Öffentlichkeitsarbeit.
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  • Ach, wie sehn ich mich nach dir 



    Ach, wie sehn ich mich nach dir,
    Kleiner Engel! Nur im Traum,
    Nur im Traum erscheine mir!
    Ob ich da gleich viel erleide,
    Bang um dich mit Geistern streite
    Und erwachend atme kaum.
    Ach, wie sehn ich mich nach dir,
    Ach, wie teuer bist du mir,
    Selbst in einem schweren Traum.


    von Goethe

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    Alles, was ich tue und was ich nicht tue, ist Öffentlichkeitsarbeit.
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  • Das Veilchen 



    Ein Veilchen auf der Wiese stand,
    Gebückt in sich und unbekannt;
    Es war ein herzigs Veilchen.
    Da kam eine junge Schäferin
    Mit leichtem Schritt und munterm Sinn
    Daher, daher,
    Die Wiese her, und sang.



    Ach! denkt das Veilchen, wär' ich nur
    Die schönste Blume der Natur,
    Ach, nur ein kleines Weilchen,
    Bis mich das Liebchen abgepflückt
    Und an dem Busen matt gedrückt!
    Ach nur, ach nur
    Ein Viertelstündchen lang!



    Ach! aber ach! das Mädchen kam
    Und nicht in acht das Veilchen nahm;
    Ertrat das arme Veilchen.
    Es sank und starb und freut' sich noch:
    Und sterb' ich denn, so sterb' ich doch
    Durch sie, durch sie,
    Zu ihren Füßen doch.



    von Goethe

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